Reisebericht südliches Polen 2023

Reisebericht südliches Polen 2023

6. Juli 2023 0 Von Mikesch

Nach unseren Erledigungen mit neuem Ausweis, Kreditkarten sowie Bimos Reparaturen und bürokratischen Erledigungen sind nun wieder auf Reisen. Wir tingelten langsam quer durch Deutschland und besuchten dabei Orte, die wir schon auf unserer Deutschlandtour 2020 aufgesucht hatten.
Ziel unserer Reise 2023/24 ist dieses Jahr wieder der Balkan und zusätzlich die Türkei. In Rumänien und Bulgarien gibt es noch so einiges zu entdecken und die Türkei ist für uns Neuland.

19.06.2023 – Lesna/Marklissa – 40 km

Südlich von Görlitz überschritten wir heute die Grenze nach Polen und füllten zunächst einmal unseren Gastank auf. Bei über 30 Cent/Liter Preisunterschied zu Deutschland machte sich das bei >70 Liter schon bemerkbar.
Anschließend zockelten wir über kleine Straßen und hügeligen Landschaften zu dem kleinen Ort Lesna (Marklissa) unweit der tschechischen Grenze. Lesna liegt zwar eher abseits der touristischen Spots und wie das dann so oft ist, gerade hier findet man oft die kleinen Schätze.
Von unserem Übernachtungsplatz aus unternahmen wir entlang der Kwisa eine kleine 7 km Wanderung über den märchenhaften Perlenweg zum Stausee und der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Burg Tzschocha.
Am Fuße des 1905 fertig gestellten Dammes befindet sich übrigens das älteste Wasserkraftwerk Polens.

20.06.2023 – Wieściszowice – 70 km

Eigentlich wollten wir in in Szklarska-Poreba einen Stopp einlegen, um von dort aus eine Bergwanderung in das Riesengebirge zu unternehmen. Uns reizten die bizarren Stein- und Felsformationen sowie die Elbwiese, die als Quellgebiet der Elbe ausgewiesen ist.
Eine spannende Umfahrung einer 3m-Unterführung, der ganze Rummel in dem Urlaubsort und dann noch die Sperrung der Zufahrtsstraße zu unserem Übernachtungsplatz ließen uns dann entnervt weiter fahren.
Im kleinen Dorf Wieściszowice fanden wir dann einen schönen privaten Parkplatz, wo man derzeit für 2,20€/Nacht auch Übernachten kann. Gleich neben dem Platz befindet sich auch eine Quelle mit schmackhaftem Wasser!

Wiesciszowice-Stellplatz

Dieses Ziel hatte natürlich auch einen guten Grund:

Kolorowe Jeziorka, die Bunten Seen

Nördlich des Ortes Wieściszowice befinden sich die sog. Kolorowe Jeziorka, die Bunten Seen.
Hierbei handelt es sich um vier Teiche am Fuße des Wielka Kopa. Sie entstanden durch Grabungen ehemaliger deutscher Minen. In den Bergwerken wurde in den Jahren 1785–1925 Pyrit abgebaut. Die Farben blau, lila, grün und purpur der einzelnen Seen ergeben sich aus den chemischen Zusammensetzungen der unterschiedlichen Mineralien des Untergrundes.
Die 9 km Wanderung zu den einzelnen Seen ist mit rund 240 m Höhenunterschied und etlicher Kraxelei zwar etwas anstrengend, aber man wird mit einer tollen Landschaft und einem gewaltigen Farbenspiel belohnt.
Bei unserem Besuch war es leider zu lange trocken, nach starken Regenfällen sehen die Seen noch imposanter aus.

25.06.2023 – Opole – 120 km

In Opole, zwischen Breslau und Katowice gelegen, hatten wir einen Waschsalon ausgemacht. Solche Gelegenheiten darf man einfach nicht auslassen!
Unseren Übernachtungsplatz hatten wir auf einem Parkplatz auf der Oderinsel in der Nähe des Zoos gefunden. Die gesamte Insel ist ein Freizeitgebiet mit schönen Wanderwegen und traumhaften Radwegen. Im parkähnlichem Wald mit Teichen finden sich tolle Spielplätze und Trimmpfade. Der Parkplatz ist zwar nicht unbedingt der tollste Platz, aber durch das Freizeitangebot und die tolle Lage jedoch eine Empfehlung.

Das wertvollste an Opole ist für mich der hohe Freizeitwert, aber auch die Innenstadt hat mit ihren Parks und vor allem dem Rathausplatz ihre Sehenswürdigkeiten.

