RAW oder JPG in der Fotografie

RAW oder JPG in der Fotografie

18. April 2016 3 Von Mikesch

RAW  oder JPG bei der Aufnahme – das ist hier die Frage.
RAW wird oft als das allein selig machende Format beschrieben und bei vielen herrscht ein großer Irrglaube vor. Die Bilder seien schärfer oder hätten insgesamt eine bessere Qualität…

RAW und JPG sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Man sollte einfach nur wissen, wo die grundlegenden Unterschiede liegen.
Da meine Seite ja eher dem Hobby-Fotografen gewidmet ist, möchte ich euch hier nicht all zu sehr mit Fachchinesich konfrontieren, sonden die technischen Unterschiede RAW und JPG mit einfachen Worten verdeutlichen.

Wer sich für die technischen Details im Einzelnen Interessiert:
de.wikipedia.org/wiki/JPEG
de.wikipedia.org/wiki/Rohdatenformat

Artikelinhalt

Sensor

Zunächst einmal der Sensor, denn dieser liefert die für jedes Bild erforderlichen Daten. Der Sensor besteht aus grünen, blauen und roten Sensorlementen.
In der additiven Farbmischung wird, z.B. aus grün, blau und rot weiß. Da das menschliche Auge grün besser wahrnimmt, ist auch die Verteilung von grün auf dem Senor höher. Für jedes blaue und rote Sensorelement gibt es zwei Grüne.

Nun kommen wir zu dem entscheidenen Punkt, wie diese Signale für die Bilddarstellung bei RAW oder JPG verarbeitet werden.

JPG

Ein Bildpunkt, bzw. Pixel besteht aus den unterschiedlichen Farben grün, blau und rot. Ein Pixel kann also einer dieser oder jede andere beliebige Farbe haben.
Unter berücksichtigung der benachbarten Sensorelemente wird dann das Bild errechnet. Anschließend wird dann zumeist schon in der Kamera ein weißabgleich durchgeführt, geschärft, die Sättigung verändert u.s.w.
Danach dann, findet eine Kompression (Encodierung) statt um die Dateigröße klein zu halten.
Dies erfolgt vereinfacht so: Den Farbwerten der Sensorelementen werden Zahlenwerte zugeordnet. Mehrere Sensorelemente werden zu einem Block zusammengefasst. Durch Quantisierung, d.h. der Messbereich des Blocks in eine endliche Zahl angrenzender Teilbereiche aufgeteilt. Jedem davon wird ein Wert zugeordnet. Die Auflösung ist umso größer, je höher die Anzahl der verwendeten Teilbereiche ist. 
Dies erfolgt durch Teilung der Zahlenwerte nach einer Matrix (Quantisierungsmatrix). Da hierbei gerundet wird, ensteht schon hier ein Qualitätsverlust.
Um das Bild anschließend wieder sichtbar zu machen, müssen die Daten Dekodiert werden. Aber aus dekodierten Daten ist es nur schwierig möglich, die ursprüngliche Datei zu rekonstruieren. So ist verständlich, dass nach jedem Öffnen und wieder Speichern eines JPGs ein Qualitätsverlust eintritt.

Zusammengefasst:

– Bild Informationen wie Farbe, Schärfe, Sättigung sind im Bild enthalten
– je größer die Kompression, desto höher die Qualitätsverluste
– je öfter ein JPG-Bild bearbeitet wird, desto höher die Qualitätsverluste

RAW

Wie der Name RAW (roh) schon sagt, liegen die Daten im Rohformat vor und zwar für jedes einzelne Sensorelement. Hier ist erkennbar, dass die Dateien im Gegensatz zum JPG riesig sein können. Bei einigen Spiegelreflex-Kameras wie z.B. die großen NIKON oder Sony Alpha z.Zt. bei gut 35MB und das komprimiert!
RAW ist allerdings kein Dateiformat, sondern nur eine Bezeichnung für ein Rohformat. 

