Sind Wasserfilter im Wohnmobil sinnvoll?

Sind Wasserfilter im Wohnmobil sinnvoll?

5. Mai 2023 10 Von Mikesch

Ich/wir gehören zu den Menschen, die schon seit Jahrzehnten das Wasser aus den Wassertanks oder Kanistern unserer Fahrzeuge getrunken haben. Frisches Wasser aus einer Quelle, herrlich! Hunderte Liter Wasser haben wir im Baltikum, Rumänien und Griechenland gezapft und pur sowie ungefiltert getrunken!
Manche Zeitgenossen betreiben hier teils einen Aufwand und Spuk, der mich fast an Religion oder zumindest Esoterik erinnern lässt. Zu diesem Kreis gehören wir nicht, wir sehen das mit dem Trinkwasser ganz entspannt. Als ich bei unserem Kastenwagen und auch beim Bimo jeweils nach 6 Jahren die Wassertanks geöffnet hatte um jene zu reinigen, hatte ich mich gefragt, was soll ich jetzt da reinigen? Alles war sauber. Nur beim Bimo färbte sich ein mit Alkohol getränktes weißes Tuch ein wenig bräunlich. Nun gut, bis dahin waren hier ja schon tausende Liter Wasser durchgeflossen.
Ich habe mich hierzu zum Thema Wasser auch schon einmal ausgelassen:
Grundsätzliches zur Hygiene Tankdesinfektion und dauernde Beigaben im Wohnmobil
Und noch etwas zum Silber, wirkungsvoll, aber: Silber Tankdesinfektion im Wohnmobil
Mittlerweile habe ich trotz meiner Lockerheit über eine Filterung des Wassers nachgedacht. Mit diesem Artikel möchte ich euch einige Anregungen geben.

Der Weg zum Umdenken

Da in Europa und auch Übersee das Trinkwasser einer Trinkwasserverordnung unterliegt sah ich bei entsprechender Füllhygiene keine Veranlassung, das Wasser vor dem Befüllen des Wassertanks oder überhaupt in irgend einer Weise zu filtern.
Dies änderte sich erst 2017 bei unserer Umrundung des nordamerikanischen Kontinents. Sicherlich war das Wasser bakteriologisch in Ordnung, allerdings jedoch sehr stark gechlort. Alleine der gebrühte Kaffee war fast ungenießbar. Hier erwarben wir einen Aktivkohlefilter um das Chlor zu neutralisieren. Der Filter war schlicht ein Muss.
Als wir zurück nach Europa kamen, umrundeten wir anschließend die iberische Halbinsel und dort hatten wir das gleiche Problem. Wir behalfen uns dort mit dem Zukauf großer 5-Liter Wasserkanister wie das die Einheimischen auch machen. Die Kanister sind zwar recht günstig, aber so etwas geht mir mit dem ganzen Plastik schlicht gegen den Strich!
Im Baltikum und in Polen, Bulgarien, Rumänien sowie Griechenland dann das gleiche Spiel. Zwar fand ich in diesen Ländern viele Quellen mit schmackhaftem Wasser, die sind aber doch eher selten. Darum entschied ich mich jetzt, mir endlich ein Filtersystem zuzulegen.

Filterarten

Grobfilter

Grundsätzlich braucht das Wasser aus einem Wassernetz in Europa oder auch Nordamerika nicht grob gefiltert werden.
Die Erfahrung hat mir aber gezeigt, dass sich doch mal Sand, Rost oder andere Partikel im Wasser befinden können. Man weiß ja nie, wie alt eine Rohleitung ist, insofern gehört der Grobfilter auch dazu.
Die Feinheit beträgt in der Regel ca. 40 µm, also 0,04 mm.

Aktivkohlefilter

Aktivkohlefilter können z.B. aus Steinkohle, Kokosnussschalen, Zucker, Holz, Maiskolben, Lignin, Bambus, Aprikosenkerne u.v.m. hergestellt sein. Durch die schwammartige und poröse Struktur verfügt Aktivkohle über eine immens große Fläche.
Aktivkohlefilter können Mikroplastik, Hormone, Bakterien, Keime, Legionellen und bestimmte Schwermetalle zu etwa 99% aus dem Wasser filtern. Ebenso werden lästige Gerüche oder unangenehmer Geschmack wie z.B. Chlor beseitigt. 

Keramikfilter

Um Bakterien wirkungsvoll aus dem Wasser zu filtern, sollte der Filter eine Feinheit von min. 0.2 µm (0,0002 mm) betragen.
Dies wird durch eine poröse Keramik oder feinsten Hohlfasern realisiert.

Wie gehören die Wasserfilter installiert?

Grobfilter vor dem Tank, Nano, bzw. Keramikfilter vor oder hinter dem Tank…
Ebenso die Frage, den Aktivkohlefilter vor oder hinter dem Keramikfilter zu setzen. Ich beleuchte hier einige Vor- und Nachteile bzw. Aspekte der einzelnen Einbauarten als Entscheidungshilfe oder auch zur Verwirrung 🙂
Ihr werdet sehen und ich sage es einmal ganz salopp, einiges ist wie so vieles im Leben, eine Einstellungs- und Philosophiefrage.

Aktivkohlefilter vor oder hinter dem Keramikfilter?

