Biogas als Kraftstoff im Wohnmobil

Biogas-im-Wohnmobil

Mittlerweile redet alle Welt von Trenntoiletten. Entsorgungstechnisch sicherlich ein Fortschritt, allerdings auch eine Energieverschwendung! Wir haben unsere TTT nun wieder zurück gebaut

Weil, die Diesel-Preise steigen und steigen und steigen…
Hier musste für uns eine kostengünstige Lösung her um die Reisekosten und zudem umweltfreundlich zu mildern.
Ab heute wird unser Wohnmobil zumindest teilweise mit Biogas betrieben.

Biogas als Treibstoff im Wohnmobil

Biogas / Methan als Kraftstoff im Wohnmobil

Die Technik ist nichts Neues und findet schon seit Jahrzehnten Anwendung, siehe auch Wikipedia.  Durch Vergärung von Biomaterial wie Gülle oder pflanzliche Stoffe entsteht unter Zuhilfenahme von entsprechenden Bakterien Biogas, welches nichts Anderes als Methan ist.
Methan ist der Hauptbestandteil von Erdgas, das bekanntlich zum Verheizen und teils als Kraftstoff eingesetzt wird.
Sämtliche BHKW (Blockheizkraftwerke) mit Biogasanlagen verwenden heutzutage diese Technik.

Biogas in einem Diesel-Motor?

Ja genau, das Methan lässt sich ebenso in einem Dieselmotor einsetzen. Auch in den BHKW befinden sich Dieselmotoren, hier wird ebenso auch Diesel eingesetzt, falls nicht genügend Biogas zur Verfügung steht, bzw. der Anteil sinkt um einen runden Motorlauf zu gewährleisten.
Das Biogas wird der Luftzufuhr beigemengt, während der Diesel je nach dem ganz normal eingespritzt wird.
Wie gesagt, die Technik findet schon lange Anwendung.

Die praktische Umsetzung im Wohnmobil

Die Grundvoraussetzungen sind bei mir gegeben und brauchte keinen all zu hohen technischen Aufwand betreiben. Ich verfüge über einen sehr großen Fäkal- und einen Gastank für 44kg Gas, somit hatte ich die halbe Miete zusammen.
Beim Fäkaltank musste ein Absperrhahn für die Entlüftung her, um den Tank gasdicht zu machen, bei der Entsorgung muss der aber geöffnet werden, damit die Gülle ablaufen kann.
Bei jeder Kläranlage bekommt man die für die Vergärung notwendigen Bakterien. Die Bakterien werden bei wenigstens 20% Füllung zugesetzt und dann beginnt unmittelbar die Biogas-Produktion.
Das entstehende Gas wird über einen Verdichter dem Gastank zugeführt. Eine Zusatzleitung führt zum Ansaugkanal des Motors, wo das Biogas dem Motor zugeführt wird.
Das Schöne an der heutigen Technik mit dem Motormanagement ist, dass das Steuergerät die Verbrennung überwacht und mehr oder weniger Diesel zuspritzt.

Biogas im Wohnmobil in der Praxis

Es sollte schon klar sein, dass ein Fäkaltank mit zwei Personen im Wohnmobil nicht ausreicht, um genügend Biogas zu produzieren um kostenlos zu Fahren!
Aber es reicht, um den Dieselverbrauch um ein paar Liter/100km, jedenfalls deutlich zu senken. Steht man nur 2 Tage auf einem Stellplatz, reicht das zumindest für gut 100 km ohne Diesel.

Die Gasleitungen zum Herd und Kühlschrank habe ich gelassen, so kann ich das Biogas ebenso dafür verwenden. Natürlich bleibt dann weniger für den Motor.

Erfahrungen/Tipps aus der Praxis

Die vergorene Gülle stinkt nicht mehr und riecht nicht schlimmer als das Grauwasser! Eine Entsorgung ist ergo überall möglich und ich fahre teils auf ein Feld und entsorge dort.
Dadurch, dass die Gülle vergoren ist, können die Nährstoffe durch die Pflanzen viel besser aufgenommen werden und es gelangen so gut wie keine Nährstoffe tiefer in den Boden oder gar ins Grundwasser.

