Utah USA Zion und Bryce Canyon

Nachthimmel Mojave

…mit Snow Canyon, Zion, Coral Pink Dunes, Red und Bryce Canyon sowie Kodachrome

Vorheriger Bericht: Nevada die Mitte

06.10.2017 – Tabeau Peak bei Mesquite – 201 km

Die Strecke Cedar City mit den Cedar Breaks wurde gestrichen. Die Cedar Breaks sind hübsch, muss man aber nicht unbedingt anfahren. Von der Struktur her sind sie wie der Bryce Canyon nur in klein. Da wir vor fünf Jahren eh dort waren, konnten wir sie gut streichen, außerdem wollten wir in die südlicheren Parks und noch ein wenig Wärme.

So sind wir zum Snow Canyon weiter südlich, ein Canyon aus rotem Sandstein und schwarzer Lava. Als wir den Canyon erblickten, stockte uns der Atem, so schön und gewaltig ist die Landschaft. Uns unverständlich, dass der Snow Canyon selbst in Reiseführern und auch nicht in Reiseberichten erwähnt wird.
Hier wollten wir eigentlich bleiben, aber der kleine Campground war voll. Es ist immer blöde, wenn Campgrounds reservierbar sind.

Zufahrt Snow Canyon

Da wir wieder waschen mussten und vor allen Dingen frische Dinge einkaufen, denn die nächste Woche gibt es keine Möglichkeit mehr dazu, sind wir nach St. George.
St. George ist die sauberste Stadt, die wir je gesehen hatten. Kein Müll, keine veranzten Häuser, tip top Straßen mit Grün an den Seiten, Radwege, keine Penner, Kunstwerke auf Kreisverkehre, Einfamilienhäuser vom Feinsten, überall die sportlichen Menschen, alles eingerahmt von rotem gewaltigen Sandstein. Den Sandstein findet man auch als Bausubstanz, die ganze Stadt ist nahezu rot.
Man konnte das Geld in dieser Stadt förmlich riechen.
Bis auf die Laundry, in der wir gelandet waren 😉
Alles heruntergekommen und während wir dort waren, hatten sie einen Rohrbruch. Das war echt eine Erlebniswäsche 🙂

Laundry

Kreisverkehr

Wo nächtigen?
Campgrounds gab es keine, bzw. waren eh voll, so sind wir knapp 40 km dem alten Hwy 91 Richtung Las Vegas gefolgt. Hinter dem nächsten Bergzug wurde die Nähe zu Las Vegas, bzw. dem Süden deutlich spürbar. Hatten wir in St. George am Tag schon 29 Grad, wurde es hier bei Sonnenuntergang noch wärmer. In der Nacht hatten wir 22 Grad!
Auch die Landschaft änderte sich wieder und wir fuhren in die Mojave-Wüste. Hier sind wir in einen Weg in die Wüste eingebogen und hatten wieder einen Boondocking-Platz vom Feinsten.
Glück gehabt, denn Stellplatzsuche bei Dunkelheit auf Pisten ist nicht wirklich mein Ding.
Die beginnende und überhaupt die Nacht mit dem Sternenhimmel in dieser Wüste, mit den Mojave und den Lichtspielen der untergegangenden Sonne, das war schlichtweg nur ein Traum!

Zufahrt Boondocking

Mojave Boondocking

Mojave bei Nacht

07.10.2017 – Snow Canyon – 89 km

Wir sind die gut 45 km wieder zurück zum Snow Canyon, dieses Naturwunder mussten wir einfach bei ein paar Wanderungen erlaufen. Gigantisch, einfach gigantisch!

Anfahrt Snow Canyon

Lavatunnel

Hubsel

Formationen

Cave

Die 10km auf und ab bei der Hitze hatten uns echt geschafft und hatten keine Lust, am Spätnachmittag weiter zu fahren und auf Stellplatzsuche zu gehen. So sind wir wieder zurück in die Mojave Desert und genossen wieder einmal die laue Sommernacht mit dem grandiosen Sternenhimmel.

Zum Foto:
Der Blick in das unter gehende Zentrum der Milchstraße. Die Lichtpunkte sind das ca. 15 km entfernte Mosquite, der helle Schein stammt leider vom ca. 140 km entfernten Las Vegas.

