Reisebericht Lettland mit dem Wohnmobil

Reisebericht Lettland mit dem Wohnmobil

15. August 2021 0 Von Mikesch

Abseits vom Touristenrummel quer durch Lettland und durch den östlichen Teil entlang der russischen Grenze.
Eigentlich wollten wir eher westlich mit der Ostsee bleiben, entschieden uns aber wegen der Ferien spontan um und fuhren in den östlichen Teil Lettlands. Die Ostsee ist dann auf der Rücktour das Ziel…
Auch dieses Mal hatten wir uns über die App vom auswärtigen Amt über die geltenden Corona-Regeln informiert und uns gleich über den Link für Lettland registriert. Für die Anmeldung reichte dieses Mal lediglich Name und BPA/RP-Nummer sowie der Tag der Einreise. Sekunden später hatte man den QR-Code für evtl. Kontrollen auf dem Phone.
Wahrscheinlich war es auch deshalb so entspannt, da bei der Einreise eine Quarantänepflicht für Ungeimpfte bestand. Das hielt wohl viele Reisende ab.

Vorheriger Reisebericht: Reisebericht mit dem Wohnmobil durch Litauen I->
Unter den Hashtags findet ihr die weiteren Reiseberichte der Tour und auch der mit Lada…

06.08.2021 – Līdumnieki – 50 km

Ein paar Kilometer hinter Mosėdis fuhren wir über die Grenze nach Lettland. Klar, wieder keine Kontrolle. Nicht, dass ich das unbedingt möchte, aber warum der Aufwand mit der Registrierung, wenn es doch niemanden interessiert.
Kaum über die Grenze, begannen sie wieder, die staubigen Pisten durch menschenleere hügelige Landschaften. In Lettland sind scheinbar deutlich weniger Straßen asphaltiert als in Litauen. Das Bimo sah wieder aus…

Nördlich von Skrunda liegt Līdumnieki, wahrscheinlich eine ehemalige sowjetischen Kaserne. Heute wird sie durch das lettische Militär als Übungsgelände genutzt. Leider kommt man dort nicht hinein. Ganz in der Nähe hatten wir uns an einem kleinen See nieder gelassen.

07.08.2021 – Kuldiga – 50 km

Nur ein paar Kilometer nördlich liegt Kuldiga. Kuldiga ist ein morbid hübscher Ort, der bei den Litauern als Ausflugsort berechtigterweise recht beliebt scheint. Die alten Häuser, Parks und die Innenstadt mit den Cafès und Geschäften sind wirklich sehenswert.
Hier befindet sich auch der Ventas Rumba, der breiteste Wasserfall Europas. Wobei, ab welcher Höhe ist ein Wasserfall ein Wasserfall 😉
Die Backsteinbrücke ist ebenso die Längste Europas. Vielleicht fallen hier auch die längsten Regentropfen, denn es hatte fast den ganzen Tag nur gepladdert. Fotos machen lohnte sich deshalb nur bedingt, deshalb findet ihr in der Galerie oben die, die ich vor zwei Jahren gemacht hatte, als wir mit vLadi hier waren. Die letzten 5 Bilder mit den Wolken sind von heute.

Wir nächtigten auf dem oberen letzten Parkplatz. In den Apps steht ja schon, dass sich dort allabendlich die Jugend trifft…
Nachts um 12 holten sie mich dann aus dem Womo, sie sahen, wie ich am Laptop saß und waren halt neugierig.
Touri im Womo und Nachts am Laptop…
Das führte zu ner Party bis 4 und sogar die Polizei kam vorbei, wir mögen doch die Buddeln von der Straße nehmen. Das war fast so wie früher und ich fühlte mich 45 Jahre jünger 🙂
Danke Junx für nette Begegnung!

