Welche Batterie

Welche Batterie

22. März 2017 2 Von Mikesch

…für das Wohnmobil?

Darüber hatte ich mir Anfangs naiv gar keine Gedanken gemacht. Wenn ich an meine Kasten-Zeit denke, da glaubte ich noch, aus einer 100 A Starter-Batterie könnte ich auch um 80 A entnehmen, dafür ist die Batterie doch da. Nein, so einfach ist das nicht und wunderte mich, dass meine erste Batterie nach zwei Jahren hin war.

Batterie Wohnmobil

Batterie Wohnmobil

Die Wahl der richtigen Batterie hängt in erster Linie vom Einsatzzweck, der Philosphie und vom Geldbeutel ab. Ich trage hier mal einige Fakten zusammen und weise auf Vor- oder Nachteile hin.
Eine allgemeingültige Aussage, was die beste Batterie für ein Wohnmobil ist, gibt es nicht.

Die unterschiedlichen Batterie-Arten

Grundsätzliches: Nass-, AGM und Gel-Batterien sollten so bemessen sein, dass nicht mehr als ca. 30 % (Andere sprechen auch von 50%) der Kapazität entnommen wird. Beim Entladen bildet sich Bleisulfat, das sich an den Wänden der Platten absetzt. Dieses wird beim nächsten vollständigen Ladevorgang wieder abgebaut.
Batterien haben eine bestimmte Anzahl an Ladezyklen, d.h. die vollständige Entladung und Ladung bildet einen Ladezyklus.
AGM- und normale Batterien sind aufgrund Ihrer Konstruktion nicht zyklenfest und dürfen nicht tiefentladen werden. Je weniger Strom entnommen wird, desto mehr erhöht sich die Lebensdauer der Batterie. Ich habe meine Batterie so bemessen, dass ich ohne Solar nicht mehr als ca. 15 % der Nennkapazität/Tag entnehme. Das sichert mir i.V.m. meinem Solar-Paneel im Sommer einen vollständigen Ladezyklus (Bleisulfat-Abbau) und im Winter ca. 3 Tage autarkes Stehen zu, ohne das meine Batterie deutlich belastet wird.
Wer autark stehen möchte, sollte seine Batterie also ausreichend groß bemessen. Der Verbrauch kann man mit meinem Online-Stromverbrauchsrechner grob ausrechnen.
Die Energiedichte ist nicht groß, sie liegt bei 30 WH/kg,  von daher sind sie sehr groß und schwer, eine 220 Ah-Batterie wiegt hier um 70 kg.

Starterbatterien

Starterbatterien zeichnen sich auf Grund des geringen Innenwiederstandes durch die kurzzeitige Entnehmbarkeit hoher Stromstärken aus. Diese Batterien wurden für Starterzwecke entwickelt und insbesondere mit sehr vielen elektrischen Verbrauchern. 

Herkömmliche Blei Akku Batterien

Die Mutter aller Fahrzeugbatterien…
Ein Bleiakkumulator besteht im Prinzip aus einem säurefesten Gehäuse und zwei Bleiplatten bzw. Plattengruppen, von denen die eine als positiv und die andere als negativ gepolte Elektrode dienen, sowie eine Füllung von 37-prozentiger (Massenanteil) Schwefelsäure (H2SO4) als Elektrolyt (Wikipedia).
Sie sind relativ kostengünstig, aber die Qualitätsunterschiede sind teils enorm.
Tipp:  Bei Bleiakkumulatoren gleicher Kapazität und Größe, aber mit unterschiedlichem Gewicht, ist in der Regel der schwerere Akkumulator länger haltbar, da die Bleigerüste massiver ausgeführt sind. Wie bei allen Batterien, bildet sich Bleisulfat, welches sich an den Wänden des Bleigerüstes ablagert. Beim Einsatz in Fahrzeugen ist es so, dass dieses durch Erschütterungen abfällt und die Lebenserwartung mindert. Insgesamt sollten diese Batterien vor Erschütterungen geschützt werden und nicht um mehr als 30% entladen werden! Beim Laden kann Knallgas entstehen, die Batterien sollten immer gut durchlüftet stehen!

