Umbau zur Trocken Trenntoilette im Wohnmobil

Umbau zur Trocken Trenntoilette im Wohnmobil

16. September 2021 48 Von Mikesch

Ich bin ein bekennender Toilettenneurotiker, ich habe zu den üblichen Kassettentoiletten ein mehr als gespaltenes Verhältnis. Kurz: Ich hasse sie und finde sie schlicht nur eklig! Liegt wohl an die ersten Wohnmobil-Erlebnisse in den 80ern.
1991 hatte ich in den USA ein Wohnmobil gemietet und schon damals herrschte dort eine Infrastruktur mit Entsorgungsstationen vom Feinsten vor. Ein Fäkaltank, der beim Entsorgen mit dem Grauwasser gespült wird und ein genormtes Entsorgungssystem über einen Entsorgungsschlauch das auf dem gesamten nordamerikanischen Kontinent gleich ist.
Dagegen ist Europa heute, 30 Jahre später, immer noch die reinste toilettentechnische Steinzeit!
Damals schwor ich mir, sollte ich jemals ein eigenes Wohnmobil mein eigen nennen, da kommt nichts Anderes als ein Fäkaltank mit Zerhacker-Toilette in Frage!
Klar, als wir 2015 unser Bimobil erhielten, war es entsprechend mit Porzellanschüssel, Häcksler und Fäkaltank ausgerüstet.

Warum eine Trocken-Trenntoilette bzw. Komposttoilette

Das Umdenken zur Trocken Trenntoilette

Wir oder noch besser ich, waren glücklich und zufrieden. Das Jahr auf dem nordamerikanischen Kontinent war entsorgungstechnisch einfach nur entspannt. Hätte man dort eine Kassette über den Campground geschlurt, die Amis hätten einen nur ausgelacht. Auch in Mittel- und Westeuropa stellt die Entsorgung mit Schlauch grundsätzlich kein Problem dar, nur an wenigen Stellen ist es nicht möglich.
Aber auf unserer Tschechien-Polen Rundreise ging es los. Die Camping- und Stellplätze dieser Länder sind für eine komfortable Entsorgung schlicht nicht ausgestattet. Teils meinte man, wir sollten es einfach auf die Wiese laufen lassen, lecker…
Je weiter man in den Osten kommt, desto schwieriger wird die Entsorgung. Eigentlich geht es schon in den östlichen Bundesländern los, auch hier sind die Entsorgungen, wenn überhaupt vorhanden, oftmals ein Witz, meist auch ein sehr dreckiger.
Also musste da für zukünftige Reisen eine andere autarke Lösung her! Denn wie gesagt, bevor ich eine Kassettentoilette nutze, würde ich wohl eher das Wohnmobil verkaufen! No go!
2016 lernte ich Harriet kennen, die von ihrer Nature`s Head Trenntoilette so begeistert war. Sie hat auch in lustiger Form auf meinem Blog etwas Nützliches zu Trenntoiletten geschrieben: Trenntoilette-Trockentoilette im Wohnmobil->
Harriet hat mittlerweile eine gewisse Bekanntheit erlangt, sie vertreibt über ihre Website TomTur die Nature`s Head.
So sind wir auf die Trenntoilette gekommen…

Alternativen zur Trocken Trenntoilette

Die Kassette haben ja noch die Meisten, Tendenz rückläufig, muss ich ja nicht weiter erwähnen. Sie hat ja auch den Vorteil, dass man nahezu überall entsorgen kann. Nur ist die Standzeit recht kurz und einige Zeitgenossen wie ich empfinden sie als Ferkelei.
Dann hätten wir da noch die HRZ Aqualizer Mini-Kläranlage Wohnmobil und die Cinderella Verbrennungstoilette. Beide haben sich verständlicherweise nicht durchgesetzt und ich persönlich halte die Lösungen für Schwachsinn.
Bleibt dann noch die Zerhacker-Toilette mit Festtank. Eigentlich eine tolle Lösung, aber wie oben beschrieben, teils schwierige Entsorgung und relativ teuer. Meine Festtankanlage mit Porzellanschüssel hatte 2015 ca. 3.500,- Euro gekostet!
Nun ja, also kommen wir zur TTT…

