Sinn und Unsinn intelligenter Lichtmaschinen

Sinn und Unsinn intelligenter Lichtmaschinen

27. Mai 2024 23 Von Mikesch

Was sind intelligente Lichtmaschinen? Was bewirken sie? Wo liegen die Vorteile oder wirken sie sich gar eher nachteilig auf die Starterbatterie aus?
Der Artikel dient zur Info bei Euro VI Fahrzeugen mit sog. intelligenten Lichtmaschinen (Smart Alternatoren), denn kaum jemand weiß hierüber genau Bescheid. Ich selbst war mir erst nach Jahren darüber im Klaren. In der Google-Suche findet man zwar viele Problemstellungen, allerdings ohne Lösungen geschweige Erklärungen.

Warum intelligente Lichtmaschinen?

Hintergrund dieser Ladetechnik ist, die Euro VI Vorgaben einzuhalten. Wenn die Fahrzeugbatterie nicht mehr geladen werden muss, wird der Ladevorgang abgebrochen um so etwas Sprit einzusparen. Dadurch veringert sich zwangsläufig auch der Schadstoffausstoß.
Die dazu führende Problematik insbesondere mit dem Laden der Aufbaubatterie in Wohnmobilen ist ja mittlerweile hinlänglich bekannt und ebenso dass deshalb auch ein B2B-Ladegerät (Ladebooster) bei Euro VI Fahrzeugen unabdingbar ist. Ansonsten wird die Aufbaubatterie nicht mehr geladen, bzw. kann sonst von der Fahrzeug-/ Starterbatterie sogar leer gesaugt werden.

Wie arbeitet eine intelligente Lichtmaschine?

Es gibt jedoch noch ein Problem, drauf gekommen bin ich, als sich jemand in einem Forum darüber beklagt hatte, dass seine Fahrzeugbatterie lediglich 12,5V (60% Kapazität bei AGM) Ladung aufwies.
Genau dies ist auch bei mir so und auch mit langem Fahren wird die Batterie nicht voll geladen. Mit Glück bis mal auf 12,8V (90% Kapazität AGM).
War ich doch bislang der Meinung, dass die Lichtmaschine erst bei voller Fahrzeugbatterie abschaltet, was ja ok wäre…
Nein, sie schaltet meist schon bei ca. 80-90% Kapazität ab. Warum? Weil die Lichtmaschine primär nicht unter Last des Motors lädt, sondern immer nur dann, wenn das Fahrzeug beim Ausrollen oder Bergabfahrt schiebt, die sog. Rekuperation! Somit wird wird noch ein Quäntchen mehr Sprit eingespart. Die letzten Prozent freier Kapazität dienen also alleine dazu, noch einen Puffer für die Rekuperation zu haben.
Hinzu kommt, dass die Lichtmaschine erst dann wieder lädt, wenn die Spannung auf ca. 12,6 V abgefallen ist. Stellt man das Fahrzeug dann nach einer kurzen Fahrt ab und/oder fährt anschließend nur kurze Strecken, sinkt die Spannung immer weiter ab oder bleibt auf diesen geringen Füllstand.

Was sind die Folgen?

Da die Ladezyklen recht kurz sind, kommt es in kurzen Abständen zu teils hohen Strömen und auch wechselnden Spannungen (zwischen 12,5 – 14,8V). Strom wird also quasi in kurzer Zeit in die Batterie „gepumpt“. Ob dies der Lebensdauer zuträglich ist?
Da die Fahrzeugbatterie nie vollständig geladen wird, sulfatiert (Wikipedia) die Batterie immer mehr und diese Sulfatierung kann mangels Ladung nicht mehr aufgelöst werden.
Dies führt unweigerlich zu einer deutlichen Verkürzung der Lebensdauer. Viele Batterien haben haben nur noch eine Lebensdauer von 4 – 6 Jahren, wobei die verbauten AGM als Starterbatterie durchaus 10 Jahre und mehr halten könnten. Ärgerlich ist auch der gleichzeitige Kapazitätsverlust im Winter bei einer eh schon nicht voll geladenen Batterie.

