Reisebericht Schweden I

Fast einen Monat hatten wir nun benötigt, um über die Lüneburger Heide, Lübeck, über Fehmarn und durch Dänemark über die Öresund-Brücke nach Schweden zu gelangen.
Die Öresund-Brücke deshalb, weil wir in Lübeck unsere Ferjekort abholen mussten. In Anbetracht der jetzigen Dieselpreise dürften die Fähren allerdings eher günstiger sein.
Dieser Reisebericht beinhaltet den südlichen Teil Schwedens zwischen den Seen Vättern und Vänern bis hoch zum Distrikt Dalarna, wo Schweden langsam wild wurde.

Vorheriger Reisebericht: Auf nach Skandinavien->

Erster Eindruck in Schweden

Wir wurden mit sanft hügeligem Grün und gelben Rapsfeldern empfangen. Auffällig war für mich, wie rasant viele Schweden unterwegs waren, als gäbe es keine Geschwindigkeitsbeschränkungen. Die Überholmanöver kannte ich eher von früher in Südeuropa, so waghalsig waren sie teilweise. Gleich am ersten Tag musste ich mehrfach abbremsen, um einen Unfall zu verhindern, dabei war ich mit der erlaubten Geschwindigkeit unterwegs.
Die vielbeschworene skandinavische Freundlichkeit haben wir auch noch nicht wirklich erkennen können, die meisten Menschen erschienen uns recht muffelig. Durch die erfahrene offene Herzlichkeit der letzten Monate viel uns das besonders auf.
Es kann natürlich auch daran liegen, dass der Süden relativ dicht besiedelt ist. Wie das dann oft so ist, je dichter die Menschen aufeinander hocken, desto mehr sind sie auf Distanz bedacht.
Oder, sie sind halt einfach nordisch zurückhaltender und reservierter. Das viel uns bisweilen auf, wie die Schweden auch miteinander umgingen.

Preise

Nach dem ersten Einkauf blieb der befürchtete Preisschock aus. Die Preise lagen im Süden für die meisten Lebensmittel rund 10 % höher als bei uns, insbesondere, wenn man beim Lidl einkauft. Lidl orientiert sich auch in Schweden an die deutschen Preise.
Engpässe bei Mehl und Öl gab es nicht, allerdings mit Abgabebeschränkungen und zu den gleichen überhöhten Preisen wie in Deutschland bei Öl. Fleisch, Milch und Gemüse waren deutlich teurer. Die Milch lag bei 1,50€ und Schweinefleisch, Hähnchenbrust oder Pute manchmal bei 15€/kg.
Diesel kostete Anfangs gemittelt um 2,35€/l, später dann 2,60€, was natürlich ein Loch in die Kasse gerissen hat. Wenn man bedenkt, dass der Dieselpreis vor einem Jahr bei 1,22€ in Deutschland trotz Erhöhung gekostet hatte und wir selbst vor ein Monaten in Spanien noch für 1,50€ getankt hatten.
Der Preisschock in Bezug auf Lebensmittel begann erst ab der Mitte Schwedens, als wir die einsameren Gegenden befuhren. Was heißt Schock, Preise wie früher halt, insbesondere bei Gemüse.
Einen 15cm Blumenkohl mit 300 gr. für 5€ oder eine Minigurke von 200gr für 1€. Fleisch, Käse und Milch noch teurer als im Süden.

Freies Übernachten im Wohnmobil

Schweden gilt auch als das Land des freien Stehens, bzw. Übernachtens mit dem Wohnmobil. Oft wird hier das in Skandinavien übliche Übernachtungsprivileg angeführt. Dies gilt unter Einhaltung von Regeln aber nur für Wanderer, die mit Zelt unterwegs sind, aber NICHT für Wohnmobile oder sonstige Kraftfahrzeuge!
Sicherlich ist es so, dass das Übernachten im Wohnmobil an einigen Stellen, sofern sich die Wohnmobilisten an gewisse Regeln halten, toleriert wird. Dies aber bedeutet kein Recht!
Bedingt durch den Wohnmobil-Tsunamie und immer mehr Menschen, die sich daneben benehmen, oder überhaupt die Massen an Wohnmobile die überall aufschlagen, entstehen immer mehr Beschränkungen.
Es gibt im Netz hunderte Seiten mit Freisteher-Knigge. Nur die, die es angeht, interessiert das eh nicht. Insofern wird es vermutlich bald mit dem Freistehen zumindest in den dichter besiedelten Gebieten oder nahe Sehenswürdigkeiten bald in Gänze vorbei sein, die Verbotsschilder werden vor allem im Süden immer mehr. Sogar wie in Portugal schon, für das alleinige Parken!