Da die Aktivkohlefilter relativ schnell verkeimen können, gehören sie grundsätzlich vor dem Keramik- bzw. Nano-Filter.
Einige Zeitgenossen setzen den Aktivkohlefilter trotzdem hinter den Keramikfilter. Da er ja nur mit bakteriologisch einwandfreien Wasser durchspült wird, erhöht sich die Standzeit und die Kosten werden gesenkt.
Meinung: Dies kann man machen, aber m.E. nur dann, wenn sich die Installation von Keramik- und Aktivkohlefilter hinter dem Tank an der Entnahmestelle befindet da sie dort laufend mit Wasser durchspült werden.
Da die Kostenersparnis in meinen Augen aber eher marginal ist, empfehle ich dennoch den Aktivkohlefilter vor dem Nano-/Keramikfilter zu montieren.

Wasserfilter vor oder hinter dem Tank?

Hat man einen großen Wassertank und steht das Wasser dort u.U. etliche Tage oder gar Wochen, kann es natürlich, auch über die Entlüftung bei jeder Wasserentnahme, verkeimen. Ergo gehören die Wasserfilter eigentlich vor die Entnahmestelle und hinter den Tank.
Ich bin da ja weniger empfindlich, wir sprudelten das Wasser auch noch, wenn es zwei Wochen im Tank verweilt hatte. Deshalb setzte ich die Filter vor dem Tank, bzw. bei der Betankung ein, einfach weil es einfacher ist. Sollten dann später doch einmal einige Bakterien in den Tank eingedrungen sein, werden sie schlicht verhungern, da sie keine Nahrung haben!
Hinweis:
-Möchte man die Filter hinter dem Tank einbauen, benötigt man auch den Platz hierfür und sie müssen auch zugänglich sein.
-man benötigt eine ausreichend starke Wasserpumpe mit wenigstens 2 – 2,5 bar!

Nur ein Aktivkohlefilter, ist das sinnvoll?

Mit einem Aktivkohlefilter vor dem Tank wird das Wasser vorgefiltert und von den schlimmsten Fremdstoffen und sogar einigen Bakterien befreit.
In Deutschland, oder Länder wie Portugal, Frankreich, Spanien etc. würde das für mich eigentlich sogar völlig ausreichen sofern man aus vertrauenswürdigen Zapfstellen tankt. Allerdings, wie schon erwähnt, können die Aktivkohlefilter relativ schnell verkeimen, vor allem, wenn sie etliche Tage nass gelagert werden. Deshalb würde ich einen Keramik-/Nano-Filter hinter dem Aktivkohlefilter nachschalten. Dann ist man auf jeden Fall auf der sicheren Seite.

Welches Wasserfilter-System von welchem Anbieter?

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Famous

Bei meiner Suche nach einem geeignetem Wasserfilter-System stieß ich auf Grund des Bekanntheitsgrades zunächst auf Famous. Qualitativ wohl recht hochwertig, aber die Preise im hohen vierstelligen Bereich für ein fertiges System ließen mich dann doch schlicht erschrecken! Dazu kommt, dass die ganzen Armaturen und Filter für mich viel zu groß sind und viel zu viel Platz weg nehmen.

Naturewater

Dann entdeckte ich Naturewater (Amazon-Link), mit einem Bruchteil des Preises deutlichst günstiger als Famous, aber dennoch grundsätzlich mit dem gleichem Prinzip. Aber auch hier, für mich viel zu groß! Dazu benötigt man laut Erfahrungsberichten besser zwei Systeme, möchte man einen guten Durchfluss erreichen. Die Filter werden dann parallel betrieben, was die Sache dann doch etwas verteuert und noch viel größer macht. Und, der sehr günstige Preis ist wohl auch dem Material geschuldet. Die Teile sind primär augenscheinlich aus üblichem Plastik und glaubt man den Rezensionen sowie auch den Berichten im Netz, werden die Verbinder leicht undicht und können brechen.
Wer ausreichend Platz hat, da ist das Naturewater-System natürlich zumindest ein sehr günstiger Einstieg.

Alb Filter

Den Alb-Filter hatte ich zunächst bei einem Wohnmobilfahrer in Griechenland entdeckt und konnte mir ihn in der Praxis genau ansehen.
Das Alb-Filter System (Amazon-Link) hatte mich danach sofort überzeugt! Die Filtergehäuse bestehen aus wertigem Aluminium. Die Gardena-Schlauchanschlüsse sind ebenso wertig aus Messing. Überhaupt ist das Gardena-Schlauchsystem mehr als praktisch.

Den größten Vorteil neben der sehr guten Materialqualität sehe ich in dem modularen und sehr kompakten, sprich platzsparenden Aufbau. Alle Teile können ganz schnell und einfach nach belieben miteinander kombiniert und montiert werden. Man kann sich jederzeit zu einer anderen Lösung umentscheiden oder das System auch erweitern. Jedes Filtergehäuse ist einzeln oder auch (kombiniert) getrennt einsetzbar.

Obwohl das/die Filtergehäuse nicht sehr groß sind, finde ich den Wasserdurchsatz bei normalem Druck von ca. 7 L/min (habe ich geprüft) ganz ok. Sehr viel mehr sollte es auch nicht sein, denn der Durchsatz sollte in dem Aktivkohlefilter nicht zu hoch sein damit er seine volle Wirkung entfalten kann.
Nach meiner Philosophie, dass man billig immer zwei Mal kauft, habe ich mich aus o.g. Gründen für den Alb-Filter entschieden. Wirkungsvoll, sehr wertig, aber mit rund 350,- € (Stand 2023 mit Protect Vorfilter, Aktivkohle und Nanofilter) trotzdem noch zu einem sehr akzeptablen und günstigen Preis.

Der erste Test verlief mit leckerem Wasser auch sehr vielversprechend, aber das war ja auch deutsches Wasser. Erste Erfahrungen mit dem Alb-Filter könnt ihr im Bericht Alb-Filter Erfahrungen nachlesen.