Reisebericht Mexico Baja California

Reisebericht Mexico Baja California

8. Februar 2018 11 Von Mikesch

Reisebericht über den beklopptesten Grenzübertritt seit 50 Jahren, die Wüste von Mexicos Baja California mit den riesigen Kakteen, Einige Urlaubstage mit Sonne und Strand und die großartigen Erlebnisse mit den Walen.
…und endloser Fahrerei…

Vorheriger Bericht: Kalifornien Mojave mit u.A. Joshua Tree National Park und San Diego

28.01.2018 – Südlich Tijuana Baja California Mexico – 90 km

Eigentlich wollten wir ja nicht über Tijuana nach Mexico, man liest oft von eher unterkühlten Zöllnern und zu viel Verkehr mit ewigen Wartezeiten.
Aber von San Diego aus macht das einfach Sinn. Tijuana hat aber auch einen Vorteil, die Wege für das Bürokratische sind hier kurz und man muss nicht ewig herum latschen. Es war zudem Sonntag und kaum Verkehr.
In San Ysidro, dem schmuddeligen Grenzkaff auf amerikanischer Seite erstanden wir zunächst einmal eine Haftpflicht fürs Wohnmobil. Die Haftpflicht ist bei der amerikanischen Versicherung für Mexico nicht mit drin, die Vollkasko schon. Warum? Keine Ahnung…
Scheint ein Geschäft zu sein, denn überall finden sich hier Versicherungsbüros, die groß ihre Mexico-Versicherungen anpreisen.
14 Tage kosteten hier rund 140,- Dollar. Auch wieder irre, ein Jahr rund 200,- Dollar. Da wir aber nicht länger bleiben wollten, lohnte sich das nicht. Vielleicht wäre es auch günstiger gegangen, aber wir wollten nicht stundenlang durch das Kaff latschen, nur um vielleicht 20 Euro zu sparen.
Die Versicherung sollte man auch vor dem Grenzübertritt abschließen, denn ist man erst einmal durch den Zoll, ist es vorbei.

Border

Border

Der Grenzübertritt:
Bei den Absperrungen ist das so, als wenn man durch ein großes Gefängnis fährt, oder wie damals in die DDR.
US-Customs entdeckt man hier jedoch nirgendwo, den Amerikanern ist es schiet egal wer ausreist, keine Kontrollen.
Man landet unmittelbar beim mexikanischen Zoll. Das weibliche kühl höfliche Küken war bei der Abfertigung schlicht überfordert, sie konnte mit den deutschen Papieren einfach nichts anfangen. Ich wollte die Internationale Zulassung hinten aus dem Auto holen, als ich aber aussteigen wollte, zuckte sie schreckhaft zusammen und der Arm fiel Richtung Revolver. Ehrlich, wenn ich sie hätte erschießen wollen, hätte ich das gleich gemacht 😉
Aber klar, bei meinem Aussehen…
So standen wir erst einmal ne viertel Stunde herum, bis denn ein Kollege die Abfertigung übernahm. Er befragte uns, wie das bei Zöllnern so üblich ist, eindringlich und mit Warnungen versehen nach den mitgeführten Waren, insbesondere Tabak und Spirituosen. Die Einreise nach Mexico war ja eher spontan und auf gut Glück, deshalb hatten wir zuviel Bier, Wein und Schnappes dabei, ebenso war der Kühlschrank voll mit Lebensmitteln.
Belüge nie einen Zöllner, das mögen sie gar nicht und es kann heftig enden! Zöllner sind da komisch, ich weiß das 😉
So meldeten wir unsere Mengen wahrheitsgemäß an, aber das büschen Zuviel schien ihn nicht zu interessieren.
Gott sei Dank fragte er nicht nach Lebensmitteln, das wäre echt blöd gewesen 😉

Erlaubt sind:
200 Zigaretten, 3L Alkohol wie Bier oder Wein ODER 1,5L Spirituosen pro Person
Lebensmittel in jeglicher Form sind EINFUHRVERBOTEN!
Jeglich bedeutet: Auch die Tafel Schokolade oder die Kekse, erst recht solche Dinge wie Käse, Milch, Obst/Gemüse oder Fleisch. Nix, nadda!

