Reisebericht Spanien Katalonien II

Reisebericht Spanien Katalonien II

23. Dezember 2019 8 Von Mikesch

Überwintern mit dem Wohnmobil im Norden Spaniens…
Die Zahnreparatur, taube Ohren, 2 mal beklaut und das Erkunden des Nordosten Spaniens mit Katalonien, dem Mittelmeer und dem Cap de Creus.
Ich führe hier kein Tagebuch wie sonst in den Reiseberichten, da wir meist zwischen ein paar nahen Orten hin und her gefahren sind.

Der letzte Reisebericht: Spanien Katalonien I ->

Wer sich insgesamt für Spanien mit dem Wohnmobil interessiert, Katalonien ist auch schon dabei, findet alle Reiseberichte unter dem Schlagwort Spanien.

30.11.2019 – Empuriabrava – 70 km

Mit einem Wunderschönen Sonnenuntergang verabschiedeten wir uns von L`Estartit….
Für meinen Zahnarzttermin sind wir wieder zurück nach Enpuriabrava bei Roses, wo es wie im Vorbericht geschrieben einen kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz (GooggleMaps) ohne VE gibt. Nicht unbedingt schön, aber zweckmäßig und stadtnah gelegen. Für jemand, der sich die Gegend anschauen möchte, ebenso empfehlenswert.

Zahnarzt

Furchtbar, 2 1/2 Stunden wurde ich beim Zahnarzt misshandelt. Da wurde gebohrt und geschliffen, die ekligen Abdrücke…
Unwillkürlich musste ich an den Thriller “Marathon Man” aus den 70ern mit Dustin Hoffmann denken, den ein Zahnarzt gequält hatte.
Nun gut, so schlimm war es natürlich nicht und eigentlich ging es recht zügig voran. In Deutschland hätte ich garantiert zwei Termine hierfür benötigt.
Es gibt ja einen regelrechten Zahntourismus in Spanien. Verständlich, denn die Kosten liegen bei mindestens die Hälfte als in Deutschland. Da für diese Maßnahmen eh kaum eine Krankenkasse zahlt, schont man hier bei gleicher Qualität die Urlaubskasse.
Jetzt hatten wir erst einmal zwei Wochen zum Erkunden der Gegend bis die Kronen fertig sind.

Platja Petita Empuriabrava

Der Platja Petita befindet sich am Eingang in die Marina. Ein Ellenlanger Strand, der in den Platja de Rubina übergeht, der auch mit PKW (Höhenbegrenzung 2,50 m) befahren werden darf. Je weiter man in das Naturschutzgebiet hinein fährt, desto angesagter ist insbesondere nach Regen ein 4×4. Klar, Übernachten ist verboten…
Am Platja Petita kann über Tag wunderbar stehen, gerade jetzt, wo der Hund verfroren und keine Menschenseele unterwegs ist.
Wenn die Saison beginnt, sollte man den Versuch der Übernachtung besser unterlassen 😉

Umland Empuriabrava und Roses

Platja St Pere Pescador

Der Platja St Pere Pescador befindet sich ca. 5 km Luftlinie südlich von Empuriabrava im südlichen Teil des Naturschutzgebietes Aiguamolls de L`Empordà und ebenso am Strand des Mittelmeeres am Platja de Can Martinet (GoogleMaps).
Ein ewig langer Strand, dahinter schöne Feuchtgebiete, wunderbar auch zur Vogelbeobachtung. Ein Netz von Wegen durchzieht das Gebiet, die besonders jetzt nach Regen spannend werden können.
Jetzt im Winter könnte man u.U. für ein paar Tage mitten in der Natur stehen, das Übernachten ist hier aber verboten.

Die Zufahrt am El Fluvià entlang, ist ebenso wunderschön. Keine Ahnung warum, aber eigentlich ist die Straße gesperrt. Interessiert aber niemanden…

Cap Norfeu

Von Roses aus führt die kleine Carretara a Montjoi schlängelig über das Cap Norfeu nach Montjoi, im Vorbericht erwähnten wir die schöne Tour bereits schon.
In Montjoi, einer Ansammlung von ein paar Häusern, befindet sich übrigens eines der angeblich besten Restaurants der Welt. Na ja, einladend sieht das nicht aus, aber wenn die Gourmets das meinen…

Von hier aus führt eine traumhaft schöne humpelige kleine Straße nach Cala Joncols, ebenso eine Ansammlung von Häusern, sogar mit einem Hotel und einer Tauchbasis. Wer sich hier wohl nieder lässt, wirklich am A. der Welt…

Cala Joncols-Zufahrt

Kleine fast alles 4×4 Pisten führen hier nach Cadaques, aber leider alle gesperrt. Nicht nur gesperrt, sondern mit dicken Stangen verbarrikadiert. Blöd, also wieder zurück und von Roses aus die kleine Straße nach Cadaques nehmen.

