
Zypern 2024-I
Reisebericht durch die beiden Republiken der Insel Zypern mit dem Wohnmobil. Hier findet ihr Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse beim Erkunden der Insel.
Zypern wird zunehmend auch für Wohnmobile interessant. Da es einiges zu beachten gibt, jedoch den Reisebericht hier sprengen würde, habe ich dafür einen eigenen Infobericht geschrieben: Zypern mit dem Wohnmobil
Vorheriger Reisebericht: Türkei 2024 – III
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18.11.2024-Kórnos-80 km
Mann, war das ein Tag…
Dass die Fähre erst um 4 Uhr ablegt, das hatte ich ja eingeplant, aber nicht, dass erst um 6 Uhr mit der Verladung begonnen wird. Die Verladung war schon sehenswert, als wenn die Ordner eine Art Tetris spielen würden. Rein ins Schiff, raus aus dem Schiff und überhaupt, nur Chaos.
Fußgänger mit Unmengen an Gepäck wurden auf ein falsches Schiff gelotst, die kamen nach 3 Stunden wieder raus und kamen auf unsere Fähre.



Dass die Fahrzeuge, wie auch wir und insbesondere die LKW mit einem Aufzug auf das obere Deckgehievt wurden, war zwar spannend und interessant, machte die Sache aber nicht schneller.
So dauerte die Fähraktion mit nur 5 Stunden Transfer 16 Stunden.
Ankunft Girne
In Girne angekommen dauerte die Zollabfertigung weitere 3 Stunden. Wer sich hier mit dem Prozedere nicht auskennt, ist verloren.
Glücklich, es geschafft zu haben, steckten wir im Stop n Go zu unserem zuvor ausgegucktem Nachtplatz. Dort nach einer halben Stunde für die 6km angekommen, erfuhren wir, dass wir nicht übernachten dürfen.
Toll, aber wohin? Vernünftige Plätze hatten wir sonst keine Entdecken können und das türkische Internet war auch alle.
Also sind wir bei bei beginnender Dämmerung völlig naiv 80 km weiter südlich von Nikosia zu einem hübschen Platz gefahren, den wir uns ebenso zuvor ausgeguckt hatten.
Das hieß wieder rund 20 km Stop n Go und überhaupt nur Verkehrschaos. Nur die letzten 10 km waren befreiend frei. Überhaupt, dass die ganze Gegend dermaßen verbaut und dicht ist, hätten wir nicht gedacht.
Dazwischen hatten wir natürlich auch noch den Grenzübertritt in die Republik Zypern mit all dem bürokratischen Prozedere der auch noch eine halbe Stunde gedauert hatte. Hier wurden wir auch freundlich darauf hingewiesen, dass wir doch eigentlich illegal eingereist sind
Gut, dass ich damals die teure Dachreling mit bestellt hatte, die hat sich schon mehrfach bewährt.
Auch gut, dass die Beamten hier alle so relaxt sind, denn ich hab bei der Ausreise aus der türkischen Republik mit meinem Alkoven das Grenzgebäude angetitscht. Das wär noch was gewesen…
Sich als Nachtblinder im Dunklen in dem Verkehrschaos mit Linksverkehr durchzuwurschteln war Dank erwähntem Mentalvalium schon interessant.
Wirklich, ohne innere Ruhe sollte man das Abenteuer nicht wagen.
Jetzt stehen wir zwar wunderbar ruhig in der Natur, blöd nur, eigentlich müssten wir einkaufen. Aber gut, noch ein Diättag tut uns bestimmt auch gut

