Reisebericht Südfrankreich III

Reisebericht Südfrankreich III

30. Oktober 2019 8 Von Mikesch

Okzitanien Teil 1

Ich nenne diesen Reisebericht einmal Südfrankreich III, da die Seealpen und Cote d`Azur ja eigentlich auch zu Südfrankreich gehören.
Das Gebiet Okzitaniens reicht von der Ardeche bis hin zu den Pyrenäen.
Etliche Orte hatten wir schon besucht, teils mehrmals, jetzt wollten wir uns etwas mehr Zeit lassen und auch Neues entdecken. Hier befinden sich die Nationalparks der Ardeche, des Languedoc, Causses und Cevennes mit all ihren Natur-Sehenswürdigkeiten.
Unsere Wohnmobil-Reise führte durch wilde Natur und urig ursprüngliche Orte und Dörfer.
Die Landschaft ist geprägt mit Hochebenen, sog. Causses aus Kalkstein, Sedimente eines früheren Meeres, mit tiefen Einschnitten. Jetzt im Herbst mit unglaublichen Düften beseelt.

Der vorherige Reisebericht: Provenzalische Voralpen->
Weitere Frankreich-Reiseberichte, auch über Okzitanien, findet Ihr unter dem Hashtag Frankreich->

14.10.2019 – Saint-Gilles – 60 km

Auf Grund angesagten Schlechtwetters hatten wir das Mittelmeer vorzeitig verlassen uns sind von der Camargue nach Saint-Gilles gefahren.
Das hatte keinen besonderen Grund, wir wollten einfach nicht so viel fahren und hier befindet sich am Kanal eine nette Übernachtungsmöglichkeit (GoogleMaps).
Aber Saint-Gilles hat schon was, irgendwie ganz anders, leicht heruntergekommen, aber mit Flair.

Eine Sehenswürdigkeit ist die Abteikirche Saint-Gilles die zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.

15.10.2019 – Remoulins – 50 km

Die halbe Nacht hatte es geschüttet und geblitzt. Aber eigentlich war es recht harmlos und das Wasser konnte gut abfließen. Am Meer hätte es uns schlimmer getroffen.
Am nächsten Morgen schien nach anfänglichem Grau wieder die Sonne mit tiefblauem Himmel. Im Grau fuhren wir in Nimes einen Waschsalon an und anschließend bei Sonnenschein nach Remoulins weiter nördlich an der Gardon.
Hier hatten wir uns auf einen PassEtappe-Stellplatz (GoogleMaps) niedergelassen, mit VE, Strom und WiFi.

Remoulins-Stellplatz
Remoulins-Stellplatz

Die Batterie wollte mal wieder richtig geladen werden und auch aus Sicherheitsgründen. Meine Zahnärztin hatte mir neulich erklärt, dass sich die Wohnmobil-Mafia von Marseille weg nach Avignon verlagert hat.
Die Wohnmobil-Einbruch Problematik ist hier auch den Einheimischen bekannt und es wird angeraten, vorsichtig zu sein. Jedenfalls wollten wir Bimo nicht auf irgend einen Platz den ganzen Tag alleine lassen, darin befindet sich schließlich unsere ganze Habe.

Uzès

Von Remoulins aus gibt es einiges zu entdecken, wie z.B. der mittelalterliche Ort Uzès.
Uzès ist ein Paradebeispiel und stellvertretend dafür, warum wir Frankreich so lieben! Diese mittelalterliche Altstadt mit dem ganz besonderen Flair. Diese Mischung zwischen halb Verfallenem und liebevoll Restauriertem. Wenn die Franzosen restaurieren, so versuchen sie immer die Ursprünglichkeit zu erhalten, nie entsteht der Eindruck eines Disney-Land.
Die kleinen Geschäfte, egal ob Klamottenladen, Kunsthandwerk, Boulangerie oder Patisserie mit den liebevoll dekorierten Auslagen, man spürt einfach die Liebe zum Detail.
Ja, es sind ne Menge Bilder, aber nur eine Auswahl der 100 Bilder, die ich geschossen habe 😉

Pont du Gard

Pont du Gard

Der Pont du Gard ist ein tausende Jahre altes römisches Aquädukt, Teil einer ca. 50 km langen Wasserleitung, eine Meisterleistung der damaligen Ingenieurskunst! Das durchschnittliche Gefälle betrug nur ca. 24 cm/Kilometer!
Der Pont du Gard besteht aus drei Ebenen, hier flossen damals ca. 20.000 Kubikmeter Wasser täglich über den Aquädukt!