Wichtig ist, dass der Fäkaltank nie völlig entleert werden darf, damit immer ein Grundstock an Bakterien vorhanden bleibt!

Damit es den Bakterien gut geht, sollte eine gute Verdauung gewährleistet sein und täglich neues Futter zugeführt werden.
Bei Krankheiten mit Behandlung von Antibiotika sollte eine normale Toilette aufgesucht werden! Chemische Stoffe wie Reinigungsmittel etc. haben in der Toilette nichts verloren!

In Planung

Es fällt zum größten Teil Wasser an, welches sich oben absetzt. Geplant ist ein Überlauf in den Grauwassertank, ähnlich wie bei einer Kleinkläranlage, das würde die Standzeit, bzw. autarke Zeit deutlich erhöhen, das Ziel sind so 20 Tage.
Die Gasausbeute dürfte sich bedingt durch die bessere Vergärung deutlich erhöhen. Es müsste dann zusätzlich eine Pumpe für die Entleerung eingebaut werden, da die Gülle nicht mehr so fließfähig ist.

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Zuletzt geändert: 1. April 2024 11:33

Zeige Kommentare (5)

  • Mein Onkel möchte sich ein Wohnmobil kaufen und durch Europa reisen. Dazu möchte er sich ein Biogasspeicher einbauen. Danke für die Erläuterung, dass man selber durch den Gärungsprozess Methan herstellen kann.

  • Vielen Dank für die Informationen zum Thema Biogas als Kraftstoff. Ich möchte demnächst einen Gastank für mein Wohnmobil kaufen und bin noch unentschlossen, nach welchen Kriterien ich jetzt die richtige Wahl treffe. Interessant ist die Methodik bei Biogas, die mir in der Form neu war.

  • Moin Mikesch,
    bin gerade auf diesen Artikel gestoßen. Überlege nun, auch einen Fäkaltank zu installieren.
    Folgende wichtige Fragen habe ich:
    1. Wenn ich mich richtig erinnere, ist Dein Fäkaltank 40 l groß. Falls ich nun ein 80 l Fäkaltank einbaue und mein 110 l Gastank dazurechene, erhalte ich dann mindestens eine doppelte Reichweite?
    2. Wenn ich statt 2 nun 4 Tage mit dem Womo nicht fahre, erhalte ich dann auch doppelt so viel Reichweite?
    3. Wie lange kann ich mit dem Fäkaltank stehenbeiben, ohne dass der Fäkltank platzt.
    4. Welche Bakterienstämme eignen sich am besten? Vielleicht könntest Du mir ein Teil Deiner besten Bakterienstämme als Starterset zusenden.
    Wann startet Ihr wieder und wo geht es im Sommer hin?
    Grüße von Henning

    • Moin Henning,

      wir haben einen 44kg, sprich 110L Gastank und der Fäkaltank hat 80L. Der Fäkaltank ist drucklos, das Gas wird wie beschrieben aus dem Fäkaltank über einen Verdichter dem Gastank zugeführt. Nur aus dem Gastank wird das Gas entnommen. Der ist ja für 27 bar ausgelegt, also ne ganze Menge. Bis der voll ist, brauchst du schon je nach Ernährung und Personen mehr als einen Monat.

      Meine anaeroben Bakterien habe ich von der nahen Kläranlage. Welcher Stamm besonders effektiv ist, vermag ich jetzt nicht zu sagen. Musst mal bei einer Biogasanlage vorbei schauen und dort fragen, die müssen ja wirtschaftlich arbeiten.
      Zusenden wäre jetzt ein wenig aufwendig. Bei einer Klär-/Biogasanlage einfach ein Glas mit Schraubverschluss füllen und in den Tank kippen. Die geben das umsonst ab.

      Dieses Jahr unternehmen wir noch einmal eine größere Tour: Wieder Türkei, bis nach Georgien, über Griechenland und Italien wahrscheinlich nach Tunesien und dann über Sardinien zurück.

      LG vom Mikesch