Polen 2025 Teil 1

Polen 2025 Teil 1

16. Juni 2025 0 Von Mikesch

Wir fließen, nur wussten wir im Moment noch nicht so wirklich wohin. Eigentlich ist ja Italien unser Ziel. Spontan entschlossen wir uns aber, zunächst wieder einmal nach Polen zu reisen und dann weiter hoch bis ins Baltikum.
Hintergrund ist einfach, der Hitze des Sommers zu entgehen, die uns letztes Jahr ganz schön zugesetzt hatte.
Da wir nun schon so oft in Polen waren, werden wir nicht die Sehenswürdigkeiten besuchen, die der normale Polenbesucher so aufsucht und wir auch schon gesehen haben. Wir hofften, im Abseits der Touristenströme unsere Schätzchen zu finden.
Unter dem Hashtag Polen findet ihr unsere bisherigen Polen-Reisen.
Da die Maut insbesondere für Fahrzeuge >3,5 Tonnen ein Thema ist findet ihr die Hinweise in einem anderen Reisebericht: Polen 2022 – Maut

01.06.2025-Santok-100km

Da wir in Deutschland keinen Stellplatz zum Entsorgen gefunden hatten, bzw. wie im Osten üblich, unsere 150 L Grauwasser einfach irgendwo im Garten ablassen sollten, sind wir nach Polen rüber gefahren. Dort ist das zwar auf CP und SP auch durchaus üblich, dort findet man aber überall wunderbare einsame Übernachtungsplätze wo man das ebenso praktizieren kann. Nur weil man Geld verlangt, macht es das System ja nicht besser.
Entsorgt hatten wir dann unser schaumfreies Grauwasser auf einer Wiese und bei Lupowo fanden wir unseren wunderbaren Nachtplatz an einem Picknickplatz.
Die Ruhe war dann zunächst relativ, da sich eine nette Gruppe zu einem Klassentreffen eingefunden hatte.

So ganz ohne Internet ist auch blöd um ein wenig die Route zu planen. So sind wir heute ein Stück weiter nach Santok an der Warte gefahren. Auch hier befindet sich ein schön angelegter Picknick Platz an der Warta. So etwas müsste es in Deutschland geben!
Leider hatte es Nachmittags mächtig geschüttet. Allerdings wird sich die Natur gefreut haben.

Übrigens, wer über Küstrien/Kostryn über die Grenze möchte, die Brücke ist für Fahrzeuge >3,5 Tonnen gesperrt!
Da die Grenzübergänge über die Oder nach Polen recht dünn gesät sind, interessierte mich das Verbot wie in den Vorjahren nicht wirklich. Muss jeder selbst entscheiden…
Jedenfalls interessierte das die in Massen aufgetretene Polizei ebenso nicht im Geringsten.
Erschreckender fand ich den engen zickzack Hindernislauf über die Brücke. Dies würde ich an einer Grenze im nahen Osten oder Afrika oder wie damals zur DDR erwarten, aber so mit dem Polizeiaufgebot und den Sperren nicht an einer Grenze der EU wo Schengen gilt und schon gar nicht unter befreundeten Staaten!

07.06.2025-Toruń-290km

Wir wollten uns zunächst Posen anschauen, wodurch wir auf GoogleEarth neugierig geworden sind. Jedoch gab es so gut wie keine Park-, geschweige eine Übernachtungsmöglichkeit.
So sind wir in mehreren Etappen mit Übernachtungen in der wunderschönen Natur nach Toruń an der Weichsel gefahren.

Die mittelalterliche Altstadt von Toruń gehört seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Im Gegensatz zu vielen anderen polnischen Städten, die im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurden, blieb Toruń weitgehend unversehrt.
Bürgerhäuser aus Backstein, gotische Kirchen und das imposante Rathaus zeugen von der einstigen Bedeutung der Stadt als Hansezentrum.
Leider wird das mittelalterliche Stadtbild auch hier wie so oft durch die vielen Podeste der Restaurants mit den großen Sonnenschirmen und den Autos getrübt.
Dennoch, ein Besuch der traditionellen Lebkuchenstadt ist schon lohnenswert.

