Schweden Lappland-Ostsee

Schweden Lappland-Ostsee

2. August 2022 1 Von Mikesch

Unser Aufenthalt in Norwegen währte ja nur zwei Wochen. Bedingt durch das Wetter mit dem Dauerregen und die dadurch mangelnden Möglichkeiten für Unternehmungen ließen uns wieder nach Schweden übersiedeln.
Lest hierzu auch den vorherigen Reisebericht: Norwegen Nordland
Unsere Route führte uns nun durch Lappland, die Ostseeküste und Teile des Inlandes hinunter.

10.07.2022 – Abisko Nationalpark – 60 km

Wir hatten auf der E10 von Bjørnfjell kommend bei Riksgränsen wieder die Grenze nach Schweden überschritten. Beim ICA sollte man unbedingt einen Stopp einlegen, es ist schlicht eine Wohltat, wieder gut aussehendes Obst, Gemüse und andere Lebensmittel zu vernünftigen Preisen erwerben zu können.
Von Narvik aus gibt es zu der E10 keine Alternative, entsprechend ist hier der Verkehr. Neben dem normalen Verkehr kommen zu den Massen an Wohnmobilen in der Woche noch die LKW dazu.
Da die Meisten hier nur durch hetzen, findet man trotzdem etliche nette Übernachtungsplätze die man manchmal fast für sich alleine hat.
Der Abisko Nationalpark ist ein Paradies für Wanderer. Viele Wanderwege, unter Anderem zum Kungsleden, führen durch die wilde Landschaft zu entfernten Hütten und Campingplätze für Zelte.
Wir begnügten uns mit einer kleinen Wanderung entlang des wilden Abiskojokk. Wer dem Abisko einen Besuch abstatten möchte: Es gibt nur einen Parkplatz, wo das Parken mit Wohnmobilen erlaubt ist und die Durchfahrtshöhe beträgt unter einer Eisenbahnunterführung 3,50m!
Das Wetter war heute um Welten besser als die Tage und schon frühlingshaft warm. Gegen Abend tauchten jedoch wieder Regenwolken auf, die für eine teils surrealistische Stimmung sorgten.

11.07.2022 – Kiruna – 83 km

Richtung Kiruna war die E10 eigentlich recht entspannt und mit tollen Ausblicken zu fahren. Die Wohnmobil-Karawane bewegte sich größtenteils Richtung Norwegen.
In Kiruna füllten wir unseren Kühlschrank nebst Zwischenboden auf und tankten ein paar Liter Diesel. Bei 2,56€ wird es wohl kaum billiger werden. Kiruna ist eine nicht wirklich schöne Bergbaustadt. Mich würde hier mal die Selbstmordrate im Winter interessieren. Wir waren froh, als wir hier aus dem Trubel und Verkehr wieder heraus waren. Ist ja auch klar, Kiruna ist eine kleine Metropole inmitten der Wildnis und die Menschen brauchen Jobs und wollen versorgt sein.
Etwas außerhalb hatten wir unseren ruhigen und abgelegenen Übernachtungsplatz auf einem Wanderparkplatz gefunden, von wo aus wir noch eine späte Wanderung unternommen haben.
Bald dürfte es mit dem Tag in der Nacht eh vorbei sein.

12.07.2022 – Gällivare – 110 km

Leider mussten wir die eher langweilige E10 weiter fahren. Es gibt keine kleine Straße oder Piste ins Abseits oder nebenher, einfach nichts. Das hatte fast schon etwas von Kanada, es fehlten nur die Bären am Straßenrand, dafür stießen wir aber auf ein konfuses Rentier.
Als Entschädigung standen wir an einem wunderbaren Badeplatz, wo Ulrike an diesem tollen Sommertag das glasklare Wasser des Vassaraträsket für ein Bad nutzte. Hier genossen wir wohl auch unseren letzten Polartag am Lagerfeuer. Logisch, dass wir an einem solchen Platz nicht alleine waren, allerdings keine Wohnmobile, sondern die Einheimischen, insbesondere die Jugend. Es wurde gebadet, Disko gemacht, am Lagerfeuer gesessen…
Dieses Leben hatte durchaus wieder etwas, auch wenn es nicht ganz so ruhig war, einfach nur Lebensfreude.