Nun gut, wir hatten jedenfalls abseits der Touristenströme durchweg unsere teils traumhaft schönen Plätze gefunden. Fährt man von den Hauptverbindungswegen ab auf die teils kleinen Pisten, findet man immer tolle Plätze. Oft liegen die an kleinen Naturreservaten die ansonsten kaum Erwähnung finden, geschweige dass sich dort Touristen hin verirren. Vor allem ab der Mitte im Inland wird es recht entspannt.

Sicherheit

Offene Häuser, alles kann man offen liegen lassen und nichts wird geklaut. So kennen wir Skandinavien von früher. Nun, der letzte Besuch liegt mittlerweile 20 Jahre zurück und so waren wir zunächst einmal irritiert.
Man berichtete uns von aufgebrochenen Wohnmobilen in Göteborg auf offiziellen Stellplätzen. Auf den Parkplätzen in den Nationalparks oder auch Badestellen standen überall Schilder mit Warnhinweisen bezüglich Aufbrüchen.
In den Städten in den Wohnvierteln, überall ebensolche Warnschilder. Die kennen wir aus Spanien, das ja wirklich eher ein heißes Pflaster ist. Aber in Schweden? Ich mag das nicht beurteilen wollen, aber sehr irritierend war das schon. Also sollte man mittlerweile auch hier an den Spots mit vielen Touris oder auf Transitstrecken aufpassen? Besser scheint es zu sein…
Ein Bekannter, der wirklich am A. der Welt wohnt, berichtete, dass auch hier die Schweden mittlerweile ihre Häuser abschließen und man nichts mehr draußen liegen lassen kann. Angeblich sollen wie auch bei uns, ganze Trupps aus dem Osten durch die Lande ziehen.

Die Natur entdecken / Wandern in Schweden

Wie meinte Goethe einmal? “Nur wer ein Land erlaufen hat, hat es auch kennen gelernt“, so ähnlich jedenfalls.
Dem kann ich nur beipflichten! Vieles hätten wir in der Welt nicht entdeckt, wenn wir es nicht erlaufen hätten. Die schönsten Ecken und Landschaften auf dieser Welt haben wir erwandert.
Insbesondere Schweden, einige Menschen meinen ja, Schweden sei langweilig, hat so viel zu bieten. Allerdings muss man die Landschaften wandernd entdecken. Auf der Seite naturkartan.se, die es auch in deutscher Sprache gibt, werden sämtliche Nationalparks mit Wanderwegen, Picknick- und Parkplätze interaktiv gelistet. Auf vielen Parkplätzen darf sogar auch übernachtet werden und finden sich oft nicht bei P4N. Hierzu gibt es auch die praktische und kostenlose Naturkartan-App in den Stores, seeehr zu empfehlen.

Wohnmobil: Entsorgung und Versorgung

Wir wissen wieder, warum wir Frankreich so lieben, die Infrastruktur für Wohnmobile, insbesondere der Ver- und Entsorgung ist schlicht Phantastisch. Anders in Schweden, dies ist fast ähnlich unterentwickelt wie in Polen, dem Baltikum oder Südeuropa. Ich dachte, dies wäre in einem Land wie diesem, insbesondere mit dem Umweltgedanken anders, nö…
Dies scheint auch ein Tabuthema zu sein, in kaum einem Reisebericht wird der Umstand erwähnt, nur immer, wie toll doch das Land doch ist.
Scheinbar scheinen die Reisenden, die sich eher auf bestimmte Stellplätze aufhalten oder sich ihre Campingplätze gezielt aussuchen, kein Problem zu sehen. Aber für uns, die wir vor allem langsam fahren wollen und wie wir möchten, sowie unsere Reise nicht nach Entsorgungen ausrichten, hatten da am Anfang unserer Tour schon ein Problem.
Ein relativ dichtes Netz an Entsorgungsstationen die man einfach so anfahren kann, gibt es nicht. Je weiter man in den Norden kommt, desto schwieriger wird es. Ver- und Entsorgungen wollen deshalb geplant sein und jede Möglichkeit zur Entsorgung sollte genutzt werden. Hier ist tatsächlich einmal die App P4N hilfreich.
Wahrscheinlich geht bei vielen alles in die Natur…

Wasserversorgung

An einigen der wenigen kostenlosen Stellplätze gibt es sogar Wasser, auf Bezahlplätzen zumeist.
Sie sehen teils seltsam aus, es gibt auch Wasserautomaten. Ansonsten bekommt man auch an Tankstellen Wasser. Selbstverständlich natürlich auf den Campingplätzen, klar.

Kassetten Entsorgung

Der Inhalt von Kassetten kann noch am Besten entsorgt werden. Sei es auf Campingplätzen oder öffentlichen Toiletten an Rast- (auf Latrintömning achten) oder Picknickplätzen. Mangels dichtem Netz an Entsorgungsstationen bleibt einem auch oft nichts anderes übrig.

