Reisebericht Rumänien

Reisebericht Rumänien

12. Oktober 2022 1 Von Mikesch

Der Transit durch die Slowakei und Ungarn erfolgte recht flott. Denn so wirklich lockten uns die Länder im Moment nicht.
Letzter Reisebericht: Slowakei-Ungarn
Für uns ist es mit Rumänien ebenso der erste Besuch. Zum Einen liegt Rumänien auf der Route nach Griechenland, zum Anderen wurden wir durch andere Reiseberichte recht neugierig gemacht.

Maut in Rumänien

Auch in diesem Land steht zunächst wieder einmal die leidliche Maut an. In Rumänien kann man der Maut bedingt durch die vielen Mautstraßen so gut wie nicht entgehen. Das ist aber nicht so schlimm, denn Wohnmobile werden wie PKW bemautet.
Das Ganze erfolgt mit einer e-Vignette, die man auf der Seite roviniete.ru erwerben kann.
Ein Monat kostet z.Zt. 7€, dies ist eigentlich so gut wie nichts.

Hunde

Gefühlt leben in Rumänien ebenso viele Hunde wie Menschen. Einige Rumänen halten sich gleich mehrere Hunde, die augenscheinlich als Wachhunde dienen. Sobald es dunkel wird, kläfft es ohne Sinn und Verstand die ganze Nacht durch. Wenn sie wenigstens nur kläffen würden, wenn jemand vorbei kommt, nein, sie kläffen in einem durch. Dass dies den Rumänen nicht auf den Senkel geht, unverständlich.
Die andere Hälfte der Hunde sind Straßenhunde, die einem nahezu überall begegnen. Zumeist sind sie eher scheu, nähern sich zaghaft und erhoffen sich ein Leckerli. Auch wir probierten den Trick eines Overlanders und kauften eine Tüte Hundefutter. Abends freundeten wir uns an und sie bewachten dafür die ganze Nacht das Wohnmobil.
Allerdings scheinen die Hunde keine wandernden Menschen zu kennen. Sie reagieren meist recht misstrauisch wenn man sich ihnen nähert. Hier und da wurde sogar mir bei der Begegnung mit einem Alpha-Rüden mulmig, der mit seinem Mut sogar den Rest der Meute anstachelte. Da half nur schreiender Angriff um die sich zuspitzende Situation in den Griff zu bekommen. Auf Wanderungen, auch in abgelegene Teile einer Stadt, war ich nicht mehr ohne Wanderstock unterwegs.

Sicherheit

Wie sagen viele: Die Ganoven sind alle in Deutschland, Rumänien ist sicher 🙂
Wir hatten nie das Gefühl einer Unsicherheit, wir fühlten uns nahezu überall wohl. Für unsere Wanderungen oder Spaziergänge hatten wir unser Bimo bedenkenlos in den Ortschaften oder außerhalb abgestellt. Wie in allen Ländern gilt ein gesundes Bauchgefühl. Das Abstellen oder Übernachten in einem Problembezirk ist nirgendwo auf der Welt eine gute Idee.
Von der Transfăgărașan hatten wir allerdings für den unteren Teil des Passes mehrfach unangenehme Dinge gehört und gelesen, dass Touristen in ihren Wohnmobilen Nachts ausgeraubt worden seien. Verwunderlich wäre das für mich nicht, da die Transfăgărașan eine touristische Durchgangsstraße ist. Im Abseits alleine stehende Wohnmobile könnten da schon eine Versuchung darstellen. Auf der Passhöhe, wo sich etliche Wohnmobile zur Nacht treffen, dürfte das Risiko eher geringer sein. Jedoch wie gesagt, nicht verifiziertes Hörensagen.