13.07.2022 – Nattavaara – 62 km

Kaum verlässt man die Hauptwege, wird es einsam. Wir zählten in der Stunde nur 2 PKW, aber dafür etliche Rentiere auf der Straße.
Obwohl die BD822 eine wirklich sehr gut ausgebaute Straße und eine tolle Alternative zu den üblichen E in den Norden ist, wird sie seltsamerweise nicht genutzt.
Bei Nattavaara, einem kleinen Dorf fanden wir an einem See einen tollen Übernachtungsplatz. Ein Wunder, dass der Platz nicht in P4N aufgeführt ist, aber klar, hier fährt ja niemand lang, zumal wir die BD822 auf eine kleine schmale Piste verlassen hatten.

14.07.2022 – Boden – 133 km

Der heutige Tag war kleine Pisten und Wirtschaftswege Tag im Safari-Modus durch die leicht hügelige Wald-, Fluss- und Moorlandschaft. Die mit Flechten bewachsenen Murmelsteine waren auch wieder da. Für Menschen, die das nicht kennen muss das schon etwas Besonderes sein. Über hundert Kilometer durch die Wildnis zu fahren, ohne dass einem ein Auto begegnet. Ok, zwei waren es…
Bemerkenswert ist, wie wenig Wild man im Gegensatz zu Nordamerika sieht. Wir freuten uns schon über das eine Rentier und die paar Schneehühner.
Die BD757, eine kleine Piste führt an einem malerischen Fluss entlang wo 20 romantische Wohnmobil-Stellplätze für je ein Wohnmobil mit Feuerstellen eingerichtet wurden. Stellplatz ist zuviel gesagt, Plätze halt. Ohne die Mücken wären uns die 5€ für einen Aufenthalt wert gewesen die man per PayPal entrichtet.
Boden wird von 5 ehemaligen Forts, heute Ruinen, umsäumt. An einem hatten wir uns mit phantastischer Aussicht niedergelassen.

17.07.2022 – Mårdseleforsen – 285 km

Die folgenden Tage zogen wir wie gehabt weiter durch das einsame Lappland. Die kleinen, meist Schotterstraßen, führten uns zwischen dem Inlandsvägen und der E4 zum Naturreservat Mårdseleforsen. Über diese Wege fahren keine Urlauber lang, selbst Einheimischen begegnet man kaum. An einem Übernachtungsplatz an der BD542 kam in 16 Stunden nicht ein Auto vorbei, geschweige dass uns unterwegs jemand begegnet wäre.
Die kleinen Orte mit Einkaufs- und Tankmöglichkeiten liegen zwischen 80 und 150 km voneinander entfernt. Dies sollte man immer, insbesondere bezüglich Tankstellen einkalkulieren.
Wie bereits schon erwähnt, die Landschaft ist zwar nicht so spektakulär wie Norwegen, jedoch bedingt durch die Ruhe und Einsamkeit entsteht auch eine gewisse innere Ruhe. Die moorige, teils mystische Seenlandschaft trägt mit den kleinen Schotterwegen bestimmt dazu bei.

Bei dem Naturreservat Mårdseleforsen handelt es sich um breite Stromschnellen des Flusses Vindelälven die auf fast 2 km um rund 40 kleine und größere Inseln vorbei führen. Die mit Flechten bewachsenen runden Felsen und Steine sowie die Waldlandschaft sind nur märchenhaft schön zu nennen.
Mit dem Wander- und Bohlenweg, die Brücken sowie Picknickplätzen mit Feuerstellen hat man sich immense Mühe gegeben. Anderswo müsste man hierfür garantiert nicht wenig Eintritt zahlen.
Die Mårdseleforsen sollen mit zu DEN Sehenswürdigkeiten Schwedens gehören. Nun ja, das Zeug dazu haben sie in der Tat!

