Silber Tankdesinfektion im Wohnmobil

Bild: Dr. N. Josef Pies / Bert von Beuren Lizenzhinweise und Infos

In nahezu sämtlichen Foren und auf Facebook wird Silber als Zugabe für den Frischwassertank im Wohnmobil gepriesen…

Grundsätzlich halte ich im Normalfall Zugaben in den Frischwassertank für völlig überflüssig. Lest dazu gerne meinen Artikel Tankdesinfektion/Zugaben. Für die Wohnmobilisten die meinen, man müsste dennoch etwas in den Wassertank, insbesondere Silber beigeben, für die ist dieser Artikel zum Nachdenken gedacht.
Ich bin weder Arzt noch Wissenschaftler, aber ich versuche einmal, an die Sache Vorurteilsfrei heran zu gehen.

Die Wirkung von Silber

Silber ist hochtoxisch, es durchdringt die Zellwände / Zellmembran und zerstört den Zellkern bzw. greift in die Verbindungen der Zelle ein. Die starke antimikrobielle Wirksamkeit von Silber wird mit eben dieser Fähigkeit in Verbindung gebracht.
Grafik unten: Die Antibiotische Wirkung kolloidalen Silbers. Links unbehandelte Agarschale 4 (oben) und 6 Tage (unten) nach kurzer Bekeimung an der Luft. Rechts Vergleichstest mit Agarschale, die mit kolloidalem Silber vorbehandelt wurde.

Bild: Dr. N. Josef Pies / Bert von Beuren
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Die Wirkung ist also unbestritten. Insbesondere kolloidales (s. unten) Silber wird in der Medizin bei Wundauflagen, Silberbeschichtungen endoskopischer Tuben, Silberbeschichtung von Endoprothesen, Kunststoffe mit Silberdotierung zur Anwendung in der Medizintechnik, Silberhaltige Cremes als Arzneimittel und Kosmetika, z. B. bei Schuppen mit Hautpilzverdacht oder bei Neurodermitis eingesetzt.

Wasserkonservierung mit Silber

Hierauf schwören viele Wohnmobil-Fahrer. Wie oben ausgeführt, ist Silber äußerst wirkungsvoll! Zum Einsatz kommt hier oft die viel gepriesene Silberkugel, Micropur, Silvertex oder ein Silbernetz. Aus dem an sich festen und untoxischem Material werden auf Dauer einzelne Silberionen heraus gelöst. Diese Silberionen dringen in die Zellkerne der Bakterien ein und töten diese ab. Dadurch, dass nur einzelne Ionen aus dem Material heraus gelöst werden ist die Wirkung wie bei kolloidalem Silber.

Kolloidales Silber

Bei kolloidalem Silber handelt es sich um ultrafeine Partikel elementaren Silbers (Nanosilber).
Die Begriffe Nanopartikel bzw. Nanoteilchen bezeichnen Verbünde von einigen wenigen bis einigen tausend Atomen oder Molekülen. Der Name Nano bezieht sich auf ihre Größe, die typischerweise bei 1 bis 100 Nanometern liegt: Ein Nanometer (Abkürzung: nm) entspricht 10-9 = 0,000 000 001 Meter = 1 Milliardstel Meter.
Die Wirkungsfläche ist hier sehr groß, es reichen kleinste Mengen, um eine große Wirkung zu erzielen. Nano-Partikel sind so klein, dass sie auch die Zellwände der Haut durchdringen.

