Reiseziel Griechenland-Lohnenswert?

Reiseziel Griechenland-Lohnenswert?

11. April 2023 4 Von Mikesch

Nachdem wir nun einige Monate im Winter in Griechenland verbracht hatten, hier mein Fazit unserer Zeit über das beliebte Reiseland. Auf Grund unserer Erfahrungen in anderen Ländern sehen wir natürlich vieles anders und mit anderen Augen. Selbstverständlich sind viele Empfindungen auch subjektiv, aber viel genanntes ist aber auch objektiv.
Unsere Gefühle bezüglich Griechenland sind da nach diesen Monaten nach dem Motto “ach zwei Herzen schlagen in meiner Brust” recht zwiegespalten. Die Eingangsfrage zu beantworten ist da nicht immer ganz einfach. Jedenfalls werden wir mit dem Land nicht wirklich richtig warm werden.

Die Reiseberichte Griechenland:
Thrakien und Mazedonien
Thessalien und Mittelgriechenland

Peloponnes Teil I
Peloponnes Teil II
Peloponnes Teil III
Mittelgriechenland Epirus

Das Positive

Landschaften

Griechenland verfügt teils über grandiose und atemberaubende Landschaften durch die ebensolche geniale und abenteuerliche Strecken Führen. Die teils schroffe Bergwelt mit den kleinen Dörfern ist einfach nur faszinierend. Ich hätte auch nicht gedacht, dass die Bergwelt so abwechslungsreich ist.
Von hügeligen Landschaften bis hin zu den zerklüfteten Hochgebirgen und im Süden des Peloponnes erinnert die Landschaft fast an Skandinavien.

Übernachtungsplätze

Etliche Strände sind einfach traumhaft schön und das blaue Meer erinnert teilweise an die Malediven.
Wir genossen größtenteils nur für uns traumhafte Übernachtungsplätze die der Werbung entsprungen sein könnten.
Im Winter wird das Übernachten auch an Plätzen geduldet, wo man in der Saison garantiert verjagt und auch kassiert wird.
Überall sind Mülltonnen zu finden und ebenso das wichtige Wasser bekommt man überall. Nur Entsorgungsstationen, die gibt es nicht, da ist eine Trockentoilette von Vorteil.

Menschen und Verkehr

Die Menschen sind durchweg freundlich und teils so was von herzlich.
Die Griechen können zwar kein Auto fahren und Parken schon gar nicht, bzw. sind dabei völlig Rücksichtslos, aber in keinem Land der Erde war ich bisher so entspannt unterwegs. Völlig relaxt konnten wir durch die engsten Gassen fahren. Kommt jemand entgegen, fährt er halt zurück. Kein Gedrängel oder solch eine Aggressivität wie in anderen Ländern. Dazu kommt, dass außerhalb der großen Städte kaum Verkehr herrscht. Da kann man beruhigt auch die kleinsten Wege und Straßen fahren.
Verkehrsvorschriften bestehen nur auf dem Papier und gelten als reine Empfehlung. Kein Mensch hält sich an Geschwindigkeitsbeschränkungen oder ein Überholtverbot. Trotzdem klappt alles entspannt und reibungslos.

Das Negative

Ich weiß nicht, wann da etwas mit den Griechen im Kopf passiert sein muss.
Wenn sie etwas nicht mehr benötigen, bleibt es liegen. Egal was, ob Möbel, Autos oder sonstwas. Zum Winter hin räumen sie oftmals noch nicht mal ihre Bars leer, alles bleibt so bis zur nächsten Saison stehen und gammelt vor sich hin.
So sehen auch die Städte und ganz arg schlimm im Nordteil des Landes aus. Wir haben dort in all den Monaten nicht eine wirklich schöne Stadt oder Ort gesehen. Alles ist nur vergammelt, verdreckt, verranzt und überall stehen wohl schon seit Jahren die Bauruinen herum. Eine Baukultur existiert definitiv nicht, sämtliche Bauten bestehen aus hässlichem verfallendem Beton. Nur ganz vereinzelt entdeckt man mal ein altes (morbides) Schmuckstück.
Es scheint so, dass den Griechen jeglicher Sinn für Schönheit und Ästhetik abhanden gekommen ist. Selbst ein Hauch von Kultur ist bei den Griechen nicht erkennbar. Das, was einmal vor 2.000 Jahren geschaffen worden ist, kann man ja nicht zählen. Davon ist nichts mehr übrig geblieben und wenn man mal etwas an neuerer alter Kultur entdeckt, dann waren es Franken oder sonst wer.
Das ist ein Land, welches schon seit fast 50 Jahren in der EU ist und wirkt wie ein Entwicklungsland in Asien! Deshalb haben wir es schon in Griechonesien umgetauft 🙂
Wir schätzten uns schon überglücklich, wenn wir mal einen Ort gefunden hatten, wo die Bewohner ihren Ort ein wenig aufgehübscht, aufgeräumt und mit Leben erfüllt hatten und den wir dann ganz nett fanden.
Vielleicht ganze fünf Orte, wo man mit wohlwollen das Wort schön unterbringen kann hatten wir entdeckt. Selbst dann fanden wir noch üble Schandflecke die das Gesamtbild versauten.