18.07.2022 – Vindeln – 63 km

Da uns der Vindelälven auf unserer Zockelfahrt auf der Nebenpiste so fasziniert hatte, wir unternahmen noch eine kleine Wanderung am Renforsen bei Vindeln, kamen wir heute nicht wirklich weiter. Warum auch, 60 km waren ja auch genug… 😉
Auf unserer Wanderung hatten wir nämlich einen tollen Platz am Fluss mit Feuerstelle, Feuerholz, Plumpsklo und Schutzhütte entdeckt. Der war so grandios toll angelegt, dass wir nach unserer Wanderung sogleich mit dem Bimo trotz einer tricky Anfahrt hierhin gefahren sind. Der Platz wird von einem Verein bewirtschaftet und wir wurden sogleich eingeladen, die Nacht hier zu verbringen.

19.07.2022 – Husum/Ostsee – 130 km

Ganz allmählich wurde die Landschaft wieder dichter besiedelt und auch der Verkehr mehr. Die 373 ist eine wichtige Verbindungsstraße in den Nordwesten Schwedens, allerdings längst nicht so befahren und eine sehr gute Alternative zur E12.
Wir sind immer wieder auf kleine parallele unasphaltierte kleine Nebenwege abgebogen die für uns auch landschaftlich interessanter waren. Navigiert hatte ich so wie früher mit Karte, nur dieses mal mit PockeEarth und mir nach Möglichkeit die kleinsten weißen Wege ausgesucht. Wirklich, selbst die kleinsten Lehmpisten sind in einem besseren Zustand als die Straßen in der Wesermarsch 🙂

Olofsfors Ironworks

Mehr aus Zufall fuhren wir nahe der E4 an der alten Eisen-Industrieanlage Olofsfors Bruk vorbei. 1762 begann mit der Genehmigung für den Rittmeister John Jennings an diesem Ort einen Hochofen zu errichten die Geschichte des Eisens in Olofsfors. Zu der Eisenhütte gehörten ebenso ein Sägewerk, ein Bauernhof, sowie eine Bäckerei. Allein auf dem Werksgelände wohnten über 200 Menschen.
Die ganze Anlage kann ohne Eintritt frei besichtigt werden. Touristisch erscheint der Ort mit einem Cafè, Kunsthandel und Antikgeschäft recht dezent und unaufdringlich.

Gelandet sind wir dann in Husum an der Ostsee. Haben wir uns verfahren? Husum? Ja, auch in Schweden gibt es ein Husum.
Hier befindet sich ein toller und traumhafter Picknick- und Strandplatz an der Ostsee mit Feuerstellen. Die Betreiber erbeten sich eine Spende in unglaublicher Höhe von 2,-€. Leider können die nur per Swish entrichtet werden, welches für Ausländer jedoch nicht zugänglich ist. Wie so oft, den Schweden entgeht so einiges, irgendwie haben sie ausländische Touristen nicht so richtig auf dem Schirm.
Da der Platz auch in P4N aufgeführt ist, trudelten gegen Abend noch 4 Fahrzeuge ein. Da der Eintrag mit einem Vermerk eines erschwerten Zugangs versehen ist, nur ein 4×4 Wohnmobil, ein Land Rover, Van und PKW.
Man merkte es schon Kilometer vorher, die Zeit der Einsamkeit, leerer Straßen und fehlender Wohnmobile dürfte nun vorbei sein. Wir waren gespannt, wie es weiter gehen würde.

