Auf nach Skandinavien

Auf nach Skandinavien

24. Mai 2022 3 Von Mikesch

Wir verbrachten nun ein paar Tage nahe unserer Basisstadt Oldenburg um neues Plastikgeld abholen, das Bimo neu auszurüsten und Stunden vor dem Laptop zu verbringen.
Komisch fand ich das schon, im beginnenden Sommer Schneeketten einzupacken 😁
Über Dänemark und Schweden sollte es hoch nach Norwegen gehen, die Rückkehr geplant so gegen Oktober erfolgen.

Vorbereitung April 2022

Wohnmobile > 3,5 Tonnen benötigen einen Transponder. Vorteil ist, dass die Maut dann zum PKW-Tarif abgerechnet wird.
Das System muss man erst einmal begreifen. Der Transponder, sprich BroBizz für die Mautabrechnung ist ja eine Sache. Dazu sollte man, um weitere Rabatte einzuheimsen, Verträge mit Betreibern abschließen. Das wäre für die Brücken, sofern man die von Dänemark aus nutzen möchte und für die Fähren. Die rechnen größtenteils über den norwegischen Transponder oder den BroBizz ab. Jedoch teilweise auch altertümlich über eine Plastikkarte. Da war ich zu blöd, das hätte ich drei Wochen vorher anleiern sollen, aber ich warte jetzt nicht noch Wochen in Oldenburg auf die Plastikkarte. Das Ganze muss dann auch noch mit dem Transponder verknüpft werden.
Da kämpft man sich durch unterschiedliche Webseiten, muss überall ein Konto erstellen und Geld einzahlen. Die Seiten und das Prozedere sind nutzerunfreundlich und bieten kaum Informationen. Ich dachte immer, die Skandinavier seien digital so fortschrittlich, weit gefehlt. Bis eine Kreditkarteneinzahlung im Konto auftaucht und überhaupt abgebucht wird, können 4 und mehr Tage vergehen. Hallo?
Schadstoffklasse und Fahrzeugart können bei der Anmeldung auch nicht angegeben werden, dazu muss man eine Mail mit Kopie der Zulassung schicken und erhält noch nicht einmal eine Bestätigung darüber damit man kontrollieren kann, ob die Eingaben korrekt sind. Das sieht man auch nicht im Kundenkonto. Kann man nur hoffen, dass das auch geklappt hat. Einen Hinweis über das Prozedere hierzu findet man ebenso nirgends. Mich erinnerte dieses dilettantische Gehampel ein wenig an „Asterix erobert Rom“😤
Um das Rad nicht neu zu erfinden, alle Infos über das Prozedere findet ihr sehr gut aufbereitet bei nordlandblog.de

01.05.2022 – Los gehts – Sandstedt

Heute begann dann bei schönstem Wetter nach Übersetzen über die Weser bei Sandstedt unsere Sommerreise in den hohen Norden. Hier trafen wir dann noch Fred&Gabi, die wir genau hier vor fast genau 7 Jahren kennen gelernt hatten und seit dem in ihren blauen Hymer die Welt unsicher machen.
Das Abenteuer kann nun beginnen…

06.05.2022 – Grasberg – 50 km

In Grasberg befindet sich ein nicht gar so unschöner und praktischer Stellplatz mit VE.
Alle Einkaufsmöglichkeiten befinden sich in der Nähe und der Ort ist eine hervorragende Basis für Unternehmungen, insbesondere für Radtouren.
Wir erkundeten die in der Nähe liegende Künstlerstadt Worpswede und von Grasberg aus führt ein Radweg entlang der Worpe zum Rhododendron-Park und dem botanischen Garten in Bremen.
Zig mal waren wir in Bremen und unternahmen Spaziergänge, Wanderungen und Radtouren. Wieso entdeckten wir die wunderschönen Gärten erst jetzt? Aber besser spät als nie!

