Reisebericht Frankreichs Bastiden

Reisebericht Frankreichs Bastiden

27. Februar 2020 0 Von Mikesch

Vom Atlantik im Südwesten abseits der Touristenrouten auf kleinen Straßen durch das Land der Bastiden. Eine Reise ins Mittelalter….
Eigentlich ist es egal, wo man hier entlang fährt, sehenswert sind die kleinen und großen Bastiden bis auf Ausnahmen nahezug alle. Wichtig ist, die großen Straßen zu verlassen, sich über die Kleinen zu bewegen und die Augen offen halten.

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Die Bastiden

Kennzeichnendes Merkmal für die rund 400 hauptsächlich zwischen 1222 und 1373 entstandenen Dorf- und Stadtanlagen ist ein streng rechtwinkliges Straßenraster mit einem zentralen Marktplatz, der von Häusern mit Arkadengängen gesäumt wird. Außerdem ist die verteidigungsstrategisch günstige Lage auf einer Kuppe oder einem gegenüber dem umliegenden Landschaftsprofil erhabenen Plateau charakteristisch. 

Quelle: Wikipedia

13.02.2020 – Morcenx – 30 km

Nach fast einem Monat Atlantik setzten wir uns langsam Richtung Deutschland in Bewegung, aber nicht zu schnell 😉
Der kleine Ort Morcenx liegt ziemlich genau östlich von Contis am Atlantik. Hier befindet sich ein kleiner nicht so hübscher und lauter kostenloser Stellplatz (GoogleMaps), eigentlich nur ne Wiese im Ort am Bahnhof mit Industrie, aber mit Entsorgung…

Morcenx-Stellplatz

Für uns war das nur ein Übernachtungsplatz. Ulrike war mit vLadi zur Inspektion und ich hielt einen Waschtag ab.

14.02.2020 – Labastide d’Armagnac 50 km

Bei Labastide d’Armagnac hatten wir einen netten Übernachtungsplatz gefunden, wo wir das schöne Wochenende verbrachten. Labastide d’Armagnac ist wieder solch ein netter kleiner Bastiden-Ort der zu einem Stopp einlädt. Die besondere Sehenswürdigkeit ist der schöne historische Markplatz.

Die große Wiese ist auch offiziell ein Stellplatz mit VE (GoogleMaps) und jetzt im Winter steht man hier einsam und alleine. Nach Regen kann die Wiesenfläche recht tief werden, da ist der Stellplatz nicht für jedes Wohnmobil geeignet.

Notre Dame des Cyclistes

Nur 2,5 Kilometer entfernt, befindet sich an der D626 die Notre Dame des Cyclistes. Ein Fahrradbegeisterter Pfarrer hat die Kirche außen und innen mit Fahrradutensilien und Trikots ausstaffiert. Leider ist die Kirche erst ab März wieder offen, all die Trikots hätte ich mir gerne einmal angesehen. Ein wenig bekloppt und befremdlich finde ich das ja schon.

17.02.2020 – Fourcès – 33 km

Wiederum nur ein Stück weiter östlich befindet sich das, dieses Mal ein rundes, Bastiden-Dorf Fourcès, welches man unbedingt besuchen sollte! Nur ca. 100 m im Durchmesser sind die Fachwerkhäuser mit den Bogengängen um den zentralen Platz angeordnet. Wenn nicht hier und da ein Auto stehen würde, würde man sich wie auf einer Zeitreise fühlen.

Ca. 150 m vom Ortskern befindet sich für 7 Euro im Grünen ein toller Stellplatz mit Strom, Ver- und Entsorgung (GoogleMaps). Ein hervorragender Standort, um die Bastiden in der Umgebung zu erkunden. Na ja, wenn es geregnet hat wie bei uns gerade, sollte man da besser nicht mit einem Frontriebler auf die Wiese fahren, das war schon recht tief…

Alte Steine und andere Sehenswürdigkeiten

Wer sich nicht scheut, mit dem Fahrrad mal 40 Kilometer zu fahren oder ein anderes Fahrzeug dabei hat, sollte die nähere Umgebung mit den Bastiden, Kirchen, Forts etc. im Umkreis abklappern. Alle Nase lang befindet sich eine Sehenswürdigkeit.
In Larressingle befindet sich eine mittelalterliche Festungsanlage oder auch den urspünglichen Ort Condom. Der hat natürlich mit Kondomen nichts zu tun, aber da er nun mal so heißt, gibt es dort auch ein Kondom-Museum 🙂

Den an der La Baïse gelegenen Ort Nérac sollte man sich unbedingt ansehen. Man fühlt sich hier wieder wie im Mittelalter, also wenn die Autos nicht wären.

