Über Polen zurück nach Deutschland

Über Polen zurück nach Deutschland

11. Juli 2019 0 Von Mikesch

Der sechste und letzte Reisebericht mit unserem Lada 4×4 und Dachzelt über unsere Baltikum- und Finnland-Tour, vorheriger Reisebericht: Estland, Lettland, Litauen ->

Die Videos zu den Reiseberichten: Baltikum-Videos->

Da das Wetter recht unschön geworden war, traten wir recht zügig unsere Heimreise an. Sturmartiger Wind, Kälte, teils Regen und ein völlig verdreckter vLadi
Dieser Teil behandelt in groben Zügen von Vilnius in Lettland kommend den mittleren nördlichen Teil Polens, fast so, wie wir hoch gefahren sind. Den Reisebericht über Polens Norden mit der Ostsee, Pommern und den Masuren findet ihr unter Polen->

Zum Abschluss auch ein Fazit über die Dachzelt-Reise und mit unserem Lada im Besonderen.

05.07.2019 – Stary Folwark – 170 km

Wir blieben bis 12:00 im Zelt und schliefen aus, bis der Regen vorbei war und die Sonne wieder schien. Der obligatorische Liter Kaffee und dann ging es weiter wie gehabt über kleine Pisten Richtung Polen. In Stary Folwark gibt es den netten kleinen Campingplatz, den ich schon im ersten Polen-Reisebericht erwähnt hatte. Die Freude auf eine richtige Toilette und Dusche war riesig 🙂

06.07.2019 – Zgon – 200 km

Oh Wunder, heute morgen schien die Sonne und es war ein herrliches Wetter. Die Fahrt über das hügelige Ostpolen und den kleinen Straßen, war richtig entspannend. Mittags waren wir nach rund 100 km in Elk lecker essen und hatten eine wirklich nette Bedienung. Ah, Polen geht also doch in freundlich 😉

Piste

Nach dem Essen zog sich der Himmel grau zu, sogar einige Tropfen fielen. Und es ging wieder über Pisten, teils mit üblem Waschbrett. Ziel war die Seenplatte der Masuren und hier hatten wir uns von den vielen Campingplätzen hier einen an sich hübschen kleinen Campingplatz ausgesucht. Nachdem man uns einfach die Schranke vor der Nase zu gemacht hatte und es sowieso voll war, sind wir weiter gezogen. Freies Stehen geht hier im Nationalpark gar nicht und ich glaube, das wird auch kontrolliert. Der nächste Platz, 25 km weiter bei Zgon war einfach, aber sehr schön an einem See gelegen. Ich glaube, auch hier wollte uns die muffelige Betreiberin erst nicht auf den Platz lassen. Haben wir etwas an uns? Riechen wir etwa streng?

Jetzt kam der Punkt, wo wir keine Lust mehr hatten, das war bestimmt auch dem fiesen kalten Wind geschuldet. Das tolle Camping-Leben in den Naturparks und den Feuerstellen wie im Baltikum ist in Polen schlicht vorbei. Polen ist hier auch nicht so spannend, dass wir uns Tag auf Tag zu schlechten Campingplätzen, teils ohne Sanitär hangeln müssen. Wobei ich sagen muss, das die Masurische Seenplatte wirklich hübsch ist! Mit Wohnmobil ist das bestimmt toll, aber mit Dachzelt ist das ein anderes Reisen und wir wurden die letzten Wochen zu sehr verwöhnt.

Und ehrlich, mir gehen langsam die meist griesgrämigen Gesichter und die oft auftretende Unhöflichkeit auf den Nerv, wir fühlen uns hier nicht wohl. Auch dies ist sicher sehr subjektiv, wahrscheinlich sind wir amerikageschädigt 😉
Wo ich gerade diese Zeilen schreibe, fängt es wieder an zu dröppeln.
Ich will nach Hause zu meinem Bimo!

07.07.2019 – Dbrzno – 330 km

Heute Morgen wurden wir mit Sonne und herrlichem Wetter geweckt, oh Wunder!
Für rund 200 km ging es nach dem Kaff über hügelige einsame Landschaften, Wald und Moore auf kleinen Nebenstraßen Richtung Westen. Pisten hatten wir heute ausgelassen, war vielleicht ein Fehler. Denn die sind besser als die Schlagloch übersäten humpeligen Asphaltstraßen.
Dann wurde es langsam voll und dicht bebaut. Das Wetter meinte es ab Nachmittag auch nicht mehr gut und es wurde ungemütlich nass bei 14 Grad!

