Verlust der Lenkflüssigkeit beim Sprinter durch abgerutschten Hydraulikschlauch

Vielen lieben Dank an Dirk Palder für seine Geschichte und den Tipps, die diesen Artikel erst möglich machten!
Darauf hingewiesen hat mich mein Bekannter Dirk, auch Bimobil-Fahrer. Ihm ist mit seinem Sprinter im Hochland Islands ein Schlauch an der Hydraulik für das Lenkgetriebe abgerutscht. Innerhalb von Sekunden verlor er das Hydrauliköl, natürlich funktionierte dann die Servolenkung nicht mehr.
Wir haben mittlerweile rund 98.000 km auf der Uhr und sind bestimmt 10.000 km teils übelste Rüttelpisten gefahren. Also, schau doch mal nach, dachte ich: Ups, auch bei uns war sichtbar, dass sich der Hydraulikschlauch langsam weg vibriert.

Verlust der Lenkflüssigkeit – die Folgen

Die Lenkhilfe geht auf einen Schlag verloren, sofort funktioniert die Servolenkung nicht mehr. Hat mal jemand versucht, das Lenkrad bei abgestellten Motor zu drehen? Das ist kaum bis nicht möglich. Nur mit viel Kraftaufwand ist dies noch möglich, wenn sich das Fahrzeug bewegt.
Wenn dies wie hier weit jenseits der Zivilisation passiert, hat man in der Regel verloren! Hier konnte ein weiteres Fahrzeug mit viel Aufwand Hydrauliköl im weit entfernten Reykjavik besorgen.
Man kann auch nicht so einfach ohne Servolenkung weiter fahren. Die Servopumpe heult, da drucklos, fürchterlich auf. Wenn die Servopumpe länger trocken läuft, kann sie fest fressen. Dann reißt der Keilriemen und u.U. schrottet man den Motor.

Auffüllen der Servo-Hydraulikflüssigkeit

Das Auffüllen der Hydraulikflüssigkeit ist auch ein Akt. Das Öl wird in kleinen Dosen eingefüllt, dann muss das Lenkrad zur Entlüftung von Anschlag zu Anschlag gedreht werden. Dieses Prozedere muss mehrmals wiederholt werden. Wie gesagt, versucht mal das Lenkrad zu bewegen! Am Besten ist es, die Frontpartie aufzubocken, damit sich die Vorderräder frei bewegen können. Schon mal versucht?
Die Federwege der Stoßdämpfer sind so lang, dass dies ohne Unterkonstruktion und Hebekissen kaum gelingen wird.
Auch nach dieser Aktion muss auf mehreren Kilometern immer wieder Hydrauliköl nachgefüllt werden.

Ursache des Abrutschens des Hydraulikschlaues

Der Hydraulikschlauch ist über den Abgang der Hydraulikpumpe geschoben und mit einer Schelle gesichert.
Durch heftigere Vibrationen wie z.B. Rüttelpisten kann sich der Schlauch langsam los rütteln.
Mercedes hat dies auch schon erkannt und im Juni 2021 eine Rückrufaktion durchgeführt um die Schläuche zu kontrollieren.
Nur toll, unser Sprinter ist scheinbar zu alt, da kann das wohl nicht mehr auftreten, denkt sich Mercedes, wir haben keinen Rückruf erhalten… 🙁

Tipps:

Kontrolliert den Hydraulikschlauch, insbesondere, wenn ihr viele Rüttelpisten gefahren seid!
Kontrolliert auch dann, wenn euer Sprinter nach der Rückrufaktion in der Werkstatt war. Die kontrollieren zwar den ordnungsgemäßen Sitz des Hydraulikschlauches, aber ob die Schlauchklemme gewechselt wurde, wisst ihr immer noch nicht.
Auch nach längeren Fahrten auf Rüttelpisten dürfte eine Kontrolle keine schlechte Idee sein!

Legt auf der drucklosen Seite des Hydraulikschlauches zur Sicherung noch eine weitere Schlauchschelle an, besser ist besser…

Alles das wegen einer Kleinigkeit und in meinen Augen Fuscherei…

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Zuletzt geändert: 9. Mai 2023 21:38

Zeige Kommentare (6)

  • Hallo,
    kleine Ursache, katastrophale Wirkung.
    Leider hat mir MB telefonisch bestätigt, dass angeblich nur sehr wenige Jahrgänge von dem Rückruf betroffen sind.
    Vorerst bleibt uns nur, selbst zu kontrollieren und gegebenenfalls nachzubessern. Vielleicht kann eine Markierung an den Leitungs-Tüllen hilfreich sein, um zu sehen, ob die Schläuche an ihrem fixierten Platz bleiben.
    Grüße aus der Pfalz
    detlev

    • Moin Detlev,

      auch ohne Markierung, die ich eh nicht für wichtig erachte, kann man sehr gut sehen, wenn sich der Schlauch bewegt hat.
      Der Schlauch muss bis an der Wölbung beginnen und das Rohr ist noch über 3 cm lang. Die Schelle hat gut 2 cm zum Wandern.

      Liebe Grüße, Michael

  • Hallo Michael,
    danke, für den Hinweis. Habe es vorhin gerade nochmal angeschaut. Auch bei mir sind bereits 2-3 mm Abstand bis zur Verdickung. Werde mal schauen, ob man es wieder von Hand aufschieben kann und mit einer zusätzlichen Schelle sichern.
    Frage bleibt, weshalb "unsere Sprinter-Jahrgänge" nicht in dem Rückruf zu finden sind?
    Viele Grüße - heute aus dem Eußerthal
    detlev

    • Moin Detlev,

      ich weiß es nicht. Vielleicht haben wir andere Schellen, die nicht so leicht abrutschen?
      Bei mir waren es ca. 0,7 cm, ebenso viel Luft hatte noch die Schelle. Bin ja schon rund 10k Piste gefahren.

      Schönen Urlaub und viele Grüße, Michael

  • Darüber, dass ein Hydraulikschlauch bei zu starken Vibrationen abrutschen kann, habe ich noch nie nachgedacht. Vielen Dank daher für den informativen Beitrag! Vielleicht sollten wir den Hydraulikschlauch an unserem Auto auch einmal unter die Lupe nehmen. Auch wir fahren nämlich einen recht alten Mercedes.

  • Auch beim 907 (Bj. 2020) sind noch die Klemmschellen original verbaut. Als ich diverse Berichte von abgerutschten Schläuchen am Servokühler las, kontrollierte ich meinen: Ein Schlauch hatte sich nach 30.000 km überwiegendem Straßenverkehr um ca. 8 mm vom Rand entfernt.
    MB hat beide Schellen durch Schraubschellen ersetzt und hat auch meine Bitte beherzigt, die beiden Regulierungsschrauben so anzuordnen, dass man diese von oben aus bedienen kann. Kulanterweise haben sie auch die Kosten übernommen.

    Überprüfen sollte man auch den Hitzeschutz am Abgasausgang des Motors; hier tummeln sich mitunter auch lose Torxschrauben (bei mir waren zwei sogar frisch ab Werk mit der bloßen Hand zu drehen).