20.07.2022 – Nationalpark Skuleskogen – 65 km

Markante felsige Bergkuppen, fast mystische Kiefernwälder, tiefe, durch Inlandeis geformte Täler, mit Flechten bewachsene Geröllhalden, Moore, sowie Bergseen prägen den Nationalpark Skuleskogen.
Die größte Sehenswürdigkeit des Parks ist die Slåtterdalskrevan, eine ca. 200 m lange Schlucht mit teils 40 m hohen senkrechten Wänden. Oben auf der Schlucht genießt man eine grandiose Aussicht.
Der Nationalpark ist über ein ausgedehntes Netz an Wanderwegen zu erkunden. Überall befinden sich Schutzhütten mit Feuerstellen wo man auch übernachten darf.
Der Park ist über drei Eingänge zu erreichen. Um die Slåtterdalskrevan zu durchwandern, empfiehlt sich entweder der Nord- oder der Südeingang. Vom Nordeingang beträgt die Wanderung ca. 7 km hin und zurück, vom Südeingang ca. 9 km. Vom Nordeingang aus ist die Wanderung, wo ca. 250 Höhenmeter zu überwinden sind, recht kraxelig. Dagegen erscheint es von Süden aus auf den Bohlenwegen fast entspannter. Nur das letzte Stück ist da etwas mit der Kletterei anstrengender. Für beide Touren gilt auf jeden Fall Trittsicherheit und eine gute Grundkondition. Wer fit ist kann auch einen ca. 15 km Rundweg über die beiden Parkplätze unternehmen. Ein Abschnitt führt da ganz entspannt an der Ostsee entlang. Diese Tour ist eher vom Nordparkplatz aus zu starten, das ist entspannter. Auf jeden Fall sollte man frühzeitig bei den Parkplätzen sein, ab Mittags wird man kaum mehr einen Parkplatz finden.

Hier unsere 15 km Wanderung die man auch abkürzen kann. Um die GoogleMaps-Karte anzusehen, müssen Drittanbieter-Cookies erlaubt sein. Es werden wahrscheinlich Daten an Google übersandt, schaut in deren Datenschutzbestimmungen.

Übernachtung am Nationalpark Skuleskogen

Auf den Parkplätzen des Nationalpark Skuleskogen ist das Übernachten verboten, da sie im Park liegen. Am Nordeingang gibt es ca. 300m vor dem Hauptparkplatz noch einen Oberen der außerhalb des Parks liegt. Hier kann man auch übernachten. Mich hatte es verwundert, dass hier nur wenige, sprich 4 Wohnmobile anzutreffen waren. Vielleicht liegt es daran, dass der Parkplatz nur über einen kleinen Schotterweg zu erreichen ist.
Der Nationalpark Skuleskogen ist auf Grund seiner Besonderheiten auch bei den Schweden recht beliebt, die den Nationalpark auch für mehrere Tage erkunden. Die Infrastruktur ist dafür wie geschaffen.
Von daher ist es verständlich, dass der Andrang sehr groß ist. In der Saison sind die Parkplätze Mittags schon proppenvoll und einen Parkplatz zu finden dürfte eher Glücksache sein.
Tipp: Abends ab ca. 20:00 Uhr erscheinen, dann sind die Tagesgäste weg und man findet immer einen Übernachtungsplatz. Am nächsten Tag erkundet man dann den Park, bleibt noch eine Nacht oder fährt weiter…

21.07.2021 – Rotsidan-Berghamm – 98 km

Jemand meinte mal zu uns, einfach von der E4 die kleinen Straßen zur Küste abfahren, dann wird es ruhiger.
Nun ja, was ausländische Touristen und insbesondere Wohnmobile anbelangt, stimmt das schon. Insbesondere, weil es sich bei den kleinen Straßen meist um enge Schotterpisten handelt und sie es alle eilig haben. Was allerdings an Schweden mit PKW und Wohnmobilen unterwegs war, da ist nichts mit ruhig.
In Rotsidan gibt es einen wirklich schönen Badeplatz. Die Küste besteht hier aus Granitplatten in den unterschiedlichsten Formationen mit zum Teil seltenen Pflanzen wie Sonnentau in den Spalten. Hier war schlicht die Hölle los. Nur mit Glück bekamen wir einen Parkplatz weil gerade jemand weg gefahren war. Dabei ist die Zufahrt auf den ca. 3 km mit den Auswaschungen und Steigungen schon spannend zu nennen. Ausländer waren bis auf uns und ein Niederländer mit Landrover keine anzutreffen, so hatten die Schweden den Ort für sich. Klar, dass wir hier bei dem Trubel nicht geblieben sind, das hätten wir auch als unpassend empfunden.

