Tankdesinfektion und dauernde Beigaben im Wohnmobil

5. Januar 2017 1 Von Mikesch

Foto: zuhause-im-wohnmobil.de
WasserhahnMuss der Trinkwassertank desinfiziert werden und welche Mittel zur Desinfektion bieten sich an, einige Mittel mit Vor- und Nachteilen.
Verfolgt man die Diskussionen in Foren, erinnert mich das eher an Diskussionen über Religion. Irrational und von Ängsten bestimmt. Einige geben das Wasser aus ihren Tanks noch nicht einmal ihrem Hund, der aber nebenbei fleißig aus Pfützen schlabbert. Viele schleppen gekauftes Mineralwasser mit, dabei ist gerade dieses bakteriell verseuchter als Leitungswasser.
Einige versetzen das Trinkwasser mit Chemie oder Silber…

Muss der Trinkwassertank desinfiziert werden?

Als Kind hab ich beim Camping das Wasser aus den Kanistern getrunken, ebenso bei Leihmobilen, auf Leihschiffen…
Mir kann keiner erzählen, dass ein Vermieter die Tanks desinfiziert oder reinigt. Aber nie hatte ich stinkiges Wasser erlebt oder hat mich gar Montezumas Rache ereilt.

Wenn ich in Timbuktu Wasser bunkern würde, klar, aber hier bei uns hat das Kraneberger bakteriologisch eine bessere Qualität als das vielbeschworene Mineralwasser. Hierzu existieren ausreichend Untersuchungen.
Das Wasser in unseren Tanks wird laufend ausgetauscht und verbleibt vllt. max. 5 Tage im Tank, dann kommt wieder Frisches rein. Wo sollen denn da die Bakterien her kommen, wenn das Trinkwasser nahezu keimfrei ist?
Selbst wenn sich ein paar Bakterien verirrt haben sollten, die Bakterien brauchen Futter um sich vermehren zu können. Aber was sollen sie fressen? Da ist doch nichts!
Mal abgesehen davon, wenn ich mit der Hand durchs Gesicht fahre oder meine Holde knutsche, fange ich mir die unmöglichsten Bakterien von Coli, u.U. Fäkalbakterien bis was weiß ich nicht ein. Einen Tank könnte ich gar nicht so versauen wie ich mich im täglichen Leben kontaminiere! Werde ich davon krank? Nein! Die Dosis macht das Gift!
Als ich nach 6 Jahren den Tank meines Kastenwagens mal reinigen wollte, wusste ich nicht, was ich da reinigen sollte. Der sah völlig clean aus, da gab es nichts zu reinigen, völlig sauber.
Nur ein mal habe ich Biofilm gesehen, im Spülkasten der Toilette im 40 Jahre alten Haus meiner Eltern, die kaum genutzt wurde… 🙂
Wird der Trinkwassertank laufend genutzt kann in der Regel gar kein Biofilm entstehen, geschweige davon, dass sich Bakterien in pathologischer Dosis anreichern könnten!

Hier mal zum grundsätzlichen Verständnis:
Im Tank bilden sich keine Keime, vorhandene Keime können sich vermehren. Ist das System sauber, tankt sauberes Wasser und hält Hygieneregeln ein, kann sich auch nichts vermehren.

Eine Desinfektion/Reinigung von Tank und Leitungen ist nur dann angesagt, wenn das Wasser im Tank lange Zeit, hier spreche ich von über 2 Wochen bei warmen Temperaturen abgestanden ist UND sich Verunreinigungen (Futter) im Tank befinden. Oder beim Erwerb eines gebrauchen Wohnmobils, da man nicht weiß, wie der Vorbesitzer mit dem Tank umgegangen ist oder man ausnahmsweise kein einwandfreies Wasser bunkern konnte.

