Langzeit Auslandskrankenversicherung

Langzeit Auslandskrankenversicherung

11. März 2017 0 Von Mikesch

Die Zahl derer, die dauerhaft in und außerhalb Europas mit ihrem Wohnmobil unterwegs sind, wird immer größer. Mit diesem Artikel möchte ich darstellen, wie sich die  versicherungsrechtliche Situation darstellt, was man beachten sollte und einige Besonderheiten einzelner Langzeit-Auslandskrankenversicherungen aufzeigen.
(Auf dieser Seite befinden sich keine Affiliate-Links!)

Allgemeines zur Krankenversicherung

Ich beschreibe hier die Situation, wo in Deutschland eine Meldeadresse besteht oder bestehen muss (z.B. Selbstständigkeit), also gemeldet ist. Wer sich dauerhaft aus Deutschland abgemeldet hat, kann keine Auslandskrankenversicherung abschließen!
Mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz (GKV-WSG) vom 26. März 2007 wurde zum 1. April 2007 in der gesetzlichen Krankenversicherung für diejenigen Personen eine Versicherungspflicht eingeführt, die keinen anderweitigen Anspruch auf Absicherung im Krankheitsfall haben (§ 5 Absatz 1 Nr. 13 SGB V).
Seit dem 1. Januar 2009 besteht gemäß § 193 III VVG die Allgemeine Krankenversicherungspflicht, demnach sich alle Personen mit Wohnsitz in Deutschland bei einem in Deutschland zugelassenen Krankenversicherer gegen Krankheitskosten versichern müssen. Die Ausnahmen hiervon wie Heilfürsorge, sind dort auch nachzulesen.

Gesetzliche Krankenversicherung (GKV)

Die gesetzliche Krankenversicherung bietet grundsätzlich auch im Ausland Schutz und gilt in vielen Ländern. Bei einem Aufenthalt innerhalb der Europäischen Union gibt es die europäische Krankenversicherungskarte, die auf der Rückseite der deutschen Karte aufgedruckt ist.
Hier hat man in allen Mitgliedsstaaten Anspruch auf Behandlung. Kosten dürfen dafür nicht in Rechnung gestellt werden. Darüber hinaus bieten einige Krankenkassen Sonderleistungen bei Reisen, wie spezielle Notrufdienste oder sogar Kooperationen mit Ärzten und Krankenhäusern an, also informieren.

Allerdings kann man nicht erwarten, nach deutschen Standards behandelt zu werden, auch bei den Kosten kann es zu unschönen Überraschungen kommen, da meist die Behandlungskosten nicht voll übernommen werden.

Bei Reisen außerhalb der EU zahlt die GKV zwar oft auch für medizinische Behandlungen, der Versicherte muss aber in Vorleistung treten, einen Teil oder alle Kosten der Behandlung selbst tragen und wird nur gegen Vorkasse behandelt.

Private Krankenversicherung (PKV)

Privat versicherte sind innerhalb der EU zunächst besser gestellt, hier werden die Kosten oft vollständig übernommen. Für Behandlungen außerhalb der EU wird gar nichts gezahlt. Teilweise gelten auch hier Einschränkungen bezüglich der Leistungen. Nach Ablauf von 3 Monaten besteht oft kein Anspruch auf Erstattung mehr. Hier unbedingt die Allgemeinen Versicherungsbedingungen lesen!

Beihilfeberechtigte Beamte

Die Beihilfe erstattet alle Behandlungskosten, die weltweit entstehen. Allerdings werden nicht mehr an Behandlungskosten erstattet, als wie sie bei gleicher Behandlung hier in Deutschland erstattet werden würden.
Da die Beihilfe je nach Familienstand oder Stellung unterschiedliche Erstattungssätze hat, muss der Rest über eine PKV abgesichert werden. Hier gelten dann deren Regelungen.

Langzeit Auslandskrankenversicherung

Wie man sieht, lohnt sich eine Auslandskrankenversicherung fast immer, auch bei kurzen Reisen. Da die in der Regel für ein paar Euro zu haben sind und nur 3 Monate gelten, behandel ich die nicht. Hier geht es um die Leute, die viele Monate oder Jahre und insbesondere auch außerhalb der EU unterwegs sind. Jede Langzeit Auslandskrankenversicherung hat so ihre Besonderheiten und unterschiedliche Leistungen, hier möchte ich einige aufzeigen, damit hat jeder eine Entscheidungshilfe an der Hand.

Tipp: Mit der Krankenkasse (GKV) sprechen wenn ein Aufenthalt außerhalb der der EU geplant ist! Gegen Vorlage von Belegen wie Flugticket, Verschiffungspapieren, Passstempel etc. braucht man für die Zeit des Auslandsaufenthaltes bei vielen Versicherungen keine Beiträge zahlen!
Das gilt ebenso für privat versicherte (PKV) die aber den Auslandsaufenthalt nachweisen müssen, hier sollte dann allerdings für eine Anwartschaft für die Rückkehr gezahlt werden, die aber deutlich günstiger ist, als wenn man volle Beiträge zahlt.
Eine Langzeit Auslandskrankenversicherung kostet dann nur einen Bruchteil dessen, was eine Krankenversicherung in Deutschland kosten würde!

