HRZ Aqualizer Mini-Kläranlage Wohnmobil

HRZ Aqualizer Mini-Kläranlage Wohnmobil

4. Dezember 2015 1 Von Mikesch

So sehr ich das Internet durchforstete, Erfahrungen über das HRZ Aqualizer Mini Klärwerk habe ich noch keine gefunden, aber das Thema geistert schon seit etlichen Jahren durch die verschiedensten Foren bei den Wohnmobil-Fahrern.
Hinweis: Ich habe keine Erfahrungen mit dem HRZ Aqualizer, ich durchleuchte hier hier alleine einige Angaben und äußere meine Meinung dazu! Hintergrund ist der, dass der HRZ Aqualizer immer wieder erwähnt wird und in Gesprächen auftaucht. Ebenso dürften Infos hierzu für Leute, die autark stehen möchten oder im Wohnmobil leben interessant sein.
Sollte ich mit meinen Einlassungen falsch liegen, mag die Firma HRZ gerne einen Kommentar hinterlassen und klarstellen.
Vertrieben wird das Klein-Klärwerk laut Impressum durch die Firma HRZ Vertriebs GmbH über die Website hrz-aqualizer-de.

Das Funktionsprinzip der HRZ Aqualizer Mini-Kläranlage

Die Angaben können auf der Website hrz-aqualizer.de überprüft werden, Screens liegen lokal vor.

Das Geschäft landet nach Zerkleinerung in einen Tank und wird wie in einer Kläranlage durch Bakterien zersetzt dem Grauwassertank zugeführt und gemeinsam abgelassen.

Mein Grauwasser ist klar, frei von Schwebestoffen und nahezu geruchsneutral. Der Hersteller spricht selber von einem Zersetzungsgrad von 86%. Von daher kann ich nicht glauben, dass dieses Fäkalwasser einen ebensolchen Reinheitsgrad aufweist. Es mag durchaus eine gewisse Klarheit und aufweisen und nicht so stinken, aber völlig rein kann es deshalb nicht sein. Das Abwasser mag durch die Durchmischung mit dem gewöhnlichen Grauwasser eine deutlich bessere Erscheinungsform haben, letztendlich bleibt es aber für mich Fäkalwasser.
Laut der Europäischen Norm 12056-1 ist Grauwasser fäkalienfreies, gering verschmutztes Abwasser, wie es etwa beim Duschen, Baden oder Händewaschen anfällt. Da die Fäkalien aber laut Hersteller nicht vollständig zersetzt werden, wird es wahrscheinlich noch in Teilen Fäkalien, bzw. Fäkale Feststoffe enthalten. Da halte ich die Werbeaussage für bedenklich! Soweit mir bekannt ist, darf solches Wasser nicht wie Grauwasser entsorgt werden!

Zitat:
…und wandelt diese in Grauwasser um.

Ebenso sollte die Frage erlaubt sein, wie dieser Wert errechnet wurde. Für die Zersetzung bedarf es optimaler Bedingungen in Bezug auf Wärme und Verweildauer der Fäkalien im Tank. Wie lange hält der Tank, bzw. wieviel Zeit haben die Bakterien für ihre Arbeit?

Technisches zum HRZ Aqualizer

Stromverbrauch:
Um den Zersetzungsprozess aufrecht zu erhalten, muss eine permanente Sauerstoffversorgung sowie eine innere Zirkulation gewährleistet sein. Angegeben wird hier ein täglicher Verbrauch von um 15 – 16 Ah, das ist schon eine Menge Tobak.
Die Betätigung des Häckslers und der Wasserpumpe sind hierbei wohl nicht berücksichtigt. Bei mir (Festtank) gehen hier bei 2 Personen täglich gut 2 Ah drauf. Bei einer 100 Ah-Batterie werden hier alleine für die Toilette fast 20% entnommen! Die weiteren Verbraucher sind nicht berücksichtigt, hier ist also eine große Solaranlage für autarkes Stehen oder Landstrom unabdingbar.

Gewicht:
Gerade bei den 3,5 Tonnern muss jedes Kilo bedacht werden, rund ein Zentner mehr will hier wohl durchdacht sein!

Wartung:
In bestimmten Zeiträumen ist der Kohlefilter zu wechseln. Weder möchte ich an der Toilette herumbasteln, noch möchte ich deswegen einen Service aufsuchen müssen.
Ist man im Herbst, Frühjahr oder Winter unterwegs, muss die Anlage u.U. beheizt werden, da eine gewisse Temperatur benötigt wird. Kostet auch wieder unnütze Energie, sei es als Strom oder Gas.

Preis:
Den nenne ich mal heftig, dafür bekomme ich eine vollautomatische SAT-Anlage. Dabei ist der Häcksler oder eine evtl. Heizung noch gar nicht mit eingerechnet. Auch entstehen laufende Kosten für den Bezug von Bakterien.

Fazit

Für mich zu teuer, zu wartungsinsensiv und ein zu hoher Energieverbrauch. Die Werbung mit demGrauwasser halte ich auf Grund der Europäischen Norm 12056-1 für bedenklich! Der Kunde könnte ob der Werbeaussage auf den Gedanken kommen, dieses sog. Grauwasser könnte er auch in den Rinnstein ablassen, obwohl es einer ordnungsgemäßen Entsorung zugeführt werden muss! Das ist kein Grauwasser laut 12056-1!
Ein autarkes Stehen ist kaum möglich, es sei denn, man verbaut ein eigenes Solarpaneel nur für die Toilette. Wie schräg ist das denn? Eine hochteure Energieproduktion nur für die Toilette? 😮
Wie groß soll denn der Grauwassertank sein, um für mehrere Tage irgendwo zu stehen oder auch unterwegs entsorgen zu müssen?
Kommt es zu Störungen im System, z.B. weil es mal zu kalt wurde, hat man ein echtes schweinischesProblem…

Zitat:
Das Leeren der Toilettenkassette wird somit überflüssig

Das ist richtig, besser einer, aber das geht auch über einen Festtank. IMHO günstiger, ohne großen Energiebedarf und auch hier wird über einen Ablass entsorgt und mit dem Grauwasser der Schwarzwassertank zudem gespült. Alles sauber und man ist für etliche Tage autark. Siehe auch meinen Bericht Camlock-Abwassersystem >
Unter Verwendung eines Häckslers ist auch hier alles Flüssig und mit Ammovit wird sogar alles biologisch ähnlich wie mit den Bakterien verflüssigt, keine Ablagerungen und das Schwarzwasser ist fast geruchsneutral.
Wer bereit ist, um vllt. 3.000 Euro zu investieren und zusätzliche 50 kg auf sich zu nehmen, der kann besser zu einer energie- und wartungsarmen Lösung mit ebensolchem Komfort mit Verzicht einer Kassette greifen und ist zudem autark.

Einen Einsatz könnte ich mir dennoch vorstellen, wer aus Platzmangel keinen großen Festtank installieren kann, dem die leidige Kassettenentsorgung auf den Nerv geht und dafür bereit ist, einiges in Bezug auf Technik und Euro zu investieren.

Aus den o.g. Gründen halte ich den Aqualizer für die meisten Wohnmobile als nicht empfehlenswert, nur vielleicht in Spezialfällen für eine bestimmte Personengruppe. Im Schiffs- oder Jachtbau, da könnte ich mir das sogar im großen Stil vorstellen. Dort gibt es keine Energieprobleme, die Temperatur ist immer gewährleistet und die Umwelt wirds danken.