Reisebericht Deutschland im Winter im Wohnmobil

Reisebericht Deutschland im Winter im Wohnmobil

14. Februar 2017 3 Von Mikesch

Noch mal raus in den Winter…

Die Idee kam uns ganz spontan, wir haben ja nur noch knapp 70 Tage bis zu unserer Verschiffung des Bimobils in die USA. Die ganzen Vorbereitungen, die Bürokratie alles dreht sich nur noch darum und wir können es nicht abwarten. Wir brauchen schlicht Urlaub von den Urlaubsvorbereitungen, einfach mal abschalten, den Kopf frei bekommen, wir werden sonst ramdösig 😉
Noch ist es ist kalt, es liegt noch Schnee, also hauen wir für zwei Wochen einfach mal ab und fahren der Kälte und dem Schnee hinterher. Das hat einfach mal was und soll auch mal ein Testlauf sein, wie sich das Bimo in der Kälte macht…

Reisebericht Ostdeutschland

Reisebericht Ostdeutschland

Also schnell das Wohnmobil mit den wichtigen Dingen bepackt, Glühwein, Bier, Wein, Firewood, Beil… 🙂
…ansonsten ist Bimo mit Trinkwasser, Sprit, Gas, Lebensmitel u.s.w. immer startklar.
Zunächst ging es zu dem besten Stellplatz aller Stellplätze nach Bühren, eine Beschreibung siehe hier: Stellplatz Bühren ->


Weserbergland

Hier trafen wir uns mit Fred und Gaby, einem ganz lieben 68er Pärchen. Vor einem Jahr hatten wir sie kennen gelernt und sie haben Nägel mit Köppen gemacht. Alles verkloppt und leben nun in ihrem Wohnmobil. Sie sind seit zwei Monaten auf dem Weg nach Griechenland und schon sagenhafte 300km weit gekommen, echt hektische Naturen 😉

Sternenhimmel Sternenhimmel

Angekommen erst mal die Stühle raus, das Firewood ausgepackt und das Lagerfeuer angefacht. Das nenne ich in dem Schnee mal Lagerfeuerromantik!
Dunkel ist es in Bühren, das liegt ja auch am A… der Welt. In der klaren Nacht hatten wir einen Sternenhimmel, wie man ihn sonst nur aus der Wüste kennt.
Ok fast, der schöne Teil der Milchstraße fehlt hier in der Jahreszeit 😉

Was fehlt bei um -5 bis -8 Grad wenn man draußen sitzt? Richtig, der Glühwein…

Erst eine, dann noch eine Flasche…
Irgendwann musste U. neuen kochen, weil Gabys alle war. Kaum bewusst wahr genommen, hatte Fred den Bechern immer noch nen guten Schuss Rum hinzugefügt.
Junge, hatte ich einen im Tee! Der Übergang zum Filmriss war fließender Natur. Ich konnte mich am nächstenTag an kaum was erinnern, ich glaube, U. hatte mich ins Bett gebracht, nachdem ich versucht hatte, die Axt einzusetzen. Hoffentlich hab ich mich nicht all zu sehr daneben benommen 😉

Am nächsten Tag fühlte ich mich entsprechend, der Ausnüchterungsspaziergang bei strahlendem Sonnenschein durch den Schnee hatte da auch nicht geholfen. Der dicke Kopf ging auch bis zum Abend nicht weg.
Fred gings auch nicht besser, so wurde der nächste Lagerfeuer Abend recht trocken, schon um 22:00 Uhr sind wir ins Womo und ins Bett.

Geweckt wurden wir Morgens mit leichten Geprassel von Wassertropfen auf dem Dach. Das schon Tage vorhergesagte Schmuddelwetter hat uns wohl erreicht, oder doch nicht?
Das Wetter entwickelte sich doch viel netter als erwartet, vor allem Richtung Osten. Wir verabschiedeten uns von Fred und Gaby und fuhren die knapp 60km nach Germerode am Meisner.
Aber ich war immer noch neben der Spur, völlig kaputt und Kopfschmerzen. U. ist dann alleine rund 7,5 km los auf einen Rundweg um Germerode.
Ich hatte mich dann hingehauen, brauchte einen Mittagsschlaf. Nach einer Stunde schmiss mich die Sonne aus dem Bett und ich bin U. entgegengelaufen. Das waren die letzten Sonnenstrahlen und die Landschaft sah nur geil aus.

Ich wollte einfach nur noch Schnee, leider ist ja Tauwetter angesagt. Trotzdem, wir noch mal in den Harz nach Breitenstein. Hier lag ja noch richtig Schnee und wir machten einen kleinen Spaziergang. Leider hat uns die Tauwetterfront nun doch erreicht und Abends fing es nur noch an zu Pladdern.

Thüringen

Nix Schnee mehr, was tun? Wir weiter Richtung Osten mit einem Zwischenstopp in Stolberg nach Leipzig. Stolberg ist ein kleines Örtchen, bestehend nahezu vollständig aus Fachwerkhäusern. Mit dem hohen Schnee hatte das etwas. Ich stelle mir das im Sommer vor, auf jeden Fall ist Stolberg eine Reise oder zumindest Zwischenstopp wert!