Nachthimmel Mojave

08.10.2017 – Hurricane – 148 km

Da steht man in der Wüste, wer kommt vorbei? Ein schweizer Pärchen mit ihrem Bimobil, was wir schon mehrmals, zuletzt wieder in Kanada getroffen hatten. Klar, mussten wir erst einmal ein Schwätzchen halten.

Die Hitze hatte uns ein wenig gelähmt, so drömelten wir dahin und flüchteten in Hurricane in den Walmart. Neue Wasserfilter, AddBlue und Jeans waren nicht notwendig, aber wenn man gerade dort ist. Dann gab es dort so fürchterlich leckere Dinge wie z.B. Hering in Tomatensoße, Salami…

Interstate 15

An der Interstate 15

Hinter Hurricane, kurz vor dem Zion National Park hatten wir uns in den Acker auf eine Dispersed Site geschlagen. In den Zion heute herein zu fahren wäre sinnlos gewesen. Die Amis hatten ein langes Wochenende und da ist alles dicht. Wir wussten von einem Wetterumschwung, aber muss das gleich so stürmen?
Sandfontainen bei Windstärke 12 sind nicht so der Hit, wir dachten, das Bimo kippt um. Ich war so dusselig und hatte das Fenster im Bad ein wenig auf gelassen. Nach einer halben Stunde überall roter Sand im Wohnmobil. Abends um 8 war erst mal Putzen angesagt, in dem Staub war es ja nicht auszuhalten. Ansonsten ist das Bimo wirklich staubdicht. Blöd war, dass man bei den Temperaturen kein Fenster öffnen konnte.
Irgend woanders hin war auch keine Option, die ganze Gegend war wie im Nebel.
Jetzt wissen wir auch, warum Hurricane Hurricane heißt 😉

Sandsturm

Sand im Spülbecken

Wenngleich wir durch Städte und teils auf der Interstate fuhren, so ist die Landschaft gigantisch. Die Plaines sind ja eine gigantische 2.000 m hohe Hochebene aus Lava und Sandstein die im laufe der Jahrmillionen erodiert ist. Eigentlich ist ein Teil Idahos, Utah, Arizona und Colorado ein einziges buntes Canyonland, auch ohne die Nationalparks.

09.10.2017 – Kolob Terrace Road Bryce – 68 km

Mehr um nach einem Stellplatz für die kommende Nacht zu schauen, sind wir ein paar Kilometer weiter in die Kolob Terrace Road eingebogen. Sie führt links am eigentlichen Zion vorbei sich steil schlängelnd zu einem Reservoir auf 2.600m.
Von hier hat man erst richtig einen Blick auf das gewaltige Bergmassiv und das Tal. Die Felslandschaft und die Panoramen lassen den gigantischen Zion erahnen.
Von hier gehen auch einige tolle Trails ab, für die man allerdings eine Permit einholen muss.

Ulrike hatte die Frucht eines “Ohrenkaktusses” eingesammelt und probiert. Manno, hätte sie den mal leer geerntet. Die Früchte schmecken so was von grandios, eine Mischung aus Erdbeere und Kirsche. Nur die Kerne sind Steinhart, man muss ein wenig pulen, aber als Saft stell ich mir das grandios vor.

Herbst

Kaktusfrüchte

Klar, dass wir hier geblieben sind. Nicht weit von Hwy. ab befindet sich ein relativ großes Areal mit Dispersed Campgrounds unmittelbar am Creek.

Kolob Boondocking

Kolob Terrace Road

Zion

Und wieder mal Verschnitt, ein Scharnier des Backofens hatte den Geist aufgegeben und die Tür ließ sich nicht mehr schließen.
So ein TecTower kostet ja auch nichts, was ist, Schrott! Erst hatte die Platine nach ein paar Wochen den Geist aufgegeben und jetzt das. Wir hatten gelesen, dass für die Reparatur der ganze Tower ausgebaut werden müsste. Blödsinn, die Mechanik befindet sich in der Klappe. Ich also die Klappe zerlegt und die Feder aus dem Scharnier geschmissen um zumindest ein normales Scharnier zu haben. Die Kräfte hatten die Mechanik schlicht zerbröselt.
Mann, waren das noch Zeiten, als das nicht solch ein Plastemist war! Löblich ist zumindest, das der TecTower die Rüttelpisten überstanden hat!

