Sizilien 2025 im Wohnmobil Teil I

Unser Reisebericht über die Umrundung von Sizilien mit dem Wohnmobil im Winter.
Eigentlich wollten wir ja nicht nach Sizilien, zuviel haben wir über den unsäglichen Müll gelesen. Doch auch viel Positives über die landschaftlichen Schönheiten der Insel. Und auf den Ätna wollte ich auch schon immer einmal hoch. So hatten wir uns unser eigenes Bild gemacht.
Vorheriger Reisebericht: Italien 2025 Campanien bis Kalabrien

Tipps:

Fähre

Die Fähre buchten wir online bei Bluferries von Reggio Calabria nach Tremestieri. Das hat für Reisende, die Richtung Etna wollen den Vorteil, dass sie das Verkehrschaos in Messina umgehen. Die Linie ist auch günstiger und wenn man gleich die Rücktour mit bucht, zahlt man gegenüber rund 130€ lediglich 85€ (2025) hin und zurück. Für die Rücktour hat man dann 60 Tage Zeit.

Etna und Gebirge im Winter (Antigel)

Wer ab November den Etna besuchen möchte, kann dann schon mal mächtig Frost bekommen. Bei uns sind es tagsüber um -6 und Nachts bis >-10 Grad kalt geworden. Flockt der Diesel erst einmal aus, wird eine längere Zeit eine Temperatur von min 15 Grad benötigt. Das könnte übel enden, denn wer möchte schon auf dem Etna überwintern?
Da es in Italien offenbar keinen Winterdiesel gibt, sollte man sich also an einer Tankstelle „Diesel Antigel“ bzw. ein „Additivo antigelo per gasolio“ besorgen!
Ist auch hilfreich, wer Touren durch die Berge unternehmen möchte.

19.11.2025-Sant Alessio Siculo-50km

Wir sind nun mittlerweile auf Sizilien gelandet und Bella Italia konnte meinen letzten Post offensichtlich nicht auf sich sitzen lassen😁
Es begann schon mit dem letzten Nachtplatz bei und im Ort San Giovanni. Es war absolut sauber und es standen überall Mülltonnen herum.
Kommen wir von der Fähre in Tremestieri auf Sizilien an, wieder alles sauber. Wir gehen ausnahmsweise mal auf die Autobahn, was ist? Seitenstreifen und Parkplätze pikobello sauber und sogar mit Mülleimern ausgestattet.
Gelandet sind wir in Sant Alessio Siculo, einem ursprünglichen, zwar leicht  morbid erscheinenden Ort mit hübscher Promenade und auch hier, was soll ich sagen, kaum ein Papierschnipsel findet man auf der Straße und der Strand ist so was von sauber!
Das soll das dreckige Sizilien sein?
Der erste Eindruck soll ja bekanntlich nicht täuschen, hoffen wir mal, dass das so bleibt, jedenfalls sind wir gerade ob der vielen Berichte und verbundenen Erwartungen völlig baff.

Triscell Area Attrezzata Camper

Durch die dichte Bebauung gibt es entlang der an sich wunderschönen Küste mit den schroffen Felsen allerdings keine netten Freistehplätze. Also haben wir uns auf dem hübsch angelegten Stellplatz Triscell von Nino niedergelassen. Nino ist dermaßen nett, er hat uns knapp 30 Messages mit Infos über die Umgebung mit Sehenswürdigkeiten und Wissenswertem geschickt.
Manchmal ist es einfach besser, auf einen SP/CP zu gehen, so gerne wir allgemein frei stehen. Hier werden wir ein paar Tage bleiben und auch Ausflüge mit Roller unternehmen.

Der Roller

Um die Gegend zu erkunden, eignet sich am Besten ein Zweirad. So etwas wie neulich, eine Royal Enfield, war leider nicht zu bekommen. Dafür etwas ähnlich exotisches, eine 125er Habana Custom, wobei, mit Aprilia können die Meisten mehr anfangen. Gebaut wurde sie bis 2002 und das gute Stück sieht eher der Abstellkammer eines Museums entsprungen aus. Eine stylische Schönheit, der Lack matt geworden und mit den Spuren von Jahrzehnten italienischer Straßen und vor allem Fahrweise gesegnet. Also eigentlich passt der Scooter zu uns…
Die Übergabe erfolgte auch recht südländisch lässig speziell. Keine Kreditkarte, nur bar, als Vertrag ein Zettel wo alles drauf stehen könnte und man, also ich, drauf schreiben konnte.

