Reisebericht Griechenland I

Reisebericht Griechenland I

9. November 2022 0 Von Mikesch

Dieses Jahr wollten wir Griechenland einmal wie tausend Andere mit dem Wohnmobil erkunden. Den Winter einmal in einer anderen Ecke Europas verbringen. Das Abenteuerliche ist nun zwar gänzlich verschwunden, aber vielleicht entdecken wir dennoch etwas Ursprünglichkeit. Wir wollten uns einfach überraschen lassen…
Der erste Teil des Berichtes umfasst den Norden Griechenlands mit den Regionen Thrakien und Mazedonien. Insbesondere die Halbinsel Chalkidiki mit den Fingern Sithonia und Kassandria hatten wir erkundet.

Vorheriger Reisebericht: Bulgarien

Griechenland Erinnerungen

Mein erster Besuch in Griechenland war mit meiner Mutter 1965. Eine Frau alleine mit einem Kind und einem vollgepackten Ford 17m. Der Ford gab schon in Belgrad seinen Geist auf und wurde per Bahn nach Saloniki verfrachtet. Dafür musste dann zuvor noch ein Carnet besorgt werden. Dauernd war irgend etwas. Von schlimmen blutigen Autounfällen auf dem Autoput bis hin zu dauernden Reparaturen. Zum Schluss konnte ich als Elfjähriger den 17m zerlegen und wieder zusammensetzen. Damals war das für eine Frau schon etwas Besonderes. Übernachtet hatten wir privat, auf dem Peloponnes teils sogar noch in Strohhütten und Wasser gab es nur aus einem Brunnen. Das Erlebte hatte mich wohl, so vermute ich, entscheidend geprägt.
Ein Urlaub mit einem Freund 1976 war nicht gar so, aber auch ein wenig abenteuerlich. Bei einem Motorradurlaub 2014 war das Abenteuer dann vorbei, denn Griechenland hatte sich zu einem ganz normalen Land entwickelt.

Maut in Griechenland

Gibt es für Reisende bis auf Deutschland, Dänemark und Benelux überhaupt noch ein Land ohne Maut in Europa? Gefühlt nicht, denn auch in Griechenland muss man hier und da ein wenig in die Tasche greifen, möchte man zügig voran kommen. 10 Kilometer kosteten derzeit um ca. 1€.
Allerdings kann man mit Wohnmobilen <3,5 T auch die mautfreien Alternativen nutzen und wenn man die Autobahnen nutzt, ist das so früher. Kein Chip oder eine Vignette, sondern noch so richtig mit Mauthäuschen, wo man neben Bargeld ebenso mit Karte bezahlen kann.

Mautzwang für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen

Ich konnte es kaum glauben, aber laut Beschilderung durfte ich die mautpflichtige Autobahn nicht verlassen. Auch auf den parallel verlaufenden Landstraßen ist das Befahren mit Fahrzeugen über 3,5 Tonnen verboten und entsprechend beschildert. Gerät man auf eine solche Landstraße mit entsprechender Beschilderung, muss man folgerichtig sofort auf die Autobahn.
Das Gesetz wurde schon 2018 eingeführt um schwerere Fahrzeug auf die Autobahn und damit zur Maut zu zwingen. Nur an den Zielpunkten darf die Autobahn verlassen werden. Zuwiderhandlungen werden mit je 1.000,-€ für den Fahrer und dem Halter geahndet und das Fahrzeug wird bis zur Bezahlung der Geldbuße beschlagnahmt. (Quelle: trucker.de)
Wahrscheinlich ist der gewerbliche Güterverkehr die Zielgruppe, die Beschilderung sagt darüber aber nichts aus, denn das Verkehrszeichen ist eindeutig. Stünde da ein LKW, wäre die Absicht klar. Praxiserfahrungen sind mir auch nicht bekannt.