Grauwasser

An einigen Rasthöfen befinden sich auch Gelegenheiten für eine Grauwasserentsorgung. Einige, die in Apps oder wo auch Rastplätze online (auf Latrintömning achten) aufgeführt sind, bieten die Möglichkeit aber mittlerweile nicht mehr an.
Gefühlt ist selbst bei der Hälfte der Campingplätze keine Grauwasserentsorgung möglich. Es scheint, dass dies schlicht nicht vorgesehen ist.

Fäkaltank

Damit wird es schwierig, es ist nur selten eine legale Entsorgung möglich, jedenfalls haben wir keine in vernünftigen Abständen auf unserer Route entdeckt. Die Camping- und Stellplätze sollte man sich da gezielt für eine Fäkaltank-Entsorgung aussuchen, da können auch einmal 50 oder mehr Kilometer dazwischen liegen. Leider auch nicht immer auf der Route, die man befahren möchte.
Gott sei Dank haben wir das noch rechtzeitig bemerkt und mussten nur 40 L Pi mit einem Eimer in eine Toilette entsorgen, uff…
Gut, dass wir bei unserem Umbau auf Trenntoilette auch die Option auf den lästigen Kanister haben.

Trenntoilette

Damit ist man noch am Besten dran. Mülleimer für das Feste findet man ausreichend und die 6 L Pi lassen sich mit dem Kanister leicht in Toiletten, an Entsorgungsstationen, auch mal an einem Baum oder wenn nötig sonst in der Natur entsorgen.

LPG-Tankstellen in Schweden

Bis auf Höhe/Breite Stockholm gibt es etliche LPG-Tankstellen die grundsätzlich 95/5 abgeben, dann wird es mehr als dünn. Ich konnte noch zwei an der Ostseeküste und eine in Kiruna ausmachen, das wars.

24.05.2022 – Bara – 78 km

Bei der Öresundbrücke dachte ich gleich an die schwedische Thrillerserie Die Brücke mit Sofia Helin. Im Vorspann des Film sieht sie übrigens deutlich imposanter aus als in der Realität. Eine Brücke halt, aber vielleicht sind wir auch von den US-Brücken zu sehr verwöhnt. Bei dem grauen Wetter war mir kein Foto geglückt, auch stimmte die Perspektive nicht. Müsste man mal mit der Drohne versuchen, wenn man dürfte.
Bei Bara, östlich kurz hinter Malmö befindet sich “Torups Slott“, eines der best erhaltenen mittelalterlichen Schlösser Skandinaviens.
Beeindruckender fanden wir die hügelige Landschaft und die jetzt im Frühling schreiend grünen und duftenden Wälder.
Hier fanden wir denn auch einen ruhigen Übernachtungsplatz.

25.05.2022 – Osby – 85 km

Eigentlich wollten wir bei dem hübschen Bosjökloster auch für die Nacht anhalten. Allerdings ist der Parkplatz bedingt durch den Wald relativ dunkel. Der ist zwar nicht unhübsch, allerdings fühlen wir uns so von Bäumen umringt ohne einer weiten Sicht nicht mehr wohl. Seit Amerika und Südeuropa ist das einfach so.
Dazu kommt, dass man von dort nichts unternehmen kann, kein Spaziergang zum See, nichts.
Deswegen sind wir noch mal 50 km weiter nach Osby gefahren. Hier befindet sich ein kostenloser Stellplatz sehr schön am Osbysjön gelegen.

26.05.2022 – Lönsboda – 27 km

So schön der Platz ist, ist er jedoch durch eine nahe Eisenbahnlinie nicht ganz leise, insbesondere, wenn der Wind ungünstig steht.
Nicht viel weiter befindet sich in herrlicher Landschaft bei Lönsboda am Hjärtasjön ein wunderschöner Platz wo wir auch die Nacht blieben. Von hier aus unternahmen wir eine 7 km Wanderung durch teils märchenhaften Wald um den See und zu dem Hägghult Steinbruch. Der Wanderweg ist vorbildlich ausgeschildert, so etwas würde ich mir mal in Deutschland wünschen!

27.05.2022 – Kykö Mosse/Huseby Bruk – 75 km

Kyrkö Mosse

Zunächst legten wir nach 26 km einen Stopp beim Autofriedhof Kyrkö Mosse ein. Åke Danielsson verwertete hier bis 1999 Autos und lies sie einfach im Wald liegen. Man konnte durchaus sagen, dass die jahrzehntealten Fahrzeuge einen kulturhistorischen Wert besitzen besaßen.
Vor etlichen Jahren bin ich durch den Lost Place Fotografen Gerry Langer auf den Schrottplatz aufmerksam geworden. Gerry hat traumhaft schöne Bilder von den alten, teils unversehrten Autos geschossen, die langsam von der Natur zurück erobert wurden. Leider finden bzw. fanden sich auch hier wieder genug Deppen, die aus schierer Zerstörungswut diese Schätze ramponiert oder Teile entfernt haben. Dies scheint wohl leider in der Natur des Menschen zu liegen.
Ich kenne noch einen Platz, mal schaun, ob wir dort auch noch vorbei kommen.