Eine Beschau wurde nicht durchgeführt, statt dessen ging es auf eine Rampe, wo das Wohnmobil durchleuchtet wurde.
Da alles ok war, wir keine Personen oder Tiere im Wohnmobil hatten, ebensowenig die Kilos Shit oder die MP, durften wir weiter und wurden freundlich in die Freiheit entlassen.

Aber halt, da war doch noch was? Niemand erzählt einem etwas bei der Grenzkontrolle, nirgendwo ein Hinweisschild, nichts.
Wenn wir im Vorfeld nicht gewusst hätten, was noch so notwendig ist, wären wir einfach weiter gefahren. Bei einer Polizeikontrolle oder bei der Ausreise hätten wie dann die A-karte gezogen.

Man benötigt ein Touristenvisum, das bekommt man bei der Immigration, dieses muss bei Kontrollen am Mann sein und wird bei der Ausreise wieder abgegeben.
Also fragten wir uns erst einmal zu der Immigration durch wo wir auf einen wirklich netten Beamten stießen. Er schickte uns zur Bank, 10 m entfernt, wo wir die Einreisegebühr (ca. 50,- Euro) entrichteten. Mann, hat das gedauert, die Dame hinterm Tresen, auch wieder so ein Küken, machte nicht gerade den sichersten Eindruck. Was ist, wenn mal Betrieb ist?
Wenn man den Betrag entrichtet hat, geht man wieder zur Immigration und beendet die Einreise.

Alles fertig oder was? Ah ja, wir haben ja noch ein Wohnmobil, auch das ist Zollgut.
In Foren und überall ist zu lesen, dass es, so lange man auf der Baja bleibt, es keiner Abfertigung bedarf. Da ich ja als Ex-Zöllner ungläubig bin, hatte ich nachgehakt.
Das stimmt auch soweit, aber das gilt nur für PKW (Cars)! Ein Landcruiser mit Kabine mag da auch noch durchgehen, aber für Wohnmobile gilt das nicht, es bedarf auch für die Baja California einer Abfertigung zur vorübergehenden Zollgutverwendung mit Registrierung! Wo die Grenze zwischen “Car” und Wohnmobil (RV) zu ziehen ist, keine Ahnung, aber unser Bimo ist eindeutig ein Wohnmobil. Also durften wir nochmals ca. 50 Euro auf den Tisch legen.
Mich erinnerte die Abfertigung an die Zeiten von vor 40 Jahren, zeitaufreibend Stempel hier und da und die “Permit” sah aus wie eine Aktie vor hundert Jahren, hübsches Andenken 🙂

Eingeführt

Eingeführt

Na egal, wenn wir wollen, können wir jetzt 10 Jahre durch Mexico kurven. Nach rund 2 Stunden war der Zirkus vorbei. Wie gesagt, es war nichts los, wir mussten nirgends anstehen. Bei Betrieb möchte ich nicht wissen, wie lange das dauert, da kann auch locker ein Tag bei drauf gehen.

Ist schon komisch, da fährt man ein paar Kilometer und schon ist man in einer anderen Welt.
Die verranzten Häuser, der Dreck und Abfall, die Gerüche, eine Mischung aus Rauch, Abfall und Gegrilltem.
Hört sich schlimm an? Isses aber nicht wirklich, irgendwie hat das Leben mit dem Trubel seinen interessanten Flair.
Die Temperatur ist mittlerweile auf 30 Grad angestiegen und so fühlten wir uns wie in Indonesien, erst recht, als der Pazifik nicht mehr von unserer Seite wich. Es kam Urlaubsfeeling auf.

Tijuana

Tijuana

Strassenleben

Strassenleben

Ca. 40 km südlich von Tijuana suchten wir einen Campingplatz auf, keine Lust mehr auf Fahren bei der Hitze. Wie das so ist, kaum brauchen wir eine Klimaanlage, heute wäre sie nett gewesen. Was ist, sie hat den Geist aufgegeben… 🙁
Wir standen mutterseelenallein auf einer Klippe mit einem Traum an Aussicht und dann dieser Sonnenuntergang!

