Wanken und Hüpfen beim Sprinter vorbei

Wanken und Hüpfen beim Sprinter vorbei

28. Mai 2018 22 Von Mikesch

Die Schaukelei und das Wanken des Sprinters wird ja in vielen Foren diskutiert und wie man Abhilfe schaffen kann. Wenn man sich das Fahrwerk von unten betrachtet, erkennt man, warum der Sprinter so wankt und schaukelt und dass es recht schwierig ist, es ihm abzugewöhnen.

Fahrwerk

Fahrwerk

Die Ursache liegt an den viel zu engen Aufnahmepunkten der Federn und der Stoßdämpfer. Wenn dann das breite Wohnmobil mit 5 Tonnen beladen ist, kommt das Fahrwerk an seine Grenzen, dazu kommt der hohe und schwere Aufbau (3,44m) dessen Hebelkräfte das schwächliche Fahrwerk nichts entgegensetzen kann.

Egal, an das Wanken des Sprinters hatte ich mich mittlerweile gewöhnt. Was mir wirklich unsäglich auf den Nerv gegangen ist, das ist die Hüpferei des Hecks bei Bodenwellen oder wenn ich mal nur einen Bordstein herunter fuhr. Dauernd sprangen die Kleiderbügel von der Stange oder im Bad flog die Klobürste aus der Halterung. Einige Pisten oder die Straßen in Kanada und Alaska auf den Permafrost Böden hatten mich fast in den Wahnsinn getrieben.

Ursache ist eine kaum vorhandene Zugstufe der Serien-Stoßdämpfer. Ich empfinde es als Unverschämtheit seitens Mercedes, solch für mich untaugliche Teile bei einem so hochpreisigen Fahrzeug zu verbauen, dass zumal der Sprinter auch für die Piste ausgelegt sein soll und es sich hier um ein 5 Tonnen Fahrzeug handelt.

Marquart Werkstatt

Marquart Werkstatt

Bei Recherchen tauchte im Netz mit den positivsten Erfahrungen immer wieder die Firma Marquart in Löningen auf. Marquart ist ein Spezialist für LKW-Fahrwerke. Der erste Kontakt verlief ungemein freundlich und ich hatte gleich das Gefühl, einen kompetenten Partner gefunden zu haben. Wer die Stoßdämpfer bei Marquart montieren lassen möchte, sollte sich nach der Adresse der Werkstatt erkundigen, geht im Vorgespräch leicht unter. Die Montage selbst wird durch eine Partner LKW-Werkstatt durchgeführt, ebenso ein nettes Service orientiertes Unternehmen. Die netten Herren hatten mir einfach so als Service mein Bimobil von all dem festgebackenen Salzschmodder von Alaska und Kanada am Unterboden befreit!

Nach Durchgabe der Kenndaten wie Motorradbühne, Lage der Tanks, Überhang und die fahrbereite Achslast wurde an Stelle der unwirksamen 5cm Stoßdämpfer ein 7cm Stoßdämpfer mit ordentlicher Zugstufe verbaut. Zur Wahl stand ein weicherer und ein sportlicherer Stoßdämpfer. Auf Grund dessen, dass wir meist mit knapp 3,5 Tonnen auf der Hinterachse unterwegs sind, entschied ich mich für die straffere Version, die nach dem ersten Fahrversuch auch so verbaut blieb.

Marquart Stossdämpfer

Marquart Stossdämpfer

Unterschied

Unterschied (Originale hier voll ausgezogen)

Unterschied der Dicke

Unterschied der Dicke

Erster Fahreindruck

Erst mal betrat ich den Aufbau, kein Schaukeln wie bisher, auch als ich mich innen bewegte, kein Schiff mehr. Zunächst ging es dann zusammen mit Herrn Marquart auf einen asphaltierten Feldweg mit vielen Dellen und Löchern. Ich beschleunigte auf ca. 80 km/h, der Feldweg wurde einfach glatt gebügelt. Ich wurde übermütig, ich fuhr mit gleicher Geschwindigkeit mit den rechten Rädern die Kante von dem Asphalt runter auf das Gras mit Löchern und Hubbeln. Und? Nix! Als wenn ich einfach auf Asphalt weiter gefahren wäre.