Vorteile einer Trocken-Trenntoilette bzw. Komposttoilette im Wohnmobil

  • Ganz klar, das ist DER Vorteil, die toilettentechnische Autarkie! Dazu kommt die relativ einfache Entsorgung, wenn man in Ländern mit weniger guter Entsorgungs-Infrastruktur unterwegs ist.
  • Das Feste lässt sich einfach im Hausmüll oder (wenn medikamentenfrei) auf dem eigenen Komposthaufen entsorgen.
  • Das Gelbe wird in einem je nach Hersteller ca. 7 – 10 Liter großen Gefäß aufgefangen. Bei zwei Personen reicht das bei vielen Menschen für ca. 2 Tage.
    Oder man verwendet, evtl. zusätzlich, einen Zusatztank den man bei einer normalen Entsorgung entleert, dann ist man für viele Tage autark.
  • Die Kosten: Eine TTT ist mit allem nicht sehr viel teurer als eine Kassetten-Toilette.
    Viele mit handwerklichem Geschick, bauen sich eine Trocken-Trenntoilette für nur wenige hundert Euro selber ein. Gerade Kildwick bietet da viele Möglichkeiten für Selbstausbauer.
  • In der Regel einfacher Ein- oder Umbau, insbesondere, wer von einer Kassettentoilette aus umrüstet.
  • Weniger Wasserverbrauch, insbesondere, wenn man vom Fäkaltank aus umrüstet. Je nach System können das bis 10 Liter/Tag und mehr Wasser sein, welches man einspart.

    Um- und Einbau der TTT in unser Bimobil

    Unsere Probleme

    • Da wir ja keine Kassetten-Toilette haben, ist es uns nicht möglich gewesen, das Kassettenfach für die Entlüftung zu nutzen. Für die Entlüftung musste eine Lösung für die Führung gefunden und durch das 6cm dicke Aluminium-Sandwich gebohrt werden.
    • Wir Vieltrinker wollen unseren 80 Liter Fäkaltank als Urintank weiter nutzen, das sind bei uns ca. 10 Tage zusätzliche Autarkie bis zum Entsorgen.
      Gleichzeitig möchten wir bei Bedarf, denn nicht immer kann man ja vernünftig entsorgen, den serienmäßigen kleinen 7 Liter Urinkanister nutzen können.
    • Da ich nicht mit Handwerkerhänden ausgestattet bin, benötigte ich hierfür einen Handwerksbetrieb oder sonstigen Dienstleister. Dies scheint echt eine Marktlücke zu sein!
      Wie ich suchten in Foren und in entsprechenden Facebook-Gruppen etliche Wohnmobil-Fahrer erfolglos nach einem entsprechenden Betrieb.
      Sog. Einbaupartner von Firmen weigerten sich teils und wenn man bei den üblichen Individualausbauern dort kein Fahrzeug gekauft hat, braucht man es erst gar nicht versuchen. Abgesehen davon, dass die Meisten eh alle nur die Nature`s Head verbauen wollen…
      So hatte ich das Thema / Projekt Trenntoilette eigentlich schon abgehakt…

    Fertig-Toiletten Alternativen

    Nature`s Head

    Ich mag die Nature`s Head rein optisch nicht und wenn sich meine U. nicht auf den Toilettendeckel setzen kann, dann fällt die Toilette schon raus. Dazu kommt, dass mit der Nature`s Head eine optisch annehmbare Lösung mit dem Wechsel des Urinbehälters und Urintanks so nicht möglich gewesen wäre.
    Zum Entleeren des Urinbehälters muss das Oberteil der Toilette abgenommen oder zumindest angehoben werden, sonst bekommt man den Behälter nicht aus dem Einsatz. Sorry, jeden Tag (wir produzieren zu zweit rund 7 – 9 L täglich) dieses Gehampel und in die Schiete blicken? Nein danke, damit fällt die NH nun völlig raus, denn in gewissen Gebieten brauchen wir ja den Standard-Kanister.

    Separett

    Bei der optisch schon fast gut aussehenden Separett wäre unsere Lösung nicht möglich gewesen und einen Einbaupartner in der Nähe hätte es auch nicht gegeben.

    BioToi

    Die kleine BioToi ist zwar deutlich teurer, dafür aber sehr wertig, da überall Edelstahl zum Einsatz kommt. Auch der Trenneinsatz sieht gut aus, obwohl, ein ständig offenes Loch ist nicht jedermanns Sache. Interessant bei gerade kleineren Fahrzeugen. Allerdings hätten wir auch hier ein Einbauproblem gehabt und U. gefällt sie optisch gar nicht.

    Airhead Kompost Toilette

    Air Head Germany Peter Völker

    Die Airhead Kompost Toilette machte auf mich von den fertigen Systemen ansonsten mit den besten Eindruck und nur mit dieser Toilette konnten wir unsere Wünsche realisieren. Natürlich ist sie wie auch die Anderen m.E. völlig überteuert und auch keine Ausgeburt an Schönheit, aber gefühlt doch wertiger und stabiler als z.B. die Nature`s Head.
    Bei Airhead erfuhr ich telefonisch eine sehr umfangreiche Beratung, das Gespräch dauerte bestimmt eine halbe Stunde. Alle meine wahrscheinlich nervigen Fragen wurden zur vollen Zufriedenheit beantwortet. Dazu kam, dass sich ein Einbaupartner in der Nähe befindet.