Ausgehebelts Scharnier

10.10.2017 – Zion -> Coral Pink Dunes – 89 km

Wir haben kein Glück mit dem Zion National Park. Das letzte Mal war es unerträglich heiß, jetzt boxte hier der Papst. Springdale ist noch größer geworden und eine endlose Blechkarawane schlängelte sich durch den Zion. Klar, dass die Campgrounds auch alle belegt waren. Sorry, dieses Getümmel mussten wir uns nicht antun.
Überhaupt, gut, dass wir nichts unbedingt sehen und uns nicht auf den Touri-Strecken bewegen müssen, da wir etliches ja schon kennen. Auch die Amis empfinden es so, egal wann, überall nur Trubel, dass es keinen Spaß mehr macht. Wer nicht Monate vorher reserviert, hat verloren.

Einfahrt Springdale

Egal, der Zion ist mit seinem Massiv mit den unterschiedlichen Gesteinsarten schon eine Wucht. Alleine die Serpentinenstrecke und dann die Fahrt durch den Tunnel.
Den kleinen Walk vom Tunnel aus konnten wir auch nicht machen, kein Parkplatz.

Zufahrt Tunnel

Zion vom Tunnel

Zion mit Mond

Wir sind dann einen kleinen 4km langen undokumentierten Trail durch die Bergwelt gelaufen, den keiner kennt. Ganz alleine konnten wir die Schönheit des Zions genießen.

Pool

Baum am Pool

Wir sind anschließend ein Stück südlich zu den Coral Pink Dunes gefahren. Zwar gibt es hier zuhauf Dispersed Sites, aber nur auf dem Campground ist man den Dünen nahe.

Coral Pink Dunes

Die sind eine Besonderheit, hier lagert sich roter Sand u.A. vom ca. 100km entfernten Grand Canyon ab, den man von einer Düne aus sogar sehen kann.

Graphics

Spuren

Wind

Die sind ebenso ein Spielplatz für die Leute mit ihren OHV deren Treiben wir zusahen 🙂

11.10.2017 – Parunuweak Canyon – 29 km

Kurz vor dem Abzweig in den Zion NP führt eine Sandpiste entlang dem East Fortk Virgin River in den Parunuweak Canyon der Südseite der Range, die in den Zion führt. Hier befinden sich einige Dispersed Campgrounds und wir beschlossen, einfach nur faul zu sein. Die Eindrücke der letzten Tage und überhaupt waren wir iwie erschöpft vergammelten wir den ganzen Tag bei tollem Wetter.

Boondocking Parunuweak

12.10.2017 – Red Canyon – 79 km

Kalt wars, wir hatten Eiszapfen am Womo vom Kondenswasser der Truma. Eine Erinnerung, das Additiv gegen das Versulzen des Diesels einzufüllen bevor es zu spät ist. Das sollte man sich vorzeitig beim Walmart, Tanke oder Auto Part Laden besorgen.
Wir hatten uns das Additiv gleich bei Ankunft in Halifax zugelegt.
Merke: Grundsätzlich gibt es in den USA keinen Winterdiesel! Nur einige Tankstellen bieten den je nach Gegend an, ist aber selten.
Auch wenn es wie jetzt über Tag um die 18 Grad sein kann, liegen die Temperaturen gegen Morgen um -5 Grad und darunter.

Der Red Cynyon ist der kleine Bruder vom Bryce Canyon, nicht so gewaltig, aber ebenso so schön. Hier sind wir einen traumhaft wunderschönen Trail abgelaufen und vor allem, nahezu alleine.
Die meisten fahren hier einfach durch und beachten ihn gar nicht.

Red Canyon Campground

Red Canyon

Golden Wall Trail

13.10.2017 – Bryce Canyon -> Cottonwood Rd. – 57 km

Der Bryce Canyon ist so etwas von gewaltig, dass es einen einfach erschlägt. Eigentlich kann man ihn nicht erfassen. Die Größe von tausenden von teils 60m hohen Hoodoos kann man gar nicht abschätzen. Erst wenn man auf fernen Pfaden klitzekleine Menschen erkennt (Bild Wallstreet), kann man deren Größe halbwegs abschätzen. Die Details der Hoodoos oder der Felsformationen (Bild Dom) sind auf den ersten Blick nicht erkennbar, man sollte deshalb den Blick ab und zu auf einen kleinen Abschnitt verweilen lassen und noch besser, den Bryce Canyon auf einen der vielen Trails erwandern.