Als wir dann Abends im nahen Restaurant saßen, war das Urlaubsgefühl in der lauen Luft beim Meeresrauschen Perfekt.

Urlaubsfeeling

Urlaubsfeeling

29.01.2018 – La Chorera – 255 km

Zunächst sind wir nach Ensenada zum Walmart einkaufen. Insgesamt ist es schon deutlich günstiger als in den USA, wobei Bier und Kaffee das gleiche kosten was uns natürlich hart traf 😉

Ensenada

Ensenada

Mainstreet

Mainstreet

Dann sind wir bei 34 Grad und ohne Klimaanlage die MEX1 durch ursprünglich “indonesische” Käffer, vorbei an Weingütern weiter Richtung Süden. Langsam wurde die grüne Landschaft auch wieder wüstiger.

Wohnviertel

Wohnviertel

Bei San Quintin jagte mich meine U. 20 km über eine Piste nach La Chorera, eine Ansammlung von Häusern wo jemand einen Platz auf den Klippen zu einem Stellplatz gemacht hatte. Dem freundlichen Oldtimer gibt man als Gebühr was man meint, dass dieser Platz wert ist.
Auch hier durften wir wieder einen grandiosen Sonnenuntergang in der lauen Sommerluft erleben.

Chorera Campground

Chorera Campground

Chorera Sonnenuntergang

Chorera Sonnenuntergang

30.01.2018 – San Ignacito – 211 km

Erst mal humpelten wir die 20 Kilometer zurück auf die MEX1. Hinter San Quintin flachte der Verkehr auf nahezu fast 0 ab und es ging relativ zügig voran. Ca. 40 km weiter ging es in die Berge und schlagartig änderte sich die Landschaft. Eine Murmel-Landschaft wie im Joshua Tree bzw. Alabama Hills mit unzähligen und unterschiedlichen bis zu 10m hohen Kakteen. Teils fuhren wir durch einen Kakteenwald. Ca. 40 km vor San Ignacito standen die Kakteen über Kilometer in hellem Sandstein. Das sah so was von grandios aus.

Klein Ulrike

Klein Ulrike

Hochgewachsen

Hochgewachsen

Gen Himmel

Gen Himmel

Sonnenkaktus

Sonnenkaktus

Ein Mal kamen wir in eine vom Militär durchgeführte Kontrolle. Der Soldat war sehr freundlich und lustig drauf. Sein Handy fungierte als Übersetzer und er schaute in jeden Schrank und Schublade, sogar in den Kühlschrank und unter der Matratze. U. musste sogar ihr Portemonaie vorzeigen. Was sie gesucht und nicht gefunden hatten, keine Ahnung…
Erfahrene Traveller erzählten uns später, dass man bei der Kontrolle im Fahrzeug immer nahe bei dem Soldier sein und alles von Wert wie Kameras, Handys und Tablets wegpacken sollte.

Langsam hatte ich auch keine Lust mehr auf Fahren, die letzten 40 Kilometer waren so etwas wie der Tanz mit den Schlaglöchern und was für welche! Schweine hätten da rein gepasst!

In San Ignacito befindet sich ein RV-Park, sieht aber eher wie ein Schrottplatz aus. Keine Toiletten, Dusche oder sonstwas, nur ein steiniger Platz. Dafür kostet er auch nur umgerechnet um 4 Euro.
Eigentlich besteht San Ignacito nur aus einem Restaurant oder wie soll man diese ursprüngliche Kantina nennen? Jedenfalls gab es leckere Kleinigkeiten zu essen wo wir uns an frisch gemachten Tacos gütlich getan hatten. Der Preis für die Tacos war ein Witz…
Da es dort kein Bier gab, gönnten wir uns zuvor bei der Hitze ein zuvor in einem kleinen Markt erstandenes Erdinger!