16.09.2022 – Oradea – 200 km

Wie schon im Vorbericht erwähnt, war Ungarn für uns nicht gerade ein HighLight für Entdeckungen und so sind wir in einer längeren Etappe bis nach Rumänien durch gefahren.
Beim Grenzübergang durften wir nach Jahrzehnten wieder einmal eine richtige Grenze genießen. So richtig mit Zöllner und Ausweis vorzeigen. Wir wurden sogar explizit nach Waffen befragt. Ich mein, sehen wir so aus, als wenn wir in die Ukraine weiter wollen? 🙂
Vor der Grenze stauten sich auf Kilometer die LKW vor dem großen Zollgebäude. Ich dachte, innerhalb der EU gibt es keine LKW-Abfertigungen mehr? Wir kamen uns vor wie aus einer anderen Welt.

Vor Oradea hatten wir am Fluss Sebes-Körös einen grandiosen Übernachtungsplatz gefunden. Hier zog bei unserer Ankunft eine Kuh- und eine Schafherde vorbei.
Ich dachte schon, wir hätten drei neue Haustiere bekommen. Eine aufdringliche Ziege sowie zwei Herdenhunde gesellten sich zu uns und ließen die Herde weiter ziehen. Irgendwann dann, trotteten auch sie von dannen.

18.09.2022 – Burg Hunedoara – 210 km

So auf der Hälfte der Strecke über die hügelige Landschaft und den ursprünglichen Orten ließen wir uns auf einer Wiese für die Nacht nieder.
Das war schon lustig, wie am nächsten Morgen eine Kuhherde am Bimo vorbei zog.

Die Burg Hunedoara soll die bedeutendste Burg Rumäniens sein. Nun ja, von außen sieht sie schon toll aus. Von außen ist sie jedoch schöner als von innen. Eigentlich ist innen bis auf ein paar Einrichtungsgegenstände und gefolterten Puppen kaum etwas zu sehen.
Insbesondere durch die Bauarbeiten empfinde ich etliche Bereiche als sehr unansehnlich.
Der Eintrittspreis als Rentner mit 4€ so als Spende finde ich ok, ansonsten empfinde ich den Eintrittspreis in Höhe von 8,50€/Person als recht unangemessen. Ulrike hatte das schon geahnt und ist nicht mitgegangen. Sie hätte sich auch garantiert geärgert.

In der Nähe der Burg in einer Sackgasse und an einem Lost Place fanden wir dann unseren Übernachtungsplatz.

19.09 – Petrosani – 78 km

Wir starteten von unserem Übernachtungsplatz in Hunedoara und mussten auf unserem Weg südlich zwangsläufig noch einmal durch die Stadt.
Was für eine Überraschung, wir kamen an einfach nur traumhaft schönen, nahezu palastartig verzierten Häusern vorbei. Was hatten wir hier entdeckt? Google half uns da erst einmal nicht weiter, nur in Verbindung mit PocketEarth.
Es handelt sich um das Viertel „Gypsy Village“. Hier haben sich reiche Roma nieder gelassen  und versuchen sich mit Größe und Verzierungen ihrer Häuser gegenseitig zu übertreffen.
Woher das Geld kommt? Das scheint ein Rätsel zu sein. 

Weiter auf der DN56 am Fuße der transilvanischen Berge entlang finden sich etliche Sehenswürdigkeiten der Natur. Um all die Höhlen, Wasserfälle und Schluchten zu erkunden, sollte man sich besser eine andere Jahreszeit aussuchen und vor allem vorbereiten. Die Wanderwege sind oft nicht ausgezeichnet und es müssen Flüsse/Bäche überquert oder durchwandert werden.
Zumindest legten wir bei der Peștera Bolii, einer Höhle einen Stopp ein. Leider war die Saison vorbei und die Beleuchtung schon abgestellt. Aber selbst im Schein der Taschenlampe war die Schönheit der Höhle, durch die der Bãnita fließt, erkennbar.
Die Zufahrt ist übrigens recht eng und der Bahnübergang kann Mobilen mit langem Überhang Probleme bereiten. Wer es bis oben geschafft hat, mag dort auch übernachten dürfen.