Bryce Panorama Nord

Bryce Panorama Ost

Dom

Wallstreet

Wer mit einem Wohnmobil unterwegs ist, sollte es bereits in der Bryce Village auf dem Shuttle-Parkplatz abstellen und den kostenlosen Shuttle nehmen. Etliche Plätze sind für Wohnmobile gesperrt, mal davon abgesehen, überhaupt einen Parkplatz zu bekommen. Im Bryce Canyon herrscht das ganze Jahr Rummel.
Einen Campground sollte man vorher reservieren oder man stellt sich auf einen der Dispersed Campgrounds einige Kilometer vorher.

Da wir den Bryce schon einmal besucht hatten, sind wir nach einer 6km-Wanderung Richtung Kodachrome gefahren. Auf der Cottonwood Road, einer sandigen Piste, hatten wir uns auf einer traumhaft schönen Dispersed Site niedergelassen.

Cottonwood Boondocking

14./15.10.2017 – Kodachrome – 14 km

Der Kodachrome ist ein kleiner Park, der seinen Ursprung ähnlich wie der Bryce hat. Durch unterschiedliche Mineralien findet man hier eine Vielzahl an Farben vor, wodurch der Park seinen Namen (Kodak Farbfilm) erhalten hat.

Kodachrome

Spontan hatten wir beschlossen, hier 2 Tage auf dem Campground zu bleiben und den Park dieses Mal ausgiebig zu erkunden. Letztes Mal war es einfach zu heiß. Da auch dieser Campground reservierbar ist, hatten wir mit Glück einen der letzten Plätze ergattern können.

Box Canyon

Laundry

Neue Lackierung

Shakepeare Arch

Der Campground “Bryce View” (einer von Dreien im Park) liegt wunderschön und die 15 Euro/Nacht können wir so gerade noch entbehren. Eigentlich sind es nur 8 Euro, denn der Park kostet ja ansonsten 7 Euro Eintritt. Hier gibt es Duschen (kein Saubermachen der Eigenen), eine Laundry und wir konnten wieder entsorgen.

15.10.2017 – Kodachrome / Panorama Trail

Der Panorama Trail beträgt als Loop ca. 10 km zur grandiosen Cold Cave und führt durch das eigentliche Herz des Kodachrome mit all den unterschiedlichen Sandstein-, eigentlich eher Modderformationen.
Wenn man schon hierhin fährt, sollte man diesen Trail auch gelaufen sein, da man auf diesen Trail die Besonderheiten des Parks erst richtig erkennt.

Ulrike in Cool Cave

Panorama Trail

Cool Cave

Biketour

Der Clip mit allen Bildern bis hierher, ca. 17:20 min

Gefahrene km: 25.025
Gelaufene km: 780

Nächster Bericht: Utah II Staircase Escalante National Monument
Den Hwy 12 weiter Richtung Norden mit Escalante, Hole in the Wall und Burr Trail Road

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Zuletzt geändert: 25. März 2021 10:14

Zeige Kommentare (4)