Angekommen

Angekommen

Heute war Super-Vollmond und um 5:30 sogar mit Mondfinsternis. Aber ich glaube, die werde ich verpennen…

Supervollmond

Supervollmond

31.01.2018 – Guerrero Negro – 225 km

Im 150 km Schlaglochtanz fuhren wir weiter durch imposante Kakteen-Wälder. Kakteen in einer Größe, die ich zuvor noch nie gesehen habe.

Riesig

Riesig

Ca. 70 km vor Gerrero Negro wurde die Mex1 sogar richtig gut und breit, nur noch vereinzelt Schweinelöcher.

Schweinelöcher

Schweinelöcher

Niedergelassen hatten wir uns für ca. 10,- Euro auf dem RV-Park und Hotel Malarrimo.
Da wir die nächsten Tage ohne Entsorungsmöglichkeit sind, ist das die sinnvollste Möglichkeit zu nächtigen, außerdem gibt es hier ein, wenn auch schlechtes WiFi. Es gibt noch einen “RV-Park” bei Marios Tours, der erinnert aber eher an eine Sandgrube, es es gibt weder eine Entsorgung noch WiFi.
Die Stellplätze im Malarrimo befinden sich auf der Rückseite des Hotels und sehen mit den Palmen noch nicht einmal so übel aus.

Guerrero Stellplatz

Guerrero, Malarrimo Stellplatz

Guerrero Negro ist untouristisch ursprünglich, böse Zungen behaupten, ein Drecksloch, aber gar so schlimm ist es auch nicht. Abends machten wir bei dem lauen Sommerwetter einen kleinen Spaziergang und hatten uns für rund 6 Euro an einer Taco-Schmiede richtig lecker den Bauch vollgehauen.

Taco-Schmiede

Taco-Schmiede

Ich konnte meine Mails abrufen und erhielt nun die Nachricht von Seabridge wegen unserer Mitfahrt auf dem Schiff. Das wird nun doch nichts…

Wenn Seabridge schon Rundmails wegen der Mitfahrmöglichkeit verschickt und auch auf der Website, wären die vollständigen Infos schon hilfreich und man könnte sich Anfragen gleich sparen.

Da sich eine Abfahrt nach hinten verschieben kann, muss eine Krankenversicherung noch etliche Tage nach geplanter Ankunft bestehen. Wieviel? Keine Ahnung…
Ebenso muss eine Versicherung Rettungsflüge beinhalten, nicht nur einfach Krankentransporte!
Der Vertrag muss ebenso in englischer Sprache vorliegen!

Ich habe keine Rettungsflüge versichert und wie soll ich in Mexico an unsere Verträge kommen, geschweige denn in englischer Sprache? Ich habe besseres zu tun, als mich mit schlechtem Netz mit meiner Versicherung auseinanderzusetzen.
Also doch fliegen, ist auch deutlich billiger und organisatorisch einfacher….

Vollmond

Vollmond

01.02.2018 – Laguna Ojo – 40 km

Hier in Gerrero Negro gibt es wie in allen größeren Orten eine Wasser-Tankstation (Puraficado), wo man für wenig Geld seinen Tank wieder füllen kann. Auch die Einheimischen holen hier ihr Wasser. Zwar gibt es auf den RV-Parks und Campos Wasser, aber das ist mit Vorsicht zu genießen und hat nicht unbedingt Trinkwasser-Qualität.

Wasser fassen

Wasser fassen

Dann sind wir über eine teils holprige, teils gut zu befahrende Sandpiste durch die Dünen und Salinen zur Laguna Ojo auf dem dortigen Campground (Link führt zu GoogleMaps) gefahren.

Saline

Saline

Alljährlich versammeln sich hier ab Ende Januar tausende Wale mit ihren Kälbern. Hier hatten wir sogleich eine Ausfahrt (45,- Dollar/Pers.) gebucht.
Dass man hier Wale sehen kann, ok, aber dass es so viele sind! Völlig unscheu und neugierig näherten sie sich dem Boot und manch einer war zu Späßen aufgelegt. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal einen lebendigen Wal berühren könnte, das war so was von grandios!
Wir hatten auch noch unsäglich Glück mit dem Wetter gehabt, milchig grau mit leichter Sonne und Windstille. So konnte man metertief durch das Wasser sehen.

