Allrad an Steigungen

Auf unseren Reisen ist es nun ein paar Mal mit unserem Bimobil passiert. Auf mir erscheinenden selbst relativ harmlosen Steigungen musste ich den Allrad einsetzen, wo Andere mit ihren PKW oder selbst frontgetriebenen Kastenwagen einfach nur hoch fuhren.
Neulich schaffte ich es noch nicht einmal auf feuchtem Asphalt, mit Allrad eine wirklich steile Steigung mit unserem relativ schweren Wohnmobil hoch zu kommen.
Sicherlich, normalerweise braucht man keinen Allrad, nur in seltenen Fällen, lest dazu auch den Bericht: Braucht man einen Allrad ->
Aber Steigungen auf Schotter stellen schon ein Problem dar, warum ist das so?
Auf dem Video seht ihr eine kleine Steigung, der viele Staub rührt von den Durchdrehenden Rädern her. Das ging nur mit etwas Schwung und Allrad.
Runter war auch amüsant, da war ich ganz langsam und wollte kurz anhalten. Ging nicht, das Wohnmobil rutschte einfach nur die Piste runter.

Die Erklärung ist eigentlich einfach, Stichwort resultierende Kräfte!
Infos auf Wikipedia: Resultierende und Kräfteparallelogramm
Sehr schön verständlich, gerade für unser Beispiel: frustfrei-lernen.de/mechanik/kraefte-zerlegen-resultierende-kraft

Male ich mir ein maßstabgerechtes Kräfteparallelogramm für obige Strecke auf, errechne ich bei unseren 5,3 Tonnen Lebendgewicht bei der Steigung von ca. 30 Grad grob ca. 1,5 Tonnen, die nach hinten ziehen.

Diese 1,5 Tonnen Kraft die nach hinten ziehen müssen überwunden werden und dazu muss der entsprechende Grip da sein.
Nun würden ja die 3,5 – 3,8 Tonnen, die verbleiben, die Reibung erhöhen, tun sie aber nicht wirklich.
Der Untergrund ist lose mit kleinen Steinen die eher nachgeben.
Bei einem 2×4 wird nur eine Achse angetrieben, dreht ein Rad durch, geht sogar jede Antriebskraft verloren.

Es ist das Missverhältnis höhere Reibung durch höheres Gewicht und die Kraft, die nach hinten zieht, dass je nach Steigung eine Differentialsperre oder Allrad notwendig wird, je schwerer ein Fahrzeug ist.
Der notwendige Grip steigt nicht im Verhältnis zum Gewicht wie die Kraft, die nach hinten zieht.
Das kann man auch sehr schön im Winter beobachten, wenn LKW Autobahnen selbst bei kleinsten Steigungen blockieren, weil sie nicht hoch kommen.
Je höher das Gewicht, desto größer das Problem bei Steigungen!

Warum schreibe ich das eigentlich?
Liest man in Foren oder liest die Vorurteile über Allrad, weil, da kommt man ja überall hin…
Nein, schwere Wohnmobile oder die ganzen großen Expeditions-Wohnmobile benötigen den Allrad oder zumindest Sperren schon dann, wo die leichten Fahrzeuge und auch die von einigen verächtlich genannten Weißware-Fahrzeuge Frontkratzer Kastenwagen einfach lang fahren.
Dass sich Fahrer schwerer Standard-Wohnmobile Gedanken über Steigungen mit höherem Gefälle auf losem Untergrund machen und auch die 4×4-Fahrer schwerer Wohnmobile Gedanken machen, dass die Physik auf losem Untergrund schnell Grenzen setzt.

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Zuletzt geändert: 25. März 2021 10:14

Zeige Kommentare (3)

  • Hallo Michael
    Nette Zeichnung, aber ein kleiner Denkfehler. Bei der gezeichneten Steigung würde nicht nur dein Bimo verkacken, sondern auch, so ziemlich alle anderen Fahrzeuge ohne Ketten. Eine Steigung von 30 Grad bedeutet eine Steigung von fast 58% und solche Straßen kenne ich nicht.
    Liebe Grüße
    Jochen

    • Moin Jochen,
      die Zeichnung dient ja in erster Linie dem Verständnis ;-)
      So steil war es beim letzten Mal auch nicht.
      In Alaska aber bestimmt fast. Da waren um 150 m zu überwinden und es ging nur mit rutschendem Allrad, Untersetzung und Schwung. Ulrike ist hoch gelaufen oder besser, geklettert, die wollte da nicht im Auto sitzen :-)
      Ich war da vorher auch nur runter, weil die Amis mit ihren PickUps da relativ leichtfüßig hoch sind, ohne Allrad, ok, auch mit Schwung, aber ohne durchdrehende Räder so wie bei mir. Da war mir das das erste Mal aufgefallen, wie es die Kiste nach unten zieht.

      Der Grundeffekt stimmt schon, je schwerer, desto schwieriger die Auffahrt.

      Viele Grüße aus Barcelona,
      Michael

  • Hallo,

    bei 30° ist der Hangabtrieb sin (30°) = 0,5 mal das Gewicht (genauer:Gewichtskraft).

    Das wären also bei 5,3 t: 2,65 t.

    Geländewagen schaffen um die 100 % Steigung.

    Mit freundlichem Gruß

    Uli