Langzeitfolgen bei dem Einsatz von Silber

Klinische Studien, die eine Wirksamkeit von kolloidalem Silber beim Menschen verifizieren oder falsifizieren könnten, gibt es z.Zt. nicht, jedenfalls habe ich keine im Netz entdecken können.
Die Anbieter halten sich natürlich zurück, sie preisen ihre Produkte mit großer Reinheit und bla bla Laboranalysen an, sie wollen ja ihr Produkt verkaufen. Bei den o.g. Fakten sollte man allerdings verinnerlichen was da passiert. Die Silberionen dringen auch in die menschlichen Zellwände ein, das Silber kann nicht unterscheiden, ob eine menschliche Zelle oder ein Bakterium vorliegt 😉

Der Arzneifachmann Dr. med. Clemens Mittmann, Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, weist auf folgende Schädigungen durch kolloidales Silber hin: Die chronische Einnahme kann zu einer quasi irreversiblen Einlagerung von Silbersalzen in Schleimhäute und die Haut führen. Aber auch in Gefäßen und inneren Organen wie Leber, Nieren, Milz und im Zentralnervensystem lagert sich Silber ab. Dies kann unter anderem zu chronischen Oberbauch-Schmerzen und zentralnervösen Erkrankungen wie Geschmacks- und Gangstörungen, Schwindel oder Krampfanfällen führen. Gewarnt werden muss vor der Einnahme vor allem während der Schwangerschaft.

Fazit

Nun kommt sie, meine Meinung… 🙂
Genau das, was der Herr Dr. med. Mittmann meint, genau dies ging mir schon immer durch den Kopf. Auf Dauer kann es doch auch für uns Menschen nicht ohne Folgen bleiben, hochtoxisches Silber zu uns zu nehmen!
Es gibt Zeitgenossen, die nehmen Kolloidales Silber sogar bei Erkältungen und Grippe ein, tragen behandelte (Unter-)Wäsche gegen Schweiß und das über Jahre hinweg.

Sicherlich gibt es noch keine Langzeit-Studien, aber wenn man sich verinnerlicht, was da passiert, würde ich doch etwas Vorsicht walten lassen.
Nun, Wohnmobil-Fahrer sind größtenteils jenseits der >65, denen können Langzeitfolgen relativ egal sein, aber grundsätzlich…

  • Keine Beigaben wie Silberkugeln, Silbernetze oder sonstiges in das Trinkwasser als Dauerbeigabe. Unser Trinkwasser ist nahezu steril, lest hier mal Tankdesinfektion/Zugaben.
  • Kein Silber in den Trinwassertank bei jungen Menschen oder wenn Kinder an Bord sind.
  • Als wirkungsvoller Einsatz evtl. temporär nur dann, wenn man sich sicher ist, schmutziges Wasser getankt zu haben, eine lange Reise in Ländern wie in Asien, Mittel- Südamerika oder Afrika vor hat.
    Dann würde ich aber keine sauteure Kugel oder Netz verwenden, sondern wenn es schon sein muss, wie Traveller das machen Micopur verwenden.
  • Besser noch als jede Diskussion über Dauerbeigaben ist, das Wasser nur zum Duschen/Waschen/Spülen verwenden und das günstige Trinkwasser in den 5L-Gebinden erwerben die es überall auf der Welt gibt.

Zur besseren Meinungsfindung noch einige Links:

Es gibt eine Untersuchung vom Umweltbundesamt zum Thema Silber und Silberionen im Trinkwasser, PDF (<800 Seiten)

Quellen:
chemie.de Kollodiales Silber
Wikipedia Ionen
Wikipedia Nanoteilchen
Wikipedia Silber
Wikipedia Kollodiales Silber
Quellennachweis zum Titelbild ->

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Zuletzt geändert: 12. Dezember 2022 23:14

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Zeige Kommentare (8)

  • Hallo Michael,
    ich gehe mit dir konform...wenngleich mir der letzte wissenschaftliche Beweis fehlt, habe ich bei den Silberionen auch kein gutes Gefühl. Ich habe mich mit der Problematik Desinfektion und Bioschlamm vor knapp zwei Jahren sehr eindringlich beschäftigt. Das ging soweit, dass ich mich bis zu Lebensmittelhygieneinstituten durchtelefoniert habe, weil ich auch wissen wollte, inwieweit durch normale PVC Gartenschläuche zur Befüllung des Wassertanks eine Gefährdung ausgehen könnte.
    Ich bin, was die Desinfektion UND Bioschlammvermeidung angeht, schließlich bei Chlordioxid gelandet: z.B. http://www.asstor.de -> Oxosanum Tabletten.
    Für mich ist das nun die Lösung, bei der ich das beste Gefühl (messen kann ich eh' nichts) habe.
    VG Jörg