    ELCHCamper Tobias Kuch

    Von Air Head erfuhr ich vom ElchCamper, ein Wohnmobil Vermiet-Unternehmen mit Wohnmobil Service in der Nähe von Rotenburg Wümme.
    Tobias ist ein junger Unternehmer, Service-, Kunden- und Lösungsorientiert. Nach einem auch hier langem Telefonat und nach Übersendung von Bildern sowie Maßen erklärte er sich bereit, mir die Air Head nach meinen Vorgaben einzubauen. Bei ihm könnt ihr guten Gewissens eure Trenntoilette einbauen lassen! Vor allem, wenn es bei euch wie bei uns nicht ganz so einfach ist. Er hat kreativ mit Verstand die für uns beste beste Lösung gefunden. Die handwerklichen Arbeiten waren top.

    Anmerkung: Für meine Lobhudelei bekomme ich weder eine Provision noch sonst eine Vergünstigung! Kostenlose Werbung als Dankeschön!

    Handhabung

    Die Handhabung bei der Entsorgung der Air Head ist (wie bei der Natures Head) rödelig, aber im Prinzip recht einfach. Der Urinbehälter wird von unten schlicht nach vorne abgezogen. Der Toilettenaufsatz sitzt mit vier Flügelschrauben gesichert in Nuten, den man vor Entleerung des Behälters abnimmt. Der Fäkalbehälter wird dann nach oben heraus genommen. Wer möchte, kann ihn für den Transport mit einem Deckel verschließen.

    Die Realisation / Einbaumaßnahmen in Bildern

    Einbau der Air Head

    Der Einbau der Air Head Trocken Trenn Toilette ist prinzipiell schlicht einfach, das könnte sogar ich. Wichtig ist lediglich ein stabiler und fester Boden für die Verschraubungen.
    Problematischer kann da eher die Entlüftung sein oder wer wie wir Sonderwünsche in Bezug eines Urintanks hat.

    Abluft und Entlüftung

    Da wir ja keine Kassetten-Toilette hatten, gestaltete sich bei uns die Installation schwieriger. Die Entlüftung wurde durch den unteren freien Teil mit den Schubladen des Kleiderschrankes und durch das Aluminium-Sandwich geführt.i
    Bild rechts: Blick auf die Durchführung bei heraus genommener Schublade.

    Der Edelstahl-Auslass der Air Head Entlüftung würde optisch eigentlich hervorragend zu unserem Bimobil passen. Da sich der Auslass jedoch auf der Rückwand befindet, entsteht hier während der Fahrt ein Gegenstrom, der die Gerüche wieder ins Wageninnere drücken würde/könnte.
    So kam hier der Auslass des allseits bekannten SOG zum Einsatz. Dadurch, dass der Auslass nach unten führt, ist das unschöne Problem des Gegendrucks aus der Welt. Ebenso kann bei Regen auch kein Spritzwasser hinein gedrückt werden.
    Da der der SOG-Lüfter nicht für einen 365/7/24 Einsatz geeignet scheint, kommt hier ein leiser robuster und mit guter Saugleistung PC-Lüfter zum Einsatz. Bedingt durch das dicke Sandwich und dass sich der Auslass mit dem Lüfter unterhalb des Kleiderschranks befindet, hört man vom Lüfter nichts, nur draußen ein ganz leises Säuseln.
    Sicherlich ist eine Dachentlüftung optimaler, da hierdurch schon ein natürlicher Zug entsteht. Mir widerstrebt aber jegliche weitere Öffnung im Dach und in unserem Bad hätte das nur schlecht ausgesehen.
    Toilettendeckel und Brille sind je mit einem Dichtgummi versehen die jegliche Gerüche aussperren. Gerüche können, wenn vorhanden, nur durch die Ansaugöffnung entweichen, wenn der Lüfter nicht arbeitet.
    Da der Lüfter nicht durchweg laufen muss, wurde zum Ausschalten der alte Schalter der Zerhackertoilette durch einen normalen an/aus-Schalter ersetzt.