Berghamm

Unser Ziel hatten wir dann in Berghamm gefunden einem kleinen ehemaligen Fischernest in einer Bucht gelegen. Für die 30 km Luftlinie sind wir heute 98 Kilometer gefahren. Ca. 30 km gezwungenermaßen über die E4, ansonsten nur kleinste schlängelige Schotterwege über die hügelige Landschaft.
Auf einer Wiese kann man sich für 60 SEK nieder lassen. Standen wir zunächst nahezu alleine auf der Wiese, war sie am Abend voll.
Der gemeine mitteleuropäische Wohnmobilfahrer traut sich offensichtlich nicht über die kleine Wellblechpiste, die zudem eine Sackgasse ist, hierhin. Die Schweden und Norweger sind da deutlich schmerzbefreiter, sie kennen das ja auch nicht anders. Abends beglückte uns ein heftiges Gewitter, Gott sei Dank blieben die dicken Hagelkörner aus. Nach 5 Minuten war der Spuk vorüber.
Am nächsten Tag waren wir wieder alleine auf dem Platz und wir hielten einen Reinemachetag ab. Muss ja auch mal sein. Nachmittags war der Platz schon wieder gefüllt. Neben uns gesellten sich zwei Norweger und wie wir sie bisher so kennen gelernt haben, nicht nur unhöflich, sondern auch rücksichtslos. Warum auch immer, es wurde erst einmal der Generator angeschmissen. Logisch, natürlich wurde der so hin gestellt, dass wir den Radau ab bekamen und nicht sie selber.
Ein kleiner 1,8 km Rundweg führt zu den nahen Norrklippen den wir Abends noch gelaufen sind. Eigentlich sollte das nur ein kleiner Spaziergang werden und hatte deshalb meine Kamera im Bimo gelassen. Hätte ich doch nur geahnt, was uns dort für ein Stück mystischer Natur erwartete. So musste halt wieder mein iPhone her halten. Bei unserer Rückkehr entfachte der Himmel ein wahres Feuerwerk. Sogar ein Regenbogen als die Sonne schon unter gegangen war, so etwas sieht man auch nicht oft.

23.07.2022 – Brunnesjön – 65 km

So traumhaft schön Schwedens Höga Kusten (hohe Küste) auch ist, uns wurde der Rummel mit den Wohnmobilen und urlaubenden Menschen schlicht zuviel. So leer die kleinen Straßen eigentlich sind, die Parkplätze an Sehenswürdigkeiten oder Wanderparkplätze sind jedoch meist rappelvoll. Wenn man nicht rechtzeitig einen Übernachtungsplatz gefunden hat, hat man schlicht verloren.
In Härnösand starteten wir den vergeblichen Versuch, auf dem Stellplatz beim Automobilmuseum unsere Wäsche zu waschen. Leider ist das ohne Trockner bei 4 Maschinen recht sinnbefreit.
Wir sind dann ins Inland gefahren und fanden am Brunnesjön einen netten Badeplatz, wo wir bei Sonnenschein den Tag und auch die Nacht verbrachten. Sogar ich hatte ein Bad mit Schwimmversuchen gewagt 😉

01.08.2022 – Kapellskär – 660 km gesamt

Westlich der E4 wurde es wieder etwas ruhiger, weshalb wir die kommen 9 Tage unsere Route durch das Inland bis nach Kapellskär an der Ostsee nördlich von Stockholm geplant hatten.
Landschaftlich erinnerte uns Schweden hier auf den ersten 150 km eher an die deutschen Mittelgebirge mit ihren Seen. Alles war recht aufgeräumt, es wird viel Landwirtschaft betrieben und es war doch recht be- und zersiedelt.

