Von Venedig nach Oldenburg

Wir hatten nun unsere Überwinterung in Griechenland beendet und mussten unbedingt nach Deutschland zurück. Als Dauerreisender muss man sich auch ein wenig mit der Bürokratie herum schlagen. Abgelaufener Ausweis, neue Kreditkarte und das Bimo benötigte auch wieder eine umfangreiche Pflege.
Die Reiseberichte findet ihr unter Wintertour Balkan.
Von Griechenland aus hatten wir mit der Fähre von Igoumenitsa nach Venedig übergesetzt und dann sollte es zügig nach Oldenburg gehen.

09.04.2023 Levico Terme – 143 km

Ganz entspannt haben wir heute Morgen Venedig erreicht. Da ich an einem Sonntag Morgen keinen Verkehr erwartet hatte, fuhren wir auf kürzestem Wege durch die dicht besiedelte Po-Ebene. Nicht sonderlich schnell, aber da es keine oder kaum Ampeln gibt und ich mag Kreisverkehre, sehr entspannt.
Dann, auf einmal, empfingen uns die wunderschönen Berge Tirols. Die SS47 führt durch das Tal und mehr als 400 Höhenmeter wurden es nicht. Dadurch, dass es so tief liegt, war es mit 16 Grad recht warm und durch die Sonne sogar gefühlt eher 20 Grad.
Bei Levico Terme, einem kleinen Kurort mit hübschem Ortskern fanden wir außerhalb auf einer Nebennebenstraße einen netten Übernachtungsplatz. Natürlich erkundeten wir den hübschen Ort mit seinen Sehenswürdigkeiten wie dem Imperial Hotel und dem umgebenden Park.
Nach rund 6 Monaten Griechonesien war das nahezu wie ein Kulturschock! So viel (Bau-)Kultur, Schönheit und Sauberkeit sind wir einfach nicht mehr gewohnt.

Falls Fragen auftauchen, warum wir hier so schnell durch fahren: Südtirol ist ein Juwel, insbesondere für Wanderer, Montainbiker und Motorradfahrer. Die abenteuerlichen Straßen und Wege, die noch abenteuerlicheren Pfade zu den alten Forts, dann die malerischen Städte und den Gardasee nicht zu vergessen.
Allerdings kennen wir die Gegend nahezu in und auswendig durch unsere Motorradtouren und ohne ein E-Mountainbike oder Motorrad dabei zu haben läßt sich die Gegend für uns nicht wirklich intensiv erkunden.

10.04.2023 – Meran – Glurns – 160 km

An Meran sind wir bei unseren Motorradtouren bestimmt schon 10 mal vorbei gefahren. An diesem schönen und warmen Frühlingstag wollten wir uns endlich die Zeit für einen kleinen Besuch nehmen.
Am Ostermontag war das einerseits keine so gute Idee, denn die Parkplatzsuche gestaltete sich mit dem dicken Bimo schon ein wenig schwierig. Andererseits sprühte die Stadt über vor Leben. Planschende große und kleine Kinder mit den Familien in der Etsch und die Cafés waren voll, sprich, pure Lebendigkeit.
Dazu die alten gepflegten und wunderschönen Häuser. Nach 6 Monaten Griechenland wirkte die Atmosphäre doppelt schön auf uns, denn eine solche Stadt und ebenso solch ein Treiben wird man in Griechenland in der Form nicht im Ansatz erleben.

Als Endpunkt unserer heutigen Etappe hatten wir uns Glurns, das kurz vor dem Reschenpass liegt ausgesucht. Übernachtet hatten wir auf einem Parkplatz, wo das Übernachten eigentlich nicht erlaubt ist. Nun ja, Glurns liegt etwas im Abseits der Touristenströme und es herrscht nicht so viel Verkehr, auch der Ort war recht ruhig. Gerne hätten wir uns in diesem Teil Tirols noch einen Tag aufgehalten, denn entlang der Etsch gibt es einen grandiosen Radweg, von dem man in Deutschland nur träumen kann.
Aber leider ist das freie Übernachten nahezu überall verboten und Stellplätze sind rar gesät. Die wenigen Stellplätze, eigentlich nur unschöne Parkplätze kosten so um die 30,-€/Nacht. So etwas müssen wir nicht haben.
Den gemütlichen kleinen Ort Glurns erkundeten wir natürlich auch noch. Die Stadtmauer und die alten Häuser sind wirklich sehenswert.