  • Hallo Michael
    Dieses Jahr waren wir mit einem Mietcamper in Kanada und Alaska unterwegs und da reifte unser Plan, 2018, mit unserem WoMo, diesen Trip auf 6 Monaten aus zu dehnen. Dabei bin ich auf deine Homepage gestoßen und habe mir vor allem deine anderen Bemerkungen und Hinweise angeschaut.
    Als erstes ist mir aufgefallen, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben, aber ein bisschen älter bin ich mit 73 schon.
    Dann bin ich auch Mopedfahrer, Yamaha TRX 850, zwar keine Duc, sieht aber so aus. Mir der habe ich noch im letzen Jahr eine Tour, mit Zelt-von Duisburg nach Ukraine, Rumänien, Serbien Albanien usw. gemacht. Du siehst Alter schützt vor Torheit nicht.
    Unser Werdegang als Camper ist ähnlich, 15 Jahre lang war unser VW Bus das Maß aller Dinge. Der passte wie die Lieblingslederjacke. Aus den gleichen Gründen, wie bei euch, man wird nicht jünger und gelenkiger, haben wir uns dann für einen Kastenwagen, allerdings mit Hochdach, entschieden.
    Auch deine Art zu reisen, entspricht uns sehr. Dein Wissen über technische Zusammenhänge ist sehr fundiert, auch wenn so mancher, angebliche Elektroingenieur, etwas anderes behauptet (Verbrauch mit Wandler bei 230V und 12V). Das sage ich mal als echter Ing. Auch macht es Spaß auf deiner Seite zu schmökern, viele Tipps sind richtig gut und sinnvoll. Allerdings die Gelenkhalterung für die Wlan Antenne ist wohl purer Luxus, ein 3mm Aluwinkel mit Gewindeschraube und selbstsichernder Mutter erfüllt für 5 Euro, in jeder Hinsicht, den gleichen Zweck
    Ein Alkoven Fahrzeug kommt für mich nicht in Betracht, da ich nicht schon aus großer Entfernung als Camper erkannt werden möchte. Der Kastenwagen geht gerade noch so durch. Es ist mir durchaus klar dass euer WoMo in einer ganz anderen Liga spielt, das Geld dafür muss man erst einmal übrig haben. Wobei ich der Meinung bin: Es gibt keine sinnlose Geldausgabe, das muss jeder individuell beantworten. Aber ich denke mal, dass es dich interessieren könnte, wie ich die Sache gelöst habe. Zumal ich der Meinung bin, dass ich viele Unzulänglichkeiten, die dich am Kastenwagen gestört haben, beseitigt habe. Das mit der Geländegängigkeit mal außen vor. Hier ist ein Text den ich mal vor ein paar Jahren in einem Forum eingestellt habe. Ich habe nur die Zahlen aktualisiert.

    "Hier einmal ein etwas anderer Ausbau. Ich habe in über dreißig Jahren noch nirgendwo etwas Ähnliches gesehen. Wenn ich mal einen Vergleich mit dem Pössl wagen darf, der in dieser Klasse wohl Standards setzt Der Pössl hat nichts, was ich nicht, in für mich ausreichender, gleicher oder sogar besserer Ausstattung, habe. Umgekehrt fehlt dem Pössl aber etliches worauf ich großen Wert lege s.u. Natürlich kann ich in Punkto Verarbeitung nicht mithalten. Das sind halt Profis und ich bin nun mal kein Schreiner.
    Nach zuvor 15 Jahren Campingerfahrung mit einem VW Bus wusste ich genau was ich wollte und was genau so wichtig ist, was ich nicht wollte. Ähnlich mobil, nur alles ein bisschen größer. Da wir zu 95% „wild“ Campen brauchen wir die Mobilität so wohl in der Stadt wie auf kleinen Feldwegen und die relative Unauffälligkeit (deshalb auch die Reklameaufschrift an den Seiten, das ist ein Fake). Außerdem liebe ich es bei geöffneter Schiebetür zu sitzen, das bieten halt nur Kastenwagen wie Ducato oder Boxer etc.
    Da nicht eines, und das trifft bis heute zu, der auf dem Markt angebotenen Womos, meinen Ansprüchen auch nur annähernd entsprach, blieb mir nur der Selbstausbau. Basisfahrzeug war ein Peugeot Boxer, 3 Liter, 156 PS und 125 Liter Tank. Da macht das Fahren wieder Spaß. Das Hochdach habe nicht selber montiert aber alle anderen Arbeiten sind Do It Yourself.
    Als erstes erstellte ich ein Pflichtenheft mit Einrichtungen die auf keinen Fall fehlen durften.
    1. WC und Dusche
    2. Ausreichend Stauraum
    3. Reichlich Bewegungsfreiheit
    4. Eine großzügige Küche mit viel Arbeitsfläche (wir kochen gerne)
    Da man einen begrenzten Raum nicht vergrößern kann, bleibt als einzige Lösung nur die Mehrfachnutzung übrig. Der Not gehorchend, handhaben alle mir bekannten Kastenwagencamper Punkt 2 so, indem sie die Dusch-WC Kabine als Stauraum benutzen. Vor dem Duschen wird dann alles ausgeräumt und irgendwo im Innenraum steht es dann im Weg. Nach dem Duschen muss dann die Nasszelle gründlich abgetrocknet und alles wieder eingeräumt werden. Spätestens nach dem drittenmal Duschen, nervt einen das Ganze so, dass man das Duschen ganz sein lässt. Man hat jetzt keine praktikable Dusche, zu wenig Stauraum, keine Bewegungsfreiheit und keine Arbeitsfläche in der Küche. Der einzig mögliche Lösungsansatz, wenn alle 4 Punkte erfüllt werden sollen, kann deshalb nur heißen: Doppelnutzung des freien Raums durch eine einfach auf- und ab zubauende Duschkabine.
    Da das Duschen, weniger als 1% der Zeit im Wohnmobil beansprucht, die Nasszelle aber zu 99% ungenutzten Raum beansprucht, habe ich eine mobile Lösung gefunden, wie wir komfortabel im Womo duschen können. Auf- und Abbau dauern jeweils nur 5 Minuten. Das Duschwasser läuft, durch eine mit einem Stopfen verschließbare Öffnung im Boden, ab. Im Sommer kann man die Konstruktion, mit oder ohne Vorhang, zwischen die Hecktüren verlagern. Ein PORTA POTTI haben wir auch noch. Einen Haken hat der Ausbau, wie man sieht auch. Wer zum Pinkeln, fürs Große benutzen wir es eh nicht, unbedingt eine abgeschlossene, schalldichte Kabine braucht, der hat hier schlechte Karten. Aber nach 10 Jahren VW Bus „Ohne“ ist das für uns schon ein Luxus und „gschamig“ sind wir auch nicht.