Taormina

Unsere erste Tour führte uns die Küste entlang zu der angeblich weltberühmten auf einer Felsterrasse des Monte Tauro gelegenen Stadt Taormina.
Ein Wahrzeichen ist das antike Theater, das wieder einmal die Griechen im 3. Jahrh. v.Chr. gebaut, aber von den Römern umgebaut wurde weil es ihnen wohl nicht so recht gefallen hat.
Wenn das Wetter mitspielt, kann man von den Logenplätzen aus das Meer sowie den Etna gleichzeitig betrachten. Macht man ja meist, da eh keine Aufführungen mehr statt finden. Aber auch dieses Schauspiel ist mit 16€/Pers. zu entlohnen. Dies kann man aber auch ganz kostenlos von der Terasse des Piazza IV Aprile aus genießen.

Für Leute, die nicht so arm wie wir sind und mit einem antiken und verblichenem Scooter herum fahren müssen, gibt es noch den Corso Umberto. Eine autofreie Flaniermeile mit Luxusboutiquen und Kunsthandwerksläden, Restaurants und überhaupt all den Läden, wo man Unmengen an Geld ausgeben kann. Wahrscheinlich deshalb wird der Ort auch gerne als das Sizilianische Saint-Tropez bezeichnet.
Wer die kiesige dunkle Vulkanasche mag, kann sie und das klare Wasser des Meeres unten am Strand bewundern und genießen. Da das herunter laufen von 200 Höhenmetern mit Badeklamotten keinen Spaß bereitet, steht eine Seilbahn zur Verfügung.
Der Besuch der lebendigen Unterstadt mit den Restaurants und Cafés lohnt sich schon alleine wegen des Blickes auf die wunderschöne Isola Bella die ihrem Namen alle Ehre macht und überhaupt die Ausblicke auf die felsige Küste.

Fazit:

Sicher, Taormina besteht größtenteils aus alten, historischen und morbid erscheinenden Häusern, doch durch die vielen Pflanzen und kleinen Kunstwerke, die nahezu jedes Haus Zieren, erscheint der Ort in einem strahlenden Glanz.
Die Einwohner scheinen sich übertreffen zu wollen. Klar, das man in einem solchen Ort auch nicht alleine ist.
Das Thema Müll erwähne ich wieder nur mal so am Rande, den gibt es nämlich nicht, auch außerhalb nicht. Vielleicht lesen die Sizilianer meine Berichte und räumen vor uns auf.

Mit Roller durch die Bergwelt

Unser in die Jahre gekommener Roller – ein Gefährt, das man mittlerweile eher ins Technikmuseum stellen als noch benutzen sollte – musste heute noch einmal tapfer ran und uns durch die Berge schleppen. Man könnte fast meinen, so ein Roller sei auch nur ein Mensch: Unser alter Methusalem ächzte, schnaufte und klapperte bei jeder Bodenwelle, und einige der Schlaglöcher waren so groß, dass man problemlos ein mittelgroßes Hausschwein darin hätte zwischenparken können. Einmal hat er sogar eine Steigung geschafft, die ihn nur knapp nicht ins Viertakt-Jenseits befördert hätte.

Die Vmax, Durchschnitt 30 km/h, war entsprechend überschaubar. Aber ganz ehrlich: Mehr hätte man auf diesen winzigen, serpentinenreichen Bergsträßchen sowieso nicht überlebt – weder wir noch der Roller. Abenteuerlich? Sagen wir mal so: Indiana Jones hätte hier seine Freude gehabt.

Umso dankbarer waren wir unserem klapprigen Methusalem, denn ohne ihn wären die verträumten Bergdörfer hoch oben in der felsigen Wildnis, für uns unerreichbar geblieben. Mit unserem Bimo hätten wir uns gar nicht erst in dieses sizilianische Urterrain vorgewagt – Bimo wäre wahrscheinlich nach drei Kurven in einem Dorf steckengeblieben und wir wären zwangsläufig dort sesshaft geworden… vermutlich als die neuen Deutschen vom Ende der Steigung.

Eine Erkenntnis des Tages: Auch eine auf der Karte völlig harmlos wirkende Strada Provinciale kann sich plötzlich in eine Offroad-Strecke verwandeln, so schmal, dass ein Roller und ein Fahrrad gerade so Platz haben – und das nur, wenn beide vorher tief einatmen.