Irgendwie hatten wir das Gefühl, dass die Griechen eine völlige Gleichgültigkeit und das in allen Lebensbereichen an den Tag legen.
Dies war auch bei den Sehenswürdigkeiten erkennbar. Solch eine Stätte wie z.B. Delphi, einfach lieblos mit Beton zusammengeschustert. Oft fehlten Informationen, Parkplätze und immer hatten wir das Gefühl, das interessiert sie einfach nicht.
Zig Millionen wurden von der EU für (Naturschutz-)Projekte gezahlt die dann Ausländer aufgebaut haben. Was machen die Griechen damit? Kümmern sich nicht mehr darum und lassen alles verfallen.
Wer auf einen Campingplatz angewiesen ist, wird auch dort genau dieses Lebensgefühl vorfinden. Ich glaube, die wirklich halbwegs netten Campingplätze kann man auch an einer Hand abzählen, ansonsten kann es einen nur gruseln. Abgesehen davon, dass die Meisten kaum für große Wohnmobile geschaffen sind.

Der Müll

Diese Gleichgültigkeit sieht man ebenso auch am Müll.
Coffee to go ist wohl eine Art neuer Kult geworden, überall laufen sie mit den Bechern herum. Ist der leer, wird der fallen gelassen, da kann selbst eine Mülltonne daneben stehen.
Überhaupt, überall stehen große Mülltonnen, wo schmeißen die Griechen ihren Müll hin? Richtig, daneben oder in die Natur.
Hegten wir in einigen Gegenden noch die Hoffnung, dass es sich bessern würde, weit gefehlt, am nächsten Tag folgte dann wieder eine Enttäuschung.
Aussagen wie: Fahr mal nach Afrika, Italien, Albanien etc. kann ich nun gar nicht nachvollziehen, was ist das nur für eine Argumentation? Nur weil Andere auch so sind, entschuldigt das dann dieses Verhalten und Ignoranz der Natur gegenüber? Selbst in Schwellenländern wie Thailand oder Indonesien findet mittlerweile ein Umdenken statt.
Wir mögen nicht durch Müll und Dreck stapfen und haben dafür in einem sog. zivilisierten Land in Europa null Verständnis, Punkt!

Sicherlich mögen andere Menschen unseren Eindruck anders beurteilen, wir sind halt von der Sauberkeit und dem Willen, die Orte aufzuhübschen zu sehr von anderen Ländern verwöhnt. 
Selbst im armen Rumänien geben sich die Menschen mehr Mühe, ihre Häuser mit einfachen Mitteln zu verschönern. Und die ehemaligen Ostblockländer hatten in den letzten Jahrzehnten wirklich viel mitmachen müssen.

Lichtblick Peloponnes und die Mani

Auf dem Peloponnes erwartet einem mit Ausnahme des Bezirks Elis im Nordwesten schon ein etwas anderes Griechenland. Der Müll wird deutlich weniger und ist in den Städten nahezu gar nicht zu finden. Die abwechslungsreichen Landschaften sind teils grandios. Eingebettet in den Bergen finden sich schnuckelige Bergdörfer die über teils abenteuerliche Straßen zu erreichen sind.
Für mich DIE Wohlfühlgegend ist die Mani, der Mittelfinger des Peloponnes. Ich würde fast behaupten, hier leben gar keine Griechen. Nicht nur die Städte und Dörfer sehen mit ihren Wehrtürmen sowie ganz eigenem Baustil anders aus, es findet sich auch kein Müll. Weder in den Dörfern und Städten, noch an den Stränden. Die Bewohner pflegen ihre Häuser und man findet Kunst sowie Verzierungen. Die Gärten und Innenstädte sind teils wunderschön bepflanzt. Genau so hatten wir uns Griechenland eigentlich vorgestellt.