Wir sind allerdings noch 16 km weiter bis Petrosani gefahren. Nordwestlich befindet sich die kleine felsige wunderschöne Schlucht Cheille Tâii, die nur über eine kleine und enge schlängelige Straße, bzw. Schotterweg erreichbar ist. Hier fanden wir dann auch unseren Übernachtungsplatz.
Da der Platz nicht in P4N aufgeführt ist, verlinke ich mal nicht.

Unterwegs Impressionen…

23.09.2022 – entlang der Karpaten – 202 km

Leider leider war das Wetter recht aprilhaft. Kühl um 16 Grad und in den Höhenlagen um die 2 Grad. Die Transfăgărașan und überhaupt die Berge waren leider in dickem Nebel gehüllt und die Pässe schneebedeckt.
Wir ließen uns deshalb auf der 7A ostwärts ein paar Tage Zeit bis das Wetter wieder umschwenkte und die Transfăgărașan zumindest frostfrei werden sollte.
Dank geringem Verkehr konnten wir auf der engen, teils hoppeligen und kurvigen Straße unsere 30 km/h genießen. Es ging in Serpentinen laufend hoch und runter. Die Landschaft war mit ihren felsigen Schluchten anfangs recht interessant, später wurde sie für uns mit ihren Tannenwäldern doch eher langweilig. An der 7A befinden sich etliche nette Übernachtungsplätze am Fluss. Wenn die Rumänen hier nicht überall ihren Müll hinterlassen würden, es wären Traumplätze.

In den ursprünglichen Ortschaften kamen wir uns teilweise wie in Indonesien vor und überall winkten uns die Menschen zu.
Auf kleinen Straßen rasten schwankend 40Tonner an Kühen auf der Straße vorbei. Wir besuchten Städte wie Râmnicu Vâlcea und Curtea de Argeș mit ihrer prunkvollen Kathedrale. Für uns war es schon irritierend, Moderne neben Verfallenes, das noch ein wenig an sozialistische Zeiten erinnert. In einigen schnieken Cafes trifft sich die Schickimicki-Jugend, große moderne Einkaufszentren und daneben sitzen die Bettler. Ich habe schon lange nicht mehr so viele Menschen mit amputierten Gliedmaßen gesehen, die sich zudem nur mit Behelfskrücken fortbewegen.

Transalpina oder Transfăgărașan

Es gibt zwei touristische Nord- Südverbindungen durch die Karpaten, die Transalpina und die Transfăgărașan. Die Transalpina ist mit 2.123m die höchste Passstraße Rumäniens. Landschaftlich interessanter dürfte jedoch die etwas weniger hohe Transfăgărașan sein.
Wenn man beide Pässe fahren möchte, empfiehlt sich zunächst die Transalpina von Norden her, um dann die Transfăgărașan von Süden her anzufahren. Man hat dann die schöneren Fernausblicke auf die Serpentinen und das tiefer gelegene Land im Norden.

24.09.2022 – Transfăgărașan – 112 km

Laut Wetterbericht sollte die Temperatur für 2 Tage auf der Transfăgărașan mit Sonnenschein bis auf 6 Grad steigen. Diese Gelegenheit mussten wir nun nutzen, obwohl ein Samstag nicht wirklich der richtige Tag ist.
Das Befahren der Transfăgărașan (Juli bis Ende Oktober offen) ist nicht unbedingt ein richtiges Abenteuer oder gar Pass-HighLight. Obwohl, an der Südauffahrt ist die relativ schmale Straße mit tiefen und großen Schlaglöchern übersät, die doch etwas Aufmerksamkeit erfordern. Später bei den Serpentinen ist sie dann mit gutem Asphalt ausgebaut. Reizvoll ist die Schlucht bei der Südauffahrt und die Panoramen mit dem Blick auf die Serpentinen. Ebenso die Landschaft am Bâlea-See und die Bären am Straßenrand, soweit man sie denn sieht. Bären hatten wir zwar keine gesehen, dafür bremste uns eine Schafherde aus.
Dennoch lohnt sich die Fahrt über die Transfăgărașan unbedingt. Insbesondere der Schneefall der letzten Tage hatte die Berge in dickem Schnee eingehüllt, dies machte die Transfăgărașan dann schon recht reizvoll.
Etwas nervig war es schon, denn bei diesem Wetter schien sich ganz Rumänien am Bâlea-See eingefunden zu haben. Trotz Halteverbot wurde die Straße zugeparkt, so dass nahezu nichts mehr ging. Das war nur ein einziges Chaos. Ein Wunder, dass wir es nach einer Stunde überhaupt über den Pass geschafft hatten, das war teilweise Millimeterarbeit. Kein Quadratzentimeter war mehr frei. Entweder war alles dicht mit Menschen oder Autos. Bedingt durch die gut 30 cm Schnee waren auch die meisten Parkplätze nicht anzufahren.
Waren wir froh, hier wieder raus und runter gekommen zu sein.
Unten in der Wärme am Fluss Cârțișoara hatten wir dann glücklich unseren Übernachtungsplatz mit Blick auf die Berge gefunden.