Bei Mama

Bei Mama

Begegnung

Begegnung

Neugierig

Neugierig

Ausruhen

Ausruhen

Ein Stück weiter vom Visitor-Center befinden befinden sich die vielen Plätze in den Dünen wo man übernachten kann. Wir hatten mal wieder einen Traumhaften Platz erwischt. Von unserem offenen Fenster aus, konnten wir sogar Wale beobachten.
Einmal die umgerechnet 6 Euro gezahlt, kann man dafür Tage stehen bleiben, was viele natürlich machen. Verständlich, der Ort ist wirklich traumhaft.

Lichtspiel

Lichtspiel

02.02.2018 – Coyote Beach bei Mulege – 336 km

Gestern hatten wir zwei nette amerikanische Pärchen kennengelernt mit denen wir bis in den Morgen gefetet hatten und die uns Bilder vom Playa el Coyote südlich von Mulege gezeigt hatten. Ab Mulege beginnt dann der Teil der Baja California mit etlichen traumhaften Stränden.
Spontan entschlossen wir uns dann, doch noch weitere rund 340 Kilometer zu fahren.

Abfahrt

Abfahrt

Zunächst sind wir über die Sandpiste zurück zur MEX1 und dann folgten rund 150 km endloser Langweiligkeit durch langweiliges Nichts. Nur unterbrochen von einigen veranzten Käffern. Erst als es in die Berge ging, wurde die Landschaft interessant.

Bergwelt

Bergwelt

Mulege ist touristischer und mit den vielen Palmen im Vergleich zu Anderen sogar fast nett zu nennen, aber auch sehr “ursprünglich”, jedenfalls kein Ort, wo wir Tage verweilen würden.
Ca. 30 km südlich von Mulege kommen einige Strände. Zunächst kommt Los Cocos, relativ groß mit einfacher Zufahrt. Dort standen die Wohnmobile dicht an dicht nebeneinander.

Los Cocos

Los Cocos

Eine Seabridge-Gruppe, vermutlich geführt, denen wir die Tage schon ein paar Mal begegnet sind hatte sich dort niedergelassen, klar, auch ein frontgetriebener TI muss es ja an den Strand schaffen. Solch ein Sardinenplatz mit hundert Wohnmobilen ist nichts für uns. Ein Stück weiter liegt u.A. der Coyote Beach, dessen Zufahrt schon recht eigenwillig ist. Auch der Sandboden ist nichts für jedes Mobil. Der Platz ist deutlich kleiner mit wenig Wohnmobilen und man steht hier längs 5 Meter vom Meer entfernt mit grandioser Aussicht.

Coyote Stellplatz

Coyote Stellplatz

Die Plätze sind übrigens alle fast zum Preise eines RV-Parks kostenpflichtig. Irgendwelche Einrichtungen wie Toiletten etc. gibt es nicht.
Ich kann verstehen, dass die Amerikaner hier Monate verbringen und tausende Kilometer fahren, Strände in der Art mit der Umgebung gibt es in den USA nicht und das Herumgammeln entspricht ihrem Naturell (nicht abwertend gemeint!).

03.02.2018 – Playa el Coyote – 0 km

Die lange Anfahrt (hin u. zurück 700km) soll sich schließlich gelohnt haben, so legten wir einen Faultag am Strand in der Sonne ein, herrlich…
Unsere netten Nachbarn boten uns ihre Paddelboote an, so genossen wir eine lange Paddeltour über das tiefblaue Meer um eine draußen gelegene Insel herum. Ist das Urlaub oder was? 🙂

El Coyote Beach

El Coyote Beach

Paddeltour

Paddeltour

Pelikane

Pelikane

Um die Insel

Um die Insel

Die kleine Schar hier am Beach scheint eine Kolonie von Althippies zu sein, die hier überwintert. Jeder scheint jeden zu kennen, man hat sofort Kontakt und erfährt wertvolle Reisetipps.
Es klärte sich dann auch die Frage mit der Ent- und Versorgung auf wenn man Monate hier steht. Alle paar Tage kommt ein Wasserfahrzeug vorbei und stellt Fässer mit leidlich gutem Wasser ab. Alle zwei Wochen kommt ein Fahrzeug, welches das Schwarzwasser absaugt, wohin auch immer das geht. Das Grauwasser wird einfach in ein gebuddeltes Loch abgelassen.