09.08.2021 – Kandava – 60 km

Am Flüsschen Abava bei Kandava befindet sich ein kleiner Parkplatz zu einem nature trail, den wir zu unserem Nachtlager auserkoren hatten. Obwohl es fürchterlichst gepladdert hatte, ließen wir uns die kleine 5 km-Wanderung vorbei an der Abava und dem märchenhaften Wald sowie Graslandschaft nicht nehmen. Die brauchte ich auch, damit mein dicker Kopf von gestern wieder klar wurde 😉
Das kalkhaltige Tal der Abava stellt eine Besonderheit dar. Hier entspringen zahlreiche Quellen, einige mit allerbestem Trinkwasser. An einer Quelle in Kandava konnten wir wieder unseren fast leeren Tank mit leckerstem Wasser füllen. Traurig, dass zigtausende Liter bestem Wassers einfach so ungenutzt in die Natur entlassen werden, wo gutes Wasser im Baltikum eh Mangelware ist.

09.08.2021 – Riga – 75 km

Eigentlich wollten wir Riga auslassen, wir und Städte 😉
Wir mussten aber unbedingt wieder waschen. Beim letzten Mal hatte es ja nicht geklappt. Niedergelassen hatten wir uns beim Camping&Yachts im Hafen. Ich hätte nicht gedacht, in einem Industriegebiet solch einen Platz vorzufinden!
Man darf sich nicht durch die Zufahrt abschrecken lassen! Die Stellplätze sind geräumig, man kann wunderbar auf der Wiese sitzen und die tolle Aussicht auf den Fluss und auf die Stadt genießen. Hier gibt es auch eine Waschmaschine mit Trockner und der Weg in die Altstadt ist auch nicht weit. Der Campingplatz Riga City Camping davor erschien uns nur schrecklich!
Zunächst einmal hatte es fürchterlich gepladdert.

Dann riss die Wolkendecke aber auf und wir hatten bestes Wetter, das wir gleich für einen Spaziergang um die Insel nutzten.

Am nächsten Tag meinte es der Wettergott wieder gut zu uns und wir erkundeten auf fast 18 km die Innenstadt Rigas.
Riga nennt man auch die Perle des Baltikums. Na ja, da hätte man sich hier und da, z.B. im Speicherviertel, auch mehr Mühe geben können, wenn man Riga so z.B. mit Vilnius vergleicht. Riga ist natürlich groß und da gibt es eine Menge zu sehen. Die alten Häuser, Kirchen, Parks und sonstigen Sehenswürdigkeiten. Überall sind kleine Kunstwerke, teils in den Fassaden versteckt. Richtig toll ist der Zentralmarkt mit seinem Leben und die Jugendstil-Häuser, insbesondere im Viertel mit den ganzen Botschaften. Hier scheint sich auch der Schickimicki angesiedelt zu haben, der sich in den Straßencafès ausstellt. Eine Straße weiter und man befindet sich im Viertel der sozial Benachteiligten.
Durch die fehlenden Touristenmassen, war das ein sehr entspannter Tag.

11.08.2021 – Gauja Nationalpark – 50 km

In Anbetracht der Ferien hatten wir uns entschlossen, den Kurs von der Ostsee weg in das Inland zu ändern. Im Inland ist da wahrscheinlich deutlich weniger los.
Wir steuerten den Gauja Nationalpark an der sich entlang der Gauja von Murjani kurz hinter Riga bis Wolmar zieht.
Die Gauja hat sich hier durch den roten Sandstein gegraben und einen schlängeligen Miniaturcanyon in die grandios eindrucksvolle Landschaft gegraben.
Überall finden sich Wanderparkplätze, wo auch ein Übernachten erlaubt ist, sofern man dort hin kommt.
Vor zwei Jahren waren wir schon einmal mit vLadi hier und hatten eine tolle Paddeltour unternommen, siehe Bericht->
Zum Übernachten und hatten wir uns Parkplätze oder Wanderparkplätze mit GoogleMaps und PocketEarth gesucht.

