Reisebericht Griechenland Teil II

Reisebericht Griechenland Teil II

17. November 2022 0 Von Mikesch

Dieser Reisebericht behandelt die Regionen Thessalien und das östliche sowie das südliche Mittelgriechenland mit dem Wohnmobil.
Nachdem uns der Norden Griechenlands bis auf die kleinen entdeckten Paradiese nicht so begeistert hatte, waren wir weiter gespannt.
Gibt es sie doch, die schönen griechischen Orte und Städte? Welche Landschaften erwarten uns? Können wir auch wandernd die Natur genießen und wie ist das mit dem Unrat?

Vorheriger Reisebericht: Griechenland – Thrakien und Makedonien

Welche Route um den Olymp?

Wer schnell in den Süden Griechenland, bzw. Athen oder den Peloponnes möchte, fährt eher über die Autobahn die Küste östlich des Olymp entlang.
Die Route fand ich als Kind schon langweilig und in den 70ern ebenso. Heute sieht es wohl noch schlimmer aus. Völlig zersiedelt, insbesondere die Küste und langweilig ist es auch. Also nur wer schnell in den Süden möchte oder auf den Olymp wandern möchte, dem ist diese Route zu empfehlen.
Wer Zeit hat und die Berglandschaften auf kleinen spannenden Straßen erleben möchte, umfährt den Olymp besser westlich.

09.11.2022 – Velvendos – 121 km

Der kleine Ort Velvendos liegt quasi am Fuße des Olymp. Von hier aus führt ein kurzer Wanderweg von 2,5 km zu den Skepasmeno Wasserfällen und der gleichnamigen Schlucht.
Vom Parkplatz aus hat man eine schöne Aussicht auf den tief gelegenen Polifytos Stausee und das beginnende Hochgebirge.
Der Wanderweg ist sehr aufwändig und schön mit etlichen Picknickplätzen angelegt. Am Ende des Weges muss man über den Fluss klettern um über einen spannenden Pfad zum kleinen Wasserfall zu gelangen.
Der Pfad führt teils mit einem Seil gesichert am Fels entlang. Ein wenig trittsicher und schwindelfrei sollte man schon sein.

Die Fahrt von Thessalonik aus durch das Gebirge auf der schmalen Straße war manchmal recht spannend. Teile der Straße waren nach Regenfällen teils weg gebrochen, plötzlich standen Kühe auf der Straße, es folgten steile Serpentinen und es war ein dauerndes auf und ab. Die Bäume verfärbten sich langsam herbstlich. Mit dem Wald, den Felsformationen, der Straße und mit den Herbstfarben gefiel mir im Gegensatz zu Ulrike die Tour außerordentlich gut. Ulrike verträgt halt dieses auf und ab auf den engen Straßen nicht. Für mich allerdings endlich einmal ein Griechenland wie ich mir es gewünscht hatte.
Leider sind die Bilder heute allesamt nichts geworden, denn ich Dummkopf hatte im falschen Modus auf dem Handy fotografiert, was mir nicht aufgefallen war 🙁

10.11.2022 – Elassona – 74km

Die heutige Etappe führte uns in die typisch griechische Kleinstadt Elassona, einfach, weil es etwas außerhalb des Ortskerns einen netten und ruhigen Übernachtungsplatz gibt.
Der morbide Ort hat bis auf ein Kloster ansonsten nichts zu bieten. Für uns steht er stellvertretend für nahezu alle Orte, die wir bisher so gesehen haben. In der Mittagszeit erinnerte er fast an eine Geisterstadt, da kaum ein Mensch zu sehen war. Verlassene Häuser und Geschäfte und die scheinbar noch betrieben werden, hatten geschlossen.
Also unternahmen wir noch einmal einen Stadtbummel am Abend, dann sollten die Geschäfte wieder geöffnet haben. Allerdings war auch jetzt bis auf ein paar Bars, Cafés und FastFood-Läden zumeist alles geschlossen. Zumindest waren jetzt ein paar wenige Menschen zu sehen, so dass der Ort nicht gänzlich wie ausgestorben wirkte. Irgendwie erinnerten uns die bisherigen Orte ein wenig an Ägypten damals…

Die Fahrt über die kurvige E03 fand ich schon recht interessant. Eine abwechslungsreiche Landschaft von hügelig, sanft bis schroff gebirgig mit teilweisem Blick auf den imposanten Olymp.

