Reisebericht Bulgarien

Reisebericht Bulgarien

16. Oktober 2022 1 Von Mikesch

Von Rumänien kommend war Bulgarien eine weitere Station mit dem Ziel Griechenland. Auch Bulgarien war für uns Neuland.
Vorheriger Reisebericht: Rumänien
Was etliche Reisende bisher mit Wohnmobilen über 3,5 Tonnen offensichtlich oft vor einem Besuch abgeschreckt hatte, war das mehr als verrückte und komplizierte Mautsystem. Die Maut an sich kostet ja so gut wie nichts, aber das Prozedere war furchtbar.

Maut in Bulgarien

Update 02/2024:
Seit Februar 2024 ist das Mautsystem für Wohnmobile >3,5T deutlich vereinfacht worden und es reicht auch hier lediglich eine elektronische Vignette.
Infos hierzu mit Link zur ungarischen BGTOLL-Seite findet ihr beim ADAC.

10.10.2022 – Krapets – 64 km

Bei der Ausreise aus Rumänien wurden wir grenzpolizeilich intensiv kontrolliert, sogar nachgeschaut, ob wir wirklich alleine im Wohnmobil sind. Die Bulgaren hatten uns durchgewunken.
Das Dorf Krapets befindet sich ca. 20 km hinter der Grenze. Nördlich des Dorfes zieht sich ein Streifen mit Wald, Dünen und ewig langen Strand hin. Hier finden sich wieder unzählige wunderschöne Übernachtungsplätze. Jetzt war es hier leer, aber ich glaube, im Sommer braucht man hier nicht hin fahren.

14.10.2022 – Nesebar – 200 km

Nachdem wir einen zusätzlichen Urlaubstag an dem tollen Platz bei Krapets eingelegt hatten, zogen wir die Küste entlang weiter Richtung Süden.
Als Tagesetappe wäre ich gerne nicht weiter als 90 km gefahren, aber die weitere Küste lud uns nicht gerade zu einem Aufenthalt ein. Erst südlich von Varna wurde die hügelige Küste hübscher, jedoch ist hier schwerlich ein schöner Platz zu finden.

Badestrände am Schwarzen Meer

Beim kilometerlangen Goldenen Sand, bzw. Goldstrand vor Varna handelt es sich um einen reinen Urlaubsort der nahezu nur aus Hotels, Geschäften, Bars und Restaurants besteht. Hier befindet sich die größte Partymeile Bulgariens, man könnte auch sagen, hier befindet sich der Ballermann des Schwarzen Meeres.
60 km südlich befindet sich vor Nesebar der Sonnenstrand, den man ebenso in diese Kategorie einordnen kann. Interessant, dass die in den Hügel und mit viel Grün eingebetteten Orte gar nicht so unschön wie erwartet waren. Auch Varna erschien einfach nur wie eine große Stadt und entlang der Küste erstreckt sich sich ein rund 4 km langer Park entlang des Strandes.
Fotos konnte ich leider wegen der engen Straßen und mangelnder Parkmöglichkeiten keine machen.

Altstadt Nesebar

Wir wollten nach Tagen Natur wieder einmal etwas Altstadtgeruch schnuppern. Über eine Promenade schlendern und so etwas wie anderen Urlaub fühlen. Also mit Promenadenspaziergang und Restaurant und so. So sind wir denn zum UNESCO Weltkulturerbe Nesebar (Wikipedia) weiter gefahren und hatten uns nahe der Altstadt im Yachthafen niedergelassen. Die Altstadt mit ihren alten Holzhäusern und Kirchen sowie den uralten Ruinen ist wirklich ein Besuch wert.
Selbstverständlich sehr touristisch, jedoch in einer angenehmen Art, vor allem jetzt in der Nachsaison.