3,5 Tonnen Verbot

Preise in Griechenland

Die Zeiten, wo Griechenland zu den etwas günstigen Ländern gehörte, sind eher vorbei. Wir fühlten uns irgendwie fast an Schweden erinnert. Nur, wie können die Griechen das bei geringerem Einkommen bezahlen?
Die kriegsbedingte Inflation ist auch hier besonders bei bestimmten Produkten wie Butter, Öl und Fleisch mehr als deutlich zu spüren. 3,50€ für 250gr. Butter oder 9€ für 500 gr. billigem Kaffee sind schon Hausnummern. Kleine 40g Eier kosteten rund 0,40€, 8er Pack Toilettenpapier zwischen 7 und 8€. Rindfleisch war nur selten zu bekommen. Mit 2,15€ den Liter Diesel und damit 50 Cent/Liter mehr als bisher tat das nun schon weh.
Alkoholische Getränke sind im Supermarkt deutlich teurer als in Deutschland. Allerdings sind 0,70 – 1,20€ für ein Bier und um 3,50€/L Wein noch ok. Das gab es aber nur beim LIDL zu den Preisen, ansonsten lag Bier bei bis zu 1,70€ die Dose. Ausgenommen von den Hochpreisen waren Obst, Gemüse und Backwaren. Dies lag auf dem Niveau oder nicht viel darüber wie in Deutschland.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland

Freistehen mit dem Wohnmobil

Das Übernachten in Fahrzeugen, sprich Wohnmobil ist außerhalb von Campingplätzen verboten!
Allerdings wird das freie Übernachten in den meisten Fällen außerhalb der Saison lediglich toleriert. Bedingt durch die Wohnmobilschwemme und der intensiven Nutzung von P4N kommt es jedoch auch außerhalb der Saison verständlicherweise zunehmend zu Bußgeldern und Platzverweisen. Oft sind es die Bewohner, die Wohnmobilfahrer zum verlassen auffordern und mit der Polizei drohen. Verständlich ist die Reaktion durchaus, denn wer mag schon solch eine weiße Wand und dazu oft über Wochen vor der Nase haben.
Dazu kommt, dass einige meinen, dass es sich bei Freiflächen um Campingplätze handelt. Dreist breiten sie sich für viele Tage aus wie in einem Zigeunerlager. Hunde sch…n überall hin, Fäkalien werden in die Natur gekippt etc.
Einige sind mit mehreren Kindern unterwegs und wenn sich diese “Aussteiger” in einer Wagenburg in einem Ort zusammen tun, wird es ganz besonders. Da werden wie beobachtet Wege und Kapellen mit Kreide bemalt, überall liegt großflächig das Spielzeug verteilt und wenn die Kinder mal müssen? Was macht man da mangels Toilette?
Leider sind das keine Einzelfälle, sondern wir durften das in unseren Monaten mannigfaltig beobachten!
So wird das mit dem Freistehen bald ein gänzliches Ende haben.

Kleiner Freisteh-Knigge:

  • Nehmt den Einheimischen nicht die Parkplätze weg!
  • Haltet hinreichend Abstand zu Häusern und nehmt den Bewohnern insbesondere nicht die Sicht!
  • Sucht euch eure Übernachtungsplätze bevorzugt im Abseits. Sollte sich schon ein Wohnmobil an einem Ort befinden, wägt ab, ob der Platz großzügig bemessen ist.
  • Baut nicht eure Einrichtungsgegenstände vor dem Wohnmobil auf, so dass es wie ein Zigeunerlager aussieht! Verhaltet euch dezent!

Sofern man nur ein wenig das Hirn einschaltet, findet man in Griechenland viele großartiger Übernachtungsplätze wo man ungestört verbleiben kann.

Entsorgung

Da es in Griechenland keine Stellplätze gibt, ist eine Entsorgung insoweit nur auf Campingplätzen möglich. Kassetten können in Toiletten entsorgt werden, allerdings glaube ich nicht, dass man irgendwo Schwarzwassertanks entleeren kann. Außerdem haben die meisten Campingplätze von Oktober bis März geschlossen, sodass die Entsorgung von Kassetten auf jeden Fall in dieser Zeit ein Problem darstellt.
Auf dem Peloponnes sollen im Winter rund 13 Campingplätze geöffnet haben, die sollte man sich abspeichern.
Wie die Kassettennutzer das Problem ohne Campingplatz lösen, das bleibt der Phantasie überlassen.
Wie die Möglichkeiten in Bezug mit Grauwasser auf Campingplätzen aussehen, entzieht sich ebenso meiner Kenntnis.
Da die meisten Wohnmobiltouristen eher kaum Campingplätze aufsuchen werden und erst recht im Winterhalbjahr, wird das Grauwasser folgerichtig unmittelbar der Natur übergeben.
Ich für mich muss sagen, dass ich deshalb die ganzen ost- und südeuropäischen Länder ohne Trenntoilette mit Wohnmobil nicht besuchen würde.