Allerdings sollten einige Regeln beachtet werden…

Vom richtigen Umgang mit dem Trinkwassertank, Befüllen, Leitungen und Armaturen

  • Vor dem Befüllen erst einmal das Wasser ne Minute laufen lassen, da sich das Wasser in den Leitungen des Anschlusses mit Metallen und u.U. auch mit Bakterien angereichert haben könnte. Bei Füllstellen an SP/CP eher kein Thema, aber wenn man sein Wohnmobil zu Hause betankt.
    Ebenso sollte der Füllschlauch gut durchgespült werden, da sich im Innern immer ein wenig Restwasser befindet.
  • Beim Befüllen erst mal alle Wasserhähne im Wohnmobil aufdrehen, damit die Leitungen und der Boiler gut durchgespült werden. Auch hier befindet sich meist immer noch Restwasser.
  • Sauberkeit! Den Füllschlauch bei der Toilettenkassette zu lagern ist echt kontraproduktiv 😉
  • Steht das Wohnmobil länger als 14 Tage, sollte das Wasser komplett abgelassen werden. Auch darauf achten, dass der Boiler leer ist. Beim Ablassen des Trinkwassers alle Hähne öffnen, damit auch jegliches Wasser aus den Leitungen und Boiler abläuft

Trotzdem kann es angeraten sein, eine Reinigung, bzw. Desinfizierung des Tanks und der Leitungen durchzuführen. Beim Erwerb eines gebrauchten Wohnmobils, nach Betankung mit nicht einwandfreien Wassers und vielleicht nach einigen Jahren.

Mittel zur Desinfektion und Reinigung des Trinkwassertanks und Leitungen

Über Dosierungen und chemische Zusammensetzungen gehe nicht weiter ein, dies kann alles im Netz oder bei den Herstellern selbst nachgelesen werden.
Hier behandle ich nur das Grundsätzliche der gängigen Mittel.

Danklorix
…ist in erster Linie ein Reinigungsmittel auf Basis von Chlor und Soda. Entfernt Biofilm und wirkt in kurzer Zeit desinfizierend, hat aber im Trinkwasser nichts verloren. Nach der Reinigung ist das Trinkwassersystem gründlich zu spülen. Das Chlor übernimmt die Desinfektion, das Soda die Reinigung.
Reinigend und desinfizierend…
Einsatz: Um ein System grundlegend zu Reinigen und Desinfizieren.

Oxosanum
Chlordioxid, hat keine reinigende Wirkung aber wirkt desinfizierend, zerfällt recht schnell zu Kochsalz. Hat mit Chlor in keiner Weise etwas zu tun, durchspülen, da bei hartem Wasser neben dem Kochsalz Kalk ausfällen kann. Erhältlich auch in Apotheken zur Dauerbeigabe, siehe aber unten “Mittel zur Desinfektion als Beigabe zum Trinkwasser oder Wassertank“.
Einsatz: Um einen gegenwärtigen Wasservorrat und Leitungen zu Desinfizieren, z.B. bei abgestandenem Wasser, Betankung aus fragwürdigen Quellen in einem an sich sauberen System.

Mittel zur Desinfektion als Beigabe zum Trinkwasser oder Wassertank

Danklorix
Es gibt in der Tat Zeitgenossen, die Danklorix ihrem Trinkwasser beigeben. Als Reinigungsmittel hat dies im Trinkwasser aber gar nichts verloren. Bakterien haben zwar keine Chance, aber die Wohnmobilisten vergiften sich langsam aber sicher mit dem Soda 😉
Das Chlor zerfällt recht schnell, müffelt aber noch lange nach. Bedenklicher ist das darin enthaltene Soda, das sehr ätzend ist. Auch in Hinblick auf eine Falschdosierung halte ich eine Dauergabe für mehr als bedenklich.

Oxosanum
…bzw. Chlordioxid wird auch in Apotheken als Beigabe für das Trinkwasser angeboten, dieses Produkt wird schon fast religionsartig beworben.
Oxosanum zerfällt relativ schnell und somit kann auch keine Desinfektion auf Dauer erfolgen. Oxosanum desinfiziert nur die gegenwärtige Menge Trinkwasser, wenn nach einer Anwendung wieder Trinkwasser eingefüllt wird…
Für mich ich ist Oxosanum als Dauergabe in einem sauberen System schlicht unnötig, aber wenn die Esoteriker dran glauben, zumindest ist es nicht gesundheitsgefährdend.