11.04.2023 – Murnau – 175 km

Für uns ist dies auch wieder solch eine anstrengende riesen Etappe, allerdings alternativlos. Auf italienischer Seite gibt es keine ansprechenden Stellplätze und in Österreich ebenso wenig. Davon abgesehen, dass dieser Teil Österreichs für uns uninteressant ist und wir Österreich seit Jahren aus bestimmten Gründen boykottieren.
Anstrengend war der Tag, da mautfrei. Ich mein, ich würde ja gerne ein paar Taler zahlen, aber für rund 30 km Autobahn solch einen zeitlich und bürokratischen Aufwand mit Mautbox betreiben? Dann kann ich auch genau so gut fahren, das ist der gleiche Aufwand, nur anders. Bei Landeck muss man übrigens höllisch aufpassen, dass man auf der Reschenstraße vor dem Tunnel nicht die Abfahrt verpasst! Der Tunnel und die nachfolgende Autobahn sind mautpflichtig und ohne Box wird es dann mächtig teuer!

Reschenpass

Der Reschenpass war für mich mit 1.500 m Passhöhe nie ein richtiger Pass, halt nur eine touristische Straße die durch etliche Ferienorte führt. War das ein Verkehr, so etwas habe ich ja noch nie erlebt.
Wegen Restaurierungsarbeiten an dem Kirchturm wurde 2021 das Wasser aus dem Reschensee abgelassen und man konnte wieder das Dorf Altgraun bewundern. Mittlerweile wird der See wieder langsam gefüllt.
Bei diesem grauen Wetter sah die Landschaft mit dem trockenen See schon gespenstisch aus.

Da wir eh langsam unterwegs waren, hatte ich schon in Erwägung gezogen, Landeck über die 1.500 m hohe Pillerhöhe zu umfahren. Die schöne Strecke der Pillerhöhe ist bei Rad- und Motorradfahrern sehr beliebt und jetzt in der Woche hätte man sie auch mit Bimo relativ entspannt befahren können.
Das graue Wetter mit dicken Wolken hatte uns dann aber leider einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Murnau

In Murnau fanden wir dann einen zwar nicht so schönen, aber praktischen und kostenlosen Übernachtungsplatz in der Innenstadt. Einen großen Dank an die Stadt Murnau! Ein Parkplatz mit Parkflächen für Wohnmobile und nicht in P4N verzeichnet, na so was. Auf Grund der Lage fühlten wir uns wieder an unsere Walmart-Übernachtungen in den USA erinnert 🙂
Tja, das Wohnmobilleben mit den traumhaft schönen Plätzen und der Ruhe hat nun wohl endgültig sein Ende gefunden. Deutschland hat uns nun nach fast einem Jahr mit Menschenmassen, viel Verkehr, Ampeln, Staus und vielen Wohnmobilen wieder. Insbesondere hier im Süden Deutschlands macht man es den Wohnmobilfahrern mit Verbotsschildern und unschönen dafür sauteuren Plätzen besonders schwer.

14.04.2023 – Kloster Andechs Treffen – 35 km

Durch Zufall erfuhren wir von einem Bekannten, dass am 15.04. beim Kloster Andechs das sog. KAT-Treffen statt findet. Zunächst dachte ich, das es sich um ein Treffen von KATs, also den großen MAN-LKW die oft zu Expeditionsmobilen umgebaut werden, handeln würde 🙂
Falsch, es steht für Kloster Andechs Treffen, einem lockeren Treffen für reiselustige und fernreisende Wohnmobilfahrer. Da das Kloster Andechs sozusagen auf unserem Weg lag, sind wir natürlich auch dort hin.
Schön, hier wieder einige Bekannte, die uns immer wieder auf unseren Reisen begegneten wieder zu treffen. Das war fast schon ein kleines Treffen der Facebook Bimo-Gruppe. Spannend die teils interessanten Fahrzeuge und auch Umbauten.