19.02.2020 – Lavardac – 29 km

Nur ca. 6 km nördlich von Nérac liegt die kleine Bastide Lavardac. Ist aber eigentlich nicht als solche wirklich zu erkennen. Auch ansonsten sieht der Ort nicht so toll, eher heruntergekommen aus. Aber einen schönen kostenlosen Stellplatz mit toller Aussicht, VE und sogar Bänke mit Tische hat er (GoogleMaps).

20.02.2020 – Dunes – 50 km

Da wieder Wochenende anstand und die Franzosen dann wieder alle unterwegs sind, sind wir nach Dunes weiter gezogen und um uns z.B. die Orte Agen, Moissac und Auvillar anzuschauen.
Hier gibt es einen wundervollen kostenlosen Stellplatz mit Ent- und Versorgung im Grünen und sogar mit Bänke (GoogleMaps). Der niedliche Ort ist natürlich auch wieder eine Bastide. Von hier aus unternahmen wir unsere Spazierfahrten um die Umgebung zu erkunden.

Nur fünf Kilometer weiter gibt es noch solch einen tollen Platz, hier an einem kleinen See (GoogleMaps) gelegen.

Auvillar

Das Dorf liegt auf einem Felsvorsprung an der Garonne. Besonders sehenswert ist der Marktplatz mit dem Getreidesilo, den Arkaden und der Uhrenturm, aber eigentlich ist der ganze Ort eine Sehenswürdigkeit. Interessant der unterschiedliche Baustil, der teilweise zusammengeschustert erscheint, aber doch sehr schön aussieht. In Auvillar ist fast jedes Haus mit einer kunstvollen Figur verziert, so etwas habe ich auch noch nicht gesehen.

Moissac

Dort wo Tarn und Garonne zusammenfließen, befindet sich Moissac, schon eine richtige Stadt. Sehenswert ist natürlich die Altstadt an sich, besonders aber die Benedikterabtei Saint-Pierre de Moissac und die 356 Meter lange Kanalbrücke über den Tarn.

Agen

Die meisten Städte, Orte und Dörfer sind alt, sehr alt, auch von der Bebauung her. Da gibt es die durchweg restaurierten Orte und die Morbiden. Bei den Morbiden, die wir ja besonders lieben, gibt es die mit und die ohne Charme. Agen gehört zu jenen ohne Charme, bzw. wo einem eine gewisse Traurigkeit befällt. Wunderschöne Häuser aus der Zeit um 1.900, die man insbesondere auf der Einkaufs und Prachtstraße vorfindet, sind dem Verfall geweiht. Noch viel schlimmer sind die Geschäfte gerade der Ketten, die die unterste Etage, bzw. Fassaden schlichtweg mit ihren Buden verschandelt haben. Wie immer, wieder die Banken, die ein an sich schönes Stadtbild mit ihren Betonklötzen verschandeln. Ein Besuch Agens ist durchaus interessant, aber nicht unbedingt schön, kann man auch gut auslassen.
Interessant ist noch der 560m lange Brückenkanal über die Garonne.

23.02.2020 – Penne-d’Agenais – 47 km

In ca. 120 m Höhe, hoch auf einem Felsen liegt die kleine urig hübsche Bastide Penne-d’Agenais (GoogleMaps). Besondere Sehenswürdigkeit ist die Basilique Notre Dame de Peyragude, die auch von innen sehr sehenswert ist. Wer mit dem Wohnmobil dort hin möchte, sollte den Ort von Osten anfahren, vor dem dem Ortseingang befindet sich ein Parkplatz. Von Westen aus ist die Zufahrt kaum möglich.

Genächtigt hatten wir unten im Ort Saint-Sylvestre-sur-Lot beim Intermache. Dort steht man gerade am Sonntag gar nicht so schlecht und man steht nahe am Lot für einen kleinen Bummel. Ebenso praktisch zum Einkaufen und um mal wieder Wäsche zu waschen.