    Urintank und Urin-Auffanggefäss

    Mir widerstrebt es schlicht, jeden Tag den Serien-Urinbehälter bzw. Flasche irgendwo auskippen zu müssen, ich will entsorgungstechnisch schlicht für etliche Tage meine Ruhe haben!
    Also werden wir unseren Fäkaltank als Urintank weiter nutzen, damit sind wir für 10 Tage autark. Irgendwo findet sich in der Regel immer eine Entsorgung, wo man mal eben kurz entsorgen kann.
    Problematisch kann es aber im Osten oder überhaupt Ländern mit schlechter Infrastruktur werden. Hier nutzen wir dann den mitgelieferten Standard-Urinbehälter, der dann schnell und sei es in eine normale Toilette oder am Baum entleert werden kann.
    Praktisch, der Schlauch wird einfach seitlich eingesteckt, bzw. die Flasche unter gestellt. Damit keine Gerüche trotz Siphon vor dem Urintank aus jenem ins Wageninnere gelangen können, wurde noch ein Kugelhahn u.A. als Geruchsverschluss verbaut.

    Fazit

    Nach wie vor bin ich der Meinung, eine Porzellanschüssel, Zerhacker und Fäkaltank ist immer noch die komfortabelste, wenn auch teuerste Toilettenlösung! Das ist halt ein ganz anderes “Sitzgefühl” und Haptik, einfach eine andere, angenehmere Welt so wie im Steinhaus. Da ist nichts mit einer Hantiererei bzw. Montiererei bei der Entsorgung, Ansetzen von Kokosfasern, Herumsprüherei mit Essig oder Lagerhaltung von Kokosfasern oder Hamsterstreu. Die Entsorgung mit Schlauch ist ohne Rödelei einfach nur entspannt, DAS nenne ich Komfort!
    Wären wir mit unserem Wohnmobil nur in Mittel-, West-, Nord- oder dem westlichen Südeuropa mit guter Ver- und Entsorgungsinfrastruktur unterwegs, wäre ich bei der Zerhackertoilette mit Fäkaltank geblieben!
    Da wir aber Ziele ohne vernünftige Entsorgungs-Infrastruktur im Auge gefasst haben, führt m.E. kein Weg an einer Trocken Trenn Toilette vorbei!

    Man muss sich aber vor Augen halten, alle Systeme haben zwei Medaillen! Auch eine TTT ist nicht jedermanns Sache, erst recht, wenn man eine TTT standardmäßig mit Urinkanister verbaut. Die laute Plätscherei in den Kanister ist schon gewöhnungsbedürftig.
    Genau so wie man man sich bei einer Kassettentoilette um die Fäkalien kümmern muss, muss man das auch mit einer Trenntoilette. Der Urin muss täglich los gebracht werden, einfach so in die Öffentlichkeit kippen geht ja auch nicht. Sicherlich ist es mit dem Kanister einfacher, aber man muss sich dennoch kümmern.
    Auch wenn es etwas dauert, die meist um 6 – 10 kg Mist wollen auch untergebracht werden. Bei manchen Toiletten wie AirHead oder Nature`s Head ist die Entsorgung bei und überhaupt Verwendung des Rührwerks zeitaufwändig und nicht gerade (für jeden) appetitlich. Einen passenden Ort muss man auch dafür finden wenn man die Toilette nicht gerade im Womo entleeren möchte. Langzeitreisende müssen über eine Vorratshaltung an Streu nachdenken.
    Für viele Kassetten-Nutzer stellt die Trenntoilette deshalb keinen wirklichen Mehrtwert dar.

    Man sollte deshalb genau überlegen, was man will und was die Ziele sind. Ebenso die vielleicht nicht so schönen Dinge verinnerlichen, die nirgendwo zu lesen sind, ob man damit leben kann. Oder besser, seine Trenntoilette nach seinen Bedürfnissen konstruieren und installieren.

    Das ist nur meine Meinung: Auch für mich stellt eine Trenntoilette zur Kassette nur einen bedingten Mehrwert dar. Erst mit einem Urintank UND Kanister für Gegenden mit schlechter Infrastruktur wird ein Schuh draus.

    Erfahrungen mit der Air Head und Trockentoilette an sich

    Weitere Einlassungen folgen bei Bedarf, ich berichte dann zeitnah…

    Konstruktion

    Manche Menschen sehen eine brillenlose Toilette als Vorteil, weil die Angeblich leichter zu reinigen sei. Ich sehe das als Geschmacksache an. Mit Klobrille sehe ich keinen großen Mehraufwand für die Reinigung, aber das Sitzen ist viel angenehmer. ICH möchte eine breite, große und gemütliche Klobrille!

    Brille und Deckel sind bei der Air Head je mit einer Gummidichtung versehen. Kein Geruch kann hier so nach außen dringen.
    Gerade der Deckel ist sehr stabil, kein Problem, sich darauf zu setzen.