Abends genossen wir an unserem Strand einen grandiosen Sternenhimmel wie sonst nur in den Bergen und ein Meeresleuchten.

04.02.2018 – San Ignacio – 164 km

Das war übrigens der südlichste Zippel unserer Tour, ab jetzt geht es nur noch zurück, ca. 7.500 km liegen vor uns…
Unsere Zelte hatten wir nach einem Tag abgebrochen, nur herum liegen und nichts tun ist nichts für uns.

Nach ca. 60 km erreichten wir den Geschichtsträchtigen Ort Santa Rosalia. Hier machten wir einen Bummel durch die Altstadt mit den Holzhäusern und bestaunten die ganz aus Stahl bestehende Kirche, die Eiffel kontruiert hatte.
Santa Rosalia ist ursprünglich, aber dennoch recht nett und ansprechend gemacht. Vor allem ist der Ort frei von Dreck und Abfall, richtig sauber zu nennen, eine Seltenheit…

Alte Lok

Alte Lok

Eiffel Kirche

Eiffel Kirche

Industriedenkmal

Industriedenkmal

Rosalia

Rosalia

Bei der Hitze hatte ich keine Lust mehr zu fahren, vor allem, da nun > 150 km langweiligste Strecke folgen werden.
In San Ignacio hatten wir uns auf dem Camping Petates niedergelassen.
Was uns auf der Hinfahrt nicht aufgefallen war, Ignacio ist wie eine Oase wo ein kleiner Fluss hindurch führt. Völlig grün mit tausenden Palmen. Der Campingplatz mit seinen Stellplätzen liegt unmittelbar am Fluss, traumhaft unter den Palmen.

Flussblick

Flussblick

Petates Stellplatz

Petates Stellplatz

Pech heute, im Ort ist irgendeine Veranstaltung, selbst aus gut 500m Entfernung, ein scheppernder Höllenlärm von Geschwafel und Musik. Wie muss das erst dort sein? Um 20:00 Uhr, plötzlich abgebrochene Stille, da ist wohl eine Sicherung durchgegangen, Gott sei Dank! 🙂

05.02.2018 – Coco Corner – 343 km

Ein Tag mit endloser Fahrerei, außer in Guerrero Negro (150km) gibt es auf 350km keine Übernachtungsmöglichkeit mehr, danach kommt bis auf dem Sandplatz an der MEX1 wo wir schon einmal waren einfach nichts mehr. Guerrero Negro oder den Sandplatz müssen wir wahrlich nicht mehr haben.

So folgten dann zunächst einmal 150 km Lanweiligkeit durch trister Öde, nur unterbrochen von 2 völlig sinnfreien Militärkontrollen wo die Soldaten in unserem Kühlsschrank nur auf der Suche nach Cola waren.
180 km hinter Guerrero geht es rechts auf die BC5, eine Anfangs recht gut aussehende und dann völlig üble Schotter- besser Steinpiste ab die wir mit 15 km/h lang humpelten. Es ist eine Alternative zur MEX1 und die kürzeste Strecke nach Yuma oder Mexicali um in die USA auszureisen.
Wir hatten die Wahl, langsam 50 km Schotterpiste durch interessanter Bergwelt und am Meer entlang oder ca. 100km MEX1 mit den Schweinelöchern.