Huseby Bruk

Beim Huseby Bruk handelt es sich um einen Gutshof mit angeschlossener Mühle. Nur durch Zufall entdeckten wir den schönen Gutshof.
Nach einem Spaziergang über das Gelände fanden wir hier auch unseren Übernachtungsplatz.

28.05.2022 – Jönköping/Huskvarna – 135 km

Der Tag war eher grau und teils nass, eine gute Gelegenheit, ein paar Kilometer weiter zu fahren. Huskvarna sieht zwar wie eine eigene Stadt aus, gehört seit 1971 aber als Stadtteil zu Jönköping.
Wir nutzten hier die Gelegenheit, um unsere Vorräte an frischer Ware aufzufüllen. Übernachtet hatten wir auf dem Stellplatz am Vättern, der bis Ende Mai mit 10€ Inkl. VE und Strom recht günstig ist.
Wunderschön der Sonnenuntergang, den man hier bewundern kann.
Der Automat spinnt schon mal und man bekommt keine Quittung, man weiß nicht, ob die Zahlung wirklich sicher erfolgt ist. Mit der auch in Deutschland nutzbaren App EasyPark geht die Bezahlung rapp zapp und man muss noch nicht mal zu dem Automaten. Praktisch, wenn man unterwegs ist und die Parkzeit abgelaufen ist. So kann man von überall noch einen Tag verlängern.

Von hier aus unternahmen wir eine kleine Wanderung entlang des Sees. Es ist doch immer wieder faszinierend, was man so entdecken kann. Unweit des Stellplatzes befindet sich ein kleines Stück Urwald mitten in der Stadt.

Am Sonntag unternahmen wir eine kleine Radtour von 20 km nach Jönköping. Die Stadt ist modern, sehr sauber und bei solch schönem Wetter auch einen Besuch wert. Nennenswerte HighLights hatten wir nicht entdeckt, wobei, das kleine Viertel in der Innenstadt mit den alten Häusern versprühte schon etwas von Altstadt.
Die Rundfahrt um die Rocks– und Munksjön sowie entlang des Vättern war eine schöne und wirklich entspannte kleine Radtour.
Auffällig war, wie wenig ältere Menschen unterwegs waren, zumeist war die Innenstadt und die Promenade mit jüngeren Menschen und vielen Kindern bevölkert.
Ebenso scheinen die Schweden härter drauf zu sein. Liegt es vielleicht daran, dass das Wetter hier kühler sein könnte? Keine Ahnnung….
Jedenfalls liefen sie heute an diesem Sonnentag, aber nur kühl windigen 15 Grad in kurzen Hosen ohne Strümpfe, T-Shirts, die Frauen oft bauchfrei, im Mini oder Shorts herum. Einige Harte gingen sogar im vielleicht 13 Grad kalten Wasser schwimmen. Am Strand räkelten sich die Menschen in Badeklamotten in der Sonne. Und ich? Jeans, Windjacke sowie Mütze und ich kann nicht sagen, dass mir zu warm war 🙂

29.05.2022 – Tivedens Nationalpark – 135 km

Eine der wildesten Gegenden Schwedens ist der zwischen den Seen Vänern und Vättern gelegene Nationalpark Tivedens. Felslandschaften mit großen Blöcken, Seen und Urwald kennzeichnen den Nationalpark.
Wenn wir schon durch diese Gegend fahren, so sollten wir natürlich auch den Nationalpark besuchen.
Wildes Übernachten ist natürlich nicht erlaubt und da kommt als Übernachtungsplatz nur der 5 km vom Besucherzentrum des Nationalparks entfernte schön gelegene Campingplatz Stenkällegården in Frage. Der Campingplatz bietet für die 25 – 35€ Gebühr je nach Lage eine Entsorgung und auch eine Waschmaschine, die wir sogleich nutzten.
Von hier aus fuhren wir mit dem Rad 5 km zum Nationalparkeingang und unternahmen unsere 9 km Wanderung durch die mystische Landschaft.
9 km sind zwar nicht viel, aber es ging über Stock und Stein hoch und runter. Für unsere alten Knochen ist das doch spürbar.

01.06.2022 – Örebro – 86 km

Nahe der Stadt Örebro hat Ulrike mit Kvismaren ein nettes kleines Vogel- und Naturschutzgebiet gefunden.
Hier fanden wir auch einen schönen Übernachtungsplatz. Oh diese Ruhe, wobei, das Gekreische der Vögel war schon aufdringlich 😉
Selbstverständlich unternahmen wir hier auch einen kleinen Spaziergang durch das Naturschutzgebiet.

