Reisebericht Bulgarien im Wohnmobil

Reisebericht Bulgarien im Wohnmobil

13. September 2023 0 Von Mikesch

Im letzten Jahr war es ja schon spät im Jahr und wir wollten vor dem ersten Schnee die Berge hinter uns gelassen haben. Dazu kam, dass uns Bulgarien entlang der Küste nicht so begeistert hatte, deshalb hatten wir Bulgarien auf dem Weg nach Griechenland in nur fünf Tagen durchquert.
Dieses Mal wollten wir uns eigentlich etwas mehr Zeit lassen und intensiver auf Entdeckungsreise gehen. Allerdings ist unser Bimo für viele Strecken einfach nicht das richtige Fahrzeug und die Infrastruktur mit Park- und Übernachtungsmöglichkeiten in Wandergebieten für unser Bimo ebenso zu schlecht. So wurden es auch nur zwei Wochen, aber immerhin.
Route: Entlang der Donau durch die Wallachei und über das Balkangebirge zur Türkei.

Update 02/2024:
Die Maut für Bulgarien hielt bisher viele Fahrer schwerer Wohnmobile wegen dem umständlichen Prozedere von einem Besuch ab. Seit Februar 2024 ist es aber deutlich vereinfacht worden und es reicht auch hier lediglich eine elektronische Vignette.
Infos hierzu mit Link zur ungarischen BGTOLL-Seite beim ADAC.

Vorheriger Reisebericht: Rumänien – südliche Karpaten

31.08.2023 – Kosloduj – 130 km

Nur 15 km weiter von unserem Übernachtungsplatz entfernt fuhren wir über die Grenze nach Bulgarien. Das war vielleicht ein Akt! Fast eine Stunde hatte das gedauert und wir hatten lediglich vielleicht 20 Autos vor uns. Minuten benötigten die unfreundlich mürrischen Grenzpolizisten bis sie ein Fahrzeug abgefertigt hatten.
Zwar laufen lediglich die Vorbereitungen zum Schengenabkommen, aber das ist doch schließlich Europa! Die LKW stauten sich beidseitig rund 8 km und im Warenverkehr gibt es innerhalb der EU keine Kontrollen mehr.
Nachdem wir durchgegrillt waren, hatten wir uns entschlossen, die Donau noch ein Stück weiter zu fahren. Dass sich ein Land gleich nach der Grenze so anders anfühlen kann. Wir kamen uns vor wie in Laos oder besser noch, wie in einem riesigen Lost Place. Es ist spürbar, dass der Norden Bulgariens wirtschaftlich völlig abgehängt worden ist.

In Kosloduj fanden wir an einem schön hergerichteten und schattigen Picknickplatz am Hafen auch unseren wunderbaren Übernachtungsplatz wo wir auch einige Tage verblieben.

03.09.2023 – Gorni Dabnik – 100 km

Bei Gorni Dabnik befindet sich ein Stausee, der eher von einheimischen Anglern besucht wird.
Hier befinden sich etliche schöne Plätze am See in einer steppenähnlichen Landschaft zum verweilen, wo wir einen Regentag ausgesessen hatten.

05.09.2023 – Krushuna – 90 km

Unsere Route führte weiter östlich, das Ziel waren zwei Natur-Sehenswürdigkeiten im Norden Bulgariens, die man keinesfalls auslassen sollte.

Devetashka/Devetaki Höhle

Die schon in der Altsteinzeit besiedelte Devetaska oder auch Devetaki-Höhle zählt mit zu den spektakulärsten Höhlensystemen weltweit. Sieben riesige Deckenöffnungen lassen an schönen Tagen die weitläufige Haupthöhle und Nebengänge mit Sonnenlicht erleuchten. Monumentale Steinbögen überspannen die für Besucher angelegten Wege.
Der dunkle Höhlenbereich ist für Besucher eigentlich tabu, da hier eine große Fledermauskolonie lebt. Die lärmenden Bulgaren hält das Verbot aber nicht ab und dringen tief in die abgesperrten Höhlen ein. Ich möchte nicht wissen, was hier in der Saison für ein Radau herrscht. Ein Wunder, dass es hier überhaupt noch Fledermäuse gibt.
Hier wurden auch Teile des Films Expendables 2 gedreht wo sich die üblichen Filmhelden wie Stallone, Statham etc. klopten. Dem Dreh fielen leider nach einer Zählung auch über 20.000 der zuvor rund 30.000 Fledermäusen zum Opfer.

Krushuna Wasserfall 

Nur rund 15 km weiter östlich befindet sich der malerische Krushuna Wasserfall. Eigentlich sind das eher eine Reihe kleiner Wassefälle am Fluss Proinovska und sind die größten Travertinkaskaden Bulgariens. Die Sinterterrassen erinnern ein wenig an Pamukkale in der Türkei, nur in klein und grün.
Eingebettet sind die Terrassen inmitten eines Karstgebirges in einem mystischen Märchenwald.

06.09.2023 – Festung Sostra – 50 km

Also Festung ist mehr als übertrieben, aber wenn sie sich halt so benennt, so sei es.
Es handelt sich bei der Festung Sostra um eine kleine römische Burg-Wehranlage aus den 3. Jahrhundert n.Ch. die im 5. Jahrhundert von den Hunnen zerstört wurde. Der Heimatverein Troyan hatte dann 2003 beschlossen, die alte Anlage wieder ein wenig zu restaurieren.
Nicht, dass wir die alten Steine unbedingt sehen wollten, aber davor kann man einfach wunderbar nächtigen.

