
Türkei 2024 – III
Wohnmobil-Reisebericht vom Südlichsten Zipfel der Türkei und nahe der Syrischen Grenze entlang des Mittelmeeres nach Tasucu, wo wir nach Zypern übergesetzt hatten.
Vorheriger Reisebericht: Türkei 2024 II
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09.11.2024-Yesemek-77 km
Nach den drei Tagen auf dem tollen Stellplatz bei Gaziatep machten wir uns nun auf den Weg in den südlichsten Teil der Türkei.
Eine kleine Einbuchtung von ca. 120 x max. 60 km. Im Westen liegt das Mittelmeer und Osten Syrien.
Wir fuhren durch mehr als ursprüngliche Dörfer und die Straßen waren schon spannend. 3. Kategorie Straßen, also eigentlich große Verbindungsstraßen, waren teils lediglich kleine Schotterpisten. Dann der immense Müll, ich glaube, dies war heute die müllreichste Gegend der Türkei die wir bisher gesehen hatten.
So wie wir hier unterwegs ge- und begrüßt werden scheinen sich hier nicht viele Touristen hin zu verirren.






Bei Yesemek legten wir den ersten Stopp ein. Hier befindet sich ein Steinbruch und eine Bildhauerwerkstatt und -schule aus hethitischer Zeit um ca. 2.000 v.Chr.
Sie ist mit ca. 300x300m die größte bekannte Steinmetzwerkstatt des Nahen Ostens die erst 1961 entdeckt wurde.



Am Stausee Tahtaköprü Baraj Gölü fanden wir mit faszinierendem Blick auf den See und die Berge unseren Nachtplatz.


10.11.2024-Çevlik-131 km
Der kleine, neben Samandağ gelegene Ort Çevlik ist eine für Türken recht beliebte und daher gut besuchte Touristenstadt.
Wir haben uns immer schon gewundert, wie trinkfreudig die Türken sind, aber so etwas wie hier haben wir noch nie erlebt!
Alle paar Meter befindet sich ein Tekel/Ekomeni, oft sogar mit harten Sachen und auch Wein. Da wird öffentlich an und auf der Promenade das Bier oder aus großen Flaschen der Whiskey genossen. Sogar für hiesige Verhältnisse fast leicht bekleidete Damen fröhnen öffentlich dem Biere.
Ich vermute mal, auch die Saudis und Kuwaitis kommen mit ihren dicken Schlitten nur zum heimlichen Saufen hierher, dürfen sie in ihren Ländern ja nicht 😉






In Çevlik befindet sich ebenso der Titustunnel aus der römischen Kaiserzeit.
An der Küste wurde um 300 v. Chr. ein ummauertes, zum Meer hin offenes Hafenbecken eingerichtet, sodass der Bach zunächst das Stadtgebiet und dann den Hafen durchfloss. Da der Hafen durch mitgeführtes Geröll immer wieder verlandete, waren regelmäßige Aushubarbeiten nötig. Deshalb wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. beschlossen, den Fluss um die Stadt zu leiten.



Im gleichen Bergmassiv befinden sich etliche Höhlengräber und wenn man genau hin schaut, ist offensichtlich der ganze Berg ausgehöhlt.



Die Fahrt hierhin war recht bedrückend. Die ganze Region und insbesondere die Stadt Hatay leidet noch heute unter den Folgen des Erdbebens vor 1 1/2 Jahren. Die halbe Stadt scheint nur aus Containern zu bestehen und überall sind noch die Ruinen sichtbar. Die Stadt erinnert uns mit den Provisorien in weiten Teilen an Indonesien vor 20 Jahren.





14.11.2024-Adana-215 km
Die Fahrt nach Adana erfolgte in zwei Etappen. Zunächst fuhren wir über die sich schlängelnde, mit tollen Aussichten hübsche Küstenstraße, die auch etwas hoch ins Gebirge führte. Eigentlich als kleine gelbe Straße in der Karte verzeichnet, ist sie jedoch toll ausgebaut.
Völlig verrückt ist der mit blauem und sehr gutem Asphalt angelegte rund 35 km lange Radweg. Hier befindet sich einfach nichts, kein Haus, kein Ort, einfach nichts und ebenso endet der Radweg dann im Nichts.
Spannend wurde es dann anschließend hinter den Bergen. Im ersten Dorf endete der gute Ausbau und es ging steil, schlängelig und eng durch die Dörfer hinunter zum Mittelmeer.
An einem Stand kauften wir noch Obst, Gemüse und Olivenöl aus eigener Produktion. Mit Ölprobe und Pflücken von Mandarinen, wo die Hühner unterm Baum lagen, war auch der Einkauf ein Erlebnis.



Südliche Mittelmeerküste
Die Küste gestaltet sich wieder einmal so, wie wir sie schlicht nicht mögen. Einfach nur unschön verbaut und wahrscheinlich wird sich diese Unschönheit auch noch bis weit hinter Adana hin ziehen. Auch deshalb, weil es sich bei der dazwischen liegenden Stadt Iskenderun um eine Industriestadt handelt.
Bei Büyükdere fanden wir wohl den auf dem ganzen Küstenabschnitt halbwegs netten Übernachtungsplatz. Auf Grund der Novemberferien in der Türkei war hier auch einiges los.