Drbrzno-Campingplatz

Bei Dbrzno hatten wir einen Campingplatz an einem See gefunden, der Beste, den wir je in Polen angefahren hatten! Recht neu, Blockhäuser, gute sanitäre Anlagen, großzügig angelegt, Feuerstellen und für uns heute wichtig, mit Pavillon (GoogleMaps).
Die Betreiber sind so was von nett und herzlich, dass es bei den bisherigen Erfahrungen schon ein Schock war. Sie freuten sich richtig über unseren Besuch und bei dem Mistwetter hatten sie eher Mitleid mit uns und dem Dachzelt, dass sie uns erst mal einen Kaff angeboten hatten. Der Preis mit umgerechnet ca. 5 Euro war schlicht ein Witz, wenn man bedenkt, dass wir oft für nichts das Doppelte und Dreifache gezahlt hatten.

08.07.2019 – Gartz (Oder) – 300 km

Zunächst fuhren wir über die A22, aber mit dem Verkehr nervte das gewaltig, erst recht, wenn die 40-Tonner versuchten, einen anzuschieben. Außerdem ist die Strecke so was von stinklangweilig. Nach 30 km schalteten wir Tommy wieder auf spannend und das wurde dann auch spannend. Hoch bewachsene enge Waldwege und Humpelstrecken vom Feinsten, garniert mit kleinen kurvigen Asphaltstraßen. Belohnt wurden wir mit einer ursprünglichen Landschaft und Dörfern.
In Gartz an der Oder befindet sich ein kleiner gemütlicher Campingplatz, zudem für deutsche Verhältnisse recht günstig, 13,- Euro durften wir zahlen.

Die weitere Strecke führte dann am nächsten Tag über MeckPomm, nördlich von Berlin, über die Lüneburger Heide auf kleinen Straßen und manch einer Piste spannend zurück nach Oldenburg.
Kaum über die Grenze befanden wir uns auch wieder in der Steinzeit, meistens kein Netz, noch nicht mal Telefon. Hochentwickeltes Deutschland 🙂

Nachlese:

Gefahren sind wir dann auf unserer 54tägigen Baltikum-Tour ca. 9.000 km, davon ca. 500 km breite Straßen, ca. 1.500 km auf kleinen Asphalt Nebenstraßen, der Rest nur Pisten, Feld- und Waldwege.
Das Baltikum ist mit seiner Ursprünglichkeit einfach nur toll. Die tollen Wege und Pisten, die vielen freien Camps in den Naturschutzgebieten.

Andere fahren damit oder weniger rund um ganze Ostsee, aber da geht zuviel verloren. Die Entscheidung, in der Mitte Finnlands zurück zu fahren war goldrichtig, der tolle Osten des Baltikums wäre uns sonst entgangen.
Dazu kommt der Lagerkoller wenn das Wetter mies wird und die ewig langweiligen Strecken.
Das Wetter war in Norwegen auch nur noch mies, Regen und teils auch Schnee, nix für Dachzelt…

Ebenso goldrichtig war die Entscheidung, die Tour mit vLadi und Dachzelt zu machen. Nur selten haben wir ein Wohnmobil gesehen, man kommt mit einem Wohnmobil schlicht nicht zu den schönen Ecken hin.
Hier ein kleiner Clip mit einigen Sequenzen, ca. 1:50
Kein richtiges OffRoad, aber halt ein Eindruck der Wege.

Es ist zwar aufwändig, teurer und auf unseren weiteren Reisen fährt jeder für sich alleine, hat aber auch mal was, schließlich hängen wir seit 2 Jahren wie die Glucken aufeinander 😉
Egal, der Lada wurde zum Familienmitglied. Nur mit einem solchen Fahrzeug kann man Orte erkunden, wo man weder mit einem normalen Wohnmobil noch mit einem tollen Expeditionsmobil hin kommt. Selbst wenn, viele Strecken sind einfach entspannter zu befahren. Wo man mit einem Bimobil oder EX-Mobil nur lang humpelt, fährt man mit dem Lada einfach mit 60km/h lang. Man muss sich auch keine Gedanken machen, ob man wenden kann, ein Weg eng, tiefsandig oder richtig matschig wird. Was beim Bimobil spannend, anstrengend oder nervig ist, ist mit dem Lada schlicht nur entspannter Fun!
Wie das so mit dem Reisen und Leben im Dachzelt ist, dazu habe ich mir ebenso Gedanken gemacht und könnt ihr unter Reisen im Dachzelt -> nachlesen. Ist ja nicht nur Romantik und bestimmt nicht für jeden etwas.

Was folgt als Nächstes? Dachten wir für den Winter zunächst an Sizilien, disponierten wir wieder um. Wahrscheinlich würde es uns wieder zu eng und die Strecke für ein paar Monate zu lang werden.
Wir fahren erst Mal nach Frankreich, für uns das Land mit der besten Infrastruktur für Reisende. Zudem ist das Land so extrem abwechslungsreich und schön. Mit vLadi von einem Stützpunkt aus die Landschaften erkunden. Von unseren Motorradtouren kennen wir so viele Ecken, die mit Bimo schlicht nicht machbar wären.
Die Idee, mit vLadi mal für ein paar Wochen Marokko zu erkunden, geistert auch noch im Kopf herum, wer weiß 🙂