20.11.2024-Limassol-90 km
Nach einem Tag der Erholung sind wir weiter nach Limassol gefahren, denn dort gibt es einen Lidl der vor allem viel Platz zum Parken bietet.
Waren wir auf einen Preisschock vorbereitet, nein, der Warenkorb liegt preislich in etwa so wie in Deutschland. Teuer wurde es trotzdem, denn nach Wochen lokaler Einkäufe war so etwas wie Kochschinken, Brie und vieles Andere mehr ein Hochgenuss. Nur das Jingle Bells Gedudel ging uns mächtig auf den Geist. Es ist jetzt einfach die falsche Zeit ein christliches Land zu besuchen 🙂
Südlich bei Limassol waren wir plötzlich in Großbritannien. Dieses Gebiet mit Militärbasen gehört zu den zwei Zonen die rund 3% der Fläche Zyperns ausmachen, die zu britischem Staatsgebiet gehören. Die Basen und Gebietsabtretungen waren der Preis für die Unabhängigkeit Zyperns. Gott sei Dank werden die Gebiete trotz Brexit wie zu der EU gehörend behandelt.
Landschaft
Die Gegend wo wir die Tage standen, hatte zwar nicht so hohe, aber sehr schön bewachsene schroffe Berge. Wahrscheinlich sind die Gebirge hier vulkanischen Ursprungs. Wir werden hier garantiert noch einmal zurück kehren.
Die Küstenregion dagegen ist wieder einmal wie so oft zersiedelt, industriell und unschön. Ich vermute einmal, auch hier werden wir keine Freunde werden. Zumindest finden sich am Rande der Besiedlungen kleine Oasen und Highlights so wie bei der fast Großstadt Limassol.
Limassol Salzsee
Die Sehenswürdigkeit hier ist der Limassol Salzsee an dessen flachen Zonen Salzgewächse und auch überwinternde Flamingos beheimatet sind. Westlich ist der See von einer hügeligen Dünenlandschaft umrahmt.
Spannend ist die Umrundung des See. Eine offizielle Straße führt im Süden um und durch den See. Die befahrbare sandige Piste ist mit Pylonen abgesteckt. Die Landschaft sieht nicht nur schön aus, es ist auch irgendwie spannend, hier durch zu fahren.
In den Dünen befinden sich einige Parkplätze wobei das Campen unter Strafe verboten ist. Da hier die Polizei laufend patrouilliert, hatten wir uns lieber ein Plätzen etwas außerhalb der Dünenlandschaft gesucht. Wir hatten auch keine Lust, mit der Polizei über die Definition Campen zu diskutieren.






So leer der Platz war, am nächsten Morgen war hier die Hölle los. Die Rentner trafen sich hier zu morgendlichen schwimmen. Da wurde Kaffee getrunken, Feuer gemacht und das kurioseste war ein Mann, der seinen Pelikan ausgeführt hat.



21.11.2024-Episkopi -30 km
Eigentlich wären es ja nur 15 km gewesen, allerdings sind wir noch einmal über den Salzsee gefahren da die Landschaft einfach zu schön und die Fahrt auch faszinierend ist.
Bei Episkopi fanden wir nahe der antiken Stadt Kourion unseren hübschen Übernachtungsplatz. Die Steilküste erinnert ein wenig an die White Cliffs bei Dover. Vielleicht haben die Briten ja ein Stück hierhin geschafft, schließlich befinden wir uns ja immer noch in Großbritannien 🙂
So stellen wir uns die Plätze vor, deshalb nahmen wir die Gelegenheit wahr und blieben hier gleich ein paar Tage.
Ruhig, toll gelegen und die wenigen Einheimischen die zum Baden oder nur einfach auf das Meer zu schauen herkommen, fallen kaum auf. Manche nutzen den Ort auch für ein Fotoshooting was bei der Kulisse ja auch verständlich ist.









Selbstverständlich haben wir uns auch das eisenzeitliche Stadtkönigreich Kourion angesehen. Die Stadt entstand wahrscheinlich im 13. Jahrhundert v. Chr.
Es ist schon interessant zu sehen, was die Menschen vor rund 3.000 Jahren geschaffen haben.






24.11.2024-Paphos-60 km
Hinter der Kourion Beach fuhren wir die Küstenlinie weiter entlang Richtung Paphos. Die Felslandschaft war mit ihren schroffen Einkerbungen schon recht interessant.
Das erste Stück führte noch durch Großbritannien. Überall waren Schilder mit Fotografierverbot und alles war mit hohem Stacheldraht wie damals bei der Zonengrenze eingezäunt. Müssen die Briten eine Panik schieben, sogar ein Hundefreilaufplatz erinnerte eher an eine Kaserne. Wie sagte Obelix immer… 😉
Bei Prasteió Audempou wollten wir zu einem Wasserfall, klar ohne Regen kein Wasserfall. Das war aber nicht so schlimm, alleine die kleine Schlucht war schon sehenswert.



