Französisches Jura Reisebericht im Wohnmobil

Französisches Jura Reisebericht im Wohnmobil

9. September 2019 3 Von Mikesch

Fünf Tage verbrachten wir nun in den Vogesen. Man könnte sich dort durchaus länger aufhalten, aber wir waren hier nun bestimmt schon vier mal, also reisten wir weiter.
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Dieser Reisebericht handelt vom französichen Jura, ein mittelhoher gebirgiger Streifen aus Kalkstein, den Alpen vorgelagert, der sich in südwestlicher Richtung an der Schweizer Grenze entlang zieht.
Auch hier waren wir schon zwei mal. Vor vier Jahren mit dem Bimobil, Anhänger und unseren zwei Motorrädern und dieses Jahr von der Rückreise von Spanien. Damals hatten wir leider noch Urlaub, waren also zeitlich eingeschränkt und auf dem Weg nach Spanien, dieses Jahr spielte das Wetter nicht mit, so ging uns viel verloren, das wir nun nachholen wollten.
Diese Landschaft mit den kleinen Orten ist einfach nur traumhaft schön.
Touristisch findet das französiche Jura scheinbar kaum Beachtung, außer von den Franzosen selbst. Völlig zu unrecht, wie wir meinen.

Viele nette Ecken und Straßen die ich beschreibe, sind für ein Standard-Wohnmobil nicht wirklich geeignet, es ist zu eng oder es hängen tiefe Äste über der Straße.
Ein E-Bike, Moped/Roller oder Zweitfahrzeug sind da von Vorteil! Oder man ist spannend in einem Kasten oder Bully unterwegs.
Im Reisebericht beschreibe ich auch einige Strecken. Stellplätze und Sehenswürdigkeiten sind zumeist zu GoogleMaps verlinkt.

Je weiter man an die schweizer Grenze kommt, erinnert das Jura an das ehemalige Zonenrandgebiet in Deutschland. Die Versorgungslage wird schlechter. Vernünftig einkaufen kann man nur in größeren Orten.
Das Funknetz ist meist auch eher mies, meist nur 3G und das nur quälend langsam. 4G ist selten und selbst das tröpfelt auch bei guter Verbindung oft nur so dahin. Die besten Verbindungen hatten wir hier mit dem Anbieter Free.

26.08.2019 – Saint Hippolyte – 70 km

Von Belfort aus starteten wir zum kleinen und verträumten Ort Saint Hippolyte, welcher mit 6 km fast nahe zur schweizer Grenze an dem Le Doubs (der Unentschlossene) in der Region Borgogne-Franche-Comté liegt. Der hübsche Le Doubs wird uns auch die nächsten Tage begleiten, oder wir ihn? 🙂
Saint Hippolyte war die Basis für weitere Exkursionen mit vLadi.
Im Ort befindet sich unmittelbar an dem Doubs ein netter kleiner kostenloser Stellplatz ohne VE (GoogleMaps). Ca. 100 m hinter dem Stellplatz kann man übrigens wunderbar baden!

Source de Dessoubre

Von Saint Hippolyte aus folgt die kleine D39 ca. 33 km der sich schlängelnden Dessoubre durch deren Schlucht und Quellen am Kloster Notre Dame de Consolation.
Die Quellen verteilen sich oberhalb in den Kalkfelsen des Jura. Die Hauptquelle ist in einer Kurve ein Stück weiter frei zugänglich, zu den Anderen muss man in den Park des Klosters und kostet 2,- Euro Eintritt. Am Kloster befindet sich auch für 10,- Euro ein Stellplatz für kleinere Wohnmobile (GoogleMaps).
Die D39 lässt sich gut mit einem Wohnmobil befahren, meist ist kein Verkehr und überall befinden sich Picknick-Plätze.

Belvédère de la Roche du Prêtre

Ein Stück, ca. 7 km weiter liegt oben auf dem Berg der Belvédère de la Roche du Prêtre, ein Aussichtspunkt.
Von der D39 geht eine kleine Straße ab, die steil nach oben führt. Von hier aus hat man eine großartige Aussicht auf das Jura und das Tal der Dessoubre.