Am nächsten Tag sind wir nach Örebro hinein gefahren. An einer Beach-Volleyball Anlage befindet sich an einem Badesee ein schön gelegener Parkplatz, wo man für eine Nacht übernachten darf. Bei schönem Wetter dürfte hier vor allem am Wochenende mächtig was los sein. Von hier aus liefen wir rund 6 km durch das nahe Naturschutzgebiet.

Da das Wetter plötzlich frühlingshaft schön geworden war, entschlossen wir uns spontan, noch einmal die paar Kilometer in die Innenstadt zu laufen.
Welch eine gute Entscheidung! Hiermit hatten wir nun gar nicht gerechnet und wurden völlig überrascht. Örebro ist so etwas von sehenswert!
Der Ortsteil Wadköping mit seinen Holzbauten ist ein Freilichtmuseum mit einer Bäckerei, Kunsthandel und Handwerk. So muss Örebro wohl einmal früher ausgesehen haben.
Die Innenstadt mit ihren teils alten Häusern und dem Schloß besticht mit einem angenehmen Flair. Das konnte natürlich auch an dem warmen Frühlingstag und dem warmen Licht gelegen haben. An dem heutigen Abend fand ebenso ein Nachtmarktf statt und in der Innenstadt pulste das Leben. Man spürte förmlich die Lebensfreude.

03.05.2022 – Nora/Pershyttan – 25 km

Nach einem Einkauf befuhren wir hinter Örebro unsere erste Piste. Die kleine und schmale Gravelroad führte malerisch kurvig durch saftig grünen Wald und über sanfte Hügel. Sie schlängelte sich vorbei an Seen und hübschen Ansiedlungen. Also entgegenkommen hätte da nichts kommen.

Bei Nora befindet sich in Gamla Pershyttan ein interessantes Bergbaumuseum wo wir auch unser Nachtlager aufgeschlagen haben.
Schon im 14. Jahrhundert wurde hier Eisenerz abgebaut und bis 1967 Eisen produziert. Heute ist der Ort Pershyttan ein lebendiges Museum wo auch Führungen in die Unterwelt durchgeführt werden.

04.05.2022 – Långa tjärnarna naturreservat – 58 km

Da hatte Ulrike mit der Entdeckung des Långa tjärnarna naturreservates (über naturkartan.se) aber ein Händchen gehabt. Entdeckt hatte ich es zwar schon, aber auf Grund dessen, dass die Karten-Apps noch nicht einmal einen Weg hinein verzeichnet hatten, traute ich mich eigentlich mit dem dicken Bimo nicht dorthin. Aber wenn Ulrike schon den Vorschlag macht… 😉
Die letzten 20 km führen über eine schmale Piste und an einem Abzweig führt dann ein noch engerer Weg in das Naturreservat hinein. Außerhalb des Reservates ist an zwei Stellen Platz für 2 – 4 Wohnmobile.
Das mit seinen Inselchen am malerischen See Stora Kloten gelegene Naturreservat ist einfach nur traumhaft schön. Mit Moos bewachsene Murmelsteine in einem Märchenwald, Moorgebiete und ein kleiner Wasserfall bilden zusammen eine mystisch schöne Landschaft.

Wir hatten ja Pfingsten, dann sind auch die Schweden unterwegs. Deshalb verzichteten wir auf das Fahren und genossen einfach nur dieses schöne Fleckchen Erde. Nun, ein Stück sind wir schon gefahren, 1,6 km, um genau zu sein. War der gestrige Übernachtungsplatz ja schon top, so war unser heutiger Platz schlicht der Wahn.

Ein 24 sek-Clip dazu:

06.06.2022 – Dådran – 155 km

Wie klein die Welt doch ist! Über Facebook hatte ich durch Zufall einen Kollegen von damals in einer Wohnmobil-Gruppe wieder getroffen. Manno, hatten wir damals in unserer Sturm und Drangzeit gemeinsam Mist gebaut 😉
Er hatte sich vor Jahren in Schweden eine Hütte gekauft und verbringt hier seit 25 Jahren jährlich den Sommer. Jetzt als Rentner jedesmal für 6 Monate. Mit seinem Pössl erkundet er nun Schweden und Norwegen. Jetzt, nach 42 Jahren trafen wir uns wieder…
Nach einer ausgiebigen Rundfahrt durch die traumhaft schöne Gegend kann ich verstehen, dass er hier kleben geblieben ist.

Da ich mit dem schweren Bimo nicht den Rasen im weichen Boden ruinieren wollte, sind wir rund 5 km zum Norra Ungsjön gefahren. Den tollen Übernachtungsplatz hatten wir schon auf der Hinfahrt entdeckt.
Hier genossen wir Abends unser erstes Lagerfeuer und einen tollen Mitternachtshimmel. Man merkt jetzt doch schon deutlich die nördliche Breite.