16.04.2023 – Oettingen – 149 km

Im hübschen Öttingen, wo das gleichnamige Bier her kommt, hatte ich letztmalig die Gelegenheit, ein Schäuferle zu bekommen. Der Gasthof zur Post versprach mit seinen guten Bewertungen die richtige Adresse zu sein, was sich auch als richtig erwiesen hat 🙂

Zuvor stoppten wir in Donauwörth, des historische Altstadt mit den farbenfrohen alten Häusern sehr sehenswert ist.

17.04.2023 – Burgbernheim – 82 km

Burgbernheim ist ein kleiner Ort, fast ein Dorf im Fränkischen unweit der A7. Nur durch Zufall sind wir hier gelandet. Die Dorfgemeinschaft gestaltet den Ort dermaßen hübsch!
Ein Labyrinth, überall kleine Kunstwerke, Rast und schöne Grillplätze und in der Umgebung Tafeln die auf die Natur, Historie etc. hinweisen.
Beim Labyrinth befindet sich auch ein netter ausgesprochen ruhiger kleiner kostenloser Stellplatz mit VE. Man kann der Gemeinde nur danken und gerne würde ich eine kleine Spende hinterlassen!

19.04.2023 – Karlstadt – 84 km

In Karlstadt am Main findet man ebenso wieder eine kleine hübsche historische Altstadt vor. Überhaupt, das ganze Umfeld des Mains mit Teilen Bayerns und Hessens ist äußerst sehenswert und haben wir bereits über Wochen ausgiebig erkundet. Es reiht sich hier eine tolle Stadt an die Andere.
Am Main fanden wir stadtnah einen tollen Übernachtungsplatz für uns alleine. Man merkte es, wir sind wieder in Deutschland. Die Wohnmobilstellplätze an denen wir vorbei gefahren sind, waren allesaamt proppenvoll und ebenso die Straßen waren mit Mobilen gut gefüllt. Dabei hat die Saison doch noch gar nicht begonnen.

23.042023 – Oldenburg – 450 km

Selbstverständlich sind wir die Strecke nicht am Stück gefahren 😉
Mit Fulda, Felsberg und Paderborn legten wir noch 3 Zwischenstopps ein. Wir hatten das Glück gehabt, auf unserer Route bis auf Fulda noch einige nette und ruhige Übernachtungsplätze in der Natur ohne Wohnmobile zu finden.
So enden nach 15.700 km wieder elf Monate mit neuen Erlebnissen und Eindrücken. Von Oldenburg bis fast zu den Lofoten, Schweden, das Baltikum, Ostpolen, Ungarn, Rümänien, Bulgarien und 6 Monate Griechenland.
Diese Tour war schon irgendwie besonders. In der Regel sahen wir kaum Wohnmobile, standen meist für uns alleine oder mit einem Nachbarn an aus der Werbung entsprungenen Übernachtungsplätzen. Dabei sollen die Camping- und Wohnmobilstellplätze eigentlich ja mehr als voll gewesen sein.
Nur drei Mal standen wir auf Campingplätze, weil wir entweder waschen mussten oder im Donau-Delta wegen der Donau-Ausfahrt. Von den Wohnmobil-Karawanen, Schweden und Norwegen war da schon recht erschreckend, hatten wir nur zum Teil etwas mitbekommen, wenn wir leider ein Stück den Touri-Routen folgen mussten.