    Der Abfluss für den Urin in der Schüssel der Air Head ist recht flach. Meine Befürchtung war, dass Flüssigkeit über den Verschluss zum Behälter mit dem Dicken laufen könnte, also dass man sehr genau zielen müsse.
    Dem ist nicht so, der Verschluss ist so konstruiert, dass der Urin zum Abfluss geführt wird. Kein Tropfen gelangt in den Eimer.
    Was man aber üben muss ist, man muss wirklich trennen! Bei großem Druck auf der Blase zunächst die Flüssigkeit ablassen, dann erst den Schieber öffnen und….

    Der Urinbehälter wird unten einfach für die Entsorgung weg gezogen. Ist zwar nicht der Akt, aber das Gefrackel und die Entsorgung jeden Tag wäre für mich keine Dauerlösung! Die Lösung mit dem Urintank und dem Urinbehälter bei Bedarf zusätzlich halte ich für die optimale Lösung. Sparsam fast zwei Wochen ohne Entsorgung ist schon eine Ansage! So ist man für jede Gegend flexibel.

    Urin, Geruch und Entsorgungsintervall

    Auch wenn immer gegenteiliges Behauptet wird, Urin müffelt. Anfangs nicht, aber je länger er sich in einem Gefäß befindet und ein Zersetzungsprozeß durch Bakterien statt findet, fängt er zunehmend an zu stinken. Man sagt, erst mit Wasser fängt er an zu stinken, falsch, Wasser beschleunigt den Prozess nur.
    Beim Urintank ist das noch ärger, das müffelt beim Entsorgen schon heftig deftig! Beim Entsorgen sollte man sich deshalb in den Wind stellen. Ammovit im Tank hat dagegen auch nur sehr bedingt etwas ausgerichtet und kommt deshalb nicht mehr zum Einsatz.
    Beim Standard Urinbehälter riecht man wirklich nichts! Der wird ja auch jeden Tag entleert. In der Toilette helfen ein paar Schüsse Essig aus der Sprühflasche.

    Was steht in den Werbeprospekten und behaupten die TTT-Besitzer? Der kleine Tank würde 2 Tage und ein separater Tank würde fast ewig, zumindest viele Wochen halten.
    Pustekuchen, unser 80 Liter Tank hält maximal 12 Tage, dann läuft er über. Der Standard-Behälter muss täglich entleert werden!
    Liegt wohl daran, dass wir keine fremde Toiletten benutzen und täglich mindestens 4 L Flüssigkeit zu uns nehmen. Wenn wir den Standard-Behälter nutzen, müssen wir täglich entsorgen.

    Feststoff Behälter, Geruch und Entsorgungsintervall

    Geruch

    Es wird überall berichtet, es würde nicht aus dem Eimer müffeln. Doch, tut es, nicht wirklich stinkig und intensiv, aber es müffelt leicht. Es riecht torfig und moorig. Je länger der Eimer in Gebrauch ist, desto torfiger riecht es, aber nie nach Schiete.
    Ein Lüfter ist deshalb ein unbedingtes Muss um die Gerüche nach außen zu befördern und für eine Trocknung zu unterstützen. Bei frischer Befüllung oder nachdem alles gut vertrocknet sein sollte, wird der Lüfter nicht unbedingt benötigt. Hier ist es praktisch, den Lüfter mittels einem Schalter ausschalten zu können.
    Es gibt Leute, die auf einen Lüfter gänzlich verzichten, sorry, aber das geht gar nicht.

    Etwas, das vielleicht doch für eine Dachentlüftung sprechen würde:
    Nach einigen heißen und vor allem schwülen Tagen ist die Geruchsentwicklung doch stärker. Fährt man dann mit offenem Fenster, können durch den Rückstrom Gerüche ins Fahrerhaus und damit auch in den Wohnraum geführt werden. Das riecht dann schon recht intensiv, als wenn man in ein nordfriesisches Moor gesprungen wäre. Bemerkenswert, im Bad selber ist nichts zu riechen, der Geruch kommt also nur von außen.

    Zunächst kam auch der Aktivkohlefilter im SOG zum Einsatz. Der Eliminiert den Torf-Geruch zwar etwas, aber nicht gänzlich. Er bietet aber auch einen deutlich erhöhten Luftwiderstand, der den Luftdurchsatz merklich mindert. Deshalb und weil der austretende Geruch auch ohne Filter in der Regel eher unmerklich und wenn, nur torfig ist, habe ich den Kohlefilter wieder heraus genommen.