Bären an der Transfăgărașan

Leider verlieren die Bären bedingt durch die dämliche Anfütterung durch die Touristen zunehmend die Scheu vor den Menschen. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, wann es zu ersten Zwischenfällen kommen wird und die Bären darunter zu leiden haben.
Ein Übernachtungsplatz wurde offensichtlich wegen eines Bärenproblems geschlossen..

25.09.2022 – Sighiscoara – 110 km

Der Morgen beschenkte uns mit Sonne und einem Grandiosen Blick auf die Berge Transsilvaniens.
Unsere neue Freundin, ein Herdenschutzhund lag in der Tat die ganze Nacht vor unserem Bimo. Ok, wahrscheinlich hatte sie mehr geschlafen als gewacht…
Gekostet hatte es uns einige Leckerlis und eine Fleischwurst, die nicht so nach unserem Geschmack war.

Biertan

Unsere Route nordwärts führte über eine kleine Straße durch ursprüngliche Orte vorbei an Biertan. Hier befindet sich mit der Biserica fortificată din Biertan eine der größten Burgkirchen die seit Anfang der 90er zum UNESCO Weltkulturerbe gehören.

Platoul Breite

Bei dem Reservat Platoul Breite, welches sich bei Sighiscoara befindet, handelt es sich um eine landschaftliche Besonderheit. Vor hunderten von Jahren diente die Hochebene der Viehzucht und es entstand eine in Europa einzigartige Landschaft. Ca. 500 zwischen 200 und 800 Jahre alten Eichen wachsen teils solitär in einer steppenartigen Graslandschaft.
So solitär erscheinen die teils verkrüppelten, manchmal abgestorbenen und wuchtig knorrigen Eichen in dem Grasland vor allem in den Abendstunden nahezu mystisch.
Hier fanden wir denn auch unseren Übernachtungsplatz und beschlossen spontan, hier noch einen Tag länger zu bleiben. Die schwer zu findene enge und steile Zufahrt durch den Wald war nach dem Regen der letzten Tage recht matschig spannend. Frontgetriebenen Wohnmobilen ist die Zufahrt nicht wirklich zu empfehlen, auch weil das Grasland nach Regen recht tief werden kann.

Sighiscoara

Selbstverständlich mussten wir auch dem nahen kleinen Ort Sighiscoara (ehemals Schäßburg) im legendären historischen Teils Transsilvaniens einen Besuch abstatten. Die anno 1.200 von Deutschen gegründete historische Altstadt gehört seit 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe. Das mittelalterliche Antlitz der Stadt wurde Gott sei Dank durch die vielen Kriege weitgehend verschont.