Saut Du Doubs

Der Doubs schlängelt sich an der Grenze zur Schweiz entlang. Bei Les Pargots bildet er die Seen Lac de Chailexon, Lac des Brenets und Lac de Moron. Zwischen den Letztgenannten stürzt sich der Doubs ca. 27 m unspektakulär in die Tiefe.
Von Les Pargots aus oder Brenets auf der schweizer Seite kann man mit einem Boot bis kurz davor fahren und dann ca. 500 m zu dem Wasserfall laufen.
Oder man fährt zu dem Parkplatz Saut Du Doubs (GoogleMaps) und läuft von dort ein paar Kilometer hinunter (300m Höhenunterschied!) oder folgt einfach der Straße ein Stück zu Fuß, weil später Einbahnstraße, zu den Aussichtspunkten der Route des Combes .
Mit Wohnmobil sollte man unbedingt von der D 398 aus hierhin fahren!!
Die Bootsfahrt (13,50 Euro) lohnt trotz kläglichem Wasserfall, das tiefe sich schlängelnde Tal ist einfach beeindruckend.
Richtig gut ist die Strecke von Les Pargots aus, die über die Rim der Schlucht führt. Eine tolle kleine Straße mit traumhaften Ausblicken!
Allerdings sollte man mit Moped, PKW oder Kasten unterwegs sein. Die Straße ist recht schmal, kurvig und hat Steigungen von 14 %.
Dazu biegt man in Les Pargots in die Rue du Lac ein, kurz danach in die Route des Combes (Einbahnstraße.

George du Doubs

Eine Spazierfahrt von ca. 70 km, ideal mit Moped und auch Kastenwagen geeignet.
Von Saint Hippolyte führt die kleine D427c entlang der Doubs durch das Jura in die Schweiz bis Saint-Ursanne. Es erwarten einen schöne Blicke auf den Fluss und teils schroffe Felsen. Auch Saint-Ursanne lohnt für einen kleinen Stopp!
Hinter Saint-Ursanne geht es rechts auf eine kleine Straße über die Berge nach Soubey, ist ausgeschildert.
Hier stößt man wieder auf dem Doubs in seiner Schlucht. Von Soubey aus geht es auf einer 2 m breiten, äh, engen schlängeligen Straße (Route de Clairbief) durch das romantische Tal zurück nach Frankreich, der Ausschilderung nach Paris folgen 🙂
An der Grenze darf man sich durch das alte Sperrschild nicht abhalten lassen, einfach durch fahren, da ist niemand. Es geht später wieder den Berg hoch und Hippolyte ist dann schon ausgeschildert. Die kleine Straße könnte sich mit einem Kasten bei Gegenverkehr zwar als spannend erweisen, aber es ist null Verkehr, hierhin verirrt sich niemand 😉

29.08.2019 – Lods im Tal der La Loue – 70 km

Wir verließen den niedlichen Ort Hippolyte und fuhren südwestlich nach Lods an der La Loue.
Mit Freistehplätzen ist es hier eng und vernünftige Stellplätze gibt es auch nicht. Leidlich bis nette Stellplätze kosten 10 Euro, für den Preis kann man auch gleich auf einen Campingplatz gehen. Der einfache Campingplatz Le Champaloux in Lods liegt nett an der La Loue und man hat Platz mit netter Aussicht (GoogleMaps).
Keine Ahnung woran es liegt…
Dass es hier kein Touri-Gebiet ist oder dass die Ferien bald vorbei sind, jedenfalls ist in der Gegend nichts los. Kein Verkehr und kaum Wohnmobile und so hatten wir den Campingplatz fast für uns ganz alleine.
Damals sind wir mit den Motorrädern hier entlang gefahren und wollten immer wieder hier hin, aber wir hatten vergessen wo das war. Als wir hier die Gegend erkundeten, ach, hier war das… 🙂

Camping Lods - Le Champaloux
Camping Le Champaloux Lods

Die Hinfahrt war für mich entspannt nett, aber langsam werde ich doch ein wenig neidisch auf U., sie fährt eindeutig die netteren Strecken.

Das Tal mit der grün schimmernden La Loue ist mit den kleinen Orten, wo man auch unbedingt anhalten sollte, einfach nur traumhaft schön. Teils ist das Tal eng und mit Blick auf die Jura-Felsen. Fährt man die kleinen Serpentinenstraßen hoch, hat man wieder eine völlig andere Landschaft. Hügelig mit grünen Wiesen erinnert sie etwas an England.

Ornans

Ca. 15 km nördlich von Lods liegt der kleine ursprünglich untouristische Ort Ornans. Einen Stadtbummel sollte man mit einem Einkauf verbinden, denn hier ist nahezu die einzige Einkaufsmöglichkeit in der weiteren Umgebung, nach Osten hin bis zur Schweiz. Hier gibt es auch einen altertümlichen Aldi.
Vor allem gibt es hier einen Zahnarzt und was für einen! Ich hatte mir mal wieder meine Krone abgebrochen und in Ornans war der nächste Zahnarzt aufzutreiben. Gleich nach dem Frühstück mit vLadi dort hin und nach 10 min warten kam ich dran. Der Mann war so etwas von nett und hilfsbereit. 45 min hatte die Aktion mit Aufbereitung der Krone und der Wurzel gedauert. Es wurde geröntgt und seine Diagnose war so was von treffend. Ich kenn meinen Zahn ja und weiß was mit ihm los ist. Dass er auf die Schnelle auch die Feinheiten erkannt hat, klasse. Und dann kam die Rechnung und ich dachte, mich hauts um, 23,- Euro!! Wovon lebt der Mann? Das geht doch nicht…