24.02.2020 – Casseneul – 20 km

Der kleine morbid urig charmante westlich gelegene Ort liegt am Le Lot und Lède. Am Fluss kann man sehr schön, im Sommer schattig stehen (GoogleMaps).
Wir sind heute nicht wirklich weit gekommen, weil wir wieder unsere Vorräte auffüllen und Gas tanken mussten. Ein wenig bummeln wollten wir natürlich auch.

Villeneuve-Sur-Lot

Villeneuve-Sur-Lot ist etwas größer und hier bekommt man alles was man so braucht. An der Ausfallstraße sind all die großen Märkte angesiedelt, vor allem ist hier eine LPG-Tankstelle. Die sind in Frankreich ja nicht so nah beieinander gelegen. Bei der Gelegenheit sind wir auch durch den Ort geschlendert. Das Zentrum ist durchaus interessant, wobei, ginge bestimmt auch in schön. Warum die Franzosen in einigen Städten die Verspieltheit mit dem Zierrat missen lassen, keine Ahnung.
Wirklich schön ist die Èglise Sainte-Catherine, die vom Stil her völlig anders und von innen sehr sehenswert ist.

Pujols

Etwas südlich, hoch auf dem Berg, liegt ein Vorort von Villeneuve-Sur-Lot, Pujols. Die sehr schön restaurierte Bastide ist ca. 100 m breit und vielleicht 300 m lang. Dieser kleine Ort ist einfach nur sehenswert und in der Saison dürfte hier auch richtig was los sein. Es gibt nur eine Zufahrt und der Parkplatz ist wohl nur mit Wohnmobilen zu erreichen, die nicht länger als 7 m sind, da es um eine wirklich scharfe und enge Ecke geht.

25.02.2020 – Villeréal – 30 km

Dies war mit dem Besuch der Bastiden Monflanquin und Villeréal unser letzter Tag durch das Land der Bastiden und endete mit einer netten kleinen Geschichte.
Irgendwo im Nirgendwo auf einer kleinen Straße setzte ein Fahrzeug zum Überholen an, bremste dann ab und verfolgte mich gut 10 km. Kurvte mit mir durch Monflanquin und hielt neben mir auf dem Parkplatz. Ein Franzose stieg aus dem Auto und begrüßte mich herzlich. Er lebte etliche Jahre in Oldenburg und leitete das auch mir bekannte dortige Grand Café. Wir quatschten uns fast fest und verabredeten uns gleich im April im OLs auf ein Bier da er jedes Jahr für ein paar Wochen Oldenburg aufsucht 🙂
In Villeréal muss man nicht unbedingt halten. Sicherlich gibt es hier ebenso von diesen netten alten Häusern und den Marktplatz mit den Arkaden zu bewundern, aber so wirklich Mühe geben sich die Bewohner hier nicht, den Ort ein wenig gemütlich zu gestalten. Nun gut, vielleicht liegt es auch an der Jahreszeit…

Monflanquin

Monflanquin besuchten wir auf halber Strecke nach Villeréal und liegt auf einem Berg. In der urigen Bastide dürfte im Sommer ganz schön was los sein.

Monpazier

Monpazier war unsere letzte Bastide und auch die Schönste, vor allem, da wir in den Dreh für den neuen Historien-Kinofilm „The Last Duell“ u.A. mit Ben Affleck und Matt Damon hinein gerieten. Als man mich sah, bekam ich natürlich gleich eine Rolle, denn für ne Art Nosferatu bin ich ja immer gut, siehe unten… 🙂

DigiMik
Ich – Foto & EBV: DigiMik M.Scharrer

Spaß beiseite, aber für den Dreh war der Ort vorbereitet worden. Es waren künstliche Balkone angebracht worden und der Marktplatz wurde originalgetreu nachgebildet. Ist Monpazier an sich schon sehr mittelalterlich, fühlten wir uns nun wirklich wie im Mittelalter. Wer Googles Bildersuche bemüht, erkennt sehr schön die Veränderungen. Was für ein Aufwand….

Von hier aus fuhren wir dann weiter nordöstlich ins zentrale Frankreich zur Dordogne und dem Perigord.

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