    Jetzt haben wir die nötige Bewegungsfreiheit und eine Küchenzeile die größer ist, als in allen, mir bekannten Reisemobilen, egal wie groß das Fahrzeug auch immer ist.
    Einige weitere, bei dieser Fahrzeuggröße nicht unbedingt selbstverständliche, Features:
    Großer Kleiderschrank, + Schrank für Schmutzwäsche mit 2 “Wäscheklappen“
    Reichlich Schränke für Kleidung, Vorräte, Küchengeräte und Geschirr und diverse Gläser.
    2 x 11kg Gasflaschen
    Platz für 2 große Klappstühle,
    Der Tisch, kann in Verbindung mit einem mitgeführten Gestell, auch außen benutzt werden.
    Frischwassertanks 100 Liter, 5 Liter Warmwassertherme
    Auf einen großen Wassertank wurde aus folgenden Gründen verzichtet. Der genaue Wasserstand ist nicht zuverlässig kontrollierbar, und schlecht oder gar nicht zu reinigen. Wenn ich sehe was sich so im Laufe eines Jahres am Boden und an den Wänden absetzt, dann ist das ein vorzüglicher Nährboden für Bakterienkulturen. Mein Tank lässt sich problemlos reinigen und durch die Kanister füllen und die wiederum bekomme ich an jedem Ort schnell gefüllt. Wo, das behalte ich für mich, man weiß ja wie das ist, mit den „Geheimtipps.
    Zweiflammiger Gaskocher, mit einer größeren Flamme, vom Bootausrüster (bei den gängigen Modellen bekomme ich kein Steak richtig angebraten und Nudelwasser kocht auch nicht ohne Deckel), so modifiziert, dass er leicht und schnell waagerecht nivelliert werden kann, unabhängig von der Schräglage des Fahrzeugs. Für einen dreiflammigen Kocher wäre ausreichend Platz vorhanden, aber alle angebotenen Modelle fanden nicht die Zustimmung meiner Frau, da gleichzeitige Nutzung aller 3 Flammen, wegen der Größe unserer Pfannen und Töpfe praktisch nicht zu handeln war.
    Großer Absorber Kühlschrank, Abluft durch Ventilator, aber Besonderheit, Luftzufuhr, immer mit der kühlst möglichen Lufttemperatur und die ist bekanntlich unterm Auto, nur durch einen zweiten Ventilator im Boden. Dadurch konstant, maximaler Wirkungsgrad. Thermometeranzeige in der Nähe der Kühlrippen, ermöglicht mir rechtzeitiges Down regeln, um Aufschaukeln mit Überhitzung, bei sehr heißen Außentemperaturen, zu vermeiden. Absorber Betreiber wissen wovon ich spreche. Hat auch bei höheren Temperaturen immer funktioniert.
    (Anmerkung den Absorber haben wir 2017, wegen der besseren Kühleigenschaften, gegen einen Kompressor ausgetauscht, da unser Bewegungsprofil eine größere Entladung der Bordbatterie eher unwahrscheinlich macht. Hat sich dieses Jahr in den Karpaten schon bewährt).
    Ablage (Stauraum) für Wanderstöcke Schirme und ein Stativ mit Galgen (wird in Verbindung mit einer 3 Watt LED Leuchte als Außenleuchte verwendet).
    Großes Bett, (2,10 x 1,70)m, mit 13cm Mehrschichtmatratze (Eigenbau aus Kalt Schaumstoff und Visco Schaumstoff, hochwertiger Matratzenbezug). Ein Tipp: Einfach eine hochwertige, normale Matratze in der „Bucht“ ersteigern und entsprechend zurechtschneiden (lassen).
    Gepäckträger (Eigenkonstruktion) für Fahrrad und falls nötig auch für „Gedönskiste“, kostet nur 1/3 der herkömmlichen Träger- Leitersysteme, ist aber mehr als 3 x so stabil. Türbleche innen, verstärkt durch großflächiges 19mm Multiplex, ganzflächig mit Sikaflex verklebt und 8mm Einschlagmuttern, außen Aluplatten mit Sikaflex verklebt. Befestigung durch 4 Schrauben 8mm. Schnelle Montage und Demontage
    2 x 100 A Bordbatterien in Verbindung mit einem Sterling B2B Ladegerät
    Wechselrichter 1200 Watt Sinus Dauerleistung für Fön und Espressomaschine (liegt wegen des hohen Strombedarfs (100 Ampere, fingerdicke Kabel) nur an der Starterbatterie und wird in der Regel nur bei kurzfristig laufendem Motor betrieben.
    Feste Ablage für FS Gerät, Betriebsposition mit nur einem Handgriff .
    2 x 100 Watt RMS High End Endstufe von MB QUART, Tannoy Studiolautsprecher, automatische Umschaltung bei Fahrbetrieb auf die Frontlautsprecher in den Türen. Radio (CD MP3) per Fernbedienung steuerbar.
    Batterie Bordcomputer: Spannung, Strom und Ladezustand.
    Flache (8 mm) LED Einbauleuchten (Eigenbau aus LED Element und Sanitärrosette) Betrieb bei konstant 11,7 Volt (Lebensdauer)