    Enstsorgungsintervall

    Viele sprechen von Wochen, sogar von Monaten ist teils die Rede, bis der Eimer entleert werden muss. Hm, bei uns war nach 10 Tagen (mit Rührwerk) maximal der Eimer voll und musste entleert werden und dabei kam kein Toilettenpapier in die Tonne!
    Sicherlich ist der Behälter der Air Head etwas kleiner als einige Andere, aber die 3 Liter Volumen mehr können es bestimmt nicht sein.
    Entweder sagen die Leute nicht so wirklich die Wahrheit, nutzen auch andere Toiletten oder sie ernähren sich ungesund, dass sie die Toilette nicht täglich nutzen, bzw. wie die Hasen kötteln. Wer sich mit viel Obst und Gemüse ballaststoffreich ernährt und die Toilette täglich nutzt, da fällt ne Menge an! Auch Nutzer einer Nature`s Head die sehr gesund leben, sprachen von teils nur 10 Tagen.

    Ein Grund für die kurze Standzeit kann sein, dass die Masse nicht wirklich trocknet! Zwar ist ein deutlicher Luftzug des Lüfters spürbar, aber das reicht nicht für eine richtige Trocknung aus!
    Ist ja auch verständlich, je Haufen fallen ca. 200 – 400ml Wasser an, bei 2 Personen sind das bis zu 800 ml/Tag. Das geht nicht an einem Tag weg! Alleine nach 10 Tagen sind das bis zu 8 L Wasser! Man möge mir mal erklären, wie man da 6 bis 12 Wochen ohne Entsorgen bei einem 20L Eimer hin kommen soll!
    Bei gesund lebenden Menschen und täglicher Nutzung geht das einfach nicht, ist schlicht eine Rechenaufgabe, Medizin i.V.m. Physik.

    MeineTrenntoilette.de hatte im Herbst 2021 einen Test durchgeführt. Auch sie schreiben, der Bottich reicht bei der AirHead für ca. 20 Geschäfte, das sind bei täglicher Nutzung und zwei Personen 10 Tage, mehr nicht.
    Bei der NaturesHead sind es bis 26 Geschäfte.
    Im Dezember 2021 hatte ich die Gelegenheit, die Toilette für 6 Wochen nur wenig zu nutzen. Der Kompost trocknete zwar, aber mehr Geschäfte waren trotzdem nicht möglich. Durch das Rühren hatten sich lediglich Hasenköttel gebildet. Die waren dann nicht in der Lage, die Flüssigkeit weiterer Geschäfte aufzunehmen.

    Ist ein Rührwerk notwendig oder nicht?

    Gerade bei der AirHead und Natures Head ist die Entsorgung des Feststoffbehälters ein Akt.
    Dieses Gehampel alle 10 Tage mit kompletter Toilette heraus und auseinander nehmen, reinigen und entsorgen ging mir schlicht fürchterlich auf den Zeiger! Selbst wenn es drei Wochen wären, furchtbar…
    Dazu muss man schauen, dass man auch einen halbwegs einsamen Platz findet. Mit einer Toilette vor dem Womo herum zu hantieren ist ja peinlich. Wenn die Toilette gerade bei einer Stadtbesichtigung geleert werden muss, na danke. Stellplätze sind auch nicht so der Hit. Im Womo die Toilette zerlegen? Na ja…
    Alleine der Zeitaufwand mit heraus und auseinander nehmen, umfüllen sowie die Pampe von den Wänden und Rührwerk entfernen. Ich habe doch kein Wohnmobil um mich alle paar Tage für eine halbe Stunde mit diesem Mist zu beschäftigen. Wo bitte ist da der Vorteil einer Trockentrenntoilette?
    Ich habe nun entsorgt, sauber gemacht und das Rührwerk entfernt.

    Jetzt hebe ich nur kurz den Aufsatz an, Beutel heraus nehmen, zubinden und ab in den Mülleimer. Das dauert keine Minute…
    Das Entsorgungsintervall ist nun sogar länger geworden, da man nicht mehr warten muss, bis eine klebrige Pampe entsteht und das Rührwerk zukleistert. Der Bottich begrenzt die Füllung. Ich warte nur nicht so lange, bis es zu schwer wird, aber zwei Wochen sind es jetzt. Zum Entsorgen eine, maximal zwei Minuten, es muss ja nichts mehr gereinigt, zerlegt und zusammen gebaut werden.
    Um Geruch zu vermeiden, muss nur immer mit Streu abgedeckt werden, welches Feuchtigkeit aufnimmt. Ein Rührwerk ist schlicht nicht erforderlich!
    Jetzt ist das Handling und Entsorgen der Trenntoilette in der Tat einfach, warum nicht gleich so.
    Wer aus Umweltgründen auf eine Tüte verzichten möchte, kann ja einen passenden Eimer verwenden. Den kann man heraus nehmen und beliebig entleeren.

