Welcher Wohnmobil-Schutzbrief für Langzeitreisende

Welcher Wohnmobil-Schutzbrief für Langzeitreisende

10. April 2024 8 Von Mikesch

Schutzbriefe für Reisende mit großem Wohnmobil > 3,5 T und über 3,20 m Höhe, die dauerhaft oder länger als 6 Monate im Wohnmobil unterwegs sind!
Für Normalreisende mit großen Wohnmobilen an sich, die nicht so lange unterwegs sind hatte ich ja schon mal etwas geschrieben: Schutzbrief für Wohnmobil über 3,20m ->

Update April 2024:

Braucht man einen Schutzbrief für das Wohnmobil?

Als Bimo neu war, hab ich mir selbst im tiefsten Alaska oder Kanada keinen Kopp darüber gemacht. Mittlerweile hat Bimo aber ein Alter, wo er doch mal unterwegs erkranken könnte und ein Schutzbrief nicht schlecht wäre, vor allem, wenn man in der Pampa unterwegs ist. Abschlepp- oder Bergungskosten können da Ausmaße annehmen, die die Portokasse weit übersteigen.
Aber wir hatten bisher ein Problem, nein mehrere…
Die Höhe, denn ab 3,20m war bisher bis auf RMV keine Versicherung möglich.
Dann die Reisedauer, meist gilt die Versicherung nur für eine Reise von maximal 6 Monaten Dauer.
Die Kostenerstattung fürs Abschleppen oder Bergen sind IMHO bei den meisten Versicherungen ein Witz.

Mittlerweile gibt es zwei Anbieter von Schutzbriefen für schwere Wohnmobile, ohne Begrenzungen der Maße oder dem Gewicht und vor allem: Ohne Begrenzung der Reisedauer! Dieser Knackpunkt machte es zuweilen immer unmöglich, einen Schutzbrief abzuschließen, wenn man mit einem Wohnmobil dauerhaft oder über 6 Monate unterwegs ist.

Accura

Die Accura jetzt seit 2019 auf dem Markt bietet einige besondere Leistungen.
Preise von 99,- bis 199,- Euro

  • Keine Gewichts-, Längen- oder Höhenbegrenzungen
  • Keine zeitliche Begrenzungen
  • Bergungkosten in voller Höhe
  • Mietwagen
  • Geltungsbereich Europa

Der Schutzbrief kann online von unterwegs abgeschlossen werden und die Unterlagen nebst Rechnung werden per Mail übersandt.
Der Schutzbrief ist teurer als die der anderen Anbieter, dafür sind die Leistungen auch nicht ganz ohne.
Einziger Wehrmutstropfen: Expeditionsmobile oder Geländefahrzeuge werden nicht versichert!
Alle Infos unter wohnmobilschutzbrief.de (kein Werbelink)

Was ist ein Geländefahrzeug oder Expeditionsmobil

Per Definition laut Typgenehmigungsverfahren ist unser Bimobil ein Geländefahrzeug.
Neben dem obligatorischen Allradantrieb und einer Differenzialsperre (oder einer vergleichbaren Vorrichtung) sind diese Geländewerte die Minimalanforderungen für einen Geländewagen:

  • Steigfähigkeit (am Berg) von wenigstens 30 Prozent 
  • Böschungswinkel vorn mehr als 25 Grad
  • Böschungswinkel hinten mehr als 20 Grad
  • Rampenwinkel mehr als 20 Grad
  • Bodenfreiheit direkt unter den Achsen mehr als 180 Millimeter 
  • Bodenfreiheit zwischen den Achsen mehr als 200 Millimeter

Von den sechs genannten Mindestgeländewerten muss das Fahrzeug wenigstens fünf erreichen, um offiziell als Geländewagen (Typ M1G) zu gelten.

Wer etwas Ahnung hat und den Sprinter gerade mit diesem Aufbau kennt, sieht das anders. Keine richtigen Sperren, viel zu schwer, zu langer Überhang, keinen Unterfahrschutz, keinen Schnorchel und keine Verschränkung möglich. Der Allrad ist eine Traktionshilfe, mehr nicht. Dazu der Eintrag in der Zulassung: Wohnmobil
So sah das auf Nachfrage auch die Accura und dies habe ich auch schriftlich.

Ich kann mir vorstellen, dass die Grenzen da fließend sind. Man sollte der Versicherung so viele Informationen wie möglich zukommen lassen. Insbesondere bei solchen Fahrzeugen wie unseres…
Fahrzeuge oder Wohnmobile wie Expeditionsmobile, die für Geländefahrten konzipiert sind, sind halt raus.

Nürnberger über Jahn&Partner

Die Nürnberger bietet mit Sonderkonditionen für Jahn&Partner für 66€/Jahr in etwa die gleichen Konditionen wie die Accura an.
Allerdings muss hier das Fahrzeug ebenso in der Haftpflicht und Kasko versichert sein.

Der Geltungsbereich schließt hier jedoch zudem die Mittelmeer-Anrainerstaaten ein. Also auch Türkei, Tunesien und Marokko! Weitere Länder wie Georgien können gegen Aufpreis temporär mit eingeschlossen werden!
Der Aufschlag beträgt 65% des regulären Beitrages.

Tipps:

Man sollte bei den Versicherungen ganz genau die AVB lesen! Ebenso auch die AVB der Haftpflicht- und Kasko Versicherungen. Preislich wird sich zunächst bei den unterschiedlichen Versicherungsmodellen nicht so viel tun.
Aber:

  • Die Nürnberger hat für Wohnmobile nur 10 SF Klassen und eine Rückstufung kann deshalb im Schadensfall recht teuer werden.
    Wer z.B. mit SF 20 bei der HUK zur Nürnberger wechselt, wird maximal in SF 10 gestuft.
  • Die Nürnberger ist in der Haftpflicht und Kasko nicht ganz so günstig, deckt dafür in der Kasko, Vollkasko und dem sehr günstigen Schutzbrief aber auch die außereuropäischen Mittelmeerländer wie Türkei, Tunesien und Marokko ab.
  • Wer sich z.B. bei der HUK in SF 20 befindet, kann mit dem zwar teureren Accura Schutzbrief trotzdem einige Euro sparen und hat Vorteile bezüglich einer Rückstufung im Falle eines verschuldeten Unfalls.
    Dafür genießt man in der Vollkasko und beim Schutzbrief aber auch lediglich einen Versicherungsschutz innerhalb Europas.

Fazit:

Wer über gute Konditionen und einem hohen SF-Rabatt bei seiner Haftpflichtversicherung verfügt und ausschließlich in Europa unterwegs ist, für den kann die Accura durchaus die bessere Wahl sein.
Für jeden, der auch die Türkei, Tunesien oder Morokko bereisen möchte, hat für mich die Nürnberger über Jahn&Partner für Langzeitreisende das beste Angebot.