In Leipzig angekommen, sind wir vom Stellplatz gleich wieder weiter. Der Platz war völlig vereist und matschig, dazu noch richtig hässlich. Leipzig hat zum Angucken echt was, aber das war zuviel für uns.

So sind wir noch ein paar Kilometer weiter Richtung Osten nach Torgau. Auch dieses Städtchen ist voller Fachwerk und mit der Elbe eine Reise wert. Und vor allen Dingen, juchu, der Winter hat uns wieder. Mit dem tollen Stellplatz direkt an der Elbe war das die richtige Wahl!

Wir brauchen noch ein Stück Zeltplane für unsere “Markise”. In Dresden sitzt eine Spezialfirma, was lag da näher, als die paar Kilometer nach Dresden zu fahren.
Wir standen am Sachsenplatz an und mit Blick auf die Elbe. Was für ein Wunder, genau und nur hier riss die Wolkendecke auf und es zeigte sich die Sonne mit herrlich blauem Himmel. Wir die Elbe durch den tiefen Schnee entlang und durch die Altstadt. 12km waren es und es hatte einfach was, Dresden im tiefen Schnee.

Elb-Sandstein-Gebirge

Weiter ging es nach Schongau und durch das Kirnitzsch-Tal im Nationalpark Sächsische Schweiz. Auch das kennen wir nur vom Sommer her, aber so tief verschneit hatte das etwas märchenhaftes. Übernachtet hatten wir in Polenz bei Neustadt i.S. auf einem ruhigen und abgelegenen Stellplatz.

Am nächsten Tag wollten wir zur Bastei hoch. Aber ehrlich, 11,- Euro Parkgebühr für ein Womo? Die Gebühren hätten wir schon aufbringen können, klar, aber so Abzocken lassen? Nein Danke!
Scheinbar muss es ja genug Irre geben, die sich für ein paar Stunden Parken über dermaßen den Tisch ziehen lassen.
So hatten wir eine Wanderung durch das Polenz-Tal gemacht, war bestimmt eh schöner. Tief verschneit und die Sandsteine mit dem Schnee hatten etwas märchenhaftes. Sommer kann wirklich jeder…

Auf dem Parkplatz hatte ich mich so intelligent in den tiefen Schnee hineinmanövriert, dass ich zum ersten Mal den Allrad wirklich gebraucht hatte 🙂

Anschließend ging es gen Norden, gestoppt hatten wir zum Übernachten in Bautzen. Der Stellplatz ist nicht der Hit, aber kostenlos und für eine Nacht ok.

Am nächsten Morgen sind wir durch die nette Altstadt Bautzens geschlendert. Da wurde so einiges getan, sprich restauriert…
Ziel des Tages war eigentlich der Spreewald, aber wie sind nur 30 km weit gekommen 😉

Hängen geblieben sind wir in der Nähe von Hoyerswerda an der “Energiefabrik“. Hier wollten wir eigentlich nur eine Pause machen, aber das Wetter war so schön, Sonne pur und blauester Himmel, habe sogar glatt Farbe im Gesicht bekommen.
Unmittelbar daneben befand sich ein Wildgehege wo wir unser Nachlager aufschlugen, wie gesagt, es war so schön, dass wir hier einfach stehen geblieben sind.

Spreewald

2 Grad plus und nur grau…
Von hier sind wir in den Spreewald. Den erkundeten wir auf kleinsten Straßen und fühlten uns auf den immer noch vereisten Wegen wie in Kanada. So in etwa erwarten wir das bei unserer Ankunft dort.
Eigentlich hatten wir einen Stellplatz im Visier, aber wir blieben an einen der vielen Teiche hängen und liefen die 5 km einmal um den Teich. In dem Grau, dem Restschnee und dem Nebel schien die Landschaft Vorlage für einen Fantasy-Roman zu sein.

Uckermark 

Kalt ist es geworden, der Winter hat uns mit Tagfrost wieder. Wir sind weiter Richtung Norden zu dem Schiffshebewerk in Liepe bei Eberswalde. Leider alles dicht…
Zum Übernachten wollten wir nach Eberswalde, das hatten wir dann aber gecandelled. Bei diesem dunklen grauen Wetter sah die graue Stadt noch grauer und deprimierender aus. Die Stadt ist ein einziger Lost Place. Junge, wie muss das erst zu DDR-Zeiten ausgesehen haben. Da sind wir wieder zurück zum Schiffshebewerk, dort sind auch Stellplätze und Wlan gibt es dazu.

Heute sind wir wieder mal unglaublich weit gekommen, bis Stolpe an der Oder.
Die Zufahrt zum Ort war schon fast abenteuerlich, nun gut, wir befinden uns ja fast am Ende der Welt, zumindest Deutschlands…

Von hier aus hatten wir dann einen zwei Weizen-Gang, also rund 10km durch die Oder-Auen gemacht. Auch hier, in der Winterlandlandschaft hat das seinen ganz besonderen Reiz.
Wieder angekommen, U. zum Backen eines Apfelkuchens überredet. Den weiß man bei dieser Kälte und im gemütlich warmen Bimo besonders zu würdigen.