Versorgung

Wasser

Wasser bekommt man überall, an Tankstellen und auch über das ganze Land verteilt findet man überall öffentliche Zapfstellen. Da muss man halt sein Bauchgefühl walten lassen. Wir haben immer im Abseits, meist in den Bergen an Quellen und bevorzugt bei Kirchen oder Kapellen getankt. Kurz am Wasser gerochen und einen Schluck probiert. Vorausgesetzt, es hat geschmeckt, hatten wir dann unseren 200L-Tank und unsere zusätzlichen 30 L an Kanister gefüllt. Aufwand mit Filtern betreiben wir keinen, obwohl wir unser Wasser auch sprudeln. An den o.g. Quellen war das Wasser nahezu immer köstlich.

Gas

Ob man in Griechenland deutsche Flaschen tauschen oder befüllen lassen kann, entzieht sich meiner Kenntnis. Als länger Reisender sollte man ja entweder Gastankflaschen oder einen Gastank verbaut haben. LPG-Tankstellen findet man alle Nase lang, das Tankstellennetz ist sehr dicht.

Camping

Wie bereits erwähnt, haben die meisten Campingplätze von Oktober bis April geschlossen. Einige haben auch für Überwinterer offen und befinden sich augenscheinlich eher auf dem Peloponnes. Da müsst ihr aber selber recherchieren. Die Preise bewogen sich 2022 zwischen 15 und 20€/Tag ohne Strom.
Ich bin ja mitnichten ein Campingplatz Gegner, auch wir nutzen gelegentlich schon einmal einen Campingplatz. Allerdings hätte uns kein Mensch auf nur einen Campingplatz bekommen den wir unterwegs so zufällig gesehen hatten. Geld ausgeben für hässliche Plätze, teilweise eingekeilt zwischen Dauerstellplätze und überhaupt einem gammeligen Flair? Nein danke! Auf Facebook-Gruppen habe ich durchaus auch einige schöne Plätze gesehen, allerdings sollte man auch hier unbedingt im Vorfeld recherchieren.

Sicherheit

Man liest zunehmend und nicht nur in Einzelfällen von Wohnmobil-Aufbrüchen. Nicht nur in Städte, sondern auch im Abseits gelegene, vornehmlich in P4N erwähnten Plätzen. Angeblich sollen sich Banden insbesondere auf Wohnmobile spezialisiert haben. Auf manch einem Platz fanden wir auch die typischen Glassplitter, dann sind wir auch weiter gezogen.
Man muss halt seinem Bauch vertrauen und ein Grund mehr, sich nicht auf P4N-Plätze aufzuhalten.

Auto und Verkehr

Vorsicht, auch Straßen dritter Kategorie, also eigentlich Hauptstraßen, können nicht selten zu engen unasphaltierten Pisten werden! Ich hatte mir angewöhnt, alle Strecken mit Apple Karten (aktueller als GoogleMaps) zu kontrollieren.
Vorsicht ebenso auch mit größeren, vor allem hohen Fahrzeugen in den griechischen Dörfern und Städten. Das kann ebenso schnell eng werden, auch hier besser zuvor kontrollieren!
Wer AdBlue benötigt, sollte den Füllstand immer im Auge behalten! Es waren kaum Tankstellen mit AdBlue zu finden. Selbst an Hauptverkehrsstraßen und auch Autobahnen bei Markentankstellen war die Suche über hunderte Kilometer erfolglos. Wenn man auf einer Autobahn eine Tankstelle mit AdBlue entdeckt, immer gleich voll tanken. AdBlue wird zudem meist in Kanister verkauft, Zapfpistolen kommen nur ganz selten vor.
Die Griechen sind mit ihrer Fahrweise recht speziell. Griechen machen recht oft mit ihren Überholmanövern dem Schicksal ein Angebot, dass man nur mit dem Kopf schütteln kann. Allerdings sind sie im normalen Verkehr völlig relaxt. Ein Drängeln oder Pochen auf Vorfahrt, so etwas habe ich in all den Monaten nie beobachten können. Meist bleibt man eher mal stehen und gewährt Anderen die Vorfahrt. Nur parken können sie nicht. Das Auto wird einfach abgestellt, nicht selten in zweiter Reihe oder auf Parkplätzen schief in den Parkbuchten oder einfach mitten auf dem Platz abgestellt. Das kann manche Orte schon mal eng machen.