09.05.2022 – Tister Bauernmoor – 50 km

Man entdeckt doch immer wieder kleine Naturwunder, gerade wenn man nicht damit rechnet. Dabei dachten wir, wir würden diese Ecke hier kennen.
Das 570 ha große Tister Bauernmoor wurde erst 2002 zum Naturschutzgebiet erklärt und ist so ziemlich das östlichste Hochmoor Niedersachsens.
Vielleicht mag es an an dem grandiosen Wetter gelegen haben, jedenfalls ist es für uns das schönste Moor, welches wir in Norddeutschland bisher besucht hatten.
Zu allem Glück war auch unser Übernachtungsplatz ein HighLight. Alleine standen wir in der Natur ohne dabei ein weiteres Wohnmobil weit und breit zu sehen.

Ebenso lohnt eine kleine Wanderung vorbei an Burgsittensen entlang der Oste nach Sittensen hinein. Bevor man den Rückweg antritt, kann man an der Mühle im Park ein wenig entspannen.
Hierzu ein kleiner Clip von 1:12 min:

12.05.2022 – Salzhausen – 50 km

Weil sich in Salzhausen mit der Bio Car Wash eine super tolle Selbstwaschanlage befindet, legten wir hier einen Zwischenstopp auf dem kleinen kostenlosen Wohnmobilstellplatz ein.
Die Waschanlage ist nicht wirklich günstig, dafür aber vom Feinsten! Sogar ein riesiges Leitergestell befindet sich bei der LKW-Waschanlage, damit man auch das Dach reinigen kann.
Anschließend entspannten wir uns mit einem Spaziergang entlang der Luhe.

13.05.2022 – Amelinghausen/Lopausee – 10 km

Das schöne Wetter wollte nicht enden, also legten wir ein Urlaubswochenende am Lopausee ein. Zum Einen durften wir nicht zu schnell sein, denn die bald in OL eintrudelnde Ferjekort wird uns ja hinterher geschickt.
Zum Anderen findet nahe Oldenburg i.H. das G7 Treffen statt, da wurde das Gebiet weiträumig hin abgeschottet und es war mit viel Verkehr zu rechnen. Deshalb sind entspannte Tage am See deutlich angenehmer.
Auf diesem kostenpflichtigen (7€) Wohnmobil-Stellplatz ohne VE standen wir bereits letztes Jahr auf der Durchreise zum Baltikum. Dieser Platz und die Umgebung sind so schön, dass ich ihm mit einen eigenen kleinen Bericht gewürdigt habe. Wenn ihr mal in diese Gegend kommen solltet, lest dazu meinen Bericht Wohnmobil-Stellplatz Lopausee Amelinghausen, mit Infos über Sehenswürdigkeiten, einer Wanderkarte mit GPS-Daten zum Download, etlichen Bildern und auch ein Video mit Luftaufnahmen.
Warum dieser traumhafte Platz kaum frequentiert ist, keine Ahnung. Vielleicht weil es hier außer Natur nichts gibt, gut so…

Lopausee Stellplatz

Selbstverständlich durfte eine kleine Radtour auch nicht fehlen, dazu ein kleiner Clip von 1 min:

15.05.2022 – Schiffshebewerk Scharnebeck – 30 km

Irgendwann waren wir hier schon einmal, völlig vergessen wann das war. Wenn man nicht alles aufschreibt… 😉
Das Schiffshebewerk in Scharnebeck ist wohl eines der Größten und mit einer Fallhöhe von 38m und mit einer nutzbaren Länge von 100m durchaus imposant. Niederfinow oder Magdeburg finden wir jedoch deutlich imposanter und vor allem auch schöner.
Egal, eigentlich ist der nicht wirklich ganz so schöne Parkplatz am Hebewerk mit Übernachtungserlaubnis eher die Basis für eine Radtour in die historische Altstadt von Lüneburg gewesen. Für solch ein Vorhaben ist die Destination durchaus empfehlenswert.

Radtour nach Lüneburg – 30 km

Wir waren vor etlichen Jahren schon einmal in Lüneburg und da hat sich zwischenzeitlich so einiges getan. Die historische Altstadt ist großflächig mit viel Liebe zum Detail durchweg restauriert worden. Gut 6 km sind wir durch die Altstadt gelaufen und haben noch nicht jede Gasse und Straße gesehen.
Uns fiel vor allem auf, dass die Fassaden der Geschäfte, auch die der Ketten, so gut es ging in den alten Baustil integriert wurde.
Oftmals ist es ja leider so, dass gerade die Geschäfte der Ketten den Eindruck einer eigentlich netten Innenstadt versauen.