Da, da, da kommt eine rechtwinklige enge Kurve…” meinte nervös Herr Marquart. Und? Ich in die Eisen, 2. Gang rein und mit Schmackes sowie Tritt aufs Gaspedal mit gut 40 km/h einen Haken geschlagen. Das hatte ich noch nie geschafft, mit durchdrehenden Rädern auf trockenem Asphalt quietschend um die Kurve. Aber das Bimobil lag wie ein Brett, neigte sich nur wenig und schaukelte nicht nach. “Boah…” hörte ich vom Beifahrersitz.

Danach folgte eine breite Landstraße, Beschleunigung auf 90 und nun war Slalom angesagt. Wie an der Schnur gezogen, zog das schwere Wohnmobil seine Sinuskurven. Sicherlich spürte man die Lastwechselreaktionen, aber es es kam nie ein Gefühl der Unsicherheit auf. Das wäre mit den originalen Stoßdämpfern nicht möglich gewesen.

Nun ging es zurück auf dem Feldweg wieder über Hubbel und Löcher, wovon ich aber nichts merkte. Dann noch eine Herausforderung, einen höher gelegten Bahnübergang, eine kleine Sprungschanze. Den hätte ich vorher mit um 15 km/h gequert, jetzt beschleunigte ich auf 60. Das Bimo hob förmlich ab, wie sich später herausstellte, hatten sich etliche Klamotten selbständig gemacht. Alles was nicht fest war ist durch die Gegend geflogen. Egal, das Bimo setzte zur Landung an, tauchte kurz ein und das Austauchen war nur eine Bewegung. Kein mehrmaliges Eintauchen und Hüpfen mehr.

Am heutigen Tag war es sehr windig, ne gute Brise kam von der Seite. Sicherlich spürte ich den Wind, aber ich musste nicht mehr am Lenkrad rudern wie vorher und das Wohnmobil hielt seine Spur. Das Kippen des Aufbaus war auch nicht mehr da.

Später testete ich noch Senken im schrägen Winkel, kein mehrmaliges Aufschaukeln mehr wo sich vorher im Bimo alles selbständig gemacht hatte. Das Schaukeln befand sich in einem zu erwartenden Bereich.

Test mit Bravour bestanden!

Fazit

Die Stoßdämpfer sprechen sehr schnell an, so dass man kleinere Dellen, Löcher und Unebenheiten nicht mehr spürt. Wo früher das Seil für die Handbremse dauernd gerasselt hatte, jetzt ist weitgehends Ruhe.

Andererseits ist die Dämpfung sehr stark, ein starkes Eintauchen des Hecks wird sehr gut aufgefangen und gedämpft. Kein mehrmaliges Hüpfen und übergroßes Austauchen mehr, dass alle Klamotten durch die Gegend gewirbelt hatte.

Das Schwanken und Wanken des Sprinters ist, wie ich schon mehrmals schrieb, nicht gänzlich zu unterbinden. Allerdings ist das Wanken um geschätzt 70 – 80% vermindert, einem Bereich, was bei einem Fahrzeug dieser Art zu erwarten ist. Man kann sich nun innen bewegen, ohne das Gefühl zu haben, sich auf einem Schiff zu befinden.

Die Stoßdämpfer sind mit 7cm, sprich 2cm mehr als die Originalen recht robust und finden in (klein-) LKW ihren Einsatz. Ansonsten hätte ich den Sprung über die Bahngleise mit 5 Tonnen Lebendgewicht kaum gewagt.

Man muss testen, das bietet Marquart ja auch ohne Mehrkosten mit unterschiedlichen Dämpfern an. In Zusammenspiel mit meiner Zusatzluftfederung, wo ich den Druck von 4,5 auf 3 bar verringert hatte war das Ergebnis mit Diesen optimal. Überhaupt sollte man dem schwächlichen Fahrwerk, zumindest bei den 5 Tonnern wo man das Gewicht auch ausnutzt, entweder eine Zusatzluftfederung oder eine zusätzliche Feder gönnen. Ich denke, nur dann erzielt man ein optimales Ergebnis. Das sollte man dann auch vorher machen, da bei einem späteren Einbau u.U. von Feder/Zusatzluftfederung die Abstimmung nicht mehr passt.

Das Fahren fühlt sich nun in jeder Situation viel sicherer an. Ich muss echt aufpassen, dass ich nicht zu übermütig werde 🙂

Ein Ärgernis gibt es trotzdem…

Warum habe ich die Stoßdämpfer nicht von Anfang an verbaut, viel Flucherei wäre mir erspart geblieben!