09.06.2022 – Mässbacken – 100 km

Ein paar Infos zu dieser Gegend, dem Dalarnas: Diese märchenhafte Landschaft mit den Hügeln und bewachsenen Murmelsteinen entstand durch einen gewaltigen Meteoriteneinschlag vor rund 370 Mill. Jahren her. Der Siljan-Krater gehört mit rund 50 km Durchmesser zu den 15 größten Meteoritenkraten der Erde. Auf einer Karte ist der Krater mit seinem Ring durch dem gleichnamigen und auch anderer Seen sehr deutlich erkennbar.
Schweden wird hier auch langsam wilder. Einen Elch konnten wir schon beobachten, ebenso Fuchswelpen.
Gerd unternahm mit uns eine Safari und als Jäger hatte er so einige Infos auf Lager. Hier leben Luchse, Bieber und die Wölfe werden zur Plage. Ebenso sind Bären nicht selten anzutreffen.

Heute fuhren wir zu dem Wasserfall Styggforsen, mit 32 m Fallhöhe über einige Terrassen nichts Besonderes, aber hübsch anzuschauen. Eigentlich wollten wir hier auch übernachten, aber wie ich schon an anderer Stelle erwähnte, wir mögen den engen Wald einfach nicht mehr.

Also sind wir noch einmal ca. 50 km weiter gefahren. In der Nähe der Häuseransammlung Mässbacken fanden wir an einem kleinen Fluss wieder einmal einen Traumplatz für die Nacht.

Wir hatten geraume Zeit überlegt, welche Route wir einschlagen sollen. Entlang der Ostsee oder entlang des Inlandsvägens. In Anbetracht dessen, dass der Güterverkehr und auch der größte Touristenstrom entlang der Ostsee fährt, entschieden wir uns für das Inland. Wir dachten, dass es außerdem mit der gewissen Wildheit und Einsamkeit eher unseren Geschmack treffen würde.

Insofern behandelt der nächste Reisebericht Schweden II-> entlang des Inlandsvägen in den Norden.

Wer sich für Videos interessiert, hier ein Video von ca. 9:24 min Länge über unsere bisherige Schweden-Tour.

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Zuletzt geändert: 4. November 2022 0:50

Zeige Kommentare (6)

  • Jetzt kriege ich doch wieder Lust auf Skandinavien - wir wollten doch dieses Jahr mal pausieren…

    Wenn ihr es nicht ohnehin auf dem Zettel habt: Lasst nicht das Rogen Naturreservat aus. Die Straße nach Käringsjön ist zwar in gräßlichem Zustand, aber macht auch ein wenig Spaß.

    Und auch Flatruet ist eine dicke Empfehlung.

    Liebe Grüße
    Micha vom momoblog

    • Moin Micha,
      danke für die Tipps, die sind schon notiert ;-)
      Ulrike studiert quasi euren Blog, liest mir vor und zeigt mir immer eure tollen Bilder.
      Nach anfänglicher Skepsis sind wir richtig geflasht! Wir steuern gerade den Fulufjället NP an. Wir fahren nur die kleinen Pisten, überall findet man kleine Reservate mit tollen Wanderwegen durch eine Märchenlandschaft. Diese urige Landschaft mit den mit Flechten bewachsenen Felsen in den Mooren. Grandios, einfach grandios!
      Dann so abseits von den Touris, überall findet man tolle Übernachtungsplätze.

      Liebe Grüße,
      Michael

  • Das freut mich! Gruß an Ulrike! 👋

    Dann werde ich jetzt mal eure Berichte über Polen studieren. Wir wollen im September nach Masuren. 😊

    Liebe Grüße
    Micha

    • Grüße ausgerichtet…
      Viel Spaß in Polen, da kann man sich schon ne Zeitlang aufhalten!
      Liebe Grüße, Michael

  • Hallo Michael,

    auch angeregt durch euren Baltikum Bericht, haben wir die Reise dieses Jahr unternommen. Gestartet sind wir Mitte April und waren 2 Monate unterwegs. Wir haben uns deinen Bericht als Gerüst genommen und sind euren Pfaden, teilweise, gefolgt. Da kann man nicht viel falsch machen und spätestens seit USA bist du unser Lieblingsreiseführer.

    Reiseberichte sind nicht meine Sache und außerdem würde ich auch nur das wiederholen, was du schon beschrieben hast. So beschränke ich mich auf den allgemeinen Eindruck, den die Fahrt bei uns hinterlassen hat. Die Route führte uns an die Ostsee dann nach Swinemünde- Polen, Danzig Masuren, Riga, Tallinn, dann zügig bis Narva, direkt gegenüber Russland. So knapp 4 Wochen brauchten wir dafür. Dann 3 Wochen immer an der Ostsee entlang, einschließlich der beiden Inseln, war ja ein Tipp von dir. In der letzen Woche über Masuren, Breslau wieder nach Duisburg, 5.600km.