Müll

Siehe unten mein erstes Fazit am Schluss des Berichts, es ist einfach nur traurig. Alleine der Peloponnes war schon fast eine Wohltat zu nennen. Denn hier waren zumindest die Städte sauber und außerhalb hielt sich der Müll in zumindest Grenzen. Viele Strände konnte man sogar als müllfrei bezeichnen.

15.10.2022 – Kastanies – 270 km

Wie im vorigen Bericht beschrieben, war der gestrige Tag mit den ganzen Kontrollen unterwegs, der langen eher ungewollten Fahrt und der Ausreise aus Bulgarien recht anstrengend gewesen. Wir hatten unser erstes Nachtlager fast im Dunkeln in Kastanies auf einem Platz außerhalb aufgeschlagen.

Eigentlich wollte ich am nächsten Tag länger geschlafen haben, aber die bellenden Hunde sorgten immer wieder für ein Aufwachen. Als dann früh Morgens der Muezzin mit seinem Singsang begann, dann die Glocken läuteten und anschließend wiederum die orthodoxe Messe über eine Stunde lang die Welt beschallte, war es vorbei mit Schlaf.

16.10.2022 – Alexandroupoli – 133 km

Wir wollten endlich ans Meer und fuhren verkehrsarm und völlig entspannt über die A2 nach Alexandroupoli. Die Landschaft zeigte teils interessante Felsformationen, ansonsten war es recht unaufgeregt.
Bei Alexandroupoli fanden wir denn unmittelbar am Meer einen halbwegs netten und ruhigen Übernachtungsplatz.
Auffällig war für uns ist die Trostlosigkeit des Ortes und des Strandes, obwohl die Restaurants an sich gar nicht so unschön sind. Irgendwie haben die Griechen das nicht so drauf, mit nur ein wenig Aufwand die Umgebung ein wenig aufzuhübschen. Der Nahe Camping Municipal ist in meinen Augen nur eine Häßlichkeit und kostet mit 25€ für ein Wohnmobil sogar richtig Geld. Also mir ist das unverständlich, wie man hier seinen Urlaub verbringen kann, scheinbar sind aber nicht alles so empfindlich wie wir.

17.10.2022 – Krioneri- 50 km

Krioneri ist eigentlich nur eine Häuseransammlung mit einem langen Strand wo wir spontan unsere Bleibe gefunden hatten. Die lange Steilküste erinnert ein wenig an die Algarve, also in klein und aus weicherem Material. Ich vermute mal, dass diese Form der Lehmküste in Griechenland eher selten anzutreffen ist.
Sehr schön kann man hier im Schnelldurchgang beobachten, wie Arches entstehen.

18.10.2022 – Nestos Delta – 45 km

Das Delta des an sich kleinen Flusses Nestos ist riesig und in seiner Gesamtheit Nationalpark. Wenn man sich die Küste entlang hangelt, findet man überall traumhafte Übernachtungsplätze, die vor allem nicht in P4N verzeichnet sind.
Die küstennahen Seen sind Heimat vieler Vogelarten wie Pelikane, weiße und rosa Flamingos, unterschiedliche Arten an Schwänen und viele mehr.
Wir verdaddelten den Tag und ließen uns bei Fanari an einem traumhaften Strand nieder.

Nikolauskloster

Ein Abstecher führte uns zu dem auch betriebenen kleinen Nikolauskloster, welches sich in einer Lagune befindet. Recht untouristisch mag es auch besichtigt werden. Ein Besuch des kleinen Klosters und der schmuckvollen Kapellen ist wirklich empfehlenswert.