Tipps:

Um dies zumindest zum Teil zu vermeiden, sollte man ab und zu sowie bei längerem Abstellen des Fahrzeugs die Batterien über Landstrom laden. Dann wird über den Laderegler zumindest ein kleiner Teil für die Fahrzeugbatterie abgezwackt und sie dann vollständig geladen.
So weit mir bekannt ist, sind die Votronic-Ladegeräte der Bimobile so ausgelegt, dass sie dann mit 2 A laden. Jedenfalls bei mir ist es so.

Weitere Kniffe

    • Bei länger autark Reisenden die Batterie ab und zu mit einem tragbaren Solarpaneel mit Regler vollständig laden.
      Da überlege ich ich mir, ein eigenes Ladegerät mit Ladekabel nach außen zu verlegen wo man ein Solarpaneel einfach dran stöpseln kann.
    • Wer meint, der Sulfatierung mit einem Batteriepulser begegnen zu können, dies wird nicht funktionieren.
      Abgesehen von einer nachgewiesenen Wirksamkeit arbeiten Batteriepuler oder -Refresher lediglich ab einer Spannung von >12,9 V. Dazu wären auch die Zeitspannen der Ladung viel zu kurz um hier etwas bewirken zu können.
    • Der oft erwähnte Tipp, während der Fahrt mit Ablendlicht zu fahren, das saugt gut 10 A, um die Lichtmaschine zu überlisten, funktioniert nicht. Die Lichtmaschine leistet nur so viel Strom, um den Verbrauch zu decken. Die Kapazität sackt trotzdem immer weiter ab, bis die kritische Grenze erreicht ist. Wahrscheinlich wird in diesem Fall mit geringer Spannung geladen.
    • Pfiffig ist eine Lösung, überschüssigen Strom aus dem Solarpaneel vom Dach über einen weiteren Regler der Starterbatterie zuzuführen. Ich denke, dies müsste mit einem zweiten Ladegerät manuell erfolgen.
      Jedenfalls hat und ist auch so verkabelt, mein Votronic MPP 350 einen Ausgang für die Starterbatterie. Allerdings ist der mit 1 A nur für die Erhaltung ausgelegt und die Aufbaubatterie muss voll sein. Das reicht leider nur bedingt.
        • Die Firma IBS aus der Schweiz ist sich der Problematik bewusst und bietet einen entsprechenden Regler/Software an. Ob das System funktioniert, vermag ich nicht zu sagen.
        • Die für mich im Moment beste Lösung bietet seit geraumer Zeit die Firma Votronic mit dem VBCS Triple Charger an (siehe Kommentar vom Gisbert unten)!
          Hier werden 4 – 5 Ampere für die Starterbatterie abgezweigt. Im Solarbetrieb wird zunächst die Aufbaubatterie geladen, wenn die denn vollständig geladen ist, wird die Starterbatterie geladen.
          An Landstrom wird die Starterbatterie unmittelbar mit geladen. Das Ladegerät führt zusätzlich Pflegemaßnahmen wie eine Entsulfatierung (bei Bleibatterien) an Starter- sowie Aufbaubatterie per Pulser durch.
          Zudem wird nur noch dieses eine Ladegerät für Solar, Landstrom sowie als Booster benötigt!
          Es ist je nach Ausführung mit ca. 600,- bis 800,-€ nicht gerade billig, allerdings für mich auch eine professionelle Lösung und die das Problem mit der “intelligenten Lichtmaschine” zumindest mit ausreichend Solar löst.

        Übel, nur um ein paar Liter Sprit auf vielleicht 1.000 km zu sparen, wird der frühere Tot der Batterie in Kauf genommen. Das schadet der Umwelt mit dem Bleiabfall oder umweltschädigen Neuproduktion von Batterien nicht? Sog. intelligente Lichtmaschinen, für mich ein völlig sinnbefreiter und ärgerlicher Blödsinn!

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