11.11.2022 – Nea Monastiri – 75 km

Im östlichen Teil Mittelgriechenlands befindet sich eine ca. 95 x 70 km große, vornehmlich landwirtschaftlich genutzte Ebene, in der nur vereinzelt einige Hügel empor schauen. Nordwestlich befindet sich die Stadt Kalambaka am Fuß des Pindus-Gebirges mit den Meteora Klöstern.
Das Gebirge mit den Felstürmen und den Klöstern sieht schon imposant aus. Da wir die Klöster noch ohne den heutigen Touristenrummel kennen, sahen wir allerdings von einem weiteren Besuch ab.
Die Ebene selbst zeichnet sich eher durch Langweiligkeit aus und die Städte darin empfinden wir nur als hässlich und herunter gekommen. Für uns ist das unverständlich, Griechenland erinnert uns mittlerweile oftmals eher an ein dritte Welt Land, jedoch nicht wie ein Mitgliedsland der EU. Selbst das arme Rumänien sieht in weiten Teilen nicht so aus. Zumindest geben sich die Menschen dort Mühe, etwas aus ihrem Land zu machen.
Recht südlich der Ebene befindet sich am Fuße eines Hügels der kleine Ort Nea Monastiri. Auf dem Hügel befindet sich die Akropolis Proernas, eine alte Wehranlage aus der Zeit vor Christi Geburt. Da man von aus eine herrliche Aussicht genießen und wunderbar nächtigen kann, schlugen wir hier unser Nachtlager auf.

Glückstag, Tankstelle mit AdBlue

Selten wie Gold scheint in Griechenland übrigens AdBlue zu sein. Seit einigen hundert Kilometern suchte ich schon eine Tankstelle, die über AdBlue verfügt. Keine Chance…
Heute hatte ich Glück gehabt, an einer großen BP Tankstelle konnte ich für 27€ den letzten 10L-Kanister AdBlue ergattern 😮
Übrigens, AdBlue aus Zapfpistolen scheint es gar nicht zu geben. Ich hatte bisher nur eine Tankstelle kurz hinter der Bulgarischen Grenze gesehen. Hätte ich dort mal getankt, überdies hätte ich dann nur die Hälfte zahlen müssen.
Ansonsten scheint es AdBlue, wenn überhaupt, nur in Kanistern zu geben. In der Tat selbst an großen Truck-Tankstellen. Da frage ich mich, wie machen das die Griechen eigentlich? Haben die AdBlue auscodiert? Zutrauen würde ich ihnen das ja…
Unterwegs hatte ich nebenher weiter nachgehakt, AdBlue gab es fast immer be AVIN-Tankstellen zu 26,-€ im Kanister.

AdBlue tanken

12.11.2022 – Thermopylen – 68 km

Schiet- und Schmuddelwetter, was macht man da? Richtig, man geht in die Therme…
Hier bei den Thermopylen stand einst vor rund 2.500 Jahren eine Hand voll Griechen einem übermächtigen persischen Heer gegenüber. Damals war die Enge nur 15 m breit, heute ist sie weitflächig versandet. Abgesehen von dem geschichtsträchtigen Ort befinden sich hier ebenso einige Quelltöpfe wo ca. 400 warmes schwefeliges Wasser an die Oberfläche blubbert.
Die Quelltöpfe wurden eher behelfsmäßig ein wenig in Beton gefasst, nur an einem Topf rottet ein altes Gebäude dahin. Ansonsten sind die Töpfe ebenso wie die Umgebung nahezu naturbelassen. Bei uns in D würde man Eintritt verlangen und überall Buden herum stehen.
Ich sage mal: Gott sei Dank ist es so wie es ist! So ursprünglich eingefasst von den Bergen und dem Bewuchs hat das etwas. Das gibt einem das Gefühl, etwas Besonderes zu erleben, was es ja auch so ist.
Na jedenfalls genossen wir unser Bad im Regen wobei der Service echt mies ist, niemand da der einen kühlen Sekt im Wasser serviert 😉
Auf dem riesigen Gelände kann man wunderbar nächtigen, was wir natürlich gemacht hatten.