Cadaques

Ein wunderbarer Ort um bei schönem Wetter auf der Promenade zu bummeln, einfach nur schön!
Der Nationalpark Cap de Creus ist nicht fern, der zum Wandern einlädt und eine Besonderheit dar stellt.
Salvadore Dalis Haus, welches heute ein Museum ist und einen Dank an Dali. Er hat der Gemeinde sein Haus vermacht, aber unter der Auflage, dass hier niemals diese hohen Betonbunker entstehen dürfen. So konnte der Ort seinen besonderen Flair erhalten.

Cap de Creus

Nördlich von Cadaques erreicht man über eine kleine Straße das Cap de Creus. Die ist übrigens für Wohnmobile gesperrt!
Die Pyrenäen tauchen hier viele hundert Meter steil abfallend in das Mittelmeer ein.
Nährstoffreiche kalte Strömungen treten hier an die Oberfläche, darum ist das Gebiet auch ein Tauchspot allererster Güte! Tolle Unterwasserlandschaften und ein Fischreichtum vom Feinsten. Sogar die riesigen Mondfische, die ansonsten in große Tiefen leben, nehmen hier oft an der Oberfläche ein Sonnenbad!
Von Cadaques aus hatten wir so manch spannende Tauchgänge unternommen.
Weil das Gebiet geologisch recht besonders ist, ist das Cap de Creus auch eine Wetterküche. Plötzlich tauchen eiskalte Nebelwände wie aus dem Nichts auf und meistens pfeift es recht frisch. Die felsige Landschaft ist auch ganz anders als anderswo, sie erinnert mit den Tümpeln, löchrigem Basalt und bunten Flechten eher an Island als an Spanien.

Cap Ras

Das Cap Ras befindet sich nördlich vom Cap de Creus und Llancà an der N-260 die kurvig nach Frankreich führt.
Das Cap Ras ist der östliche Zipfel der kleinen Halbinsel bei Grifeu wo man die schön bewachsene Felslandschaft auf mehreren Pfaden erkunden kann.

Über die N-260 ist das Cap schnell und einfach zu erreichen, schöner ist aber die Fahrt per GIP-6041 über die Berge von Roses oder dem Cap de Creus aus. Man fährt durch eine traumhaft schöne Landschaft mit Fernblicken auf die Pyrenäen oder auf das Mittelmeer mit den Orten El Port de la Selva und Llanca. Man kann Dolmen erkunden oder legt einen Stopp bei dem wuchtigen Kloster Monestir de Sant Pere de Rodes ein.

Col de Banyuls

Eine Winzstraße führt über die Berge von Figueres nach Banyuls in Frankreich. Ein Gebirgskamm bildet mit dem Col de Banyuls die Grenze zu Frankreich. Wenn man Zeit hat, ist das eine wunderschöne Alternativstrecke mit einem Kasten zu der Küstenstraße. Das fast menschenleere Gebiet wirkt mit den alten Korkeichen faszinierend wild.

Überall führen Wanderwege ab, oder, wer einen 4×4 oder Quad dabei hat, wildromantische Holperwege führen kreuz und quer über weitere Pässe durch die Berglandschaft.

Über diese Wege…

…sind auch die kleinen urigen Berdörfer wie Rabós erreichbar. Hier sollte man viel Zeit mitbringen, mehr als 15 km/h sind gemittelt auch mit 4×4 nicht zu erreichen.

Peralada

Plötzlich leuchtet eine Anzeige im Sprinterchen auf, Inspektion. Eigentlich mache ich sowieso immer nach 20.000 km einen Ölwechsel, ok, dann halt jetzt. In Figueres gibt es eine Mercedes-Werkstatt und die freundlichen Menschen hatten gleich den Service durchgeführt. Prima…
Unmittelbar nordwestlich von Figueres liegt Peralada, ein urig morbides Nest. Abends im Dunkeln durch den ausgestorbenen Ort zu Spazieren hatte schon fast was gespenstisches.
Für uns war der Ort praktisch, da er nicht so weit von der Werkstatt entfernt ist und wir hier auch auf dem kostenlosen Stellplatz (GoogleMaps) entsorgen konnten. Die Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten sind hier in der Umgebung ansonsten mehr als begrenzt.