Tja, dieses Chaos hier in Oldenburg macht mich schon jetzt ganz verrückt. Morgen Vormittag habe ich gleich meinen ersten Termin: Personalausweis beantragen. Dann geht das Bimo für einige Reparaturen wie auch Einbau eines MaxxFan in die Werkstatt, dann folgen neue Marquart-Stoßdämpfer mit neuen Domlagern vorne, dann eine sauteure 130tkm-Inspektion in Lauenau, anschließend wieder zurück nach Oldenburg, um neue Brillen, Kreditkarten und Ausweis abzuholen.
Ist das alles erledigt, geht es wieder los. Wobei wir immer noch nicht ganz sicher sind, wohin. Vielleicht doch noch einmal Ostpolen, Rumänien und Bulgarien? Hier dann die Gegenden, die wir noch nicht kennen. Anschließend vielleicht weiter in die Türkei, aber ganz klar ist alles noch nicht.
Aber wir lesen uns bestimmt ja 🙂

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Zuletzt geändert: 18. April 2023 23:41

Zeige Kommentare (2)

  • Hat wieder Freude gemacht Dich die vielen Monate zu lesen, aber besonderen Spaß machen Deine exzellenten Bilder!
    Wünschen würde ich mir noch eine kleine Bewertung der neuen Bereifung, oder habe ich etwas übersehen?
    Wir sind in 5 Wochen bei Marquart für die VA-Stoßdämpfer.
    Viele Grüße nach Oldenburg
    detlev

    • Merci für das Löbchen Detlev!
      Die Reifen: Sicherlich stellen AT immer einen Kompromiss dar, aber ich finde, sie sind schon gut! Von Cooper und Nokian Rotiiva, dem Vorgänger, die Besten.
      Auf der Straße sind sie etwas hart, sind auch etwas lauter als die Rotiiva. Mehr noch als beim Rotiiva muss man auf den Reifendruck achten, die können mit noch weniger gefahren werden, dann werden sie auch auf Pisten relativ komfortabel. Auf der Straße gebe ich dann wieder 0,2 - 0,3 bar drauf.
      Überrascht haben sie mich im Sand, ich wurde deutlich mutiger, ich konnte im Sand sogar einen Kasten raus ziehen. In Matsche machten sie auch einen guten Eindruck, wobei zu bedenken ist, dass ATs hier nicht so optimal sind. Aber die tiefe Wiese hatten sie gemeistert, das 4ETS musste noch nicht einmal eingreifen.
      Schnee konnte ich (noch) nicht testen ;-)

      Was mich wirklich überzeugt hatte und das finde ich ungemein wichtig, da wir ja doch meist auf Asphalt unterwegs sind: Das Nassverhalten!
      In Griechenland bin ich bei starkem Regen auf der Autobahn mit ca. 85 km/h in eine Senke gefahren. Dort stand das Wasser auf breiter Fläche min. 5 cm hoch.
      Mir war das herz in die Hose gerutscht, aber kein Aufschwimmen oder eine Instabilität, einfach durch. Allerdings drehten alle Räder frei, also keine Beschleunigungskräfte, da ich die Kupplung getreten hatte.
      Auch ansonsten machen die Reifen bei Nässe eine gute Figur.

      Was abzuwarten bleibt, ist die Bildung von Sägezähnen. Der Cooper war vorne nach 25Tkm hin und der Rotiiva hielt wenigstens 45Tkm. Ich habe jetzt 9Tkm runter und noch ist nichts zu sehen.

      Bis jetzt haben mich die Reifen überzeugt und ich hoffe, dass sie wieder verfügbar werden. In Polen hatte ich schon Beschaffungsprobleme und waren dort nicht zu bekommen und im Moment sind sie europaweit nicht zu haben.

      Ich bin nächste Woche auch beim Christian. Dann kommen auch verstärkte Domlager rein. Das sind jetzt bei 122Tkm schon die Zweiten die neu rein kommen. Pisten fordern ihren Tribut ;-)
      Schade, dann hätten wir uns einmal treffen können, aber wenn du hier bist, sind wir wohl schon wieder unterwegs.

      Viele Grüße,
      Michael