Hier trafen wir dann auch Ototravel wieder, die Langzeitreisenden aus Singapore, die wir zuvor schon am Van See getroffen hatten.
Adana
Die mit ca. 1,6 Mill. Einwohnern große Stadt Adana mit nur einigen Sehenswürdigkeiten war eigentlich lediglich als Zwischenstopp gedacht. Die Fahrt hierhin entlang der industriellen und versmogt stinkend verbauten Küste war nun auch nicht gerade etwas, was man unbedingt haben muss.
Adana geht wahrscheinlich auf eine hethitische Siedlung zurück und wird schon in akkadischen Texten Syriens (ca. 1400 v. Chr.) und ägyptischen Berichten (12. Jahrhundert v. Chr.) erwähnt. Adana kann auf eine mehr als bewegte Geschichte zurück blicken, wo sich hier schon Perser, Griechen, Römer, Armenier und andere Volksgruppen die Köppe einschlugen.
Neben der ursprünglichen Innenstadt, die wie ein riesiger Basar wirkt, sind die Sabaci Zentralmoschee und die Tasköprü, eine aus 21 Bögen bestehende Steinbrücke aus der Römerzeit mit 310 m Länge recht sehenswert. Sie gilt als die älteste noch benutzte Brücke der Welt. Wenn man bedenkt, dass in Deutschlands Brücken gerade mal ein paar Jahrzehnte halten 🙂
Am Ufer des Seyhan fanden wir beim schönen und Kilometer langen Herkez Park Çimenlik Park unseren Übernachtungsplatz.
Die Innenstadt und die Zentralmoschee sowie die Tasköprü liegen hier gleich in der Nähe. Deshalb erschien uns der Platz neben dem grünen Park auch wegen der Nähe zu den Sehenswürdigkeiten optimal.









15.11.2024 – Mersin – 70 km
Auch diese 70 km waren geprägt von Smog, Stadtverkehr und Industrielandschaften.
Warum macht man dies und fährt nicht in die Berge, könnte man fragen. Nun, wir möchten nach Zypern übersetzen und von Mersin, bzw. Taşucu aus gehen die Fähren nach Zypern.
Na egal, trotzdem hatte die Fahrt etwas. Auch in diesem Teil der Türkei scheint es, gefühlt extremer als anderswo, keine Verkehrsregeln zu geben. Da wird rechts und auf dem Standstreifen überholt, rote Ampeln erwecken nur bedingt das Interesse und drängeln sowie hupen gehören einfach zum guten Ton.
Wenn man sich aber darauf einlässt und entspannt bleibt, kann diese Art der Fahrerei sogar Spaß machen. Was ich mich aber frage, warum niemand in seinen Berichten diese verbauten Unschönheiten mit all der Industrie und den Smog erwähnt. Es wird immer nur geschrieben, besucht die Städte Adana oder Mersin. Wie unschön es drumherum ist, erwähnt allerdings niemand.
Mersin wurde uns einmal als Tipp genannt, allerdings hatten wir nach all den großen Städten in letzter Zeit keine Lust auf eine Weitere. Wirkliche Sehenswürdigkeiten hatten wir auch keine entdeckt, allerdings hatten wir auch nicht wirklich danach gesucht.
Sehenswert ist auf jeden Fall der Atatürk Park mit seiner Promenade entlang des Hafens mit all den Restaurantschiffen im alten Stil. Hier hatten wir auch unseren Übernachtungsplatz gefunden.
Für uns ebenso wieder sehenswert ist die ursprüngliche Innenstadt die einem großen Basar gleicht. Klar, dass wir hier auch wieder fündig geworden sind.









17.11.2024-Taşucu–104 km
Das waren sie jetzt, die letzten Kilometer Smog, Stadtverkehr und unschöne Städte.
300 Kilometer, so viel Stadt im müffelnden Smog am Stück bin ich in meinem Leben noch nicht gefahren 🙂
War in Teilen aber durchaus interessant und spannend.
Hinter Erdemli wurde es zwar nicht gerade schön, aber die Bebauung lockerte sich etwas auf. Es wurden sogar einige nette Plätze am Strand erkennbar und man konnte erahnen, wie schön die Landschaft hier einmal gewesen sein muss.
Mit Blick auf die Berge waren teils enge und wilde Schluchten erkennbar und überall befinden sich für Liebhaber alter historischer Steine Ruinen und Höhlenwohnungen.
Da werden wir dann nach unserer Rückkehr aus Zypern einen Blick drauf werden.
An einem dieser seltenen netten Plätze am Meer fanden wir bei Silifke unseren Übernachtungsplatz. Klar, sogleich gesellten sich wieder drei große Kangal zu uns verlangten nach Streicheleinheiten. Unglaublich, wie die Drei sich untereinander verstanden.






Am nächsten Tag fuhren wir dann das letzte Stück nach Taşucu zum Fähranleger, wo es weiter nach Zypern geht. Da sind wir schon riesig gespannt, wie wir uns durch die Bürokratie wurschteln, denn Zypern ist da schon eine Besonderheit.
Insofern enden hier vorläufig die Türkei-Reiseberichte.






Nächster Reisebericht also: Zypern 2024