Die Sehenswürdigkeit des Ortes ist das Castell de Peralada, das auch ein Casino und ein Michelin Sterne-Restaurant beherbergt.
Umgeben ist das Castell von einem großen Park, der leider gesperrt war. Hier nisten vom Frühjahr an Störche, die jetzt auf Urlaub in Arfrika waren.
Dafür hatten zig Sittiche mit ihren großen Nestern den Park in Beschlag genommen. Angeblich handelt es sich um ausgerissene Sittiche, die sich hier angesiedelt und gut vermehrt haben.

St Pere Pescador

Von hier aus sind wir dann wieder zurück nach St Pere Pescador wo wir in eines der Feuchtgebiete wollten.
Die Zufahrt war spannend, der Regen von vor zwei Tagen hatte so seine Spuren hinterlassen 😉
Ich muss gestehen, wenn wir nicht vor einigen Tagen da lang gefahren wären, hätte ich mich das nicht so einfach getraut da durch zu fahren. Aber der Sandige Boden ist recht fest. Der Platz war dann nur ein Matschloch wo man nicht mal aussteigen mochte. Aber hier gibt es ja noch mehr Plätze…

Ist ja nicht nur hier, sondern überall im Land findet man begonnene Bauprojekte, teils ganze Ortschaften, die aufgegeben wurden und dann vergammeln. So auch hier, hier ist es ein Yachthafen (s.o.) wo wir stehen, jetzt ein wunderbares Stück Natur, also schön für uns.
Das Schöne an dem Flecken hier ist, dass es zig tolle Übernachtungsplätze gibt. Mal am Fluvià, an den Hafenbecken oder einfach irgendwo auf einer Wiese. Praktisch, dann braucht man nicht so weit zu fahren 🙂
Im Sommer wird die Höhenbegrenzung wohl geschlossen werden. Es nur schwer auszumachen, ob das Gebiet zum Naturschutzgebiet gehört oder nicht. Bei GoogleMaps oder maps.me nicht, bei PocketEarth ja. Auf jeden Fall ist ist hier am Wochenende mächtig was los an Anglern und anderen Leuten, die hier kreuz und quer durch fahren.

Die Zeit hier an diesem Platz war schon toll…

Castelló d’Empúries

Irgendwo hatten wir gelesen, dass man unbedingt Castelló d’Empúries besuchen sollte. Nun ja, wer Langeweile hat, so wie wir…
Der mittelalterliche Ort wurde zusammenrepariert, restauriert kann man das nicht nennen. Castelló d’Empúries mag im Sommer vielleicht einen morbiden Charme entwickeln, wenn er belebt ist. Im Moment ist er einfach nur trostlos. Keine Menschenseele, er ist wie verlassen, alles ist verrammelt. Diese Leere macht ihn noch trostloser.
Einzige Sehenswürdigkeit ist die Kathedrale, die leider geschlossen hatte.

Besalú

Besalú liegt ca. 30 km westlich von Figueres. Ein kleiner mittelalterlicher Ort mit morbidem Charme, dessen Besuch sich lohnt.
Jetzt am Wochenende herrschte Leben im Ort, was den Charme unterstrich. Überall Kunstläden und überhaupt Geschäfte. Der Ortskern steht unter Denkmalschutz und soll einer der besterhaltenen Kataloniens sein.
Die Sehenswürdigkeit neben dem Ortskern ist die Pont de Besalú, eine Steinbrücke aus dem 14. Jahrhundert.

Figueres und Umland

Figueres Hinterland
Figueres Hinterland

La Muga

Die La Muga ist ein kleiner Fluss der durch den Stausee Panta de Boadella in einem Bogen nördlich von Figueres zum Meer fließt.
Wir folgten der GI-511, einer kleinen Straße westlich an der La Muga entlang in die Berge.
Im kleinen mittelalterlichen und liebevoll restaurierten Ort Sant Llorenc de la Muga legten wir einen Stopp ein.

Überall an der kleinen Straße sind kleine Parkplätze eingerichtet. Ich denke, im Sommer wird hier richtig was los sein. Nach ca. 6 km hinter Sant Llorenc de la Muga wird die Straße ganz eng und gabelt sich in einen Mini Betonweg und einem Humpelweg, der in die Berge führt. Überhaupt, hier lacht das 4×4-Herz 🙂
An dieser Stelle wird die La Muga in der Tat zu einem kleinen Gorgues de La Muga.