13.11.2022 – Itea – 76 km

Heute am Sonntag war an dem Quelltopf mächtig was los, weshalb wir beschlossen hatten, weiter zu ziehen. Da wir uns Delphi anschauen wollten, fuhren wir die EO27 Richtung Süden zum Golf von Korinth um zunächst dort in Itea einen Stopp einzulegen. Obwohl die EO27 eine große Hauptstraße ist, führt sie sehr schön und mit Serpentinen schlängelig durch die teils schroffen Berge. Zum ersten Mal konnten wir auch den Blick auf einige hübsche Bergdörfer werfen.

Welche Überraschung erwartete uns in Itea, auch hier erfuhren wir in einem Ort zum ersten Mal in Griechenland so etwas wie ein Urlaubsgefühl. Sicherlich sieht man auch hier das fehlende Geld, trotzdem strahlt der Ort eine gewisse Wärme aus.
Kein Müll, überall Orangenbäume und andere Pflanzen in der Stadt und die Bewohner geben sich Mühe, ihre Häuser mit Blumen aufzuhübschen.
Eine lange Promenade mit Bäumen, Palmen und Restaurants lädt ebenso zum Flanieren ein. Am Hafen befindet sich ein großer sauberer Parkplatz, wo wir uns niedergelassen hatten.

14.11.2022 – Delphi/Galaxidi – 57 km

Delphi liegt ca. 20 km nordöstlich an der EO48. Mit dem Wohnmobil ist es empfehlenswert, einen der beiden Campingplätze vor der Stadt zu nutzen und fährt man dann mit einem Roller zur Anlage.
Alternativ kann man sich ja auch wie wir außerhalb einen nahen Platz suchen.
Hier ist es auch wieder, die Griechen haben es schlicht nicht drauf oder wollen sie keine Besucher?
Parkplätze sind so gut wie keine vorhanden und wer zu spät kommt, hat halt Pech gehabt. Mit einem Wohnmobil hat man offensichtlich nur in der Nebensaison eine Chance. Wir hatten übrigens den einzig noch freien Parkplatz ergattern können.
Man sieht es auch an der Ausschilderung des einzig großen Parkplatzes: Keine Zufahrt für Wohnmobile…
Die Infrastruktur kann man eigentlich nur traurig nennen.

Delphi

Die imposante antike Anlage des Apollo-Tempels sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen. Alleine die Zufahrt von Itea aus mit dem Blick auf die Ebene und die irre Straßenführung ist ein Erlebnis.

Wobei, ich kann das Lästern ja nicht lassen 😉
Ich nenne es einfach mal griechische Mentalität, dass sie in der Regel nichts wirklich auf die Reihe bekommen. Da wurde Beton lieblos als Bewegung hingekippt, alte Steine unfachmännisch zusammen gemörtelt, die natürlich wieder auseinander gefallen sind. Hässliche Wärterhäuschen, beschmierte Stromkästen, schlicht, diese Lieblosigkeit. Dabei haben sie doch auch genug alte Steine für die Wege und Stufen die sich nebenher auch optisch integrieren.
Egal, eingebettet in dieses grandiose Gebirge mit dem Bewuchs ist die antike Stätte nur beeindruckend. Wenn mann bedenkt, dass der Apollo-Tempel vor rund. 2.500 Jahren erbaut worden ist.