Nach langer Zeit waren wir auch mal wieder essen und zwar so gut, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Unsere Ansprüche an ein Restaurant sind wirklich sehr hoch, aber das Essen mit den selbst zubereiteten Speisen im Kristal ist schlicht der Hammer!

15.10.2022 – Kastanies/Griechenland – 277 km

Zunächst kauften wir im Janet Großmarkt günstig Schnaps und Zigaretten ein. In Bulgarien sind Zigaretten weltweit am Günstigsten zu erwerben. Schnaps und Zigaretten sind für Bekannte bestimmt, mit denen wir uns in Griechenland treffen werden. Wir deckten uns ebenso mit ausreichend Bier und Wein ein, denn in Griechenland haben alkoholische Getränke ein Preisniveau wie in Schweden.

Ausreise aus Bulgarien

Eigentlich wollten wir wieder einmal nicht so weit fahren, allerdings war die geplante Strecke gesperrt.
Dann kamen wir in zig Polizeikontrollen und jedesmal wurde das Bimo von innen besichtigt. Die Polizisten waren angepisst, wurden doch die Tage zwei ihrer Kollegen bei einer Kontrolle von Schleusern getötet. Zu uns waren sie sehr freundlich und höflich, einer hat sich sogar für die Kontrolle entschuldigt.
Ebenso war in der Nähe der Route nicht ein akzeptabler Übernachtungsplatz zu finden. Für den einzig netten Platz war das Bimo wieder einmal zu groß und hoch. Ich war da schon ein wenig genervt und wollte nur raus.

Der Grenzübertritt inklusive Aus- und Einreiskontrolle über den veranzten Grenzübergang bei Svilengrad hatte wieder mal was. Fast gespenstig und mit richtigem Schlagbaum. Dass es so etwas innerhalb der EU noch gibt, unglaublich.
Fast im Dunkeln hatten wir dann in Kastanies unseren ruhigen Übernachtungsplatz gefunden.

Fazit

Wir hatten Bulgarien ohne jegliche Erwartungen und eigentlich nur als Durchreiseland auf dem Weg nach Griechenland besucht. Einige Leute nutzen Bulgarien auch nur als solches, einmal wegen dem Mautprozedere, dann seien angeblich die Menschen so unhöflich und die Straßen eine Katastrophe. Klar, dass mit der Maut ist blöde, ist aber trotzdem gut zu Händeln. Wie in jedem Land gibt es auch hier freundliche und unfreundliche Menschen. Im ersten Moment sind sie vielleicht etwas reserviert, tauen aber ganz schnell auf. Unfreundliche Erfahrungen haben wir jedenfalls nicht gemacht. Wenn man mit englisch nicht weiter kommt, ist das keine Unhöflichkeit, die meisten Bulgaren beherrschen die Sprache schlicht nicht. Mit Händen und Füßen hatte ich jedenfalls einige wirklich nette Erlebnisse. Insbesondere die Ordnungskräfte waren mehr als freundlich und hatten uns teils von der Straße aus zugewunken.
Uns hat das Land völlig positiv überrascht. Die Straßen und überhaupt die Infrastruktur sind eher besser als erwartet. Insgesamt ist das Erscheinungsbild gefühlt gepflegter als vielerorts in Rumänien. Historische Altstädte wie z.B. Nesebar sind richtig schön restauriert und sehr sauber.
Eine Ausnahme scheint allenfalls der Süden zu bilden. Hier sind die Straßen in der Tat teils mächtig übel und manch ein Viertel oder gar eine ganze Stadt erinnert eher an einen Lost Place. Ein Zusammenhang mit einer bestimmten Ethnie scheint hier durchaus zu bestehen.

Kommen wir wieder?

Ein klares ja, denn es gibt noch viel, insbesondere im bergigen westlichen Teil zu entdecken. Das dürfte gerade für uns, die wir gerne Wandern, ein Paradies sein. Jetzt ist dafür allerdings die falsche Jahreszeit, deshalb, wir kommen wieder!

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