17.05.2022 – Lübeck – 80 km

In Lübeck trafen wir uns mit Michael H., einem Leser unseres Blogs, zu dem wir unsere Ferjekort haben schicken lassen.
Er hat sich ein alten amerikanischen Schulbus, liebevoll Schooly genannt, zu einem besonderen Wohnmobil ausgebaut. Er fand sogar in einer Reportage des NDR Erwähnung. Der Bericht ist leider nicht mehr in der Mediathek verfügbar, deshalb kann ich den netten Bericht hier nicht einbetten.

Bei der Gelegenheit nutzten wir die Chance für einige Einkäufe und da sich hier ein toller Waschsalon befindet, hielten wir auch einen Waschtag ab.
Zwar gibt es beim Citti-Center eine offizielle nett hergerichtete Übernachtungsmöglichkeit, sogar mit VE, allerdings war das dort so voll und laut, dass wir uns ein Stück weiter auf dem großen REWE-Parkplatz gestellt hatten. Da kam dann wieder Walmart-Feeling auf…
Nebenan befindet sich eine Hoyer-Tankstelle und plötzlich purzelten in der Nacht die Preise. Schnell noch einmal für 1,90€/L Diesel und für nen 1€/L Gas getankt. Mann, solche Preise nennt man mittlerweile günstig…
Der offizielle Platz an der Tankstelle ist übrigens gefüllt mit Skandinavier die sich hier mit Alkohol eindecken. Sie brauchen noch nicht einmal Pfand für ihre Dosen zahlen…

Ebenso sollte nach rund 20 Jahren wieder eine Stadtbesichtigung Lübecks drin sein. Dazu wollten wir uns auf den stadtnahen Stellplatz stellen. Wenn man jedoch die Wahl zwischen unschön, eng, laut und mit 12€ teuer oder ebenso laut, mit viel Platz sogar gar nicht so übel mit VE und kostenlos hat, was macht man dann? Richtig, deshalb sind wir wieder zum Citti zurück und mit den Rädern in die Stadt gefahren.
Es ist übrigens ein Trauerspiel, dass eine Stadt wie Lübeck nicht in der Lage ist, einen anständigen Wohnmobil-Stellplatz einzurichten.
Die Innenstadt von Lübeck hat schon was, bemerkenswert die Baustile aus den unterschiedlichen Epochen.
Leider gibt es auch hier wieder genügend Schmierfinken, die alles voll sprayen 🙁

19.05.2022 – Sütel – 75 km

Wir waren froh, wieder aus Lübeck heraus zu kommen. Dieser Verkehr, das ist einfach nichts für uns. Das Radfahren ist auch nicht so der Hit, ich vermute mal, dass die Stadtplaner noch nie auf einem Rad gesessen haben und durch ihre Stadt geradelt sind.
Also musste erst mal etwas Ruhe und Entspannung her. In Schleswig-Holstein ist das Freistehen an netten Ecken und/oder auch Parkplätzen so eine Sache. Das Land geht hier rigoros gegen Wohnmobile vor. Sogar auf Plätzen mit dem Zusatzzeichen Wohnmobil werden Tickets verteilt. Das sind zwar Wohnmobil-Parkplätze, dies bedeutet aber nicht, dass man dort auch übernachten darf! Schleswig-Holstein scheint zur Zeit das einzige Bundesland zu sein, dass die gesetzlichen Vorgaben konsequent durchzusetzen scheint. Belustigend, dass es immer noch Leute gibt, die auf ihr eingebildetes Recht mit der Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit pochen und vor Gericht auf die Nase fallen.
Sind die Preise für die Stellplätze hier deshalb so hoch? Für hässliche enge Parkplätze werden zwischen 20 und 30€ verlangt, teils noch nicht mal mit VE. Die haben doch ein Rad ab!
In Sütel kurz vor Fehmarn befindet sich ein schöner Wohnmobil-Stellplatz im Grünen mit großzügigsten Parzellen mit bestimmt um die mindestens 100 m2 für 16€ inkl. Strom und Wasser, die bezahl ich dann doch gerne. Also legten wir ein paar Tage Urlaub ein…