BC5

BC5

Einfahrt BC5

Einfahrt BC5

Nach 20 Kilometern, bei Coco Corner, eine Hütte mitten in der Wüste und im Nichts, die von dem herzlichen 81jährigen Unikum Coco bewohnt wird, legten wir unseren Stopp ein. Bei Konsum eines Bieres mag man dort auch kostenlos nächtigen. Wie in Berichten und auch im IO-Overlander zu lesen ist, ein Muss bei einem Baja-Besuch. In der Tat scheint das eine Art Wallfahrtsort zu sein. Ist aber wirklich irre, wie Coco die Hütte ausstaffiert hat, dort an den Rollstuhl gebunden sein Leben meistert und jedem seine Welt zeigt. Es scheint eine Art Kult zu sein, eine signierte Unterhose dort zu lassen die dann einen Platz in der Hütte findet. Ich hoffe mal, dass die auch gewaschen sind… 🙂

Cocos Welt

Cocos Welt

Cocos Toiletten

Cocos Toiletten

Cocos Stellplatz

Cocos Stellplatz

Cocos Corner

Cocos Corner

06.02.2018 – San Felipe – 204 km

Nach ausreichend Kaffee sind wir die BC5 durch eine traumhafte Berglandschaft mit dem Sandstein wie im Joshua Tree weiter gehumpelt. Aber jetzt wurde es richtig schlimm mit Steigungen und großen stufenartigen Steinen. Ulrike hätte gut vorlaufen können und wäre schneller gewesen 😉

BC5 Humpelei

BC5 Humpelei

Abgelenkt durch die hellbraunen “Murmeln” mit den Kakteen war das aber recht kurzweilig und irgendwie hatte mir das auch Spaß gemacht.
Plötzlich, ein Wunder! Nach nur 12 Kilometern Steinen Asphalt und was für einer! Die BC5 wurde fast zur Autobahn, breit, mit Seitenstreifen und allerbestem Asphalt!

Küsten-Highway

Küsten-Highway

Mit dem Asphalt ging es Richtung Meer und wieder änderte sich die Landschaft. Schwer zu beschreiben mit den Bergen, Grasland, Sedimentgestein und auch kleine Canyons sowie später eine Vulkanlandschaft.

Vulkan Küste

Die BC5 führt nun an der Küste entlang wo man allerorts “Campos”, sprich Campingplätze findet. Für hochbeinige Fahrzeuge auch einige freie Plätze am Strand, die aber meist recht voll waren.

Campo Zufahrt

Campo Zufahrt

Die Campos waren durchweg heruntergekommen und wirkten nicht gerade einladend, dafür sind die Preise dort für nichts aber gut doppelt so hoch wie bisher. Überhaupt wirkte die Gegend wie Ägypten, heruntergekommen, vermüllt und verranzt und wie verlassen.
Die Gegend scheint mal bessere Zeiten erlebt zu haben, allerorten stehen Campos, Hotels und Grundstücke zum Verkauf an.

Verranzt

Verranzte Ansiedlung

So hangelten wir uns von Campo zu Campo, inklusive dämlicher Militärkontrolle mit filzen des Bimos in jedem Schrank und Staufach, bis wir fast in San Felipe waren. Also sind wir gleich dort hin…

Schwachsinnskontrolle

Schwachsinnskontrolle

San Felipe ist ursprünglich, aber zumindest an der Promenade bzw. Downtown recht sauber. Hier ist ein moderates Leben mit Geschäften, Basaren, Cafes und Ständen.

Bazar

Bazar

Souvenirstand

Souvenirstand

Die Preise für die RV-Parks tun sich mit um 300 Peso nichts und sind mit WiFi, Duschen und Dump mit Plätzen direkt am Meer schon fast günstig zu nennen. Vielleicht liegt es auch daran, dass hier niemand mehr hinfährt, überall gähnende Leere. Entsprechend sahen die RV-Parks auch aus, nicht wirklich einladend.
Gelandet sind wir auf dem etwas außerhalb gelegenen netten, nirgendwo aufgeführten RV-Park Turistica, der von einer netten Dame geleitet wird. Auch hier eine sogar warme Dusche, Toiletten, Dump, Strandplätze und vor allem schnellem Internet 🙂