08.06.2025-Brodnicki Park-85km

Bei dem Landschaftsschutzgebiet Brodnicki Park handelt es sich um eine hügelige Mischwald Moränenhochebene. Herausragendes Merkmal sind die etwa 60 Seen die meist in parallelen Ketten angeordnet sind.
Innerhalb des Landschaftsparks gibt es acht speziell ausgewiesene Naturschutzgebiete (Rezerwaty Przyrody), die besonders wertvolle Biotope schützen.
Eigentlich ist es verwunderlich, dass etliche Forststraßen ohne Einschränkungen für den öffentlichen Verkehr freigegeben sind und auf den ausgewiesenen Parkplätzen auch explizit mit einem Wohnmobil für 24 Stunden übernachtet werden darf.

11.06.2025-Rezervat Krutzyń-195km

In Olsztyn war nach vier Wochen wieder waschen angesagt. Wir hätten hier zwar einen Nachtplatz finden können, aber es war uns einfach alles zu laut.
So haben wir uns wieder in kleinen Etappen an wunderschönen Naturplätzen an Seen weiter Richtung Osten gehangelt.

Das ca. 72 ha große Naturschutzgebiet Krutzyń in den Masuren ist geprägt von ursprünglichen Laubwäldern, der typischen Seenlandschaft und Moorlandschaften.
Durchflossen wird das Reservat von der märchenhaften Krutynia. Bei Krutyń beginnt ein Lehrpfad, aber noch viel schöner ist der Wanderpfad nördlich entlang der Krutynia.
Der kleine Ort Krutyń ist auch Ausgangsort für Paddeltouren auf der Krutynia. Entsprechend rummelig geht es hier mit all den Campingplätzen und Paddelstationen zu.

12.06.2025-Wegorzewo-75km

In diesem Gebiet der Masuren westlich von Wegorzewo befinden sich einige geschichtsträchtige und interessante Orte.
Da wäre die „Wolfsschanze“ mit dem Führerhauptquartier. Dieses hatten wir uns 2022 angesehen. Leider ist der historische Ort zu einem reinen Rummelplatz verkommen und die Bunker sind vollständig zerstört.
Im OKH im Mamerki war das Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres und Teil eines Bunker­systems mit Quartieren, in denen Gefechtsstände für Stäbe der meisten deutschen Truppengattungen untergebracht waren. Dort befindet sich auch ein Museum und wenn man durch den Wald streift, kann man die teils noch intakten Bunker erkunden. Das Spannendste war für mich aber eher, die zugewucherten Wege zu finden, die leeren Bunker selbst fand ich recht langweilig. Nur die Vorstellung, wie die Soldaten damals hier gehaust haben müssen, riefen eine gewisse Beklemmung hervor.
Wir hatten uns zuvor die recht imposante Schleuse am Mazurski-Kanal angesehen. Den Kanal hat die Natur nahezu vollständig wieder erobert.

13.06.2025-Mierunsken-78km

Wir hatten uns bei wunderbarem Sommerwetter wieder einmal von Badesee zu Badesee gehangelt.
In dieser Region Polens lassen sich jede Menge grandioser Picknickplätze in wundervoller Landschaft mit Pavillons und Feuerstellen am Wasser finden. Es war richtig toll, endlich mal wieder ein Lagerfeuer anzufachen.
Bei etlichen dieser Plätze handelt es sich um sog. MOR-Plätze für Radfahrer, ähnlich wie die RMK-Plätze für Wanderer in Estland. Die Masuren sind landschaftlich nicht so spektakulär, dafür ungemein beruhigend für die Seele.
Wie überall zu dieser Jahreszeit sollte man sich am Wochenende besser einen ruhigen und abgelegenen Platz suchen um jenes auszusitzen, denn auch die Polen lieben die Natur und sind recht unternehmungslustig.
Dankenswerterweise ist die Region der Masuren durch ausländische Touristen weniger frequentiert und so ist es recht entspannt.
Morgen endet dann vorläufig unser Aufenthalt in Polen und wir fahren nach Litauen rüber.

Der nächste Reisebericht: Baltikum 2025 (in Vorbereitung)