    • Hi Jörg,
      richtig, es gibt keine Studien. Meine Meinung bilde ich mir aus der Wirkungsweise, die ist ja unbestritten.
      Oxosanum ist auch harmlos, es zerfällt nach kurzer Zeit zu Kochsalz. Als reine Desinfektion halte ich das auch für das beste Mittel.
      Ich mache gar nichts, schon seit Jahrzehnten, allerdings verwende ich das Wasser nur zum kochen und Kaffee, da Wasser doch Geschmack annehmen kann. Teilweise stand das Wasser Wochen im Tank, auch im Sommer. In sauberen Systemen können weder Keime noch Film entstehen. Keime brauchen Futter, wenn sie das nicht haben, sterben sie und Keime sind im Trinkwasser nur minimalst vorhanden. Ich hatte mal nach 6 Jahren den Tank meines Kastens gereinigt und mich dann gefragt, was es da zu reinigen geben soll. Alles blitzblank wie am ersten Tag.
      Aber ich versuche niemanden mehr zu überzeugen, wenn jemand mit einer Behandlung ruhiger schlafen kann, dann soll er es tun und dann ist es auch das Geld wert. Man sollte nur darauf achten, seinen Körper frei von Chemie zu halten.
      LG Michael

  • Moin,
    dass Trinkwasserbehälter auch auf lange Sicht frei von Ablagerungen sein sollen, kann ich nicht bestätigen. Wenn ich bei mir Zuhause betanke, setzt sich die im Wasserwerk des Versorgers die unabgeschlossene Enteisenung und Entmanganung fort. Es finden sich also am Ende einer Reisesaison stets Eisen und Mangan als Rückstände/Ausfallprodukte auf dem Tankboden. Betanktes Wasser entspricht in Europa in puncto "Keimfreiheit" dem Standard der Trinkwasserverordnung. Kolonien können bereits beim Betanken über einen undesinfizierten Füllschlauch eingetragen werden. Aufgrund der Zufuhr von Umgebungsluft bei der Wasserentnahme im Womo-Betrieb, kann es ebenfalls zu einer Zuführung von Keimen kommen. Ich desinfiziere meinen Tank vor der Saison und nutze im Betrieb zur Haltbarmachung Micropur in der vom Hersteller vorgegebenen Dosierung. Nach Möglichkeit rette ich mich aufgrund negativer Erfahrungen mit meiner heimischen Befüllmenge über den Urlaub (meist nicht länger als 14d) und vermeide weitere Füllungen im Ausland. Aber jedem Tierchen sein Plessierchen
    Beste Grüße
    Tom

    • Moin Tom,
      richtig, jedem Tierchen sein Plessierchen ;-)
      Meine Eltern sind schon nicht anders verfahren als ich, ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Dünnpf... gehabt, geschweige schlimmeres. Egal, wie Du schon sagst... ;-)
      Mal ein anderer Gedankenansatz: Ist Dir klar, welchen Angriffen man so als Mensch im täglichen Leben ausgesetzt ist? Der Wischlappen in der Küche, die Bakterienschleuder schlechthin.
      Da wird Fleisch oder Hähnchen auf einem Brett geschnitten, hinterher gleich das Gemüse. Küssen, Fellatio, Händeschütteln, Menschenmengen oder Tierkontakte. Das halte ich für weitaus gefährlicher als die zwei Bakterien im Wassertank wenn man sich an Hygieneregeln hält.
      LG Michael