Nahezu allen Versicherungen ist gemein, dass sie ab 65 deutlichst teuer werden. Ich empfehle, sich die AVB jeder Versicherung wirklich genau durchzulesen!! Oft ändern sich die Bedingungen sowie Beiträge und eine andere Versicherung wäre für seine (Lebens-)Situation die bessere Wahl, insbesondere, wenn sie auf den ersten Blick teuer erscheint.
Bei allen Langzeit Auslandskrankenversicherungen hat man gewisse Leistungen, da wären volle Kostenübernahme für Krankenhaus und Arztbehandlungen, Rücktransport, auch im Todesfall, Service-Hotlines, Zahnbehandlungen / Zahnersatz, Heilmittel sowie Bergungskosten.
Auch wichtig: Alle Langzeit Auslandskrankenversicherungen können nur in Deutschland abgeschlossen werden!

Besonderheiten der einzelnen Langzeit Auslandskrankenversicherungen

ADAC

Der ADAC bietet seinen Mitgliedern einen etwas günstigeren Tarif an. Zur Zeit 517,-  Euro/Jahr für Mitglieder,  575,- Euro/Jahr für Nichtmitglieder. 
Besonderheiten:
– Die Versicherung gilt max. 2 Jahre, nicht verbrauchte Beiträge werden erstattet.
– Es muss kein Versicherungsschutz in Deutschland bestehen.
– Die Versicherung kann unter bestimmten Voraussetzungen bis auf 5 Jahre verlängert werden.
– Keine Versicherung bei Vorerkrankungen

HUK

Die HUK ist mit z.Zt. 475,- Euro/Jahr die günstigste Versicherung.
Besonderheiten:
– Die Versicherung gilt max. 1 Jahr, kann nicht verlängert werden, nicht verbrauchte Beiträge werden erstattet.
– Es muss ein Versicherungsschutz in Deutschland bestehen.
– Die Versicherung kann nicht verlängert werden.
– In den USA und Kanada bestehen Abkommen mit Ärzten und Krankenhäusern, hier braucht man nicht in Vorleistung zu treten.
– Keine Versicherung bei Vorerkrankungen

Hanse Merkur

Die Hanse Merkur erscheint zunächst als teuerster Anbieter, beginnt z.Zt. bei 708,- Euro/Jahr ohne USA/Kanada.
Besonderheiten:
– Die Versicherung gilt max. 5 Jahre.
– Abschluss bis 75 Jahre
– Einmalvertrag, Laufzeit bis Vertragsende, nicht verbrauchte Beiträge werden erstattet.
– In den ersten 6 Monaten Versicherungsschutz in Deutschland
– 25,- Euro Selbstbehalt je Versicherungsfall
– Vorerkrankungen sind versichert
– Für USA und Kanada nahezu doppelt so hohe Beiträge
– Versicherungsumfang nach den Bedürfnissen anpassbar

Fazit

Meine Einschätzung, je nach Situation…

  • Wer nicht länger als 2 Jahre, aber mehr als 1 Jahr im Ausland unterwegs ist und eine Reise in die USA oder Kanada plant, empfehle ich den ADAC. Unter welchen Bedingungen eine Verlängerung auf 5 Jahre möglich ist, habe ich nicht heraus gefunden. Insbesondere die Empfehlung, wenn in Deutschland kein Versicherungsschutz besteht.
  • Wer nicht länger als ein Jahr im Ausland unterwegs ist, insbesondere auch in die USA und Kanada möchte, empfehle ich die HUK, vorteilhaft, da man in den USA oder Kanada oft nicht in Vorleistung treten muss und sie der günstigste Anbieter mit guten Leistungen ist.
    Aber Achtung: Da in Deutschland ein Versicherungsschutz bestehen muss sollten GVK-Versicherte vorsichtig sein, wenn sie hier auf Grund der Auslandsreise keine Beiträge zahlen müssen, sie haben dann ja keinen Schutz in Deutschland, erst wieder wenn sie in Deutschland sind. Da Versicherungen sich gerne von Leistungen befreien möchten, wäre ich da zumindest vorsichtig.
    IMHO zu empfehlen also nur, wer hier noch Beiträge in die GKV oder PKV (Anwartschaft) zahlt.
  • Bei echten Langzeitreisenden die länger als 2 Jahre im Ausland unterwegs sind, empfehle ich die Hanse Merkur, für mich alternativlos. Teuerste Versicherung, aber der Vorteil, dass auch Vorerkrankungen abgedeckt sind und in den ersten 6 Monaten sogar Versicherungsschutz in Deutschland besteht, relativiert den Mehrpreis.
    Wer keine Beiträge zur GKV oder nur für eine Anwartschaft in der PKV zahlt ist aber immer noch deutlich günstiger, als wenn er in Deutschland normal versichert wäre.
    Bis auf den Punkt Vorerkrankungen keine Option für nicht so lange Reisen in die USA oder Kanada.
  • Bereits in Deutschland privat Versicherte die innerhalb Europas unterwegs sind: Wie soll bei einer Wohnmobil-Reise kontrolliert werden, wie lange man schon in Europa unterwegs ist 😉
    Den Satz möge man selber für sich interpretieren 😉
  • Privat versicherte sollten keinesfalls ihre Versicherung kündigen, niemand muss aufgenommen werden, bedeutet eine Gesundheitsüberprüfung und kann je nach Alter und Vorgeschichte  bei Neuabschluss recht teuer werden. Also nach Möglichkeit für eine Anwartschaft zahlen…

Ich wiederhole mich, unbedingt die AVB lesen! Jede der hier vorgestellten Langzeit Krankenversicherungen haben ihre Berechtigung, ich möchte deshalb keine besonders empfehlen. Die richtige Versicherung ist abhängig von der persönlichen Situation und auch Dauer der Reise sowie den Zielländern.