Eigentlich wollten wir die kleine Küstenstraße weiter gefahren sein, die war leider gesperrt und mussten für die nächste Sehenswürdigkeit, den Aphrodite’s Rock, einen kleinen Umweg fahren. In Anbetracht des Touristenrummels sind wir allerdings nicht ganz heran gefahren. Uns reichte der Anblick aus der Ferne.



In Paphos fanden wir am Hafen unseren Übernachtungsplatz. Die Stadt ist zwar adrett und sehr sauber, allerdings ist sie für unseren Geschmack aber auch trotz des Tourismus recht steril.
Man muss aber auch sagen, der normale Flugtourist wird sich gerade an der netten Promenade am Hafen mit den vielen Geschäften, Restaurants und Infrastruktur bestimmt wohl fühlen.
Zudem gibt es einen tollen Radweg an der Küste entlang und wer kein Rad dabei hat, hier kann man auch Räder leihen.





Archäologischer Park
Neben den vielen Ruinen der römischen Villen sind die hauptsächlichen Sehenswürdigkeiten des riesigen Archäologischen Parks deren Bodenmosaiken.
Ansonsten sind von den Villen nur noch die Grundmauern vorhanden.
Archäologisch lässt sich die Vorgeschichte von Palaia Paphos bis in die späte Bronzezeit belegen. Schon seit dem 15. Jahrhundert v. Chr. muss hier eine Siedlung bestanden haben.




Fabrica Hill
So faszinierend die Mosaiken auch sind, spannender fanden wir den außerhalb des Geländes gelegene frei zugängliche Fabrica Hill. Dies ist ein durch und durch mit Räumen und Gängen durchzogener Hügel. Hier soll es sich u.A. einmal um einen Steinbruch gehandelt haben. Allerdings findet man hier in den Höhlen auch eine kleine Kirche und andere Räume. Ebenso kaum beachtet und erwähnt ist das größte Flächenmosaik Zyperns.
Was das Gelände mit den Höhlen so spannend gestaltet ist der Umstand, dass es nahezu unrestauriert belassen ist und man das Höhlensystem durchstreifen kann.
In einer Höhle hatte ich mich fürchterlich erschrocken. Ein fürchterliches und noch nie gehörtes Geschrei hallte durch die Höhle. Was war? In einem Abluftschacht hatten sich Fledermäuse niedergelassen. So nah habe ich bisher noch keine Fledermäuse beobachten können und schon gar nicht so große.






Das nahe Kastell und das Ruinengelände mit der Paulussäule gehörten zu den weiteren Sehenswürdigkeiten auf unserer Wanderung.
Nach unserer Wanderung sind wir noch die immense Strecke von 3 km weiter gefahren wo wir zwischen den Bebauungen einen netten freien Platz am Meer gefunden hatten. Hier hatten wir auch einen netten Blick auf das Wrack Demetrios.

Königsgräber von Paphos
Nicht weit von unserem Nachtplatz aus entfernt befinden sich die Königsgräber aus dem 3. Jahrhunderd v. Chr.
Sie gehören für uns zu dem wirklichen HighLight von Paphos. Die Bezeichnung ist allerdings nicht wirklich richtig, denn hier wurden eher Staatsoberhäupter und Beamte beerdigt.
Die imposanten Gräber sind in einer faszinierend felsigen Landschaft mit schönem Bewuchs eingebettet. Dadurch, dass die Gräber nur sanft restauriert wurden und man sich frei bewegen kann, könnte das Gelände auch gut als Kulisse für einen Abenteuerfilm dienen. Ich wurde deshalb unweigerlich sofort an den Film Tomb Raider erinnert.









28.11.2024-Agios Georgios Pegeias-17 km
Wir sind 17 km weiter westlich nach Agios Georgios Pegeias gezogen.
Hier endet auch die Bebauung mit den Hotels und es beginnt die Natur mit dem Akama Nationalpark. Die Küste mit den Felsformationen ist schlicht der Hammer! Die Natur hat sich solch eine Mühe gegeben, dass man vermuten könnte, dass hier Baumeister zu Gange waren.
Inmitten dieser grandiosen Felslandschaft fanden wir unseren Nachtplatz, wo wir in Anbetracht dieser Schönheit die nächsten Tage verbrachten und Wanderungen entlang der Küste unternahmen.