Die Hunde

Hunde sind für die Griechen reine Gebrauchsgegenstände und werden nur so lange geduldet wie sie als Alarmanlage, Schutzhund oder Herdenschutzhund von Nutzen sind.
Überall kläfft es und das meist den ganzen Tag über und erst recht Nachts. Oft werden sie als Kettenhund gehalten. Die, die sich auf den Grundstücken aufhalten sind fast immer gestörte Misttölen die schier durchdrehen, wenn sich jemand dem Grundstück nähert. Nähern können auch 150 Meter und mehr sein.
Teils können sie vom Grundstück herunter, dann kann es haarig werden. Klingt übertrieben, ist aber so und man sollte auf Wanderungen und Spaziergängen immer einen Knüppel dabei haben! Ich hatte mich immer gewundert, warum die Griechen, wenn sie denn mal zu Fuß unterwegs sind, immer einen Knüppel dabei haben. Oft reicht schon nur, dass die Hunde den Knüppel sehen um auf Abstand zu bleiben.
Kommt solch ein Viech mal aus einem Grundstück heraus, kommt es nicht selten zu kritischen Situationen und die verfolgen einem nicht selten hunderte Meter weit. Wahrscheinlich kennen die Hunde keine wandernden oder Rad fahrenden Menschen und drehen deshalb so durch. Selbst wenn man sich gerade gegen solch ein Viech wehrt und ein Besitzer sieht das, das interessiert die nicht die Bohne, das ist ihnen egal. Ist eigentlich auch egal, die würden ja eh nicht hören.
In den Städten besteht das Problem weniger, aber es ist einfach nur nervig. Wandert man aber außerhalb der Orte und kommt an Behausungen vorbei, ist immer Vorsicht geboten! Wer Angst vor Hunden hat, sollte auf Wanderungen verzichten oder zumindest den Behausungen fern bleiben.
Noch ein Tipp: Hört man auf Wanderungen ein Klingeln, sollte man ganz wachsam sein und schauen, woher das kommt. Die Schafherden werden meist von großen weißen Herdenschutzhunden bewacht und die machen genau das was sie sollen: Verteidigen! Da sollte man besser die Wanderung abbrechen und umkehren, auf jeden Fall die Herde gaaanz weit umlaufen.
Eine solch kritische Situation mit drei weißen Herdenschutzhunden, wo ich zugegebenermaßen eine Heidenangst hatte, hat mir wirklich gereicht. Wahrscheinlich ist das nur gut ausgegangen, weil ich selber mal zwei Herdenschutzhunde hatte. Dem Schäfer war das übrigens völlig egal. Das Alfatier des Rudels hat mich fast einen Kilometer in 20 m Abstand verfolgt. Im Oktober 2022 ist ein Grieche zu 3 Jahren Haft verurteilt worden, weil seine Hunde eine Britin zerfleischt hatten von der bis auf ein wenig Wirbelsäule nichts mehr übrig geblieben ist. Mehrere Zeitungen berichteten darüber, Link führt zu msn.com.

Mit den vielen Streunern kam es nie zu Problemen, im Gegenteil. Die sind meist menschenscheu und zurückhaltend. Einige versuchen eher, adoptiert zu werden.

Fazit

Wir genossen die traumhaften Landschaften, die Natur und die Strände sowie die Sehenswürdigkeiten insbesondere auf dem Peloponnes.
Das freie Stehen in der Natur oder sonstwie ist außerhalb der Saison (noch) ein Paradies für Wohnmobilfahrer. Unsere Übernachtungsplätze hätten fast einem Werbeprospekt für VanLifer entsprungen sein können. Genau das und nur das ist es, was Griechenland ausmacht und uns vielleicht auch noch mal zurück kommen lässt, denn das Leben fast alleine in der teils grandiosen Natur ist einfach unbezahlbar.
Ansonsten hat Griechenland für mich nichts zu bieten, ja selbst die alten Stätten, das geht besser. Fahrt mal nach Italien!
Keine schönen Städte, der Müll, die Hunde, alles Dinge, die uns abstoßen, da bedarf es schon einer gehörigen Prise Humor und man muss ausblenden können. Wer das kann, für den ist Griechenland im Winter schon eine Empfehlung, man muss halt nur wissen, was einen erwartet.