Gorges de Nouailles – Source de la Loue

Die D67 führt zunächst an der La Loue entlangt und dann geht es kurvig hoch in das teils Felsige Gebirge des Gorges de Nouailles.
An einigen leider wenigen und engen Aussichtspunkten hat man eine großartige Aussicht auf Felsen und das Tal.

In La Main ist dann schon die Source da la Loue ausgeschildert. Als wir den Parkplatz erreichten, entfleuchte uns gleich ein Ach
Damals waren wir hier mit den Mopeds, aber wegen der Hitze wollten wir in den Mopedklamotten nicht zur Quelle hinunter laufen. Aber jetzt war es ja anders…
Obwohl, geschwitzt hatten wir bei den 30 Grad auch, aber der Abstieg lohnt sich wirklich. Ich hatte mich schon gefragt, wo das ganze Wasser her kommen soll. Die Quelle ist eigentlich ein Abfluss eines Sees im Berg, der von Quellen innerhalb gespeist wird.

Von hier aus tuckelten wir über die sanft hügeligen Berge zurück nach Lods

Viehtrieb

…und bummelten wenigstens ein Mal durch den Mini-Ort.

31.08.2019 – Saint-Point-Lac – 40 km

Saint-Point-Lac liegt am gleichnamigen See und nah am Wasser, sozusagen am Strand befindet sich ein recht netter Wohnmobil-Stellplatz mit VE für 10,- Euro.
Es ist zwar an diesem Wochenende nicht gerade die Einsamkeit pur, es lebt vielmehr ringsherum. Die feuchten 30 Grad sind allerdings kaum auszuhalten, das geht nur am Wasser.
So kann man ein wenig mit dem Stand-Up paddeln und sogar ich fand den Weg in das Wasser.

Saint-Point-Lac-Strand

Im nördlichen Teil des Point Lac befindet sich ein Feucht und Sumpfgebiet, hier sollte man einen kleinen Spaziergang wagen. Hier hatte sich auch ein besonderer Freicamper nieder gelassen.

Source du Doub/Mouthe

Der uns bisher begleitende Doubs fließt durch den Lac de Saint Point und entspringt ca. 20 km südlich bei Mouthe in 980 m Höhe aus dem Karst-Gestein. Das Regenwasser sickert bei Regen unmittelbar in das Gestein und drückt wieder aus mehreren Löchern aus dem Gestein heraus. Es sieht schon seltsam aus, welche Wassermassen wie aus dem Nichts aus dem Boden quellen.
Mouth ist einer dieser in unseren Augen unansehnlichen Skiorte. Überhaupt sehen die Orte hier nicht so hübsch aus, für Frankreich eher untypisch ähneln sie eher der Schweiz nur in unschön.

02.09.2019 – Le Frasnois – 40 km

Unser weiterer Weg führte südlich nach Le Frasnois und sollte auch ein Standort für Unternehmungen werden. Hier gibt es einen kleinen und eigentlich netten kostenlosen Stellplatz ohne VE, aber die Kirchenglocken sind schlicht unerträglich, nicht zum Aushalten!
So stellten wir das Bimo dort über Tag ab, genächtigt hatten wir dann wunderschön und alleine an einem Picknick-Platz an einem der nahen Seen.

Pic de L`Aigle

Der Pic de L`Aigle liegt südöstlich der Seen (GoogleMaps Parkplatz).
Traumhafte Aussichten und im weiteren Verlauf mit dem Belvedere des 4 Lacs kann man die vier Seen in Gänze bewundern. Das ist wie fliegen, nur anstrengender 😉

03.09.2019 – Clairvaux les Lacs – 20 km

Hier gibt es einen netten kostenlosen Stellplatz ohne nichts mit schöner Aussicht auf einer großen Wiese (GoogleMaps). Von hier aus sollte ein Ausflug mit Wanderung zu den Wasserfällen Le Herisson folgen.
Bevor wir die paar Kilometer umgezogen sind, unternahmen wir erst noch mal eine Rundfahrt mit kleinen Wanderungen.