19.10.2022 – Nestos Schlucht – 100 km

Drei Tage Strand, so schön die jetzt menschenleere Strände auch insbesondere bei diesem Wetter auch sind, ist für uns einfach genug. Uns fällt dann einfach der blaue Himmel auf den Kopf. Den ganzen Tag nichts tun und sich nicht bewegen zu können, ist einfach nichts für uns.
Also machten wir einen Ausflug zu der Schlucht des Nestos, der sich in das Gebirge eingegraben hat. Die Wanderweg auf dem schmalen Pfad entlang einer alten Bahnlinie durch die Schlucht ist wirklich spannend und schön.
Wer mag, kann die 10km bis zum Endpunkt mit 650 Höhenmetern durch laufen, uns reichten allerdings die 5 km durch die Schlucht wo wir dann umgehrten. Leider ist dies ein hin und zurück weg, allerdings durch die andere Perspektive hat dies jedoch auch was.

Anschließend hatten wir noch bei einer Quelle unseren Tank sowie unsere Flaschen mit köstlichem Wasser aufgefüllt und sind dann wieder hinunter zum Meer gefahren. Kurz vor Kavala befindet sich der schöne und ewig lange Timari Strand. Landeinwärts befinden sich die Seen, bzw. Feuchtgebiete Kolpos Kavalas wo sich auch hier wieder etliche Flamingos niedergelassen haben. Die Abendsonne tauchte die Landschaft später wieder in ein atemberaubendes Licht.

20.10.2022 – Kavala/ Loutrá Eleftherón – 75 km

Da wir in Kavala unsere Vorräte aufgefüllt hatten, bot sich nebenher auch ein Besuch der morbiden Altstadt an. Kavala als Stadt selbst lohnt sich eigentlich nicht. Aber die bunten ursprünglichen Häuser, die engen Gassen, die Burgruine und das lebendige Treiben mit dem teils chaotischen Verkehr haben schon etwas.

Nach dem Bummel sind wir langsam die Küste entlang gefahren und hatten auch wieder einen netten Übernachtungsplatz am Meer gefunden. Der lag nahe einem kleine Kap mit dem kuriosen Namen Corona 🙂
Im Übrigen ist das Autofahren und auch die Stellplatzsuche im Moment mehr als völlig entspannt. Man sieht kaum Menschen und auf den Straßen herrscht so gut wie kein Verkehr, geschweige dass man mal ein Wohnmobil sehen würde. Nur heute waren es mit fünf Stück wirklich viele.

21.10.2022 – Volvi See – 75 km

Am Volvi See, dem 2. größten See Griechenlands legten wir einen Zwischenstopp ein. Hier entdeckten wir wider Erwarten sogar einen Eisvogel, wobei ich immer dachte, dass sie eine Steilküste für ihre Bauten benötigen würden. Der See soll ein Vogelparadies sein, aber bis auf wenige Kraniche war auf dem See eigentlich nichts mehr los.

22.10.2022 – Azapiko Beach/Sithonia – 145 km

Ab Nikiti änderte sich mit großen und viel Grün umrandeten Murmelfelsen schlagartig die Landschaft und die Küstenstraße bot wunderbare Aussichten über das Meer. Auch hatte die furchtbare Zersiedelung mit all den Hotels ein Ende.
Eigentlich wollten wir hier auch bleiben und eine Wanderung durch die faszinierende Felslandschaft zum Petros Felsen unternehmen. Allerdings gibt es schlicht keinen Parkplatz, geschweige einen halbwegs netten Übernachtungsplatz. Für die sehr enge und schlängelige Auffahrt und der Parkgelegenheit auf dem Berg bei einer Kirche wäre das Bimo auch eh wieder einmal zu groß gewesen.

So sind wir entmutigt zu einem der traumhaften Strände mit der toll bewachsenen Felsküste bei Azapiko durch gefahren wo wir uns mit Freunden getroffen hatten. Hier legten wir denn auch gleich ein paar Strand-Urlaubstage ein. Zumindest kann man hier auch ein wenig laufen.
Dieser südliche Teil der Halbinsel Sithonia ist mit der Steilküste und den eingelagerten Buchten einfach nur traumhaft schön.