Lustig war das Auftauchen eines Muschkoten-Zuges. Junge, waren die Junx und Mädels fertig. Später wurden sie auf dem großen Platz mit einer Zeremonie vereidigt. War das ein trauriger Sauhaufen 🙂
Ich habe mit Militär nichts am Hut, aber wenn man schon Soldat spielt, sollten Dinge wie Gleichschritt, Grüßen etc. ein Begriff sein, alleine aus Respekt vor der Zeremonie…
Ich hoffe das ja sowieso, aber hoffentlich müssen diese Kinder nie in einen Einsatz 😉

Nicht entgehen lassen sollte man sich die allabendliche Illumination, das ist fast wie ein LSD-Rausch.

Kaskaden von Sautadet

Die Kaskaden von Sautadet sind kleine Wasserfälle im Flusslauf der Cèze und liegen rund 35 km Luftlinie nördlich von Remoulins.
Die kleinen Wasserfälle und Strudel haben sich auf einer Breite ca. 500 Metern in den weißen Kalkstein gegraben.
Der helle Kalkstein mit den Formationen und die Wasserspiele machen den besonderen Reiz aus.

La Roque-sur-Cèce

Das mittelalterliche La Roque-sur-Cèce liegt anbei auf einem kleinen Berg.
Die Bebauung ist mit der Art Stein schon eigen. Auffällig ist, dass es hier wie sonst üblich an all den Blumen und dem Zierrat fehlt. Auf uns wirkte der Ort recht künstlich und steril. So, als wenn Amerikaner ein französisches Dorf nachbauen wollten. Lag vielleicht auch daran, dass der Ort wie ausgestorben wirkte.
Für die Kaskaden und dem Ort gibt es übrigens nur einen Parkplatz, ein Schotterplatz mit 2,10 m Höhenbegrenzung. Gezahlt werden kann nur mit Kreditkarte. Auf der anderen Seite der Cèce gibt es auch einen Etappes Wohnmobil-Stellplatz. Wichtig: Der kann wegen der Brücke (Bild unten) nur von Osten her angefahren werden.

Castillon-du-Gard

Der kleine mittelalterliche Ort Castillon-du-Gard liegt ca. 6 km nördlich von Remoulins auf einem Berg.
Anders als La Roque-sur-Cèce herrscht in Castillon-du-Gard wieder Leben. Menschen die herum laufen oder draußen, bzw. vor Cafes sitzen.
Die alten Häuser sind nahezu alle in einem ockerfarbenen Stein erbaut, was dem Ort einen besonderen Reiz verleit.

Heute stand Tommy wieder auf spannend, jau, das waren spannende 90 Kilometer heute. Klar, ist ja auch ein Motorrad-Navi 🙂

18.10.2019 – Sommières – 50 km

Vorgestern tobte im nur 20 km entfernten Alès ein Tornado wobei sogar PKW und Wohnmobile durch die Luft geflogen sind und für ziemliches Chaos gesorgt hat. Für die kommenden Tage waren für diese Gegend hier und die Cevennen schlimme Unwetter und große Regenmengen angesagt. In der Nähe des Mittelmeeres sollte es angeblich nicht ganz so schlimm werden. So sind wir nach Sommières, das liegt zwischen Nimes und Montpellier umgezogen.
Hier befindet sich ein netter Stellplatz ohne VE (GoogleMaps). Ein Teil besteht aus weicher Wiese und die Zufahrt war recht matschig. Da der gemeine Wohnmobilfahrer den Asphalt bevorzugt, standen wir hier ganz am Ende und am Rande eines Weinberges ziemlich ruhig alleine mit netter Aussicht. Die nahe Altstadt ist bequem über eine Fußgängerbrücke zu erreichen.

Samstags ist Markttag, dieses Treiben sollte man sich keinesfalls entgehen lassen! Solch ein Flair und solche Marktkultur wird man in Deutschland nicht mehr antreffen. Man sollte gut gefrühstückt haben, sonst wird man bei all den Leckereien schwach, wie ich bei den Brathähnchen… 😉
Eine Anreise mit dem Wohnmobil empfiehlt sich am Markttag nicht, die Parkplätze sind dann bis auf den letzten Platz belegt.

Bei der Gelegenheit kann man gleich die urig schöne Altstadt besichtigen.

Der Regen wollte immer noch nicht kommen, was ich ja an sich nicht so schlimm fand 😉
In der schwülwarmen Sommernacht bin ich dann noch ein Mal in den Ort. Die Atmosphäre mit den Düften, Geräuschen und den wenigen Menschen draußen in den Bars hatte schon fast was Mystisches.