Opole Zoo

Grundsätzlich sind wir ja keine Freunde von Zoos. Aus der Beschreibung und dem kleinen erhaschten Blick von außen entschlossen wir uns jedoch für einen Besuch von Opoles Zoo. Gott sei Dank, kann ich da nur sagen!
Der gesamte Zoo ist wie ein großer, auf 30 Hektar dicht bewachsener Park, teilweise wie ein kleiner Dschungel angelegt. Die mehr als großzügig und groß angelegten Freigehege sind nach den natürlichen Gegebenheiten der jeweiligen Tierart konzipiert. Teils sind sie so groß, dass man selbst Tiere wie Löwen oder Geparden kaum entdecken, geschweige vor die Linse bekommen kann. Ohne mein 400er Teleobjektiv hätte ich kaum ein Tier aus den Freigehegen entsprechend nahe fotografieren können.
Hier findet ihr aus Platzgründen leider nur eine kleinere Auswahl an Bildern, lange hatte ich nicht mehr so viel fotografiert.

Nysa / Neisse

Auf halber Strecke legten wir zuvor einen Stopp in Nysa (Neisse) ein, da uns der kleine Ort auf PocketEarth recht interessant erschien.
Eigentlich ist die Stadt auf den ersten Blick recht unscheinbar, doch überall finden sich auf dem zweiten Blick die kleinen und großen Schönheiten. Da wären die schon fast moderne Basilika, oder die Kirche St. Peter und Paul, das Liceum sowie überhaupt einige Häuserzeilen und Plätze.
Überhaupt empfanden wir die Stadt auf unserer jetzigen Tour als eine der Gepflegtesten.

28.06.2023 – Olsztyn – 115 km

Olsztyn liegt etwa 10 km südöstlich der größeren Stadt Czestochowa. Der kleine Ort, eher ein Dorf hat eigentlich nicht viel zu bieten. Die einzige Sehenswürdigkeit besteht lediglich aus der hoch auf einem Kreidefelsen thronenden Burgruine Zamek.

Olsztyn-Burgruine

Die Kreidefelsen und die mit Wald umgebenden offenen Sandflächen die nur teilweise mit Gras bewachsen sind, verleihen der Landschaft teils etwas mystisches.
Jene Kreidefelsen sind auch die Besonderheit hier im Jura Krakowsko-Częstochowska, das auch ein beliebtes Klettergebiet ist.
Südlich von Olsztyn befindet sich das bewaldete Naturschutzgebiet Sokole Góre, hier kann man auf vielen Wanderwegen das dicht bewaldete Jura mit seinen Kreidefelsen erkunden. Die vielen tiefen und steil abfallenden Höhlen sind allerdings nicht begehbar und das Betreten verboten.

30.06.2023 – Wojkowice Kościelne – 55 km

Wochenende, da heißt es, sich frühzeitig einen Platz zu sichern, vor allem, wenn es am Wasser sein soll.
Wojkowice Kościelne liegt 20 km nordöstlich von Kattowitz am See Pagoria 4. Auf 28 Quadratkilometer befinden sich hier vier Seen und sie wurden fantasievoll einfach durchnummeriert. Die Seen sind ein riesiges Freizeitgebiet. Pagoria 3 mit Badestelle einschließlich Futterbuden und Spielplätze. Am Westufer des Pagoria 4 führt ein traumhafter Rad- und Wanderweg entlang, während Pagoria 2 wunderschön naturbelassen ist und lediglich ein schmaler Pfad herum führt.
Eher abenteuerliche Radwege und viele Wanderwege führen durch das östlich gelegene Waldgebiet des Pagoria 4.

Das muss man den Polen lassen, sie haben ein Händchen dafür, Gebiete mit hohem Freizeitwert zu schaffen. Überhaupt, wie aktiv sie mit den unterschiedlichen Sportgeräten sind, das erinnert fast an Frankreich. Noch nie haben wir so viele HighTec-Geräte gesehen wie hier. E-Bikes, also richtige Cross Motorräder, E-Boards und E-Flying Boards die wir zuvor noch nie gesehen hatten. Ebenso scheint das Skaten wieder in zu sein. Das war schon spannend, von unserem Übernachtungsplatz aus dem Treiben zuzuschauen.
Selbstverständlich hatten wir die Gegend auch mit unseren Rädern erkundet. Ich hatte nach Jahren mal wieder einen Platten, aber genau bei Ankunft am Bimo. Puh, Glück gehabt…