Um die Dateien kleiner zu halten, bedienen sich die Kamerahersteller einer zumeist verlustfreien Kompression und werden mit entsprechenden RAW-Konvertern wieder entpackt. Probleme hinsichtlich Bildqualität treten hierbei weniger auf, jedoch auf Grund einer Änderung oder Abschaffung eines Kompressionsmodus, bzw. Konverters sind die Bilder nach ein paar Jahren oft nur noch Datenschrott 😉
Ich glaube, Canon hat so was mal innerhalb eines ganz kurzen Zeitraumes geschafft 😉
Die RAW-Dateien erkennt man dann an den Endungen z.B. NEF bei Nikon, CR2 bei Canon oder ARW bei Sony…
Als einziges echtes RAW sehe ich immer noch das gute alte TIFF , da hier nicht komprimiert wird. Allerdings sind die Dateien wirklich riesig, das Bild einer NIKON D800 oder SONY Alpha 7r und höher hat hier gut 70MB!

Die Informationen über Schärfe, Sättigung, Weißabgleich u.s.w. sind im Gegensatz zum JPG nicht im einzelnen Bildpunkt gespeichert, sondern befinden sich als Werte außerhalb des eigentlichen Bildes. Der eigentliche Wert eines Sensorelementes bleibt erhalten und somit kann ein RAW immer wieder verlustfrei bearbeitet werden.
Hier spielt das RAW seinen Vorteil aus, alle Bearbeitungen haben keinen Einfluss auf das Original, die kleinsten noch vorhandenen Bildinformationen können heraus gearbeitet werden, die bei einem JPG auf Grund der Kompression oder Kamerafilter verloren gegangen sind!

Zusammengefasst:

– große Dateien
– verlustfreie Bearbeitung
– hohe Bildqualität, keine Kompressionsartefakte
– Bildinformation nicht im Bild enthalten
– Urzustand wiederherstellbar

Fazit:
Bei einem JPG können Bildbearbeitungen (schon in der Kamrea) wie Weißabgleich, Kontrast, Farbsättigung, Schärfung u.s.w. nicht neu festgelegt, die Kompressionsmethode nicht rückgängig gemacht werden. Nur im RAW-Format ist eine verlusfreie Bearbeitung möglich.
Mit dem RAW-Format genießt man die größtmögliche Freiheit, hier wirken sich auch Aufnahmefehler nicht so drastisch aus.

Tipps:
Auf Grund der vielen Vorteile bietet sich das RAW-Format unbedingt für diejenigen an, die ihre Bilder weiter bearbeiten möchten, welches über das reine Standard-Schärfen oder den Kontrast einstellen hinausgeht.
Ein RAW beinhaltet mehr Bildinformationen, nur hier ist es möglich, ausgefressene oder abgesoffene Bilder noch zu retten. Nehmt hier alle eure Bilder nur im RAW auf.
Allerdings…

Viele Kompaktkameras und auch Bridge beherrschen heute RAW. Physikalisch bedingt ist die Bildqualität in meinen Augen bei schlechteren Lichtverhältnissen eher Schrott.
Die Automatiken und Filter in den Kameras arbeiten heute so gut, dass es sehr sehr viel Erfahrung mit einem RAW-Konverter bedarf, um hier bessere Ergebnisse zu erzielen als es die Kamera von Haus aus kann.
RAW lohnt sich IMHO erst ab einem APS-C Sensor und größer, der in DSLR oder teuren Spiegellosen wie SONY Alpha 7r verbaut wird. Bei manchen Kompakten ist der allerdings auch schon verbaut, schaut in die techn. Daten.

Erst wenn Ihr eure Bilder vollständig bearbeitet habt, speichert Ihr es als JPG für die unterschiedlichen Zwecke als Bild für die Homepage, Diashow oder großformatig für den Druck.
Möchtet Ihr ein Bild ändern, ändert das RAW und speichert wieder als JPG ab.

Sind euch eure Bilder wichtig, bleibt auf dem laufenden Stand, falls sich ein Format-Standard ändert und konvertiert in den neuen Standard. In zwanzig Jahren sind eure Bilder u.U. nur noch Datenschrott.
Dies gilt insbesondere für RAW-Dateien! Da RAW kein Format, sondern nur eine Bezeichnung ist und jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kocht, sind die Dateien schon nach kurzer Zeit nur Datenmüll. Speichert die euch wichtigen Bilder als DNG oder TIFF ab, das ist mit Photoshop oder Lightroom problemlos, sogar als Routine möglich.
Diese beiden Formate sind auch als RAW zu werten, überdauern aber die Haltbarkeit der RAWs der Kamerahersteller um Längen. TIFF gibt es schon seit 1994!