Nachdem ich denn von Freds “Fred“, einem Rum gekostet hatte, mussten wir noch wegen Fahruntüchtigkeit einen Tag länger bleiben 😉
Dies war aber auch eine gute Gelegenheit, mal wieder die Hummel auszupacken und den Nachthimmel einzufangen.

Ein kleines Video dazu, ca. 1:10 min

27.10.2022 – Kriopigi – 115 km

Wir hangelten uns in mehreren Etappen weiter den traumhaften Plätzen an Chalkidis Fingern entlang. Nach einem Waschtag in Nea Fokea mit einem super Waschsalon hatten wir wieder einen traumhaften Platz bei Kryopigi, dieses Mal auf dem Finger Kassandra gefunden. Aber ehrlich? Langsam wurde uns langweilig. Für viele mögen die einsamen Buchten und Strände mit dem türkisfarbenem Wasser ein Traum sein. Aber jeden Tag Steak wird auch irgendwann langweilig😉

28.10.2022 – Pefkochori – 25 km

Wir mussten uns ja unbedingt mal wieder bewegen. Deshalb unternahmen wir eine 7km Wanderung zum Schildkrötensee. Bei der angenehmen Temperatur war der steile Aufstieg von ca. 250 m nicht gar so beschwerlich.
Keine Ahnung, wie die Schildkröten in den See gekommen sind, jedenfalls tummelten sich etliche im See und nahmen am gegenüber liegenden Ufer ein Sonnenbad.
Die Wanderung führte recht steil in die Berge, dafür bekamen wir tolle Ausblicke auf das Mittelmeer, Sithonia bis zum heiligen Berg Athos geboten.

Wir hatten anschließend zwar einen traumhaften und vor allem müllfreien Übernachtungsplatz bei Pefkochori gefunden, aber die Suche gestaltete sich allerdings recht schwierig.

Entweder waren die Plätze an sich unansehnlich oder voll gemüllt. Überhaupt der Müll, muss das sein? Überall stehen große Mülleimer, warum muss der Müll überall in Massen abgeladen werden? Die Griechen sind da schon schräg drauf. Ist ja nicht nur an den Stränden so. So bald man die Orte verlässt, rechts und links nur Müll.

30.10.2022 – Possidi – 33 km

Nachdem ich mich so über den Müll beklagt hatte, waren die griechischen Götter scheinbar etwas angefasst. Sie schickten uns nur 30 km weiter auf die andere Seite der Halbinsel nach Possidi, einem kleinen Ort an der Küste.
Hier ragt das Possidi Kap, eine sandige Landzunge mit einem traumhaften Strand in das Mittelmeer hinein. Die Götter beschenkten uns hier mit einem wunderschönen Übernachtungsplatz unter Pinien am Strand unmittelbar am Wasser. Vorher schienen sie auch aufgeräumt zu haben, denn am Strand war kein Stückchen Müll zu finden. Auf die Schnelle mussten sie offensichtlich einen Teil im Wald entsorgen, allerdings war der Wald der Landzunge im Gegensatz zu Pefkochori nahezu sauber zu nennen. Klar, dass wir hier noch einen weiteren Tag verblieben.

Noch eine Verlängerung…

Eigentlich ist es ja nicht unsere Art, länger an einem Ort zu verweilen, aber der Platz hier ist einfach zu schön. Dazu kam, dass wir fast Sommerwetter hatten. Sogar ich wasserscheuer Mensch bin täglich in das klare Nass gegangen.
Eigentlich wollten wir nach Saloniki zu einer Werkstatt fahren um etliche Dinge wieder instand setzen zu lassen. Da das Wetter ab nächster Woche wieder etwas kühler werden sollte, es könnten sogar ein paar Tropfen fallen, müssten wir doch ziemlich verrückt sein, das jetzt bei diesem Traumwetter zu unternehmen.
Saloniki ist nicht wirklich ein Traumort, schon gar nicht, um dort Tage bei solch einem Wetter wie jetzt zu verbringen. Da genießen wir doch lieber die letzten schönen und warmen Tage in unserem kleinen Paradies.