07.09.2023 – Troyan/Beklemento Pass – 50 km

Auf dem Weg in Süden querten wir das Balkan Gebirge und beschlossen, uns auf der Troyan Passhöhe niederzulassen. Hier wollte ich eigentlich einen Blick auf den Kometen Nishimura erhaschen und auch wieder einmal Milchstrassenfoto machen. Das Zentrum der Milchstraße stand nämlich gerade noch optimal und es war bald Neumond, also es war wirklich richtig dunkel. Entgegen der Wettervorhersage war es aber diesig und wolkig und es wurde nichts draus.
Auch egal, die Aussicht hier auf 1.500 m Höhe war großartig und das mit über 20 m hohe alles überragende Freiheitsmonument hatte auch was.

08.09.2023 – Schrebtschewo Stausee – 145 km

Ab hier mussten wir uns nun entscheiden: Noch einen großen Bogen westlich durch das mit über 2.500 m hohe Rila und Pila Gebirge, oder südostwärts zu fahren.
Uns erschien der große Bogen auf dem Weg in die Türkei doch ein wenig zu umwegig, vor allem, weil dies auch eine immense Kurverei gewesen wäre. Den Südwesten Bulgariens müsste man noch einmal separat erkunden, da es in diesem Teil noch recht viel zu entdecken gibt.
Nördlich Tyzha befindet sich am Fluss Tasha ein wunderschöner Picknick-Platz. Von hier aus lassen sich auch etliche Wanderungen unternehmen. Leider war der Platz für Bimo bedingt durch dicke herab hängende Äste nicht erreichbar.
Das war aber nicht gar so schlimm, denn 70 km weiter befindet sich der große Stausee Schrebtschewo. Ringsum finden sich in der prärieartigen Landschaft viele Übernachtungsplätze. Es ist klar, dass der See bei schönem Wetter auch intensiv von den Einheimischen besucht wird. Wir hatten aber wieder einmal Glück gehabt und wahrscheinlich den schönsten Platz erwischt. Logisch, dass wir an einem solch genialen Platz das Wochenende verbracht hatten.

 St Ivan Rilski Kirche

Die manchmal überflutete St Ivan Rilski Kirche liegt am Rande des Schrebtschewo Stausees.
Eigentlich sollte sie wie das ganze Dorf Zhrebchevo abgerissen werden, aber der Priester kämpfte verbissen dagegen an und man sah dann von einem Abriss ab.In den 70ern wurde sie nahezu vollständig geplündert und und alles brauchbare wurde demontiert und abtransportiert.In den 10ern wurden Teile restauriert, damit die Ruine nicht vollständig in sich zusammenfällt. Heute ist sie ein beliebter Touristenmagnet und für einige Menschen auch Pilgerort.

Hier noch ein kleiner Clip mit Luftaufnahmen, ca. 1:40 min

11.09.2023 – Blue Rocks National Park – 50 km

Bei Sliwen befindet sich der Blue Rocks Nationalpark. Ihren Namen haben die teils schroffen Felsen durch das eingelagerte Pyrit, welches unter Sonneneinstrahlung bläulich schimmert. Oder sind es vielleicht auch die türkisen Flechten?
Der Park verfügt über ein recht umfangreiches Netz an Wanderwegen. Entweder man fährt die 22 km lange, schlängelige und sehr schmale Berstraße zu den oberen Parkplätzen hinauf, oder man nimmt den uralten abenteuerlichen Sessellift von Sliwen aus.
Von der Bergstation aus führt ein rund 4 km langer und gut ausgeschilderter Wanderweg die 600 Höhenmeter zurück zur Talstation mit dem Parkplatz.
Der Wanderweg führt durch die teils wilde Felslandschaft und einem märchenhaften Wald mit knorrigen Eichen. Vorbei an dem malerischen Sliwen-Wasserfall, der eigentlich den Namen nicht wirklich verdient und dem Felsen mit dem Loch.
Auf dem durchweg recht steilen Wanderweg muss man zwar nicht klettern, aber auf dem teils rutschigen Sand und losen Kieselboden ist das Laufen manchmal schon mühselig.
Die Fahrt mit dem Sessellift und die Wanderung zurück sind schlicht ein HighLight!

Hier noch ein kleines Video über die Wanderung, ca. 1:10 min

12.09.2023 – Konevets – 60 km

Die letzte Station in Bulgarien, bevor wir am nächsten Tag in die Türkei eingereist sind. Bei dem ca. 40 km vor der türkischen Grenze gelegenen Dorf Konevets hatten wir am kleinen Fluss Tundscha unseren Übernachtungsplatz gefunden. Nette Plätze sind in dieser Gegend mehr als rar, so freuten wir uns über dieses Idyll ganz besonders. Man sollte sich eh nicht all zu nah an der türkischen Grenze aufhalten, da die Kontrollen im Inland recht dicht sind. Nachts aus dem Bett geschmissen zu werden finden wir nicht so toll.

Der nächste Reisebericht also: Türkei – der Westen (in Vorbereitung)