Nach dieser herrlich holprigen und gleichzeitig atemberaubenden Tour durchs sizilianische Bergland kann ich nur sagen: Sehr empfehlenswert! Man lernt dieses wunderschöne Fleckchen Erde erst so wirklich kennen.
Aber bitte, wirklich bitte: Lasst das Wohnmobil stehen. Nehmt einen Roller, ein Motorrad oder einen Kleinstwagen. Selbst damit wird’s schon spannend genug – Abenteuergarantie inklusive.

Seifenkisten

Notiz am Rande: Wir sind in Savoca in ein Seifenkisten-Rennen geraten, wobei Seifenkiste wirklich nicht mehr der Richtige Ausdruck ist.
Das sind HighTec-Geräte aus edelsten Materialien die eher an die Formel 1 erinnern, nur ohne Motor.

25.11.2025-Etna-45km

Wenn man schon auf Sizilien ist, dann gehört natürlich ein Besuch des Ätna dazu.
Also machten wir uns von unserem wunderschönen Nachtplatz aus auf den Weg und humpelten zunächst durch die nahe Furt, um uns dann gefühlt mehrere Lebensjahre lang durch die Küstenorte zu quälen. Besonders Giarre stach hier hervor: Ein Ort, der mit wunderschönen historischen Bauten gesegnet ist, die allesamt den morbiden Charme eines Museums haben. Man erkennt noch den Glanz vergangener Tage – aber halt sehr vergangener Tage.
Ein Stopp wäre schön gewesen, aber wir waren einfach nur froh, Chaos und Enge hinter uns zu lassen. Einen Parkplatz für Bimo zu finden gleicht hier ohnehin einer Art  Glücksspiel, nur ohne Gewinnchance.

Irgendwann – also nach diesen epischen 15 Kilometern mit 25 km/h, also ne Art Zeitlupe die sich Bimo den Vulkan hochquälte – erreichten wir tatsächlich den Parkplatz. Der war mit 27 € für Wohnmobile natürlich ein echter Schnapper.
Doch dieses Mal bescherte uns die Lottofee aber etwas Glück bei der Lotterie der Vergabe der kostenlosen Parkplätze.

Ätna/Etna Wanderung

Von hier aus starten diverse Wanderwege durch die beeindruckende, teils mystisch wirkende Lavalandschaft. Klar, dass ich gleich eine kleine 3-km-Runde einlegen musste. „Klein“ bedeutete in diesem Fall: Zwei knackige Aufstiege zu den Kraterrändern Monti Calcarazzi und Cono eruzione 2001. Erst 150 Höhenmeter hoch, dann wieder runter, dann nochmal 60 m hoch. Das alles über weichen Lavasand wo man auf dem steilen Weg bei jedem Schritt einsank, geschweige überhaupt einen Halt  bekommen hat.
Hinzu kam, dass ich als sportlicher, aber doch offiziell der Kategorie „altes Eisen“ zugeordneter Mann natürlich nicht an die Höhe adaptiert bin. Die dünne Luft von nur 0,75 bar fühlte sich an wie bei einem schlecht eingestellten Vergaser – damals gab es sowas noch – der den Motor langsam absterben ließ.

Es war recht stürmisch mit bis zu 60 km/h, die Wolken jagten im Tiefflug über die Landschaft, und ab und zu blitzte die Sonne hervor. Der schnelle Wechsel der Lichtspiele war so irre, dass ich mich ernsthaft fragte, ob ich eventuell auf einem anderen Planeten gelandet bin. Als die Wolken richtig dicht wurden, bekam das Ganze plötzlich den Charme einer bedrückenden Geisterbahn, ich dachte, jeden Augenblick setzen sich die seltsamen Lavagebilde in Bewegung.
War das ein erhabenes Erlebnis, vielleicht sind deshalb die Parkgebühren so hoch…

Man kann auch mit der Seilbahn bis auf 2.500 m hoch fahren oder sich mit einem Quad oder mit 4×4-Bus nach oben schaukeln lassen. Aber mal ehrlich: Ob man so die Landschaft dann wirklich fühlt und erfahren kann?
Auch die Wanderung von der Bergstation auf etwa 3.000 m reizte mich nicht. Ich meine, die schönste Lavawelt mit all den Nebenkratern befindet sich eh weiter unten.
Abgesehen davon, dass ich die Wanderung ohne Sauerstoff-Höhenkit eh nicht durchgestanden hätte.
Natürlich blieben wir über Nacht am Etna und fanden einen traumhaften Nachtplatz mit Blick über die bizarre Landschaft und auf den Ätna.

Mit diesem tollen Erlebnis endet dieser Reisebericht, der Nächste: Italien 2025 Sizilien Teil II (in Vorbereitung)

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Zuletzt geändert: 25. November 2025 10:22