Hier noch ein kleines Video mit Luftaufnahmen…

…und ein Strandspaziergang wo wir völlig überrascht Delphine beobachten konnten. Büschen weit weg, aber egal.

Besuch im Paradies

Regis hatte sich in einem Kommentar auf Facebook quasi angekündigt und wie das immer so ist, wenn jemand vorbei kommt, ich liege im Bett 🙂
Aber auch im Paradies brauche ich halt meinen Mittagsschlaf🙃
Klar, dass nette Menschen kuscheln kommen dürfen, äh, ich meine mit dem Womo. Wobei ich da noch nicht ahnte, was auf uns zu kam.
Hottie, so der Kosename des ExMos, stand zunächst noch im Abseits und dann tuckerte es an.
Oh Mann, dass erste Mal in all den Jahren, dass mich die Begeisterung aus meinen Latschen geholt hatte.
Regis und Thomas haben sich da echt einen Traum verwirklicht, quasi eine Almhütte auf einem LKW. Alleine das Betreten der Hütte, der Geruch nach Holz, als wenn man sich in der Natur befinden würde. Allerfeinste Verarbeitung und nirgends Plaste, alles aus massivem Holz. Damit hätte sogar ich Lust auf Winter, denn mitten im Wohnzimmer befindet sich ein Ofen. Überhaupt die Details, aber würde hier den Rahmen sprengen. Das ist wirklich mal ein ExMo mit Hand, Fuß und trotzdem heimelig.
Schaut einfach mal bei Facebook rein: Home on Truck
Oder mit mehr Infos auf: homeontruck.com

Sturmflut

Auch in Griechenland gibt es ein Warnsystem, was mein Handy Abends los plärren lies.
Die Nacht war aber auch stürmisch, dazu kamen noch die Gewitter.
Plötzlich hörte sich das Meer anders an und die Brecher kamen immer näher. Wellen am Mittelmeer, so etwas hab ich noch nie erlebt…
Mir fiel die Ostsee ein, auch dort gibt es Sturmfluten. Nach tagelangen südlichen Winden, jetzt Südsturm, wird das Wasser in die Bucht von Saloniki gedrückt. Dazu ein Gezeitenkoeffizient von 91 ließ das Wasser bedenklich nahe an das Bimo und Hottie kommen.
Mit Taschenlampe bin ich in der Nacht raus und hatte die Lage gecheckt und da lag schon eine ehemalige Bar mit Liegestühlen, Tischen und Matratzen am Strand.
Um drei Uhr war Hochtide aber dann zog sich das Meer wieder etwas zurück. Puh, Glück gehabt…

06.11.2022 – Nea Krallikratia – 70 km

Das Wetter war grau und unschön, insoweit eine gute Gelegenheit, wieder etwas in Nea Fokea zu waschen. Außerdem sind 7 Tage auf einem Fleck wirklich genug. Da Saloniki wegen einiger Arbeiten am Bimo auf dem Plan stand, sind wir in dieser Richtung in Nea Krallikratia gelandet. Hier fanden wir dann einen netten Platz auf einer Düne, schließlich wollte ich eine ruhige Nacht ohne Angst verbringen.

07.11.2022 – Saloniki – 73 km

Eigentlich wollten wir südlich von Saloniki beim Wohnmobilhändler Zampetas unserem Bimo ein wenig Pflege zukommen lassen, denn ein guter Ruf eilte ihnen voraus. Staufachklappe eindichten, Fensterdichtungen erneuern, Feststeller für die Fenster und ein MaxxFan sollte eingebaut werden. Tja, es wurden jedoch nur Notfälle angenommen, ansonsten betrug die Wartezeit vier Monate. Das war vielleicht auch gut so, denn was das Eindichten der Staufachklappe anbelangte, gingen unsere Meinungen schon weit auseinander. Wenn man dann schon meint, dass meine Behelfsreparatur doch ok sei…
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass, wenn man den Fachleuten versucht zu erklären, was und wie etwas gemacht werden soll, fühlen sie sich angefasst.
Insofern war das also in Ordnung, denn die Reparatur hätte ich so nicht durchführen lassen. Aber wirklich hilfsbereit ist das Team. Wie bemüht man war, die passende Dichtung für die Fenster aufzutreiben, oder das Schloss des alten defekten Wasserdeckels in den Neuen einzusetzen, ohne dafür etwas zu berechnen. Einen Dank dafür!