    So und jetzt die Eindrücke. Ein, in den letzten Jahren, nie gekanntes Reisegefühl, fast immer allein auf der Straße und überall wo wir standen, ob Frei, in Orten oder auf Campingplätzen wir waren die einzigen. Erst in Tallinn sahen wir ein Wohnmobil. Das war´s dann auch für längere Zeit und wichtig, noch keine Mücken. Der Nachteil, der Frühling reiste uns hinterher. Wir sind zu Hause im grünen losgefahren und überall wo wir hinkamen, regten sich da gerade die ersten Knospen. So ging das über 5 Wochen lang. Es schien fast jeden Tag die Sonne aber der Wind war a…kalt. Morgens und abends hatten wir immer die Heizung an und unser Dachfenster blieb während der Nacht geschlossen. An ein geschlossenes Dachfenster konnten wir uns in allen Jahren nicht erinnern.

    Die Bevölkerungen erwiesen sich in allen Ländern, oft als unfreundliche Muffel, die gingen zum Lachen in den Keller. Allen vor an die Polen, mit wenigen Ausnahmen. Bestes Beispiel ist unser Hund. Wenn man sich als Hundebesitzer auf einem Spaziergang trifft grüßt man sich zumindest mit Kopfnicken und einem Lächeln. Auch unter Wanderern in einsamen Regionen ist das so üblich. Hier anscheinend nicht.

    In Polen, Litauen und Lettland war das Übernachten oft ein bisschen Tricky. Leichter in der Nähe von Infrastruktur, schwieriger in der Landschaft. Das lag daran, dass reizvolle Plätze z. B an Seen, meisten in Privatbesitz und nicht oder noch nicht, zugänglich waren und die vielen Campingplätze noch geschlossen waren. Erst ab 15 Mai wurden sie geöffnet. Aber wir haben ja mit unserem Kastenwagen leichtes Spiel, wir passen an jede Parkuhr. In Lettland änderte sich alles. Parken und übernachten konnten wir überall und zugänglich war alles auch meistens. Als Glanzlichter erwiese sich die große Anzahl von kostenlosen RMK Campingplätzen. Immer schön gelegen und in der Regel, jeder einzelne Stellplatz mit Tisch und Sitzbänken, für die Ewigkeit und einem massiven, schmiedeeisernen Grill, groß genug für ein halbes Schwein, inklusive kostenlosem Brennholz, ausgerüstet. Auf jedem dieser Plätze die wir besucht haben waren wir die einzigen Gäste, jedenfalls über Nacht. Nur ab und zu ein paar Tagesgäste.

    Doch nach dem dritten „Superplatz“ wurden wir zunehmend ratloser. Wir wählen unsere Plätze in erster Linie nach der Aussicht aus der, fast immer geöffneten, Schiebetür aus. Der ideale Stellplatz sieht so aus. Alleine, direkt an einem Fluss, See oder Meer, (unverbaubare Hanglage), idealerweise noch ein noch ein schönes Städtchen im Rücken und attraktive Umgebung für interessante Wanderungen. Auf Grund unserer Fahrzeuggröße ist dies kein Wunschbild, so standen wir schon an unzähligen Stellen. Einige der RMK Plätze erfüllten den ersten Punkt mehr als ausreichend, toller Blick auf den Strand, das Meer und die Vielzahl der Vogelwelt. Atemberaubend für eine Übernachtung mit grandiosen, stundenlangen Sonnenuntergängen. Aber das war´s dann auch, kein Ort in der Nähe. Das wäre auch noch zu verschmerzen aber auch nicht viel zum Wandern, am Strand lang oder 1Km Rundweg durch den Wald. Um es klar zu sagen wir lieben die Wildnis. In dem halben Jahr 2018 in USA, Kanada und Alaska haben wir bewohnte Gebiete nur für Proviant aufgesucht, ansonsten war es ein großes Abenteuer. Davon kann hier keine Rede sein, hier führen gut erschlossene Verkehrswege in die keinesfalls, unberührte Natur. Schön für Vögel Beobachter, doch wenn man aktiver ist und unser Bordercollie fordert da seine Ansprüche ein, könnte es doch ein wenig mehr sein. Das ist für uns der ideale Urlaubspartner, denn er läuft immer und überall, auch in großen Städten ohne Leine, 100 Prozent verkehrstauglich. Auch liegen viele Plätze in Strandnähe allerdings ohne Aussicht im Wald. Gut im Hochsommer aber schlecht für uns. Noch schlimmer als ein Stellplatz im Wald ist für nur ein Stellplatz in mitten von diesen mobilen, weißen Alkovenkisten, eine Horror Vorstellung.