Gorges de la Langouette

Hier schlängelt sich die La Saine mit kleinen Wasserfällen und Kaskaden durch eine enge Schlucht (GoogleMaps). Leider ist die Tiefe fotografisch nicht einzufangen…

Bourg-de-Sirod

Hier schlängelt sich die Ain am Les Pertes de L’Ain ebenso durch eine Schlucht, bzw., eigentlich floss sie mal durch den Fels, der dann eingebrochen ist (GoogleMaps). Die kleine Wanderung sind nur 1,5 km, aber es sind steile 60 m zu überwinden.

Der Parkplatz befindet sich gegenüber von dem kleinen Chateau.

Bourg de Sirod Chateau

Source de L`Ain

Die Quelle der L`Ain (GoogleMaps) selbst ist mit dem klaren und blauen Wasser recht nett. Bei Niedrigwasser im Sommer ist das Flussbett allerdings ausgetrocknet und die vergammelten Pflanzen sehen eher unschön aus.
Schön sieht es wohl eher im Frühjahr aus.
Achtung: Die sehr schmale Zufahrtsstraße ist nicht für Wohnmobile geeignet!

Source-de-L`Ain

Nouzeroy

Der kleine Bergort Nouzeroy (GoogleMaps) versprüht im Gegensatz zu vielen anderen Orten hier in der Umgebung wieder so etwas wie Romantik.

Cascades du Hérisson

Der Hérisson fließt durch eine enge Schlucht in mehreren Kaskaden und Wasserfällen Richtung Westen. Vom Parkplatz (GoogleMaps) aus geht ein ca. 3,5 km langer mit ca. 200 m Höhenunterschied steiler Wanderweg entlang des Hérisson mit seinen Wasserfällen bis hoch zur D75 wo sich der letzte Wasserfall befindet.
Da dies ein sehr touristischer Ort ist, ist hier in den Ferien die Hölle los und die Parkgebühr mit 8,- Euro für 5 Stunden m.E. abgeschmackt.
An der D75 kann man auch von oben von dem kostenlosen Parkplatz (GoogleMaps) aus starten. Hier hat man den Nachteil, dass man zunächst herunter läuft.
Oder fährt zu dem mittleren Parkplatz (GoogleMaps) und läuft von dort hinunter, das sind dann nur 4,5 km hin und zurück aber auch mit rund 180 Höhenmetern. Wenn man Lust hat, kann man ja immer noch zu dem oberen Wasserfall laufen, das ist sehr entspannt mit wenigen Höhenmetern, was wir ebenso gemacht hatten.
Der Besuch lohnt sich unbedingt, auch wenn es etwas anstrengend ist. Der Wald mit den Kaskaden und Wasserfällen ist einfach märchenhaft. Das sollte man vielleicht nur nicht in den Ferien machen.

Bilder hatte ich nicht so viele gemacht, aber es gibt mal wieder ein Video, ca. 3:50 min.

05.09.2019 – Jeurre – 40 km

Jeurre ist ein klitzekleines Nest und liegt südlich im Haute Jura des französischen Jura, kurz vor der Grenze zu den Rhone Alpes.
Hier befindet sich ein kleiner wunderschöner privater Stellplatz für 5 Euro mit VE (GoogleMaps), wo wir einige Tage mit Wochenende verbracht hatten. Das hatten wir zwar nicht vor gehabt, aber wie es so kommt im Leben, s.u.

Hartal Türe

Gestern wollte ich die Tür von innen schließen, es machte rums und ich hatte den Türgriff, samt Befestigungsplatte in der Hand.
Die Plaste der Befestigungsplatte für den Griff war völlig spröde und brüchig, die Kanten mit den Schrauben, weggebröselt. Die sauteure Hartal Hochqualitätstüre ist ja erst vier Jahre alt…
Gut, dass es hier eine Schlosserei gibt, die bastelte uns eine Platte aus Riffelblech und die hält dann ewig.

Na gut, wir sind ja nicht auf der Flucht, so erkundeten wir die Gegend etwas intensiver, faulten einen Tag herum und erledigten wieder so lästige Dinge wie Wäsche waschen und Bimo innen reinigen.
Auch hier ist das Gebiet von vielen kleinen Winzstraßen durchzogen und das Haute Jura ist deutlich wilder und schroffer.

Cascade des Combes mit dem Gorge de L´Abîme

Die Cascade des Combes mit dem Gorge de L´Abîme (GoogleMaps) hatten wir nur durch Zufall im Vorbeifahren entdeckt. Kein Wiki-Eintrag, nichts im Reiseführer, nichts…
Solch ein märchenhaft wilder Ort mit dem Moos an den Bäumen, fast mystisch. Die enge Schlucht kann man ein paar hundert Meter erlaufen, wer möchte, kann vor hier kilometerweit in die Berge laufen.

Nachdem wir dann unsere Platte abgeholt hatten, zogen wir ein paar Kilometer weiter südlich in die Rhone Alpes.

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