27.09.2022 – Gheorgheni – 150 km

Auf dem Weg zur Bicaz-Schlucht sind heute einige Kilometer zusammen gekommen. Wirklich geplant war das allerdings nicht, jedoch war auf der ganzen Strecke nicht ein netter Übernachtungsplatz. Erst bei Gheorgheni hatten wir auf einem Hügel einen tollen Übernachtungsplatz mit einer recht spannenden Zufahrt gefunden.
Auch wenn die kurvige Strecke über die Berge etwas lang war, so waren die Durchfahrten durch die Orte und Dörfer mehr als Interessant. Kaum aus Siebenbürgen heraus, veränderte sich schlagartig die Architektur, der Baustil und ebenso der Menschenschlag. Menschen in Trachten bevölkerten die Straßen und versuchten, ihre Produkte an den Mann/Frau zu bringen. Die Städte erinnerten mit den Plattenbauten und kaputten Straßen schon sehr stark an die sozialistischen Zeiten.

Heute Abend bekamen wir zunächst über Ulrikes Phone eine Bärenwarnung per SMS. Nicht weit von uns entfernt wurde ein Bär gesichtet.Eine tolle Idee, warum gibt es in Deutschland nicht solch ein Warnsystem?
Einzig der Lärm, meine Güte, muss dass sein? Ich wusste bisher gar nicht, dass das Phone solch einen immens lauten kreischenden Ton von sich geben kann. Da wir bisher dieses ungewohnt laute Geheul nicht kannten, erlitten wir fast einen Herzinfarkt. Das dann gleich zwei mal hintereinander und als wir uns wieder beruhigt hatten, schrie mein Phone auch noch mal los.

28.09.2022 – Bicaz-Schlucht/Frumuasa – 118 km

Der Grund für unseren Umweg in den Norden war die enge Bicaz-Schlucht. Ich muss schon sagen, sie ist schon schön anzusehen, jedoch…
Leider sind die Parkplätze (alles Bezahlplätze) recht begrenzt und ein Erlaufen der kleinen und kurzen  Schlucht auf der Straße ist nicht wirklich entspannend. Überhaupt gleicht der Ort nur einem Touri-Rummelplatz wo jeder nur Geld machen will. Ich möchte nicht wissen, was hier in der Saison oder am Wochenende los ist.
Wer die Gorges aus Frankreich kennt, kann sich einen Besuch wahrlich sparen, die sind deutlich imposanter.
Info: Die Schlucht ist auch mit Fahrzeugen bis 4m Höhe zu befahren, allerdings muss man oft auf die Gegenfahrbahn ausweichen. Die durchgängige Höhe dürfte bei 2,60m liegen.

Dămuc-Pass

Wir sind hinter der Bicaz-Schlucht auf die DJ127A Richtung Süden abgebogen. Diese kleine Straße war für uns wirklich ein HighLight und 4×4 Erlebnis!
Entlang des Flusses  Dămuc  haben sich natürlich Menschen angesiedelt. Irgendwie ist hier die Zeit stehen geblieben. Pferdefuhrwerke, die Gebäude, die Menschen, wir fühlten uns 100 Jahre zurück versetzt.

Aus der kleinen asphaltierten Straße wurde ein humpeliger Feldweg der dann in Serpentinen und Auswaschungen steil, so um die >20% über den  Dămuc-Pass durch eine traumhafte Landschaft führt. Ich gestehe, ich hatte einen Adrenalinausstoß.
Da man nicht wenden kann, stand immer die Frage im Raum, was da noch kommen mag.
Aber Bimo hat selbst die steilen gerölligen Passagen in den Kehren gemeistert. Wie sich später heraus stellte, mit nur einem Stoßdämpfer.
Tipp: Der Pass ist für tiefe und frontgetriebene Wohnmobile keine Empfehlung. Bodenfreiheit und zumindest Heckantrieb sind eigentlich Voraussetzung. Eine Differenzialsperre oder 4×4 kann zumindest an 2 Stellen, steile und geröllig enge Kehren hilfreich sein.