    Das bringt mich zum nächsten Punkt. Einen, der nach unseren Vorstellungen, schönsten Plätze hatten wir an der Narva. Durch Zufall, wir hatten eine Quelle angefahren, näherten wir uns dem gleichnamigen Städtchen durch die Hintertür, von der Stadt aus nicht so einfach zu erreichen, fanden wir unser Plätzchen direkt am naturbelassenem Flussufer. Links und rechts ein paar Angler, die Stadt mit ihrer Festung im Rücken und auf der anderen Seite Russland, auch mit einer gigantischen Festungsanlage. 200m am Fluss lang, stadteinwärts, eine etwas herunter gekommene Promenade, mit einem Ausflugsschiff, einem kombinierten Kino- Bar, abends der Treffpunkt der Jugend.

    Doch hier sahen wir etwas, dass für uns „Free Lancer“ die gleichen Auswirkungen hat wie damals für den Cowboy die Erfindung des Stacheldrahts, das Ende der Open Range, der Freiheit der Prärie. Ein paar Worte die immer das Ende bedeutet haben und hier einläuteten: „Gefördert mit den Mittel der EU“, wird demnächst hier ein Promenade zur Förderung des Fremdenverkehrs gebaut. Die Auswirkungen konnten wir schon an allen Plätzen an der Küste mit Infrastruktur besichtigen. Jeder Trampelpfad wird in einen 4m breiten Fahrradweg und parallel 2m Fußweg umgewidmet. Mit aufwändiger Beleuchtung alle 15 bis 20m, alle 20m eine Sitzbank, jede Sitzbank versehen mit mindestens einem Abfallkorb, Freizeiteinrichtungen mit Spielplätzen, Fitnessgeräten und vieles mehr. Keine Chans auch nur mit einem Fahrzeug in die Nähe des Gewässers zu kommen. Ich habe Bilder aus Tallinn, das reine Grauen und eine Geldverschwendung ohne gleichen.

    Ihr ward vor drei Jahren in Tallin, ihr werdet es wahrscheinlich nicht wieder erkennen. Deine Holzhäuser mit dem morbiden Charme, ersetzt durch ETW Komplexe, der Strand flächendeckend zugemüllt mit riesigen Einkaufszentren. Estland ist das reichste Land, gemessen an der Infrastruktur, in dem wir je waren
    Doch es gibt immer noch wie oben erwähnt unzählige schöne Plätze in der Natur, aber außer Natur ist da nichts. Wenn ich dann auch auf Lettland und Litauen blicke, die wissen inzwischen genau was ein Campingfahrzeug ist. Jeder Wiesenbesitzer kauft 3 Dixi Kloos, rammt ein Schild in die Erde mit der Aufschrift Campingplatz und verlangt 20 Euro, allerdings auch nicht mehr.

    Alles in allem bereuen wir die Reise nicht, wir haben viel erlebt und Schönes gesehen, doch wie wir vor 5 Jahren, bei unsere ersten und einzigen Irlandreise festgestellt haben, dass wir 30 Jahre zu spät gekommen sind, waren es hier gefühlt 20 Jahre um es noch als Abenteuer zu empfinden.

    Zum Schluss noch etwas skurriles, dass wir so noch nicht erlebt hatten. Der erste Teil unserer Reise ging nach Norden hier hatten wir konstanten Gegenwind mit 30km/h, dann nach Osten, der Wind blies mit bis zu 40km/aus Osten, dann nach Nordosten Richtung Tallinn, der Wind kam auch aus derselben Richtung. Noch ein kleineres Stück nach Osten an die Narva, der Wind blies jetzt natürlich aus Osten. Am nächsten Tag ging es 2 Wochen nach Westen, innerhalb einer Nacht hatte sich der Wind um 180 Grad gedreht, konstanter Westwind. Es wurde zu Running Gag, nach jeden Ortswechsel fragte meine Frau, `haben wir Gegenwind`, natürlich hatten bei der Fahrt nach Süden Südwind, den hatten wir noch nicht. Fast 800km ging es dann nach Breslau, Fahrtrichtung Südwest. Der Wind drehte auf Südwest. Von Breslau fuhren wir bis nach Hause nur Richtung Westen, von da an blies jetzt auch der Wind stramm aus dem Westen, bis vor unsere Haustür. Ich habe es mal ausgerechnet, bei durchschnittlich 2 Liter pro 100km Mehrverbrauch ist das fast eine komplette Tankfüllung, unser Tank fasst 125 Liter, die wir buchstäblich in den Wind geblasen haben und das bei diesen Spritpreisen.

    Liebe Grüße
    Jochen

  • 2023 gehts für uns auch nach Schweden, die Reisplanung läuft schon. Jetzt habe ich so richtig Bock drauf!

    VG Pascal