      • Hallo zurück,

        alles ist eine Frage des eigenen Standards. Manche Menschen waschen sich die Hände nach der Nutzung des WC´s und/oder vor dem Essen und andere halt nicht. Wegen nachlässiger Hygiene wird jemand mit einem stabilen Immunsystem aber nicht zwingend krank. Wenn man den Maßstab für die Wasserversorgung im Womo jedoch an dem des heimischen Versorgers ausrichten möchte, dann geht es ohne Haltbarmachung des Produktes nicht. Der Wasserversorger speichert das Trinkwasser in erdgedeckten Reinwasserbehältern (dunkel und bei Temperaturen <10°C). Die im Tagesverlauf schwankenden Behälterstände gleicht er durch die Zuführung von gefilterter Außenluft aus. Er schafft es, sein Produkt in einem meist koloniefreien Zustand über Leitungen, in denen Dunkelheit und konstante Temperatur herrschen, bis zum Zähler des Kunden zu liefern. Im Womotank und in den Leitungen bis zu den Zapfstellen jedoch herrschen insbesondere im Sommer ganz andere Temperaturen, die einen Anstieg von Koloniezahlen begünstigen und in Windeseile in ganz andere Sphären treiben können. Mal abgesehen von einzelnen Womo-Selbstbauer-Weltenbummlern kenne ich z.B. keinen Womo-Hersteller, der die Tankbelüftung über Grob- und Aktivkohlefilter absichert. Selbst in Europa schwankt auf Campingplätzen die Trinkwasserqualität erheblich. Ein dokumentiertes Negativbeispiel aus Litauen findet sich in diesem Reisebericht: http://unimog.npage.de/touren/litauen-2014.html
        Es gibt aber auch langjährige Afrikareisende, die nie Probleme bekamen, wenn Sie Wasser aus dortigen Brunnen entnommen haben und es nach dem Abkochen konsumierten, wohlwissend, dass manche Virenstämme sich auch durch Abkochen nicht vernichten lassen. Und da schließt sich dann irgendwo der Kreis zum selbstdefinierten Standard auf der eigenen Reise.
        Apropos Kreis und Kreislauf. Probleme wie der Kreislauf, den die Eier und die Entwicklung des Medinawurms im Körper eines Menschen nach der Aufnahme verunreinigten Trinkwassers nehmen und gegen die der amerikanische Ex-Präsident Carter schon in den 80´ern vorging, sind uns Europäern glücklicher Weise fremd: https://www.youtube.com/watch?v=oCB1A2gFvuU

        Viele Grüße
        Tom

        • Hi Tom,
          da sind wir, wie du schon schreibst, bei den eigenen Standards ;-)
          Ich wende je nach dem ja auch Mittelchen an, bei Bedarf, bin ja nicht lebensmüde.
          Ansonsten gebe ich Dir natürlich in allen Punkten recht! Nur sehe ich das in der Regel nicht so verkniffen.
          Aber gut, dass Du hierzu geschrieben hast, danke Dir dafür. So kann sich der Leser besser seine eigene Meinung bilden.
          LG Michael

  • Moin,
    Was ich hier alles gelesen habe klingt ja hoch interessant. Jeder liegt wohl mit seiner genau richtig.
    Zu mir, ich bin 66 Jahre alt, kerngesund, Pensionär und sehr viel im Womo unterwegs. Erstes Womo SvenHedin 1982, dann mal keines und mal ein Alkoven Modell. Seit 15 Jahren VW T 4 CE und seit 5 Jahren LMC unter 6m. Egal in welcher Zeit und mit welchem Modell, ich habe nie einen Zusatz für das Trinkwasser benutzt. Auch in Zukunft werde ich nichts benutzen. Ab nächstes Jahr steht eine Reise von einem Jahr an. Ich denke auch ohne Trinkwasser Zusätze werde ich sie unbeschadet genießen können.
    LG Uwe

  • Sehr sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema.Ich recherchiere schon ein Weile, doch der Bericht gefällt mir am besten!