Delta Aksiou

Das Delta Aksiou beginnt unmittelbar südwestlich mit der Kalochori Lagune von Saloniki und gehört zum Axios-Loudia-Aliakmonas Nationalpark. Nachdem wir den chaotischen Moloch Saloniki großräumig auf der Autobahn umfahren hatten, fanden wir in dem traumhaft schönen Nationalpark unseren Übernachtungsplatz. Hier tummeln sich u.A. Flamingos, Löffler und Pelikane.
Auch dies ist, oder besser wäre ein kleines Paradies, wenn die Griechen hier nicht überall ihren Müll abladen würden. Wirklich, die Parkplätze sehen aus, einfach nur schlimm. Es scheint auch niemanden zu interessieren, dass dies ein Nationalpark ist, denn die wilden Mülldeponien scheinen ja ebenso toleriert zu werden.
Wir hatten unseren Platz erst einmal zumindest in der Nähe vom gröbsten Müll befreit. Da schmeckt einem sonst noch nicht einmal ein Bier vorm Bimo.

Wachhunde

Auch hier hatten wir uns mit einem Rudel Straßenhunde angefreundet. Mensch, hatte ich mich erschrocken, als mich ein großes braunes Etwas im Dunkeln angestuppst hatte 😉
Nachdem die Rudel unter sich ausgemacht hatten, wer dieses Wohnmobil zu bewachen hatte, herrschte dann Ruhe.
Ich dachte schon, die wären wieder verschwunden, nein, sie lagen verteilt um das Bimo. Sobald sich jemand dem Bimo genähert hatte, denn da tauchten schon ein paar, öhm, seltsame Gestalten auf, wurden die verbellt. Irgendwie war das schon beruhigend, da die Gegend um Saloniki herum augenscheinlich nicht ganz koscher zu sein scheint. Prima Jungs, morgen früh gibts wieder Leckerlis 🙂

Erstes Fazit Griechenland

Also Freunde sind wir zumindest im Norden noch nicht geworden. Unsere Art zu Reisen mit langen und schönen Wanderungen ist bisher nicht wirklich möglich gewesen. Von Radtouren mal ganz zu schweigen.
Aber gut, das ist ja nicht alles. Bisher hatten wir nicht einen wirklich schönen Ort gesehen. Insbesondere die Orte am Meer die im Sommer eher von Touristen bewohnt sind, kamen uns eher wie Lost Places vor.
Die Leere ist ja nicht das Thema, sondern der Gammel, das verranzte Aussehen und die vielen Bauruinen.
Uns scheint, dass den Griechen jeglicher Sinn für Ästhetik abhanden gekommen ist. Da wird nichts aufgehübscht, keine Blumen, nichts. Wird etwas nicht gebraucht, bleibt es einfach liegen und rottet vor sich hin. Möbel und Einrichtungen der jetzt geschlossen Bars gammeln dahin. Häuser und Gärten wirken nur vergammelt, egal ob bewohnt oder unbewohnt.
Das zeigt sich auch im Umgang mit dem Müll. Überall Müll, an den Straßen, teils in den Städten, in der Natur, überall. Nur die Strände an sich unmittelbar am Wasser bleiben scheinbar davon verschont.
„Ist halt so, anderswo ist es noch schlimmer…“ So etwas mussten wir uns bisher als Entschuldigung anhören. Sorry, das ist für uns keine Argumentation. Wir mögen halt keinen Müll und Gammel, Punkt!
Entschädigt hatten uns einige traumhaft schöne Landschaften, paradiesische Buchten und Strände, weswegen wir dort entgegen unserer sonstigen Gewohnheiten gleich Tage geblieben sind.
Aber das alleine macht es für uns im Gegensatz zu vielen anderen Reisenden nicht aus um ein Land toll finden zu können.
Ok, besser als den Winter in Deutschland zu verbringen ist es allemal.

Wir lassen uns denn weiter überraschen wenn es Richtung Süden geht.
Nächster Reisebericht: Griechenland Teil II Thessalien Mittelgriechenland