21.10.2019 – Aniane – 61 km

Das schlimme Wetter hatte sich hinaus gezögert. Die Unwetterwarnung ist jetzt auch raus und es wird sich ein schmales, aber langes Unwettergebiet über uns hinweg bewegen. Es gibt kaum eine Möglichkeit, dem zu entgehen, oder man fährt weit nach Westen. Aniane liegt bei Montpellier und es scheint so, dass hier die Unwetter geringfügig weniger sein werden.

Unwetter

Durch die nahe Autobahn hat man auch eine gute Fluchtmöglichkeit. Bei dem heute noch nur grauen Wetter sind wir dann umgezogen. Unser Stellplatz (GoogleMaps) lag strategisch günstig: Etwas windgeschützt und größere Wassermengen können gut ablaufen.

Aniane-Stellplatz

Das fast schon schöne Grauwetter nutzten wir dann noch für den Besuch des nahen Pont du Diable, einer fast tausend Jahre alten Brücke über den L`Herault.

Wir fuhren ein Stück durch den Gorge L`Herault und wollten den kleinen mittelalterlichen Ort Sain-Guilhem-le-Dèsert besichtigen. Trotz Wochentag in der Nebensaison war dort die Hölle los und wir sparten uns das, wir begnügten uns mit einem Blick hinein.

Statt dessen schlenderten wir durch den weniger bekannten Töpfer-Ort Saint-Jean-de-Fos.

Es gäbe hier noch die Tropfsteinhöhle Grotte de Clamouse zu besichtigen. Sieht auf den Bildern auch ganz hübsch aus, aber für uns wiederholt sich das alles, wir erst mal genug von Höhlen. Kostet übrigens 11,-€ und selbst jetzt steppte hier der Bär.

Unwetter

Die Unwetter hatten uns in leichter Form am Dienstag erwischt. In den frühen Morgenstunden des Mittwochs ging es dann richtig los. Stundenlanges Geblitze und Gedonner sowie riesige Wassermassen. In Italien hatten die Unwetter sogar zu Todesfällen geführt. Nach einer kurzen Pause am Vormittag, erreichten uns dann Mittags die nächsten Gewitter mit jede Menge Wasser. Es war schon unheimlich, über Tag wurde es nicht heller wie jetzt 1 Stunde nach Sonnenuntergang. Sprich, finster…
Ein kleiner Clip, ca. 1:35 min

In der Regenpause bin ich ein Stück umgezogen, weil wir quasi in einem strömenden Fluss standen. Zwar konnte das Wasser nicht höher als ca. 15 cm steigen, weil sich die Fluten ein Stück weiter ins Tal ergossen, trotzdem, bevor hier die Erde weg rutscht.

24.10.2019 – Ste. -Eulalie de Cernon – 61 km

Die schlimmen Unwetter waren vorbei und es waren wohl die Schlimmsten seit Jahrzehnten. 2 Tote waren zu beklagen, 2 Weitere Menschen wurden noch vermisst. Die Straßen waren voll mit Steine und Sand, umgestürzte Mauern…
Aber heute Morgen lachte wieder die Sonne. Ziel war Ste.-Eulalie de Cernon, das liegt ca. 20 km südlich von Millau in den Cevennen. Für die Cevennen war dies nun die letzte Gelegenheit, ab November dürfte es merklich frisch und das Wetter schmuddeliger werden.
Während sich Ulrike über die kleinen Straßen schlängelte, fuhr ich entspannt die Autobahn, eine gute Gelegenheit, den DPF mal wieder frei zu blasen. Die A75 bietet tolle Aussichten und führt interessant durch das Mittelgebirge.
Spannend wurde es das letzte Stück dennoch, als das Navi mich über kleine Straßen und enge Gassen führte.

Der mittelalterliche Ort Ste.-Eulalie de Cernon ist für die nächsten Tage die Basis, um die Cevennen zu erkunden. Am Rande des kleinen Ortes befindet sich ein netter Stellplatz (GoogleMaps) mit VE, guten Sanitär und (schlechtem) WiFi zu einem günstigen Preis.

Einen Bummel durch den morbid schönen Ort sollte man sich nicht entgehen lassen!