AGM-Batterie

AGM steht für Absorbent Glass Mat, was zu Deutsch soviel wie Blei-Vlies bedeutet. Dabei wird ein Glasfaservlies mit Schwefelsäure gesättigt. Anders als in normalen Autobatterien gibt es keine Flüssigkeit mehr im Akku.
AGM-Batterien werden häufig mit Gel-Batterien gleichgesetzt bzw. als Gel-Batterie beworben. Dies ist jedoch falsch, denn AGM-Batterien wurden wie die herkömmlichen Starterbatterien für Anwendungen mit sehr vielen elektrischen Verbrauchern entwickelt.
Der Vorteil von AGM-Batterien besteht im Wesentlichen dadurch, dass durch den vergleichsweise geringen Innenwiderstand die Selbstentladung gering ist – die AGM-Akkus behalten also auch bei längerem Stillstand genügend Kapazität und sie sind resistenter gegen Erschütterungen. Die Kaltstarteigenschaften gegenüber einer herkömmlichen Batterie sind auch besser und sie verkraften auch mal eine tiefere Entladung.
Bezüglich Sulfatierung besteht hier das gleiche Problem wie bei den herkömmlichen Nass-Batterien, nur dass das Sulfat nicht so leicht abfallen kann und sie deshalb robuster gegenüber Erschütterungen sind.

Gel-Batterie

Eine Gel-Batterie ist eine spezielle Bauform des Blei-Akkumulators, bei dem der Elektrolyt aus flüssiger Schwefelsäure mit Kieselsäure gebunden wird. Die Gel-Batterie ist zudem vollständig verschlossen. Aufgrund dieser Bauart tritt keine Säureschichtung ein und daher kein Kapazitätsverlust durch Entmischung. Der Innenwiderstand von Blei-Gel-Batterien ist jedoch höher als bei offenen Blei-Säuere-Akkus (Starterbatterie), so dass sie weniger geeignet sind, hohe Ströme wie z. B. Starterbatterien zu liefern, also nix mit Fön oder Nespresso 🙂
Nach Entladung sollten sie sofort wieder vollständig aufgeladen werden. Die Energiedichte der Blei-Gel-Batterie liegt ebenso wie bei den Starterbatterien bei 30 WH/kg, sind also ebenso groß und schwer. Die Vorteile der Gel-Batterie sind die Wartungsarmut und Robustheit.

Blei-Kristall-Batterie

Blei-Kristall-Batterien bestehen aus Bleiplatten und einer Si-säurehaltigen Lösung als Elektrolyt im ABS-Kunststoffgehäuse. Während der ersten Lade und Entladezyklen formt und verdichtet sich das Elektrolyt zu einer kristallinen Substanz. Blei-Kristall-Batterien sind umweltfreundlich und zu 99% recycelbar. Sie können 3 – 5 mal schneller geladen werden und weisen eine Zyklenfestigkeit von bis zu 2.450 Ladezyklen bei einer Entladung von max. 60% auf. Von Größe und Gewicht her ähneln sie den o.g. Batterien, sind also schwer. Sie haben eine große Haltbarkeit von bis zu 15 Jahren bei gleichzeitig hoher Stromentnahme und haben kurze Ladezyklen. Preislich bewegen sie sich mittlerweile etwas höher als eine Gel-Batterie.

LiFePo4-Akku

Der Lithium-Eisenphosphat-Akkumulator verwendet als Kathodenmaterial Lithium-Eisenphosphat (LiFePO4) anstelle von herkömmlichem Lithium-Cobalt(III)-oxid (LiCoO2). Die Anode besteht aus Graphit oder hartem Kohlenstoff mit eingelagertem Lithium.
Auf den ersten Blick bietet dieser Akku nur Vorteile. Die Energiedichte liegt bei bis zu 90 WH/kg, von daher ist er relativ leicht und nimmt in Bezug zur Leistung kaum Raum ein. Auch hohe Ströme können entnommen werden.
Die Kapazität kann bei gleichzeitig hoher Zyklenzahl (Lebensdauer) voll ausgenutzt werden. Ich könnte mit meinem Strombedarf mit einer 300 Ah-Batterie gut 10 Tage im Winter frei stehen ohne die Batterie zu schaden. Bei der Entnahme sind auch hohe Ströme möglich.