    2 Solarzellen auf dem Dach
    Großes, elektrisches HEKI Dachfenster
    Große elektrische Trittstufe
    Kleine, regelbare, lautlose Ventilatoren (mit 1,2 Volt Betriebsspannung) über der Kochstelle.
    85cm Satellitenschüssel, automatisch steuerbar.
    Ich wollte mit dieser Aufstellung nicht strunzen, sondern sie ist deshalb so ausführlich, weil dies alles in so einem kleinen Fahrzeug untergebracht wurde und trotzdem noch so viel Bewegungsfreiheit, Stauraum und Arbeitsfläche vorhanden ist. So habe ich z.B. die Bordbatterien nebst allen elektrischen Steuerelementen, Wechselrichter und die Audio Endstufe unter beide Vordersitze montiert. Das war Millimeterarbeit. Für zukünftigen Batteriewechsel kann ich schon mal einen Arbeitstag einplanen, aber so alle 6-7 Jahre ist das sicher zu verkraften.
    Vor 18 Jahren habe ich meinen ersten Peugeot Boxer fast gleich ausgebaut, aber er war noch nicht perfekt. Ich habe also reichliche Erfahrungen sammeln können und über Verbesserungen nachdenken können, die in den heutigen Ausbau eingeflossen sind. Bei jeder einzelnen Baumaßname und bei jedem Funktionsteil weiß ich genau, warum so und nicht anders. Das hat mehrfach zu folgenden Situationen geführt. Ich hatte eine Idee und habe sie ausgeführt. Wenig später, zumeist auf Spaziergängen, mit unseren beiden Hunden, fiel mir ein, dass man die Sache auch ganz anders lösen könnte. Also alles ausgebaut und neu gemacht. Manchmal, während des Ausbaus oder kurz danach, merkte ich dann, dass man die funktionelle Ausführung noch besser machen konnte und bevor ich mich jetzt jahrelang darüber ärgern würde, habe ich das Teil zum drittenmal gebaut. Ich kann gar nicht sagen, wie oft das vorgekommen ist, viel zu oft. Schönes Beispiel ist die 65´Sat Schüssel. Wegen des Dachfensters passte keine 85´. Das hat mich immer gestört. Dann bin ich darauf gekommen, dass man die störenden 17cm am oberen Rand einfach absägen kann und man hat immer noch 50% mehr Fläche als bei der 65´. Also noch mal 100 Eumel in eine 85´ investiert. Ich habe auch mal nachgerechnet und bin auf 800 Arbeitsstunden für den kompletten Ausbau gekommen. Ich bin Perfektionist, aber nur was die funktionelle Ausführung betrifft, nicht die handwerkliche. Ich kann und mache zwar alles selber, aber nicht immer so professionell. Na ja, auf dem Gebiet der Elektrotechnik-Elektronik kenn ich mich aus und hier habe ich einige nicht übliche Features installiert. Aber keine elektronischen Spielereien, nur Nützliches, in konventioneller Technik, mit Relais, Schaltern und Strippen. Bei Ausfall irgendeines Systems muss Fehlersuche und Reparatur auch in der Pampa funktionieren.
    Außer für meine Frau und mich, haben wir auch noch Platz für unsere beiden Border Collies, nebst deren und unseren Futtervorräten und reichlich Getränken. Seit 2011 haben wir, mehrmals, 2 Monate am Stück Urlaub gemacht und haben festgestellt, dass wir keine Kiste für Gedöns brauchen, da wir alles, was wir benötigten, auch so untergebracht haben. Noch ein Wort zu den Kosten. Der Innenausbau 13.000, das Hochdach 3.740, das Fahrzeug 24.000, zusammen 40.740. Dies ist allerdings der Stand von 2008.
    Der Ausbau liegt nun auch schon etliche Jahre zurück und ich bin der Meinung, dass ich meiner „Eierlegenden Wollmilchsau“ ziemlich nahe gekommen bin. Mir fällt nichts ein was ich noch verbessern könnte oder anders machen würde. Ein Zeichen dafür ist, in den zurückliegenden Jahren hatten wir nach jeder Tour eine „To-Do“ Liste für Änderungen und Verbesserungen. Das ist jetzt Vergangenheit.
    Hier noch ein Tipp für künftige Ausbauer. Man nehme reichlich, große Kartons, steife Pappe und einer Klebepistole. Jetzt kann man die Einbauten, grob oder auch feiner, im Maßstab 1:1 erstellen und im Fahrzeug ankleben. Was auf einem Grundriss noch relativ klein aussieht, kann räumlich schon ein ziemlich großer Brocken sein. Schnell kann man was anstückeln oder abschneiden Man braucht keine 2 Stunden dafür und hat eine genaue, räumliche Vorstellung davon, wie der geplante Ausbau am Ende aussieht."