Plaża Kuźnica Warężyńska

Im Norden des Pagoria 4 befindet sich der Strand Kuźnica Warężyńska, ein ca. 2 km langer Sandstrand, besser gesagt Sandkasten und 4×4 Spielwiese. Hier kann man für 15 PLN/Tag sogar übernachten. Einige Polen haben den Platz offensichtlich als Dauercampingplatz auserkoren. Jetzt im Sommer ist natürlich mächtig was los. Das ganze Gebiet ist mit zig hügeligen Sandpisten durchzogen, die auch in den Wald führen, die ideale Spielwiese für Quads. Den ganzen Tag über wird über die Pisten gejagd, was nach Regen natürlich besonders spannend ist.
Theoretisch hätten wir auch mit Bimo einen Platz anfahren können, der Sand ist ganz gut befahrbar. Allerdings ist auf dem Platz den ganzen Tag rämmi dämmi und Abends gehen bis in die tiefe Nacht die Feten. Trotzdem, eigentlich hat das was…
Warum der Besitzer seinen Platz aus GoogleMaps hat löschen lassen, dafür finde ich keine Erklärung.

Vollmond

Nach langer Zeit konnten wir auch wieder einmal einen Vollmondaufgang betrachten, also so richtig mit freier Sicht.

04.07.2023 – Nowy Targ – 140 km

Nach einem Zwischenstopp am See Jezioro Mucharskie, wo wir einen netten Übernachtungsplatz gefunden hatten, erreichten wir Nowy Targ.
Der Gerberort für Schaffelle liegt rund 20 km Luftlinie vor der slowakischen Grenze am Rande der Tatra. So klein der Ort an sich ist, hier hat man eine letzte Gelegenheit, günstig Gas und Diesel zu tanken. Überhaupt bekommt man hier einfach alles, da sich in Nowy Targ große Ketten und Kaufhäuser angesiedelt haben.
Der Platz im Zentrum ist übrigens recht hübsch. Nächtigen kann man übrigens auf dem großen Parkplatz, allerdings nicht Donnerstags, denn dann ist dort ein riesiger Markt.

Entlang der/des Dunajec führt ein traumhafter Radweg zum gleichnamigen Stausee, von dem man in Deutschland nur träumen kann.
Der Radweg führt durch kleine ursprüngliche Orte mit ihrem besonderen Baustil und die beiden Holzkirchen die an die skandinavischen Stabkirchen erinnern, machen die Tour besonders reizvoll.

05.07.2023 – Maniowy – 20 km

Da zwei gewittrige und regenreiche Tage angesagt waren, hatten wir uns einen hübschen Parkplatz zum Auswettern bei Mankowy am Dunajec-Stausee ausgesucht. Auf Grund dessen, dass an unserem nächsten geplanten Ziel in der Slowakei das Wetter noch schlimmer sein sollte, war es also besser, zunächst einmal hier zu bleiben.
Erwarteten wir doch einen einfachen Schotterplatz, nein, wir landeten auf einer saftig grünen Wiese unmittelbar am Wasser. Die ganze Gegend und die Aussicht waren einfach nur schön zu nennen und bei 27 Grad war unser kleiner Strand für ein kühles Bad der reinste Luxus. Die 7 Euro/Nacht zahlten wir hierfür doch gerne und machten erst einmal “Urlaub”.

Dunajec Radweg

Auch hier, um den Stausee herum führt ein grandioser Radweg mit knapp 28 km Länge. Überall finden sich aufwändig gebaute Rastplätze für die Radfahrer. Eine Abwechslung bietet die kleine Fähre über den Stausee, die man auch sinnigerweise nehmen sollte. Der östliche Teil des Stausees lässt sich nämlich nur unschön und sehr umwegig umfahren.
Eine Steigung mit 100 m Höhenunterschied auf 2 km ist für unsereiner Alteisen schon recht anstrengend. Dafür wird man aber mit einer tollen Aussicht belohnt. Klar, für e-Biker und sportlich junge Menschen ist das natürlich kein Thema.

Wir ziehen weiter…

Falls sich jemand fragt, warum wir uns nicht all die Sehenswürdigkeiten wie Breslau, Ausschwitz, Krakau etc. angesehen haben. Nun, wir waren ja bereits letztes Jahr hier im südlichen Polen, wer dies mit diesen Sehenswürdigkeiten nachlesen möchte: Reisebericht Polen 2022
Der nächste Tag war regenbedingt ein Faultag, weswegen wir über unser nächstes Ziel nachdachten. Nur am Abend kam dann mit gewaltiger Schönheit noch einmal die Sonne durch.

Wir fuhren dann von hier aus in die Niedere Tatra in der Slowakei. Hier wollte ich denn endlich einmal eine spannende Wanderung unternehmen, denn, wer weiß wie lange ich so etwas noch unternehmen kann.
Der nächste Reisebericht: Slowakei – die Niedere Tatra (in Vorbereitung)