Sigulda

Sigulda ist ein Ferienort an der Gauja. Es gibt eine Seilbahn, von der auch Bungee-Sprünge unternommen werden, einen Park mit einem skurrilen Riesenrad und eine Burg. Obwohl der Ort sehr touristisch ist, wirkt der Tourismus aber nicht störend. Der gepflegte Ort ist Ideal für Wanderungen entlang der Gauja oder Umzu.

Gutmannshöhle

Die Gutmannshöhle, die Bekannteste der vielen Höhlen hier ist mit einer gut 6 km Wanderung von Sigulda aus zu erreichen. Selbstverständlich befindet sich vor der Höhle auch ein Parkplatz.
Die Höhlen sind eigentlich nur mehr oder minder große Unterstände im Sandstein, die auch als solche genutzt wurden. Über viele viele Jahrzehnte hinweg haben sich die Menschen in den Wänden mit teils kunstvollen Gravuren verewigt.
Mit bis zu 85 Meter hohen Felswänden und lichten Wäldern ist der Bereich der Gutmannshöhle und der unmittelbar südlich folgenden Victorhöhle von beeindruckender landschaftlicher Schönheit (Wikipedia).
Vor zwei Jahren hatten wir die Wanderung ausfallen lassen, da war es uns zu warm. Dieses Mal waren es die Ferien, wo die Familien mit ihren Kindern zu den Spots unterwegs waren.

Petera und Krauklu Ala

Petera Ala und Krauklu Ala liegen nicht weit östlich vom Parkplatz der Seilbahn. Auch hier muss man etliche Meter Höhenunterschied auf der 6 km Wanderung durch einen wilden Wald überwinden. Kürzer ist es es vom Parkplatz von der Laser-Schießanlage aus, dann sind es nur ca. 4 km.
Die „Höhlen“ sind recht klein, Unterstände halt. Insbesondere die Gravuren sind es hier die faszinieren, die die Menschen hinterlassen haben.
Da diese Höhlen weniger bekannt sind, ist man hier auch in der Ferienzeit entspannt alleine.

Amata

Die kleine Amata ist ein Nebenfluss der Gauja, die sich ebenso durch den roten Sandstein schlängelt. Vom Parkplatz der Sehenswürdigkeit Zwārtes iezis aus, einer roten Steilwand, unternahmen wir eine rund 13 km lange Wanderung entlang der Amata durch einen märchenhaft dschungeligen Wald. Der Pfad war teils schon ein wenig abenteuerlich wo ich eine Machete vermisst hatte. Richtig toll! Mehr ist im Video unten zu sehen.

14.08.2021 – Irgendwo an der Gauja – 90 km

Das war mal wieder ein Pladdertag. Durch den Regen und Grau fuhren wir Richtung Norden. Nicht verwunderlich, dass wir wieder an Ecken vorbei kamen, die wir schon mit vLadi besucht hatten.
In Smiltene hatten wir uns einen wunderschönen Nachtplatz an einem See ausgesucht, wovon Andere nur von träumen würden.
Jedoch, wie schon mehrmals erwähnt, Wald ist nichts mehr für uns, wir fühlten uns erdrückt.
Wir sind dann nochmals rund 30 km nordwärts weiter an die Gauja an einem für uns noch traumhafteren Platz gefahren. Das ist das Schöne am Baltikum, überall sind die schönsten Plätze zu finden.
Hier die letzten Bilder von unterwegs und unserem Übernachtungsplatz an der Gauja.

Hiermit findet auch unsere Tour durch Lettland zunächst einmal ein Ende, den kommenden Tag fuhren wie in das nahe Estland rüber.
Noch ein Video, welches die Eindrücke unserer Wanderungen und auch Orte besser beschreibt, ca. 10:00 min.