Strandurlaub

Strandurlaub

Hier beschlossen wir denn auch sogleich, einen weiteren Tag zu bleiben. Faulen und durch den Ort bummeln…

07.02.2018 – Faultag in San Felipe

Erst gammelten wir am Strand und erst gegen Nachmittag rafften wir uns zu einem Bummel in San Felipe auf. Erst in der Nähe fällt einem auf, dass der Ort mal bessere Zeiten gesehen haben muss. Kaum etwas los, etliche Läden waren geschlossen oder verfielen langsam. Wir kamen auch an einigen weiteren RV-Parks vorbei, gruselig, völlig verhunzt und verranzt. Aber da standen doch wirklich einige Wohnmobile, unglaublich…
Bewegte man sich von den zwei Straßen der “Innenstadt” weg, war wieder alles voll von dem altbekannten Müll. Man mag ja wirtschaftlich nicht so gut dar stehen, aber muss man alles so verranzen und vermüllen?

Fleischbeschau

Fleischbeschau

Nachtleben

Nachtleben

Neues Wohnmobil

Neues Wohnmobil

Schiffswracks

Schiffswracks in der Stadt

Seitenstrasse

Seitenstrasse

Ulrike brauchte wieder einen Haarschnitt und wo wir gerade bei einem Barber Shop vorbei kamen…
Der Laden war von innen echt putzig.

Barber Shop

Barber Shop

Die kommende Strecke zur USA zurück führt rund 200 km über dicht besiedeltes Gebiet in dem wir in einem durchfahren werden, so endet dieser Reisebericht hier von der Baja Califonia…

Unser Fazit zur Baja California…
Wir hatten tolle Momente und Landschaften, aber ein wenig Kritisches mag ich doch erwähnen. Zuviel teils ätzende Fahrerei für zu wenig Sehenswertes.
Lohnenswert war der Abstecher insbesondere wegen dem grandiosen Walerlebnis, so etwas erlebt man nur einmal im Leben!
Die weiteren 700 km (hin und zurück) an die Strände hätten wir uns sparen können, hier hatten wir eine andere Vorstellung. Dicht zugeparkt wie auf einem deutschen Stellplatz ohne alles, zu teuer und eigentlich kann man außer herum liegen nichts machen, es sei denn, man hat ein Kajak dabei oder liebt dieses absolute Nichtstun. Nicht mal ein Ort, der zum Bummeln einlädt, nichts…
Einige Landschaften und Abschnitte mit den Sandsteinformationen und den großen Kakteen sind wirklich grandios toll. Auch die ursprünglichen Orte haben ihren besonderen Reiz, auch wenn einige wirklich verranzt und zugemüllt sind. Nur zum Bleiben verleiten sie nicht. Ulrike meinte: Nie hatten wir Indonesien, Südafrika und Ägypten in so kurzer Zeit bereist 😉
Länder wie Thailand, Laos, Indonesien oder die Philippinen sind auch nicht gerade reich und alles ist recht einfach. Trotzdem sieht man, wie man sich bemüht und die Menschen sind überaus freundlich und man spürt Lebensfreude. Nicht so hier auf der Baja, hier könnten wir uns nie wohl fühlen. Wir verstehen auch nicht, wie alle so von der Baja mit den Stränden und den Orten schwärmen können. Vielleicht sind wir auch nur anders gestrickt oder zu verwöhnt. Vielleicht ist es ja in Loret, La Paz oder San Jose anders, aber dafür rund 1.500 km eine Strecke fahren? 😮
Die ganze Fahrerei lohnt sich eigentlich nur, wenn man mit der Fähre auf das Festland und weiter gen Süden möchte, an den Traumstränden etliche Tage mit absolutem Nichtstun verbringen will oder in den Orten im Süden verweilen möchte, so man der Typ dafür ist. Oder im Februar wegen der Wale, dann reicht aber die Fahrt bis Guerrero Negro…

Das Video zum Reisebericht, ca. 16:50 min

Gefahrene km: 35.163
Gelaufene km:    1.465

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