Intensiviert wird der Eindruck beim Besuch des dieses Mal wirklich gut gemachten Museums. Dort bekommt man eine kleine Vorstellung davon, wie schön und imposant der Komplex einmal ausgesehen haben muss.

Galaxidi

Nach dem Besuch sind wir anschließend wieder zurück ans Meer gefahren. Bei Galaxidi fanden wir einen wunderschönen Übernachtungsplatz in einer Bucht am Strand Agios Vasileios. Hier sind wir denn gleich auch einen Tag länger geblieben. Außer einem Rudel Hunde, etlichen Katzen und einer Ziegenherde waren wir nahezu alleine. Nur Abends kamen ein paar Angler vorbei.
Galaxidi liegt ca. 20 km westlich von Itea. Die Küste mit dem intensiven Blau des Meeres entlang des steil aufragenden und zerklüfteten Gebirges ist schlicht ein Traum.

Welche Route zum Peloponnes?

Ebenso ein Grund, dass wir uns für die Westroute zum Peloponnes entschieden hatten, war die Vermutung, dass die Strecke entlang der Küste des Golf von Korinth entschieden schöner sei.
Die Strecke über Athen über den Kanal von Korinth bin ich schon zwei Mal gefahren. Die Platte Ebene vor Athen ist langweilig und von Athen bis Korinth ist es nur noch unschön zersiedelt. Ich erinnere mich dazu ferner noch an den nervigen Verkehr und das ist Jahrzehnte her.
Bemerkenswert ist, dass sich beide Routen kilometermäßig nahezu nichts nehmen. Insofern war das gar keine Frage, welche Route wir einschlagen würden.

16.11.2022 – Nafpaktos – 67 km

Nach 6 Tagen wurde es wieder einmal Zeit, die Vorräte aufzufüllen. Da bot sich der kleine Ort Nafpaktos kurz vor der Fähre nach Patras an.
Der Ort sollte auch wegen seiner Burg, seiner Stadtmauer und seines hübschen kleinen Stadtkerns mit dem Hafen unser Ziel sein.
So hatten wir uns das vorgestellt: Ein lebendiger Ort, sauber, mit alten Häusern, einer netten Promenade und mit Flair.
Am Ende des Ortes hatten wir unseren wunderbaren Strandplatz für die Nacht gefunden und unseren Spaziergang durch den Ort unternommen.

Am nächsten Tag nahmen wir dann die Fähre nach Patras auf den Peloponnes. Die Fähre deshalb, weil wir es romantischer finden und die tolle Konstruktion der Brücke über den Rio-Andirrio viel besser bewundern konnten.
Abgesehen davon ist die Fähre auch etwas günstiger und außerdem sollte man den Fährdienst unterstützen, finde ich.

Fazit Mittelgriechenland

So langsam kommt doch Freude auf. Werden Griechenland und wir doch noch Freunde?
Wenn man die eher langweilige Ebene in der Mitte ausklammert, hat Mittelgriechenland doch so einiges zu bieten. An vielen Stellen wird der Müll deutlich weniger und die imposante Bergwelt mit den Felsformationen ist schon faszinierend. Darin befinden sich allerorten ebenso schnuckelige Bergdörfer. Auch wenn ich mangels tauglichem Fahrzeug, besser noch, passender Beifahrerin jene nicht erkunden konnte, so lässt sich die spannend schöne Welt doch erahnen. Hier wäre ich wirklich mal gerne mit einem 4×4 Kasten unterwegs.
Die tollen Plätze am Golf von Korinth mit den erstmals netten Städtchen am Meer sollen natürlich auch nicht unerwähnt bleiben.
Dazu kommen noch die vielen Sehenswürdigkeiten wie unter Anderem die Meteora, die wir ja nicht alle besucht hatten.

Der nächste Reisebericht also: Griechenland Peloponnes (in Vorbereitung)