Hier noch ein kleiner Clip, ca. 2 min.:

29.09.2022 – Lacul Sfânta Ana – 73 km

Bei dem Ana-See handelt es sich wie viele andere Seen in der Umgebung um einen vulkanischen Kratersee.
Deutlich interessanter ist für uns jedoch das daneben liegende Poiana Mohos, ebenfalls ein Kratersee. Durch Sedimentierung ist hier allerdings ein interessantes Moor mit einer selten anzutreffenden Flora wie z.B. Sonnentau anzutreffen. Dieses Gebiet kann man vom 1. Mai bis 30. September nur im Rahmen einer Führung erkunden.
Bären soll es hier natürlich auch ausreichend geben. Das Camp ist deshalb mit einem Elektrozaun gesichtert, ebenso wie die Abfalleimer. Überall finden sich Warnhinweise bezüglich Bären. Wie ich an den frischen Losungen gesehen habe, gibt es hier scheinbar auch Bären.
Nur glaube ich, dass die Bären bei diesem lauten Rummel hier zumindest über Tag das Weite suchen.

01.10.2022 – Berca Schlammvulkane – 200 km

Für diese 200 Kilometer benötigten wir zwei Tage. Selbst auf dieser Hauptstraße, der D10, zockelten wir nur, denn das Bimo hoppelte wie ein Kaninchen. Laufend polterte es von unten und im Bimo blieb hinten nichts mehr an seinem Platz. Auf dem Parkplatz bei den Berca Schlammvulkanen sah ich es dann, der Bolzen der oberen Aufhängung für den linken Stoßdämpfer war abgerissen. Klar, ohne Stoßdämpfer fährt es sich nicht so toll. Das war wohl das eine Schlagloch vor der Transfăgărașan, denn danach fing das Poltern an. Ok, kein Problem, ist ja nicht so schlimm, mich wundert eh, dass der Spielzeugbolzen die bisher zigtausende Kilometer Rüttelpisten überstanden hat.
Da Wochenende war, erkundeten wir an zwei Tagen erst einmal die Berca Schlammvulkane.

Vulcanii Noroioși Pâclele Mari

Die Berca Schlammvulkane/Vulcanii Noroioși Pâclele Mari sind seit 1924 ein Schutzgebiet. An mehreren Stellen Vulcanii Noroioși Pâclele / Vulcanii Noroioși Pâclele Mici / Fierbatorile De La Berca treten aus ca. 3.000 m Tiefe ton- und wasserhaltige Schichten an die Oberfläche. An der Oberfläche trocknet der Schlamm in faszinierenden Strukturen aus.

Hierzu ein kleines Blubber-Video, ca. 1 min

Vulcanii Noroioși Pâclele Mici

Die 6 km-Wanderung zum mittleren und größeren Schlamm-Vulkanfeld südlich führt über eine Steppenartige Hügellandschaft, die ein wenig an Namibia erinnert.
Die Schlamm-Vulkane Vulcanii Noroioși Pâclele Mici bewerten Andere oft als schöner, wir einfach als anders und unterschiedlicher. Trotzdem meinen wir, dass die Strukturen am Mari interessanter sind.

03.10.2022 – Greci – 200 km

Zunächst fuhren wir mit Bimo im nahen Buzău zum Doktor, dem Auto Express Trucks.
Dies ist eine freie LKW-Werkstatt eines jungen Unternehmers. Draußen standen zig alte und ausgeschlachtete LKW herum, ein gutes Zeichen, dass wir hier unseren Bolzen bekommen würden. Mercedes, auch hier im Ort, hätte den garantiert erst bestellen und wir Tage warten müssen.
Uns wurde sofort und mit Freude geholfen. Eine dreiviertel Stunde hatte die Frickelei gedauert, da es gar nicht so einfach war, den Stoßdämpfer wieder auf Länge zu bringen. Was hat es gekostet? Eine Runde Bier für die Belegschaft, Geld wollte Chefe nicht haben, es hatte ihn einfach gefreut, uns helfen zu können.

Die Route führte über eine flache und langweilige Landschaft. Da hatten wir keine Lust, uns hier irgendwo nieder zu lassen.
Spannend war Brâila an der Donau. Hier gehen nur abenteuerliche Fähren über die Donau. Wir mussten die Fähre, eher ein zusammengeschweißtes Etwas für LKW nehmen und das war schon spannend. Um von der Fähre runter zu kommen, benötigte ich die Untersetzung, da der Absatz gut 30 – 40 cm hoch war. Die LKW kamen da nur mit Mühe von der Fähre runter. Also normale Wohnmobile haben da keine Chance. Sie sollten als Letztes herunter fahren, dann kommt die Fähre weiter aus dem Wasser und die Kante ist dann weniger hoch.