Wo Licht, da auch Schatten, die Nachteile:
LiFePo4-Akkus erfordern einen erhöhten technischen Aufwand, die Ausführungen würden den Rahmen hier sprengen. Auch kostenmäßig muss man derzeit noch sehr tief in die Tasche greifen, sie sind gut 3 mal so teuer wie Blei-Kristall, geschweige AGM oder Nass-Batterien 🙁
LiFePO4 mögen keinen vollen Ladezustand, wenn sie voll sind, sollte auch gleich wieder Strom entnommen werden.

Fazit / Empfehlungen

Hier tauchen Links zu Amazon als günstige Bezugsquelle auf, müsst ihr natürlich nicht folgen. Lest bei Interesse die Hinweise hierzu.
Wie oben erwähnt, die Wahl der Batterie / Akku sollte vom Einsatzzweck abhängen.

  • Dem normalen Wohnmobil-Fahrer, der sich überwiegend auf Stellplätzen mit VE aufhält, dem reicht eine ganz normale und kostengünstige Nass-, bzw. Starterbatterie (Autobatterie 100 ah) völlig aus. Die Batterie wird laufend geladen und hält so gut 6 Jahre wenn nicht länger. Selbst wenn sie wegen ein paar tieferer Entladungen nach 3 Jahren hin ist, kosten sie nur einen Bruchteil dessen, was eine andere Batterie kostet.
  • Auch eine Batterie für den eher normalen Wohnmobil-Fahrer, ist eine AGM Autobatterie kostet aber schon oft das Doppelte und macht für mich dann Sinn, wenn man oft Rüttelpisten fährt, das Fahrzeug lange ohne Ladung abgestellt wird oder die Batterie kalten Temperaturen ausgesetzt sein kann. Ebenso, wer mal einen Tag irgendwo steht und die Batterie tiefer entlädt, das kann sie auch besser ab, als eine normale Nass-Batterie. Ob sich das lohnt, ist für mich fraglich, ist eine frage des Preises…
  • Gel-Batterien kosten um das 3-fache einer normalen Batterie. Wie schon gesagt, vorsicht, viele bieten AGM-Batterien als GEL an, was falsch ist! Wer sich dafür interesiert, sollte Spezialisten wie Lilie aufsuchen.
    Die Vorteile einer Gel-Batterie liegen eindeutig in der Robustheit und absoluten Wartungsfreiheit. Gel-Batterien sind für Leute, die auch in den Acker gehen, keine großen Stromverbraucher haben und gewährleistet ist, dass sie immer per Solar oder dadurch, dass das Fahrzeug unterwegs ist, auf Grund der langen Ladezyklen vollständig geladen werden. Die Technik ist ob der Nachteile für mich eigentlich überholt, Gel-Batterien stellen für mich keine Kaufoption mehr dar.
  • Bleikristall Batterien (Google) sind noch relativ selten, kosten um das 4-fache einer normalen Batterie und das rund 2-fache einer AGM-Batterie.
    Das ist DIE Batterie für Leute, die auf Weltreise gehen, lange autark stehen wollen, robust, hohe Lebensdauer, hohe Stromentnahmen, Ausnutzung der vollen Kapazität.
    Einziger Nachteil ist das hohe Gewicht.
  • LiFePO4-Akkus gehen richtig ins Geld, da gehen tausende bei drauf (Amazon-Suche: LiFePO4 200ah) Sie bieten die gleichen Vorteile wie die Bleikristall Batterien, allerdings bei einem Bruchteil des Gewichtes. Das Einsatzgebiet sehe ich bei Leuten, die auf das Gewicht achten müssen und gleichzeitig lange vor allem im Winter autark stehen möchten.
  • Unterm Strich:
    Für den normalen Wohnmobil-Fahrer die ganz billige und einfache Autobatterie oder AGM.
    Für den weltreisenden, autark und frei Stehenden eine LiFePO4  Batterie.

…zumindest im Moment…