Eigentlich waren wir heute nur auf Wassersuche. Egal wo, überall ist das Wasser verständlicherweise bei dem Frost abgestellt. Selbst an Tankstellen, keine Chance!

Wollten wir in Rheinsberg zu der Privatbrauerein mit Stellplatz, Bier genießen, Schnitzel futtern und Wasser tanken, doch leider haben sie 3! Monate Betriebsferien.
Nach einem Spaziergang entlang der Bine konnten wir dann bei ATU in Neuruppin Wasser bunkern.

Das mal als Tipp für den Winter: Werkstätten haben innen meist einen Wasseranschluss und gegen eine Spende für die Kaffeekasse bekommt man Wasser.
Ansonsten besteht kaum eine Chance, Wasser zu bekommen.

Havel und Elbe

Die nächsten frostigen Tage, Tagsüber um -2, Nachts um minus 7 Grad, standen im Zeichen der Havel und der Elbe. Die Etappen betrugen meist nur um 30 km, der reine Fahrstress pur 😉

Havelberg

Der Ort ist völlig verfroren und verlassen. Hier gibt es noch Kram-Läden, die ich von meiner Kindheit her kenne. Ich frage mich, wie können die Menschen hiervon existieren? Viel Potential, aber ohne Konzept wird der Ort wohl aussterben.
Besucht hatten wir die NABU-Station, ein Relikt der BuGa. Recht nett gemacht und der nette “Ranger” war wohl froh, dass mal jemand vorbei kommt, Interesse zeigte und er etwas erzählen konnte.

Wittenberge (Havel)

Ein paar Kilometer die Havel entlang kommt man nach Wittenberge. Heimat des ehemals bekannten Nähmaschinen Herstellers Singer.
Die alten Werke werden von mannigfaltigen Unternehmen genutzt, die riesige Turmuhr ist weithin sichtbar.

Hier wurde in der Stadt viel gemacht und saniert, aber der alte Flair ist erhalten geblieben. Teils hat man mit den alten Häuser und Kramsläden das Gefühl, sich in einem Museum zu bewegen.
Sehenswert ist das alte Bahngelände mit den alten Loks. Hier befindet sich auch das Bahn-Museum mit dem Lok-Schuppen. Für Eisenbahnfreunde ein Muss. Leider hat das Museum im Winter nicht unbedingt auf.

Weiteres HighLight ist die Alte Ölmühle, ein Paradebeispiel, wie man alte Industrieanlagen mit Konzept sinnvoll nutzen kann. Hier befindet sich ein Hotel, eine Brauerei und sonstige Gastronomie.
Richtig geil gemacht ist der Kletterpark mit Tauchturm. Im Sommer ist hier bestimmt die Hölle los.

Dömitz (Elbe)

Eine verwunschene und verträumte Altstadt und der Sehenswürdigkeit der Festungsanlage. Dömitz sollte man auf einer solchen Tour wirklich nicht auslassen.
In dem kleinen Dömitz gibt es sogar mehre Stellplätze, der Schönste ist für mich der Parkplatz unmittelbar an der Festungsanlage mit herrlichem Blick auf die Elbe. VE gibt es hier allerdings nicht…

Bei der Anfahrt sollte man auf keinen Fall die großen Sanddünen auslassen, eine einmalige Landschaft in dieser Gegend.

Hitzacker (Elbe)

Ein Spaziergang durch die Altstadtinsel ist einfach faszinierend.
Es ist einfach der Flair der durch die dort lebenden Menschen und auch mit seltenem Handwerk und Kunst geprägt wird.

Im Sommer möchte ich hier nicht durch, da wird es von Touris nur so wimmeln, jetzt im Winter ist es ruhig und man spürt mehr von dem Flair.
Vor der Altstadt befindet sich ein großer Parkplatz mit Wohnmobil-Stellplätzen mit VE. Möchte ich nicht im Sommer stehen 😉

Letzter Spaziergang auf der Rücktour durch die Lüneburger Heide…

Fazit

Im Sommer durch Deutschland reisen kann jeder. Wenn Winter, dann zieht es die Meisten nach Bayern in die Alpen in den Schneeurlaub.
Aber im Winter Deutschland zu bereisen wo die Meisten nur im Sommer unterwegs sind hat etwas ganz Besonderes.
Ruhe, man findet leere Stellplätze vor und kann sich auch mal einfach irgendwo in die Walachei hinstellen wo man sonst vertrieben wird. Die Menschen, denen man begegnet, sind viel relaxter Wohnmobil-Fahrern gegenüber, Städte und Landschaften haben dann einen ganz besonderen Flair. Gut, dass nicht so viele auf die Idee kommen…
Und das Bimo? Bis auf Eisbildung an den Rahmen der Staufächer außen alles schön trocken, Verbrauch ca. 7,5 kg Gas/Woche mit Kochen und Duschen und die Reifen Cooper Discoverer waren spitze.

Alle und noch mehr Bilder in einer Animierten Video-Show:
Für Leute mit geringerer Datenrate 1.500 KB/sek

Wirklich Full HD, 3.000 KB/sek