Nano und Keramik Versiegelung für das Wohnmobil

5. Dezember 2015 4 Von Mikesch

Foto und Grafik: Wikipedia

Oberflächenspannung

Was ist das und lohnt sich die teure Investition der Nano- oder Keramik-Konservierung eines Wohnmobils – PKWs oder die viele Arbeit wenn man es selber macht?

Bekannt schon seit tausenden von Jahren ist der selbstreinigende Effekt von Lotusblüten, wobei Wasser einfach von den Blüten abperlt und auch Schmutz abspült.
Schon seit den 70ern wird der Effekt auch technisch genutzt und nachgeahmt, seit ca. anno 2000 sind viele technische Produkte mit dem Zusatz NANO im Handel  zu beziehen.

In kurz:
Bei den Nano– oder auch Keramik Produkten handelt es sich grob um kleinste Siliziumteilchen (oder Siliziumverbindungen) im Nano-Bereich, chemisch eigentlich Sand, die sich in den Lücken auf einer Oberfläche absetzen, diese ausfüllen und hart wie Glas aushärten. Hierdurch verändert sich die Oberflächenspannung und Wasser sowie Schmutz perlt einfach ab.

Eingesetzt werden die Produkte mittlerweile bei schmutzabweisenden Textilien, Zelten, Fassadenfarben, zur Versiegelung von Glasoberflächen wie Fenster oder im Sanitärbereich.

Bei Lackoberflächen wird eine zusätzliche, den Bruchteil eines Haares dicke, glasartige harte Schicht gebildet, dadurch wird sie robuster gegen mechanische Einflüsse wie Steinschlag, Salz im Winter dringt nicht unmittelbar auf den Lack vor und ein kleiner Teil der UV-Strahlung wird absorbiert, was gerade sensible Farben wie rot schützt.

Von Scheiben perlt Wasser einfach ab und zieht den Schmutz einfach mit. Staub vom Abrieb der Bremsen haftet nicht mehr auf dem Lack der Felgen und lässt sich einfach mit lauwarmen Wasser und Mikrofasertuch entfernen.

Weitere Infos hierzu bei Wikipedia, von hier entstammen auch die Bilder.

Meine Erfahrungen mit der Nano-Versiegelung

Ich habe mal meinem Kastenwagen mit Nano versiegelt und aufbereitet, ich sage nur genial! Die Konservierung des Lacks und der der Felgen hielt ungefähr 4 Jahre, die Versiegelung der Windschutzscheibe 1 Jahr bei ca. 25.000 km mit etlichem Regen.

Lauwarmes Wasser und ein Mikrofasertuch, weg der Dreck auf den Felgen und die Fliegen auf dem Lack. Scheibenwischer? Wofür ist der denn gut? 🙂

Nach dem Waschen sah der KaWa jeweils aus wie frisch aus dem Laden. Der Pflegezustand hatte sich auch merklich finanziell beim Wiederverkauf ausgewirkt!

Eine Erfahrung nach allem Möglichen, was ich so versiegelt habe: Je glatter die Oberfläche von Haus aus ist, desto besser die Wirkung. Die Nano-Teilchen setzen sich ja in die mikroskopisch kleinen “Rauheiten” und füllen diese aus. Dies hat dann gerade bei Glas oder lackierten Oberflächen seine Wirkung. Bei rauheren Kunststoffoberflächen ist die Wirkung eher begrenzt. Das mag daran liegen, dass es hier nicht oder kaum möglich ist, die Nano-Teilchen einzupolieren. Bei dunklerem Kunststoff kann es dann hier auch zu unschönen Verfärbungen kommen, die man kaum mehr weg bekommt.
Nach der Behandlung meines Helmvisiers und anderer Kunstoffteile ist mir aufgefallen, dass der Kunststoff spröde wurde. Zufall?

Tipps für die Versiegelung

  • Nur wirklich glatte und Lackierte oder Glasoberflächen Versiegeln.
  • Nicht unmittelbar auf Kunststoff anwenden, nur wenn dieser lackiert ist (meine Erfahrung).
  • Wer selber Versiegelt, Handschuhe tragen! Ist ja zwar im weitesten Sinne nur “Sand“, aber die Nano-Teilchen sind in der Lage, locker die Haut und auch die Zellwände zu durchdringen. Was diese dann innerhalb einer Zelle anstellen können, ist weitgehends unerforscht, kann aber u.U. ein nicht unbedeutendes Gesundheitsrisiko darstellen. Zumindest bekam ich mal eine interne finanzielle “Risikoabschätzung” einer Krankenversicherung in die Hand, die sah nicht gut aus.
  • Die zu versiegelnde Oberfläche muss frei von jeglichem Schmutz sein! Danach muss die Oberfläche noch zusätzlich mit Alkohol gereinigt und entfettet werden. Danach erst wird die Nano- oder Keramik- Versiegelung dünn aufgetragen.
    Ist die Oberfläche abgetrocknet, wird diese dann auspoliert. Dies ist mit der wichtigste Schritt! Hiermit werden die Nano- o. Keramik-Teilchen in die kleinsten Zwischenräume eingearbeitet.
  • Die Oberfläche benötigt nun 24 Stunden Ruhe! In dieser Zeit richten und härten sich die Moleküle aus und bilden dann die glasartige Oberfläche. Nach dieser Zeit kann ggf. noch einmal nachpoliert werden, falls noch Schlieren vorhanden sind.