Macin Mountains National Park

Bei Greci hatten wir dann in den felsigen Hügeln des Macin Mountains National Park den Traum eines Übernachtungsplatzes gefunden. Welch eine Aussicht, welche eine farbige Landschaft! Schon lange hatten wir nicht mehr solch eine Weitsicht genießen können. Das hätten genau so gut die USA oder die weiten Steppen Namibias sein können.

Klar, dass wir uns spontan entschlossen hatten, noch einen Tag länger im Macin Mountains National Park zu bleiben. Heute erkundeten wir bei schönstem Wetter auf einer 12 km Wanderung das farbige und schroffe kleine Gebirge, die teils bizarren Wälder und die Savanne.

05.10.2022 – Murighiol – 110 km

Bei herrlichem Wetter zogen wir entlang der Donau weiter ostwärts. Dabei hätte ich gar nicht gedacht, dass das Donau-Delta so fast bergig ist.
Unser Ziel war der letzte im Delta auf Straße erreichbare Ort Murighiol. Wir ließen uns aufgrund der guten Bewertungen auf dem netten Campingplatz Dan Camping Fischer nieder. Die Betreiber sind wirklich ausgesprochen nett und mit 14€ ist der grüne und großzügige Platz sogar günstig. Ebenso günstig im Vergleich zu den anderen Anbietern sind die Bootsausfahrten in das Donau-Delta.
Hier legten wir dann drei Urlaubstage ein. Wobei, Wäsche waschen und das Bimo von innen reinigen nicht jeder als Urlaub empfinden mag.

Bootausfahrt ins Donau-Delta

Frühes Aufstehen war hier angesagt, das heißt, 8:00 Uhr war Abfahrt vom Campingplatz. Für uns bedeutete dies eine ungeheure Überwindung, wenn man jedoch etwas sehen möchte, sollte man nicht später starten. Gebucht hatten wir die 4 stündige Tour. Die Stunden vergingen wie im Flug.

Hier das Video, ca. 4:00 zu der Bootsausfahrt, Fotos hatte ich mangels Teleobjektiv keine mehr gemacht.

08.10.2022 – Ceamurlia – 88 km

Unser erster Stopp war das Cape Dolosman, hier befindet sich auf einem Plateau das schon vor Christi Geburt errichtete Cetatea Argamum, eine uralte Stadt und Fort. Schon vor hunderten von Jahren wurde der Ort aufgegeben, von daher befinden sich dort heute lediglich nur noch Ruinen.
Eigentlich wollten wir hier bleiben, da man von aus eine herrliche Aussicht genießt. Allerdings pfiff der Wind dermaßen und das Bimo stand wie auf dem Präsentierteller, dass wir ein Stück weiter zum Lac Ceamurlia gefahren sind.

Ein fast mystischer Nachmittag

Auf einer Wiese fanden wir am Lac Ceamurlia einen landschaftlich tollen Platz, der sich auch in anderer Hinsicht zum Glücksfall entwickelt hatte.
Es zogen Gänse, Schwäne und Pferde am Bimo vorbei. Ein vorbei ziehender Hirte hütete seine zwei Kühe und eine nahezu fast zutrauliche Schafherde. Dabei klang aus seinem Handy eine wohltuende fremde Musik. Wir kamen auch, so weit das möglich war, ins Gespräch. Der Hirte erzählte stolz von seinem Land, auf dem wir natürlich standen, wo er seine Tiere hielt. Erzählte von seiner Tochter und zeigte uns auf seinem Handy einige Sehenswürdigkeiten der Umgebung. Unglaublich, wie man sich auch ohne die Sprache zu beherrschen verständigen kann. Dieser Tag hatte mit all den Begegnungen und auch bei diesem fast mystischen Licht nahezu etwas magisches. Als dann in der Nacht zudem zig Schakale heulten…

Dies ist nur eine kleine Auswahl der Bilder, schaut euch auch das kleine Video an, ca. 1:27 min.