Tipp: Delsbo-Kyrka

Durch Zufall kamen wir an der Delsbo-Kyrka vorbei. Normalerweise findet man über alles und jeden einen Eintrag bei Wikipedia, nicht aber über die Delsbo Kyrka. Selbst in Reiseführer oder Reiseberichte findet sie keine gebührende Erwähnung. In sofern kann ich nicht viel über sie berichten, außer dass sie eine der schönsten Kirchen ist, die wir in Schweden gesehen haben.
Die Delsbo Kyrka verfügt über eine schöne kleine Orgel und die Inneneinrichtung mit ihren Kunstwerken strahlt eine außergewöhnliche Wärme aus. Eine Besonderheit ist der große separate Glockenturm aus Holz und der Baustil des Kirchenschiffs.

Erst als wir wieder in die Provinz Dalarnas eingedrungen waren, wurde es wieder etwas wilder. Die Straßen, also eher die Pisten interessanter und der Verkehr hatte in Gänze ein Ende. Wohnmobile, insbesondere Ausländische, sahen wir gar keine mehr.
Bei all den grandiosen Übernachtungsplätzen, dies waren meist Badeplätze, konnten wir uns manchmal gar nicht entscheiden und immer hatten wir die Plätze für uns.

Svärdsjö

Svärdsjö hatte ich uns eigentlich nur wegen der wirklich schönen Badestelle ausgesucht und weil von hier aus ein kleiner Wanderpfad entlang des Sees ab geht.
Dieser führt auch am Gammelgården Svärdsjö, einem Freilichtmuseum, vorbei. Jetzt, mitten in der Woche platzten wir in eine Veranstaltung mit Musik, Trachten, Erklärungen und Essenständen hinein. Gerne hätten wir etwas von den Leckereien gekostet, aber leider konnte man nur mit dem in Schweden üblichen Swish bezahlen, was Ausländern verschlossen bleibt.
Egal, jedenfalls fanden wir es recht interessant und auch das Feeling war recht ursprünglich, eben weil es nicht für Touristen gemacht wurde, sondern für die einheimische Bevölkerung. Außer uns befanden sich wohl keine Touristen im Ort.

Tipp: Husby Kyrka

Die Husby Kyrka liegt etwas abseits am Dalälven. Die Kirche wirkt nicht ganz so gemütlich, ist aber durchaus ein Besuch wert wenn man sich dort gerade über die kleinen Sträßchen schlängelt.

Von Himbeeren und Blaubeeren

Jetzt, Ende Juli sind die Beeren reif. So etwas habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr erlebt. Schüsselweise süsser Himbeeren und Blaubeeren konnten wir sammeln. Solche Massen an Sträuchern hatte ich noch nie gesehen. Yoghurt mit frischen Blaubeeren und die Himbeeren pur oder auch im Yoghurt. Das war wie im Paradies…

Blaubeeren mit Yoghurt

Ausgesperrt

Diese Hartal-Türen sehen ja auf den ersten Blick stabil und wertig aus. In meinen Augen sind sie aber nichts als billiger Schrott.
Was wir schon für einen Ärger mit der Türe hatten. Heraus gerissener Griff mit der Platte, weil sich die Plaste aufgelöst hatte, laufend Ärger mit der Mechanik die uns mehrfach ausgesperrt hatte.
Jetzt ist gar der Hebel, der die Türe öffnen soll abgebrochen und wir waren ausgesperrt.
Nur gut, dass wir durch ein Staufach ins Bimo können, sonst hätten wir nach unserem abendlichen Spaziergang ein echtes Problem gehabt, da wir den Durchgang zum Fahrerhaus einbruchssicher verrammelt hatten.