Silber
Ist erst mal sehr teuer und auch hoch toxisch. Tötet auch auf lange Zeit alles ab, indem es in die Zellkerne der Bakterien eindringt und diese Schädigt. Hierzu reichen schon Spuren…
Ich frage mich, wieso da ein Unterschied zu menschlichen Zellen bestehen soll, allerdings habe ich noch keine Langzeituntersuchungen entdeckt. M.E. dürfte das bei dem menschlichen Organismus auf Dauer auch nicht ohne Folgen bleiben, vor allem, da sich die Schwermetalle erwiesenermaßen im Körper ablagern. Wenn die Zielgruppe der +60 Wohnmobilfahrer das anwendet, ok, Spätschäden sind hier relativ 😉
Wenn jene aber ihre Enkel oder Kinder ein solches Trinkwasser verabreichen, halte ich das für mehr als bedenklich!
In einem sauberen System halte ich das für ein unnütz teures Mittel, welches nur das Gemüt beruhigt und die Brieftasche erleichtert.

Fazit / Meinung

Bei Erwerb eines gerade älteren gebrauchten Wohnmobils würde ich zu Danklorix greifen und eine grundlegende Reinigung und Desinfizierung des Wassertanks und der Leitungen durchführen.
Bei eigenem Wohnmobil nach Jahren vielleicht eine Behandlung mit Oxosanum, da es für mich gesundheitlich am unbedenklichsten erscheint, oder immer dann, wenn eine Kontamination des Frischwassers zu erwarten war.
Eine Behandlung zur Reinigung mit Danklorix  würde ich erst nach gut 6 Jahren durchführen.

Eine Dauerbeigabe an Mitteln, erst recht Silber, macht für mich keinen Sinn, da das Trinkwasser bakteriologisch schon die höchste Qualität aufweist. Ich sehe keinen Sinn darin, ein paar vorhandene Bakterien zu vernichten, wo die eingesetzten Mittel höhere gesundheitliche Schäden verursachen können.

Hält man sich an die o.g. Regeln macht eine stetige Desinfektion keinen Sinn. In jedem Mineralwasser, Bier oder das Butterbrot, welches wir mit unseren Fingern anfassen ist  “verseuchter” als das Wasser, das aus den Hähnen unseres Wohnmobils fließt. Vom Küssen, GV, Händeschütteln mag ich erst gar nicht reden 😉
Eine Reinigung kann man zur Sicherheit vielleicht alle 6 Jahre mal durchführen, oder es ist mal was schief gelaufen, dann ein gesundheitlich unbedenkliches Mittel wie Oxosanum.

Richtig ist, dass man sich im Urlaub versautes Wasser einfangen kann. Ebenso wer in Ländern unterwegs ist, wo unsere Standards nicht gelten. Hier empfehle ich für das Trinkwasser den Sawyer-Filter, der hält Schmutz und Bakterien fern, hält ewig und kostet kaum was. Später kann man ja seinen Tank reinigen oder spülen. Jedenfalls mache ich das in gewissen Ländern so, wenn ich keinen Vorrat an Trinkwasser in Buddeln mehr habe…
Deutlich komfortabler geht es mit einem Osmose-Filter, wichtig ist, dass er VOR dem Tank montiert ist! Der Wirkstoff im Filter ist Salz, durch die Osmose platzen die Bakterien, gut 99% der Bakterien werden unschädlich gemacht. Per Osmose mittels Salz habe ich über Jahrzehnte meine Lungenautomaten desinfiziert, genau so wirksam wie Chemie.
Micropur ist auch eine Lösung, verwende ich aber seit meinen Traveller-Zeiten nicht mehr, habe auch Bedenken wegen des Silbers.

Ich mache in den meisten europäischen Ländern gar nichts, achte nur auf Hygiene.
In einigen Ländern, sogar USA oder Spanien ist das Trinkwasser zwar clean, aber dermaßen verchlort und deshalb ungenießbar oder ich habe Zweifel, da habe ich zum Kochen oder für den Kaffee Trinkwasser in den 5L-Gebinden dabei.
Zum Duschen oder Zähne putzen ist das aber immer noch noch ok.
Bin ich in komischen Ländern unterwegs, verwende ich den Sawyer-Filter, und reinige anschließend meinen Tank.

Aber wie gesagt, das ist meine Meinung, das Gro der Wohnmobilisten sieht das offenbar anders. Vielleicht neigt man im Alter auch zur Übervorsichtigkeit 😉
Ich möchte niemanden seine Maßnahmen ausreden, wenn er sich dabei sicherer fühlt, ist es ja ok.

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