White Cliff – Wrack Edro III
Heute sind wir über über das White Cliff zum Edro III Schiffswrack gelaufen.
Die weißen, fast kunstvoll erodierten Felsformationen sind schlichtweg überwältigend!
Dahinter weiter über einen Promenade ähnlichen Weg entlang an relativ flache, sehr gepflegte Ferienwohnungen. Eingefasst sind sie in teilweise sehr schönen Grünanlagen mit Agaven, Palmen und anderen Pflanzen.
Ich muss schon sagen, hier könnten sogar wir uns eine Woche Urlaub vorstellen.
Die Edro III ist hier im November 2011 in einem Sturm gestrandet. Ich habe ja schon so einige Wracks am Strand gesehen, aber die Edro ist auch farblich recht interessant in die schroffen Felsen eingefasst.















30.11.2024-Avakas Schlucht-30km
Die Avakas Schlucht führt über eine Länge von etwa 3 km mit über 30 m hohen Felswänden ins Landesinnere. Teilweise ist die Schlucht nur 4 m breit.
Die sanften geschwungenen Felsformationen erinnern ein wenig an die engen Slot Canyons Utahs, nur nicht so bunt und rot. Dafür haben sich hier skurril erscheinende Bäume in die Felsen gefressen und ebenso skurrile Stalaktiten an Moosen gebildet.
Das kleine Fließgewässer Avakas hat sich im Laufe von Jahrtausenden durch den Kalkstein gefräst. Durch die Enge der Schlucht kann der Avakas bei Regen zu einem reißenden Fluss werden!
Die Erkundung der Schlucht ist mit einer gehörigen Kletterei und Überwindung von ca. 200 Höhenmetern sowie inklusive nasser Füsse verbunden. Die Schuhe sollten deshalb ebenso auch Grip auf nassem Gestein haben! Die Wanderung mit Rückweg oberhalb beträgt rund 10 km.
Mit Standard-Wohnmobil sollte man besser den unteren Parkplatz wählen. Die Zufahrt zu dem Oberen erfordert über die steile, mit tiefen Querrillen durchzogenen Schotterpiste einige Traktion. Es sind dann halt nur weitere 30 Höhenmeter zu überwinden und 500 m zusätzlich zu laufen.






Eigentlich wollten wir auf der Akama Halbinsel verbleiben, allerdings hatte uns die lehmige Piste klar gemacht, dass dies bei Regen keine all zu gute Idee sei. Eben jener Regen und zwar mit Unwetter war nun angesagt. So hatten wir lediglich eine kleine spannende Spazierfahrt im Schritttempo durch die wunderbare Landschaft unternommen und sind anschließend wieder zurück nach Agios Giorgios Pégeieas gefahren.



Necropolis/Aspropotamou Beach
Heute hatten wir eine Art Aprilwetter, Sonnenschein und Unwetter wechselten sich ab.
Das Schlimmste zog zwar immer an uns vorbei, aber nass wurden wir trotzdem. Na gut, wir sind ja nicht aus Zucker und die heiße Dusche war dann ein besonderes Erlebnis.
Wir hatten heute eine kleine Wanderung in die Umgebung von Agios Georgios Pegeias unternommen. Zunächst besuchten wir das nahe Necropolis. Der Hügel mit den Felsengräbern ist völlig unbeachtet und beim Durchstreifen der von außen unscheinbaren Anlage fühlt man sich wie ein Entdecker.



Die Wanderung führte uns dann weiter über die Hügel hinunter zum Aspropotamou Strand (White River Beach). Ich habe keine Ahnung, welchem Wahn die Menschen hier verfallen sind.
Hier legen die Schildkröten ihre Eier ab und das ganze Gebiet ist deswegen Naturschutzgebiet. Es sieht zwar ganz toll aus, aber trotz sichtbarem Verbot wegen der Schildkröten bauen die Leute hier ihre teils riesigen Steintürme.







Von Agios Giorgios Pégeieas aus fuhren wir am nächsten Tag über die Troodos-Berge und am Olymp vorbei Richtung Osten um dort wieder in den türkischen Teil Zyperns über zu wechseln.
Der nächste Reisebericht: Zypern 2024-II