Färnebofjärden Nationalpark

Der Färnebofjärden Nationalpark war dann unsere letzte Station im tieferen Inland. Beim Färnebofjärden Nationalpark handelt es sich um ein Landschaftsschutzgebiet mit Wäldern und Sumpfgebieten. Angeblich mit artenreicher Vogelwelt, Elchen, Biebern, Füchsen und Luchsen. Zumindest die Bieber zeigten sich in ihrem Wirken, ansonsten schien das Wild Urlaub zu haben.
Am Nordeingang befindet sich bei den Stromschnellen ein Stellplatz für 15€ ohne Entsorgung, aber mit Wasser. Wer braucht, Strom kostet weitere 3€. Zahlbar mit Swish oder wenn gerade jemand dort ist auch in bar.
Wenn man wie wir einen Außenplatz erwischt, sogar mit toller Aussicht auf den Dalälven und ins Grüne. Ideal, um von hier aus Wanderungen über gut ausgezeichnete Wanderwege in den Nationalpark zu unternehmen.
Nebenan befindet sich übrigens auch ein einfacher Parkplatz für 20€. Keine Ahnung, warum sich dort alle tummeln. Wahrscheinlich, weil der auch mit EasyPark bezahlt werden kann, welches in mehreren Ländern wie in Deutschland genutzt wird.

Uppsala

Nun hatte uns die Zivilisation wieder. Da wir zeitlich etwas Luft hatten und es gerade auf dem Weg lag, schauten wir uns noch Uppsala an. Jetzt an diesem Sonntag hielt sich auch der Verkehr in Grenzen und der Bummel durch die Stadt nebst Parkplatzsuche gestaltete sich sehr entspannt.
Klar, man kann Uppsala nicht mit anderen Metropolen vergleichen, aber wer gerade vorbei kommt, ein Besuch lohnt sich.
Wir hatten Glück mit dem Wetter und spazierten bei 25 Grad und Sonnenschein über die Promenade am Fyrisån entlang ins Zentrum. Das Leben allerorten in der Stadt an diesem Sonnentag hatte mal wieder was. Die Menschen waren gut drauf und freuten sich des Lebens. Da waren wir ja völlig von der herzlichen Freundlichkeit überrascht.
Zwangsläufig kommt man auch am alten Pumphuset, heute ein Museum, vorbei. Toll, was die Stadt da gezaubert hat. Insbesondere für die Kleinen durch die Interaktivität sehr spannend und lehrreich.
Uppsala ist eine alte Stadt und dies spürt man im Viertel rund um das Schloß und die Kathedrale mit den historischen Gebäuden.
Vom Dom waren wir ebenso überrascht. Das Innenleben erinnerte uns mit diesem Prunk schon fast an Frankreich. Doch, das war ein schöner Nachmittag.

Traurig, dass eine Stadt wie Uppsala keinen Stellplatz bietet! Nun denn, 20 km weiter fanden wir am Lötsjön einen schönen Badeplatz.
Hier genossen wir ein Bad im glasklaren Wasser und noch einmal eine kleine Wanderung durch den Märchenwald. Der nächste Tag sollte uns dann nach Kapellskär führen.

Tschüss Schweden, schön wars!

Nun hatten wir 52 schöne Tage in Schweden verbracht. Wie schon einmal erwähnt, Schweden mag zwar nicht so imposant wie Norwegen erscheinen, aber das Land versprüht eine große Ruhe uns sanfte Wildheit.
Hatte ich vorher die Befürchtung, alles wäre nur überfüllt, weit gefehlt. Man muss sich nur von den Transit- und Touristenrouten fern halten. Dann wird man mit Einsamkeit, Ruhe und traumhaften Übernachtungsplätzen belohnt.
Von Kapellskär aus setzen wir dann mit der vorige Woche gebuchten Fähre nach Paldiski bei Tallin/Estland über. Der südliche Teil Schwedens und erst recht die Ostseeküste sind uns jetzt zur Urlaubszeit einfach, insbesondere mit den ganzen Wohnmobilen, zu voll.

Der nächste Reisebericht: Baltikum 2022