Radtour nach Heiligenhafen – 20 km

In Anbetracht angesagten Regens zum Spätnachmittag hin unternahmen wir nur eine kleine Radtour nach Heiligenhafen. Über Hügel mit dem nun blühenden Raps und an der Ostsee entlang ist die Route recht hübsch.
Heiligenhafen ist ein kleines gemütliches Ostseebad wo man sogar noch fangfrischen Fisch erwerben kann. Ich vermute jedenfalls, dass der noch aus der Ostsee kommt. Etliche toll renovierte alte Häuser sorgen für ein gemütliches Flair.
Ganz toll die Automaten im Hafen, wo Gäste ihre Kurtaxe entrichten sollen. Keine Ahnung, ob manchmal das Ordnungsamt herum läuft und Kurtaxenzettel kontrolliert.
Der Regen kam übrigens erst in der Nacht, zuvor klarte es noch einmal mit Sonnenschein auf.
Ach ja, als wir die Räder aus dem Staufach heraus geholt hatten, sahen wir es: Wieder eine Staufachklappe undicht, Nr. 3 am Qualitätsmobil…
Dafür hab ich mir vorher klares Tape zum Absichten besorgt, war ja mit zu rechnen. Sieht toll aus, so ein getaptes Bimobil.

22.05.2022 – Astrup – 70 km

In Burg auf Fehmarn hatten wir noch einmal unseren Proviant aufgefüllt, dann ging es mit der Fähre PuttgardenRødby (Vogelfluglinie) nach Dänemark. Die Fähre sollte man auf jeden Fall vorher buchen, was zu dieser Zeit aber durchaus auch kurzfristig erfolgen kann. Wenn Platz frei ist kommt man auch eine Fähre früher drauf.
War aber alles ganz schön steinzeitlich 😉
So als Fremder: Keine vernünftige Auszeichnung. Gilt man als LKW, da es keine Auszeichnung für Womos gibt? Keine Spur für Reservierte, vor Ort Zahler halten den ganzen Verkehr auf…
Da sitzen echt Menschen in Häuschen und drucken noch Zettel aus, selbst bei reservierten Plätzen 😁


Unseren ersten Stopp legten wir auf einem Bauernhof bei Astrup ein. Wir standen hier völlig alleine und völlig abgeschieden in völliger Ruhe nahe der Ostsee. Ok, die Vögel schrien ganz schön.
Die erste Mückenbegegnung hatten wir hier auch, Gott sei Dank nur die Männchen, die sich hier zu tausenden auf der Wiese verabredet hatten.
Noch eine Notiz am Rande: In der Nacht musste ich zur Toilette und vernahm ein Tröpfelgeräusch, anders als sonst. Ups, da ist doch ein Teil des Pis in den Feststoffbehälter gelaufen. Wie kann das?
Kann doch nicht verstopft sein, unmöglich, woher auch. In der Tat, wir hatten es geschafft, in 5 Tagen unseren 80-L Tank überlaufen zu lassen. Soviel zu der Behauptung, 10 L reichen für 2 Tage 😉

23.05.2022 – Roskilde – 97 km

Vielen ist Roskilde vom gleichnamigen Festival bekannt. Hier schneidet der Roskilde-Fjord tief in die Region Seeland ein.
Es gibt mit rund 270 km sogar einen Wanderweg rund um den Fjord mit etlichen freien, Zeltplätzen.
Auch wir fanden hier unseren Übernachtungsplatz. Schade, dass es so windig war, weswegen ich meine Hummel leider nicht steigen lassen konnte. Die Landschaft um den See herum ist einfach wunderschön.

Für uns ging die kurze Tour durch Dänemark hier zu Ende und es begann mit Querung des Öresunds über die Öresundbrücke unsere Reise durch Schweden. Bei der Öresundbrücke dachte ich gleich an die schwedische Thrillerserie Die Brücke mit Sofia Helin. Im Vorspann des Film sieht sie übrigens deutlich imposanter aus als in der Realität. Eine Brücke halt, aber vielleicht sind wir auch von den US-Brücken zu sehr verwöhnt.
Zum Abschluss einen kleinen Video-Clip (2:44), der nächste Reisebericht: Schweden I->