    Wasserverbrauch

    Der Wasserverbrauch ist drastisch zurück gegangen, geschätzt ist die Autarkie diesbezüglich um gut zwei bis drei Tage angewachsen. Wir kommen jetzt gut 8 – 10 Tage komfortabel mit einer Tankfüllung Frischwasser aus.
    Erstmals begrenzt das Frischwasser unsere Autarkie, nicht die Toilette!

    Urin Duo-System Tank und standard-Behälter

    Die Entscheidung, einen Urintank und den 7 L standard-Behälter zu nutzen war goldrichtig!
    In Ländern mit Entsorgungsmöglichkeit ist das einfach eine tolle Sache, sich ca. 10 Tage nicht um eine Entsorgung kümmern zu müssen. Wenn es soweit ist, einfach den Schlauch in den Abfluss und wech damit.
    In Polen wurde es aber langsam schwierig und im Baltikum war eine Entsorgung schlicht unmöglich. 80 L “Goldwasser” einfach in die Natur zu kippen oder heimlich verbotenerweise in den Gulli abzulassen, finde ich eine sauerei. Wenn das jeder machen würde!
    Aber mal kurz 4 Liter in eine der vielen Toiletten zu kippen ist kein Akt. Der Natur tut das auch nicht weh, wenn man ihr mal 2 oder 3 Liter an einem Baum oder auf der Wiese gönnt.
    Eine Dauerlösung kann der kleine Tank für uns aber nicht sein. Wie gesagt, tägliches Ausleeren und was ist bei einer Städtetour oder wo man nicht mal so einfach heimlich auskippen kan?
    Aber was noch schlimmer ist, der Lärm bei der Toilettennutzung! Ja, Lärm! Wenn das Goldwasser in den Behälter pladdert, geht das nicht gerade geräuschlos von statten. Nö, so was muss ich auf Dauer nicht haben, nicht, wenn ich es nicht muss.