Der nächste Reisebericht: Mit dem Wohnmobil durch Estland->

Baltikum-Tipps:

Entsorgung:
Eine Ent- und Versorgung ist im gesamten Baltikum grundsätzlich recht schwierig. Eine Kassette kann man vielleicht noch auf einem Campingplatz oftmals mehr schlecht als recht entsorgen, mit einem Fäkaltank wird es aber schon schwierig. Es gibt nur ganz wenige Campingplätze, wo hier eine Entsorgung, wenn überhaupt, möglich wäre.
Da der Reiz des Baltikums aber gerade darin besteht, frei oder auf den unzähligen Picknick-Plätzen (erlaubt) zu übernachten, sollte man ausreichend autark in Punkto Entsorgung sein, möchte man die wenn auch meist sauberen Plumps-Klos nicht nutzen wollen. Das gilt auch für die Campingplätze, die sanitären Anlagen entsprechen oft nicht unseren gewohnten Standards. Eine Trockentrenntoilette ist hier dann keine schlechte Idee, will man auch für Tage die Natur genießen können und eben nicht nur auf Campingplätze mit deren Sanitäreinrichtungen angewiesen sein.
Und noch ein Punkt für eine Trockentrenntoilette: Es geht nun mal gar nicht, dass Kassetten in Dixies oder den Plumpsklos entleert werden! Wenn das jeder machen würde, sind die Toiletten ruck zuck voll und stehen nicht mehr zur Verfügung!

Campen:
Das sog. wilde Campen ist grundsätzlich erlaubt, sofern einige Regeln eingehalten werden:
Die Plätze sauber verlassen, nicht in Städte, nicht auf Privatgrund und in Naturschutzgebiete, bzw. Nationalparks nur auf den ausgewiesenen Plätzen. Diese findet man zuhauf, in Estland findet man sie unter “RMK“, wofür es sogar eine App gibt.
Wenn ihr schon die App P4N nutzt, beachtet bitte eine Nettiquette damit uns das Baltikum so in dieser Form mit dem freien Stehen bzw. Nutzung der RMK oder anderer Picknick-Plätze erhalten bleibt.
Entleert keine Kassetten in den Plumpsklos! Okkupiert nicht die Feuerstellen und Hütten, denn diese Plätze sind eigentlich für Camper mit Zelt gedacht. Es sei denn, es ist z.B. in der Nebensaison völlig leer auf dem Platz.
Stehen auf kleinen Plätzen schon zwei Wohnmobile, fahrt bitte weiter und sucht euch einen anderen Platz, nehmt den Einheimischen nicht die Camp- und Parkplätze weg!
Nur wenn wir uns entsprechend verhalten, wird uns dieses Paradies erhalten bleiben können, ansonsten werden wie so oft Verbote und Beschränkungen folgen.

Trinkwasser:
Das Trinkwasser verdient meist den Namen nicht, jedenfalls geruchstechnisch. Einmal stank das als Trinkwasser deklarierte Wasser wie aus einem Güllefass. Moorig, oder in Städten chlorig riecht es fast immer.
Man sollte sich in den Supermärkten ausreichend mit 5 L-Flaschen eindecken. Eine Tankreinigung kann bei Rückkehr durchaus möglich sein. An manchen Ecken befinden sich Quellen oder Brunnen, die in manchen Apps wie PocketEarth verzeichnet sind. Das Wasser ist dort einfach nur köstlich!

Straßen:
Noch 2019 war der größte Teil der Straßen, auch viele Hauptstraßen, nicht asphaltiert. Oft waren es nur schlechte, steinige und humpelige (Waschbrett-)Pisten.
In 2021 war es genau umgekehrt! Selbst kleine Nebenstraßen waren größtenteils asphaltiert.

Achtung:
Wer dicht an der russischen Grenze vorbei fährt, sollte sein Handy in den Flugmodus stellen!
Nur ein kurzes Einloggen in das russische Netz kostet ein kleines Vermögen, wenn man nicht aufpasst.
Ulrike hatte nur ein paar Sekunden nicht aufgepasst, schwupps waren 7 Euro futsch!