Circuits Causses en Cevennes

Eine rund 100 km lange Rundtour, teils über den ausgeschildeten Circuits Causses en Cevennes.
Über kleine Straßen durch morbid hübsche Dörfer, den Gorge du Dourbie, den Gorge du Trèves und über Millau zurück nach Ste.-Eulalie de Cernon.
Über die D999 erreichten wir nach ca. 20 km den urigen kleinen Ort Nant.

In einem Bogen fuhren wir durch den Gorge du Dourbie

über den Ort Trèves durch den gleichnamigen Gorge, wo man sich fragt, wieso Menschen hier auf den Bergkegeln Dörfer errichten konnten.

Durch Millau sind wir dann durch gefahren, Millau besuchten wir später, das war uns dann heute zuviel.
Hinter Millau geht eine steile und enge Straße (GoogleMaps) in Serpentinen hoch bis auf fast 800 m. Vorbei an einem Startpunkt für Gleitschirmflieger hat man von hier aus tolle Blicke auf die Kalkstein-Plateaus, auf Millau und die imposante Hängebrücke.
Diese Straße dürfte selbst für Kästen ungeeignet sein!

Chaos de Montpellier-le-Vieux

Ca. 20 km westlich von Millau liegt über die D110 erreichbar das Chaos de Montpellier-le-Vieux.
Vor einigen hundert Millionen Jahren erhob sich der Meeresgrund mit seinen Ablagerungen und Sedimenten aus Muscheln und anderem kalkhaltigen Getier.
Durch Erosion haben sich für Europa einmalige Felsformationen und Strukturen von einer seltenen Schönheit in dem Kalkstein gebildet.
Der Eintritt kostet 7,- Euro/Person der sich unbedingt lohnt. Unterschiedliche Wanderwege für Leute mit unterschiedlicher Kondition und Kletterfertigkeiten führen durch die Felsenstadt und stehen gut ausgezeichnet zur Verfügung.
Wer möchte, kann sich auch unter Führung an dem abenteuerlichen Klettersteig wagen.

Millau Rundfahrt – 80 km

Über die kleine D77 fuhren wir hinunter zur Tarn

…und besuchten den kleinen an der Tarn gelegenen terrassenförmig erbauten Ort Peyre mit seiner in den Fels gebauten Kirche.
Von hier aus hat man auch einen besonderen Blick auf das Viadukt.

Weil wir das noch nie geschafft hatten, bummelten wir durch die Altstadt von Millau. Wie in anderen Orten auch ist auch hier vieles verfallen, aber hier gibt man sich keinerlei Mühe etwas nettes zu schaffen. Hier wirkt die Stadt einfach nur verranzt und kaputt. Den Besuch hätten wir uns, trotz der einzelnen netten Häuser, echt sparen können.

Zurück nach Ste.-Eulalie de Cernon probierten wir ein Sträßchen aus, wo vLadi seinen Auslauf hatte…

…und besuchten noch den klitzekleinen Templerort La Cavalerie. Auch hier Vergangenes, aber im Gegensatz zu Millau mit viel Liebe zum Detail hergerichtet.

29.10.2019 – La Couvertoirade – 25 km

La Couvertoirade liegt ziemlich genau südlich von Eulalie und ist ein sehr kleiner urig mittelalterlicher Templerort mit einer Burg.
Klein, aber fein, sollte man den Ort nicht auslassen. Auch für durchreisende Urlauber interessant, da er nicht weit von der Autobahn entfernt liegt und…

…vorgelagert befindet sich ein Parkplatz, wo man auch für 4 Euro übernachten darf (GoogleMaps). Jetzt im Oktober sogar kostenlos…

La Couvertoirade-Stellplatz

Cirque de Navacelles

Über das ein paar Kilometer südlich gelegene Le Caylar

…fuhren wir mit vLadi über kleine Wege über die Hochebene des Kalksteingebirges Causse du Larzac nach…

Navacelles. Navacelles liegt im tief eingeschnittenen Tal an der La Vis.
Die mäandernde La Vis schaffte hier vor ca. 10.000 Jahren einen Durchbruch und schnitt den Bogen um einen Berg über einen Wasserfall ab.
Von den schmalen abenteuerlichen Serpentinenstraßen (Längenbrgrenzung 8/10m) über die Navacelles nördlich und südlich zu erreichen ist, genießt man traumhafte Ausblicke.
Wer mit Wohnmobil seine Nerven schonen möchte, sollte sich auf den Aussichtspunkt (GoogleMaps) beschränken.

Da die Seite langsam gesprengt wird, höre ich hier mal besser auf 😉

Der nächste Reisebericht: Südfrankreich IV – Okzitanien II