    So das war der Text. Da du auch ausführlich über die körperlichen Bedürfnisse sprichst kann ich sie ja auch erwähnen. Für das große Geschäft benutzen wir, wenn möglich, Toiletten vor Ort oder wir marschieren ins Unterholz, wobei wir immer das Toilettenpapier mit einem kleinen Plastikbeutel (Hundebeutel) einsammeln. Zusammengeknüllt ist das gerade mal eine halbe Faust und wird mit dem Restmüll entsorgt. Zum Pinkeln auf unserem Porta Potti benutzen wir keine Chemie sondern nur reichlich Wasser. Dies wird einmal pro Tag irgendwo in die Botanik gegossen. Da habe ich kein schlechtes Gewissen dabei, denn das Gemisch ist weit weniger konzentriert, als bei dem allgemein akzeptierten Strullen, von Freipinklern.
    Ganz klar, ein Fahrzeug mit dem sicher nicht alle einverstanden sind, aber für uns fast perfekt, den Allradantrieb gab es leider nicht in dieser Kategorie.
    Ich wünsche euch noch einen schönen Urlaub und begleite euch weiter Online und nächstes Jahr folgen wir „ teilweise“ euren Spuren.

    • Hi Jochen,
      danke für deinen ausführlichen Kommentar und das Löbchen! Er wird den Lesern bestimmt als Anregung dienen!
      Ich kann jetzt leider nicht auf Punkte eingehen, mir fehlt die Zeit und die Möglichkeiten. Netz ist gleich wieder alle ;-)
      Liebe Grüße aus Moab, Mikesch