Lohnt sich eine Nano- oder Keramikversiegelung, was kostet das?

Abperlendes WasserWer eine Versiegelung über eine Firma durchführen lässt, muss mit Kosten je nach Verschmutzungsgrad und Größe des Wohnmobils mit 1.000,- bis > 2.500,- Euro rechnen (Stand 2014).
Wer die Versiegelung selber durchführt, neben den Kosten für Putzmittel, Shampoo und billigem Alkohol je nach Anbieter zwischen 5,-  und  30,- Euro für die Nano- / Keramikversiegelung.

Der Preis geht insoweit trotzdem in Ordnung, da die Versiegelung wie unter Tipps beschrieben sehr, sehr arbeitsintensiv ist. Das Wohnmobil steht zumeist 3 – 4 Tage beim Konservierer. Wer die Versiegelung selber durchführt, ist ebenso gut min. 2  lange Tage für einen Kasten oder ca. 5 Tage mit je 8 Stunden für ein großes Wohnmobil beschäftigt.

Definitiv hat man über Jahre hinweg ein leichteres Reinigen des Wohnmobils, einen verbesserten Lackschutz, bessere Sicht bei Regen und das Wohnmobil sieht nach der Wäsche immer wie fast neu aus. Ob einem der finanzielle oder arbeitsmäßige Aufwand das Wert ist, muss jeder für sich entscheiden!
Ich beschränke mich ob des Aufwandes als Kompromiss mittlerweile darauf, nur das Führerhaus, die Front des Alkovens, die Felgen und die Glasscheiben mit Nano-Produkten oder Keramik zu versiegeln. Für den Aufbau verwende ich das ganz kinderleicht, schnell und easy zu verarbeitende auf Wachs basierende ArmorAll, das hält zumindest für gut 10 Wäschen und hat bis auf die fehlende Resistenz auf mechanische Beanspruchung in etwa die gleichen Eigenschaften. Auch hier reicht nur lauwarmes Wasser mit Mikrofasertuch. Vorteil auch hier: Es bilden sich neben dem UV-Schutz nicht so schnell die dunklen Streifen an den Fenstern vom ablaufenden Wasser, bzw. die Streifen lassen sich leichter entfernen. Muss man halt nur jährlich machen, ist aber kein Akt.

Noch ein paar Tipps bzw. Gedankengänge/ Meinung!

Anbieter versiegeln oft das ganze Wohnmobil, von innen und außen. Gerade innen mit Tischen und Anrichten sehe ich ob der relativ rauhen Oberflächen keinen Sinn, ist aber eine Schweinearbeit und das kostet entsprechend. Der Aufwand in Bezug auf Geld und Arbeit steht hier IMHO in keiner sinnvollen Relation zum für mich fraglichen Nutzen, siehe obige Ausführungen.
Auch einer Versiegelung des Bades stehe ich aus Erfahrung skeptisch gegenüber. Klar, wenn das Bad bzw. Duschraum glatt und lackiert ist, entfaltet die Versiegelung ihre Wirkung. Wenn man allerdings nach jeder Dusche die Wände kurz mit einem Abzieher abzieht, bzw. mit einem Tuch abwischt, kann man sich auch die Versiegelung sparen.
Schränkt den Auftrag auf die Karosserie ein und lasst euch nur diesbezüglich ein Angebot machen!
Wie gesagt, die Versiegelung ist sehr arbeitsintensiv, einigen Berichten zufolge scheinen einige Dienstleister eher den Verdienst im Kopf zu haben und schludern gerade bei der immens wichtigen Vorreinigung und dem Nachpolieren, das erhöht die Gewinnspanne immens 😉
Schaut euch an, wie der Dienstleister, bzw. Werkstatt arbeitet oder vertraut nur Dienstleistern oder Werkstätten über die ausreichend gute objektive Rezensionen vorhanden sind!