09.10.2022 – Vadu – 60 km

Wir wollten nun endlich das Schwarze Meer sehen, welches wir über recht ursprüngliche Wege bei Vadu erreichten. Vadu erscheint wie eine verlassene Industriestadt. Zumindest eine große Industrieanlage ist nur noch ein Lost Place. Passt auch irgendwie zum Humpelweg der zum Strand führt 🙂
An diesem ca. 20 km langen Abschnitt des Strandes befinden sich zig traumhafte einsame Übernachtungsplätze unmittelbar am Meer. Der Betreiber eines Restaurants hat sogar einen Service eingerichtet, um all zu Mutige wieder aus den Sand zu ziehen 🙂

Aber Achtung: Das Gebiet gehört bis nach Nâvodari, also bis kurz vor Constanta noch zum Biosphärenreservat Donaudelta. Nicht wenige große Schilder weisen darauf hin, dass das Übernachten, sogar der Zutritt, insbesondere mit Wohnmobilen hier verboten ist!

In der Praxis werden scheinbar aber nur dann Bußgelder erhoben und vertrieben, wer sich unmittelbar an den Strand oder in die Dünen stellt.

10.10.2022 – Eforie Sud – 66 km

Gerne wären wir ja noch einen Tag an dem Strand geblieben, allerdings hatten uns tausende Fliegen vertrieben. Es war unglaublich, welche Ritzen sie ins Wohnmobil gefunden hatten. Zig Fliegen hatten wir erschlagen, aber es war einfach nicht auszuhalten gewesen.
Wir fuhren also weiter Richtung Süden die Küste entlang, unter Anderem aus Neugierde durch den Urlaubsort Mamaia. Einfach um einmal zu schauen, weil Ulrike dort vor fast 50 Jahren einen Urlaub verbracht hatte. Es war wie erwartet einfach nur schrecklich…
Herunter gekommene Plattenbauten, teils Lost Places, wechseln sich mit modernen Hotelburgen eng an eng ab. Es erinnerte ein wenig an Spanien der 70er Jahre, nur in verfallen.
Südlich von Constanta fanden wir bei Eforie Sud unseren Übernachtungsplatz. Über Kilometer hinweg finden sich hier auf Wiesen in mehreren Terrassen zig wunderbare Plätze. In der Saison verbringen hier die Rumänen mit ihren Wohnwagen über Wochen ihre Freizeit oder Urlaub. Jetzt außerhalb der Saison hat man das tolle Gelände nahezu für sich alleine, was auch für zwei Tage nuzten.

Hier endet dann auch unsere Reise durch Rumänien. Für fuhren noch durch die jetzt verlassenen Urlaubsorte mit den geistreichen Namen wie Neptun, Venus, Jupiter, Olimp oder 23. Mai. Verprassten beim LIDL unser letztes kleines Bargeld und füllten an einer Kapelle unseren Wassertank auf. Anschließend fuhren wir rüber nach, siehe nächsten Reisebericht, Bulgarien

Fazit

Als Fazit sei gesagt, wir müssen wiederkommen! Die vier Wochen reichten in keiner Weise, da sind noch etliche Ecken und Landschaften zu erkunden. Die Landschaften und die ungemein freundlichen Menschen haben uns schlicht in den Bann gezogen. Da sieht man Pferdekarren neben neuestem Mercedes, Häuser die aus einer anderen Welt zu sein scheinen und daneben moderne sowie neue Häuser. Ärmste Menschen, daneben laufen gut gekleidete Kiddies auf ihren Handys zappend durch die Gegend. In den Städten vergammelte Plattenbauten und daneben moderne Einkaufszentren. Eine faszinierende Welt der Gegensätze und dazu noch eine Wildnis mit einer Tierwelt, wie sie in Europa nur noch selten anzutreffen ist.