So verlockend eine kleine 4×4-Tour in diese wilde Bergwelt auch war, dafür waren wir einfach zu spät los gekommen. Wir sind die kleine Betonpiste weiter gefahren, selbst hier benötigten wir für 25 km über eine Stunde.
Es ging in fast nur Haarnadelkurven hoch und runter. Diese wilde Berglandschaft mit all den Lost-Places ist einfach nur schön.

Wir waren völlig überrascht, als wir auf einer Lichtung eine Herde unscheuer Rehe begegneten. Zunächst dachte ich, das wären Zuchttiere, nein, sie befanden sich in freier Wildbahn.

Wieder mal beklaut!

St Pere Pescador ist ein kleiner Ort, ganz im Abseits gelegen mit vielleicht 2.000 Einwohnern. Wer denkt hier an Böses?
Bimo musste mal von der Matsche befreit werden und hier gibt es eine gute Waschanlage für große Fahrzeuge. Mal ehrlich, wer schließt sein Fahrzeug ab, wenn er daneben steht? Gott sei Dank hatte ich mein Phone eingesteckt und den Schlüssel abgezogen.
Zwischen den Sitzen befand sich eine recht verranzte Kiste, darin befand sich ein Teleobjektiv, etwas ganz Besonderes, damit wurden in den 70ern von Raumkapseln aus Mondbilder geschossen. Noch ein teures Makro und ein Blitz…
Man kann natürlich fragen, was das Zeug dort zu suchen hat. Rein aus Platzgründen und damit ich da bei Bedarf schnell ran komme.
Ich bin halt noch nicht so versaut, also bis jetzt, dass ich immer an sowas denke. Ob im Baltikum, Deutschland, Amerika, überall stand das Bimo
verlassen herum, nie nichts ist passiert. Wie soll man damit rechnen, dass man beklaut wird wenn man quasi daneben steht? Das kennt man von Rastplätzen, Tankstellen, Städten etc., aber hier?!
Die Typen mussten mich beobachtet haben und sind dann blitzschnell eingestiegen und haben zugeschlagen. Mehr als 1 Minute wenn überhaupt hatten die nicht gehabt. Wir können ja froh sein, dass sie nicht noch hinten eingestiegen sind.
Von Spanien haben wir jedenfalls die Sch…e voll. Sobald meine Zähne fertig sind, erst einmal weg von hier und so bald es wärmer wird, zurück nach Frankreich.
Jetzt verstehe ich auch, warum die Spanier alles verbarrikadieren und Video-Überwachen.

Wo Übernachten

Dieses Mal ging der Diebstahl schon mehr ins Geld, der Wiederbeschaffungswert liegt geschätzt bei über 3.000 Euro, was auch keine Versicherung zahlt. Aber viel schlimmer als der finanzielle Verlust ist der psychologische Moment. Meine/unsere Unschuld war dahin!
Standen wir bisher meist frei oder auf kostenlosen Stellplätzen, waren wir nun auf einen kostenpflichtigen Stellplatz bei Fortià umgezogen um auf meine Zähne zu warten.
Wir wollten das Bimo hier in dieser Gegend nicht mehr den ganzen Tag alleine stehen lassen wenn wir unsere Ausflüge machen. Würde das aufgebrochen, wäre das wirklich übel, da sich darin ja unser ganzer Hausstand und Leben befindet.
Der Stellplatz wird von Arno, einem total netten Deutschen, der sich hier nieder gelassen hat (GoogleMaps) geführt. Hier hatten wir umzäunte und verbarrikadierte 20.000 qm für uns alleine. Damit wir weg konnten, auch einen eigenen Schlüssel für das große Stahltor.

Fortia Stellplatz

Mit Lilo hatten wir sogar einen eigenen Herdenhund, eine grandiose Hundedame, die wir sofort ins Herz geschlossen hatten.
Keine Ahnung, ob Lilo unsere momentane Verfassung gespürt hatte, jedenfalls hing sie oft bei Bimo ab, lief mit uns zum Tor oder holte uns von dort ab.

Kurz vor Heiligabend wurden dann meine Zähne fertig und meine Ohren hatte ich auch mal kärchern lassen. Teilweise war ich ja fast schon taub, ein alte Leute Leiden 🙂
Nach knapp 6 Wochen war nun alles erledigt, eine gute Gelegenheit, diesen Reisebericht zu beenden und weiter zu ziehen.
Da das Wetter so richtig frühlingshaft geworden war, wagten wir uns noch einmal in das Inland Kataloniens vor.

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