    Tipps zur Trocken-Trenn- bzw. Komposttoilette

    • Urinstein bildet sich vermehrt immer dann, wenn Urin mit kalkhaltigem Wasser in Verbindung kommt. Würde man mit Regenwasser spülen, würde eigentlich kein Urinstein entstehen. Die Zeit spielt allerdings auch eine Rolle, wenn Urin länger absteht, entsteht auch Urinstein. Im kleinen Serien-Urintank kann der unter Zugabe von Essig/Essigessenz leicht durch Schütteln mit Wasser gelöst werden.
      Wer einen großen Zusatztank einsetzt, da empfiehlt sich, nach dem Entsorgen Essigessenz oder Zitronensäure mit ein paar Liter Regenwasser oder destilliertem Wasser zuzugeben. Während der Fahrt wird der Tank gespült und der Urinstein kann sich lösen.
      Im Handel gibt es auch entsprechende Mittel, Gebissreiniger und Spülmaschinentabs werden auch oft als Tipp genannt.
    • Wer wie wir einen Urintank verbaut hat, sollte einen Geruchsstopp einsetzen. Geruch könnte sonst aus dem Tank, insbesondere durch den durch geöffnete Fenster entstehende Unterdruck während der Fahrt ins Fahrzeug gesogen werden. Besser finde ich allerdings einen Kugelhahn, den man bei Bedarf schließen kann.
    • Zum Reinigen der Toilette kann man die Schüssel mit etwas verdünntem Essig aussprühen und mit einem Zewa oder Toilettenpapier auswischen / abtrocknen.
    • Manch einer behauptet, man benötigt keine Belüftung.
      Erst durch die Belüftung wird der Prozess der Trocknung beschleunigt, minimiert eine Geruchsentstehung und vor allem dringt kein eventueller Geruch ins Wohnmobil.
    • Es gibt Leute, die machen das in der Tat…
      Auf keinen (!) Fall eine Trenntoilette an den Grauwassertank anschließen! Das stinkt beim Entsorgen fürchterlich!
    • Bei Rührwerk: Sicherlich, so werden es die Meisten machen und das Toilettenpapier in die Toilette werfen.
      Toilettenpapier verrottet aber nur sehr laaaaangsam bis gar nicht! Es nimmt zusätzlichen Raum ein und verkürzt das Entsorgungsintervall.
      Das Toilettenpapier wickelt sich auch gerne um den Mechanismus des Rührwerks, da verrottet es gar nicht und wer möchte das da schon gerne abpfriemeln.
      Sammelt man das Toilettenpapier in einem separaten Beutel im kleinen Eimer (so machen wir das immer schon, gelernt auf Motoryachten) verlängert sich der Entsorgungsabstand, bzw. Autarkiezeitraum deutlich.
    • In Beschreibungen steht teils, nach dem Geschäft soll man die Kurbel eine viertel Drehung bewegen. Mein zusätzlicher Tipp: Alle paar Stunden zusätzlich quirlen. Das sorgt für eine bessere Durchmischung und eine bessere Trocknung. Ich bilde mir ein, dass ich das Entsorgungsintervall so um 2 Tage verlängern konnte.
      Ein weiterer Aspekt ist der, dass sich nicht solch eine dicke Knetmasse um den Quirl bildet, sondern ne Art Kugeln die beim Entsorgen leichter aus den Eimer fallen.
    • Nach meiner Erfahrung jetzt: Verzichtet auf das Rührwerk, das Leben wird entsorgungstechnisch einfacher! Keine Demontagen mehr, einfachere und schnellere Entsorgung, Toilettenpapier kann nun auch in den Feststoffbehälter. Die Gerüche sind genau so gering wie mit Rührwerk, kein Unterschied!
    • Richtiger Kompost, geschweige Humus, bildet sich in der kurzen Verweilzeit auch mit Rührwerk nicht, dann kann man auch gleich auf ein Rührwerk verzichten.
      Kompost bildet sich erst nach Wochen, Humus erst nach ca. einem Jahr!
    • Da die meisten Menschen Medikamente, insbesondere Antibiotika zu sich nehmen, hat der Inhalt der TrockenTrennToilette nichts auf einem Komposthaufen, geschweige im Wald verloren.
      Nur wer frei von Medikamenten ist, der mag das durchaus in seinem eigenen Garten kompostieren.
    • Durch die Lüftungszufuhr, oder auch durch das Abluftrohr können Fliegen eindringen. Fliegen lieben Sch…e.
      Ein feines Gitter, besser noch aus einem Stück Damenstrumpf vor den Ein- und Auslässen sollte Pflicht sein. Nicht immer halten die aber die kleinen Fruchtfliegen ab.
      Hier sollten ein paar Löffel Kieselgur helfen. Die scharfkantigen Reste der Kieselalgen verletzen die Panzer der Insekten und trocknen sie aus.
    • Neben Sägespänen und Kleintierstreu kommen Kokosfasern für die Kompostierung zum Einsatz. Sie kommen eigentlich als Anzuchterde zum Einsatz und sind für uns wegen des geringen Raumbedarfs ideal. Die Eigenschaft von Kokosfasern (6 fache Menge des Eigengewichts) Wasser aufzunehmen, macht Kokofasern ideal als Streu für Trenntoiletten.
      Zu erwerben sind sie z.B. bei TomTur (07/2021 für 2,50 Stck.) und mit Glück bekommt man sie noch günstiger bei Amazon (Werbelink, Infos hierzu->)
    • Den Kokosfaser-Block langsam mit 0,5 Liter heißem Wasser in einen Beutel übergießen. So weit wie möglich, den Block zerbröseln und dann über Nacht weiter weichen lassen. Am nächsten Morgen weiter zerbröseln und noch eine Nacht stehen lassen. Sind die Kokosfasern danach ganz durchgezogen, kann man sie vollständig zerbröseln.
    • Ich finde, ein Liter Wasser wie so oft gepriesen, ist ne ganze Menge. Je weniger Flüssigkeit im Kokos, desto weniger Geruch und je länger hält der Block. Bis das weg ist, das dauert und es kommt ja immer nicht wenig Flüssigkeit dazu. Bei warmen feuchten Wetter kann der Geruch schon intensiv werden, da der Kompost nicht wirklich trocknet.
      Deshalb setze ich den Kokosblock mit wenig Wasser schon ein paar Tage vor der Entsorgung an und lasse die Fasern im offenen Beutel gut durch trocknen.
      Aber nicht gänzlich trocken, da sich der Staub am Lüfter ablagern kann.
    • Sägespäne halte ich für völlig ungeeignet, da sie kaum Feuchtigkeit aufnehmen können. Sägespäne sind was für das Wochenendhaus, Kompostierung und Humusbildung, da der Kompost hier auch ein Jahr und länger reifen kann.
    • Kleintierstreu hat nicht so gute Eigenschaften bezüglich Flüssigkeitsaufnahme. Ich erinnere mich an meine Kindheit, Hamsterstreu fing schnell an zu stinken.

    Ein gutes Video von womo.blog auf YouTube, hier werden nahezu alle, auch oft nicht genannten Punkte zur Trenntoilette erklärt. Insbesondere auch die Punkte Entsorgungsintervall, ich stehe nicht alleine mit meiner Einschätzung…

    Eure Erfahrungen und auch Tipps könnt ihr gerne in den Kommentaren hinterlassen.