Mit dem Wohnmobil durch Estland

Mit dem Wohnmobil durch Estland

1. September 2021 3 Von Mikesch

Von Lettland kommend durchfuhren wir abseits des Tourismus durch die Mitte Estlands in den Norden. Ganz im Norden besuchten wir Tallin und fuhren die Ostsee entlang südwärts.
Dieses Mal durfte auch ein Besuch der Inseln Hiiumaa und Saaremaa nicht ausgelassen werden. Die östlichen Teile mit den Sehenswürdigkeiten sind im Reisebericht mit Lada in Estland zu finden.

Vorheriger Reisebericht: Reisebericht mit dem Wohnmobil durch Lettland->

Unter den Hashtags findet ihr die weiteren Reiseberichte der Tour…

15.08.2021 – Ramsi – 90 km

Morgens hatten wir uns kurz online für Estland registriert. Auch dieses Mal hätten wir uns das sparen können, ohne Kontrolle passierten wir die Grenze.
Wir hatten wieder einige tolle Übernachtungsplätze gefunden, aber irgendwas war immer. Entweder zu dunkel oder es standen zu viele Bäume im Weg.
Nahe Ramsi bei Viljandi wurden wir fündig und fanden wieder einen genialen Platz nahe einem See mit einer Quelle. Wir liefen den Weg vorher ab und beschlossen dann, einige Kratzer bei der spannenden Zufahrt (s. Video) in Kauf zu nehmen.
Der abgelegene Platz war aber auch mit seiner Feuerstelle echt toll.

16.08.2021 – Soomaa Nationalpark – 50 km

Der ca. 360 qkm große Soomaa Nationalpark wurde erst 1995 eingerichtet. Der aus urwüchsigem Feuchtwald, Heide und Mooren bestehende Nationalpark stellt eine Besonderheit dar und bietet vielen Pflanzen und Tieren wie u.A. Bibern, Wölfen und Bären eine Heimat. Irgendwie erinnert das Moor an die Savannen Afrikas.
Eine weitere Besonderheit ist die 5. Jahreszeit zwischen Winter und Frühjahr, wo das Gebiet größtenteils überflutet ist.
Das RMK (State Forest Management) hat hier ein touristisches Juwel geschaffen. Das informative Visitor Center wo man kostenlos Broschüren für Wanderungen und Campmöglichkeiten erhält und dann die vielen Rast- und Übernachtungsplätze mit Toiletten, Überdachungen, Bänken und Feuerstellen. Die Wanderwege sind sehr gepflegt und bestehen aus Holzspänen oder Bohlenwege.
Für mich fast unverständlich, dass für den Soomaa Nationalpark kein Eintritt verlangt wird! Das alles kostet doch Geld.
Auf unseren Übernachtungsplätzen standen wir völlig alleine und konnten endlich wieder einmal ein Lagerfeuer genießen.

18.08.2021 – Tooma – 100 km

Wegstrecke

Die Tour führte uns nordöstlich nach Tooma. Eigentlich mit den drei Häusern nicht wirklich ein Ort zu nennen.
Hier befindet sich ein Naturschutzgebiet mit Feuchtwäldern, Seen und Mooren ähnlich wie der Soomaa Nationalpark.
Die Moore sind hier allerdings von Seen durchzogen und deutlich Farbintensiver. Die Landschaft gefällt mir persönlich sogar noch besser.

Bei unserer Wanderung führte der Pfad zunächst durch den Feuchtwald. Ich glaube, ich habe noch nie so viele unterschiedliche Pilze auf einem Stück gesehen. Die Meisten habe ich noch nie in meinem Leben gesehen.

Der Parkplatz mit Feuerstelle an einem See war dann auch unser Nachtquartier.

19.08.2021 – Oandu – 100 km

Auch Oandu ist nicht wirklich ein Ort, eher eine Ansammlung von Häusern am Oandu-Järv (See), die Ostsee liegt nur in 6 km nördlich entfernt.
Oandu hatten wir als Ziel für eine Wanderung durch den Feuchtwald auserkoren. Vor ca. 4 – 7.000 Jahren war hier eine Dünenlandschaft, auf der dieser jetzt besondere urwüchsige Feuchtwald entstanden ist (im Video besser zu sehen), in dem angeblich Luchse, Elche und Bären leben. Ich denke eher mal, gelebt hatten…

Hier sollte auch unser Übernachtungsplatz sein, weil sich hier ein wundervoller RMK Campingplatz, ausgestattet mit Feuerstellen, Toiletten und Hütten befindet.
Ich wunderte mich schon über die Wohnmobile, die hier aufgeschlagen sind. Klar, als ich nachsah, der Platz ist auch in P4N aufgeführt. Da ich deshalb nichts mehr kaputt machen kann, ist ja nun eh verbrannt, verlinke ich ausnahmsweise mal zu GoogleMaps.

Nur ein paar Hundert Meter entfernt befindet sich ein Besucherzentrum mit einem kleinen Museum, da einen kleinen Einblick in das frühere Leben bietet.

20.08.2021 – Võsu – 20 km

Zunächst fuhren wir zum Besucherzentrum, dort befindet sich ein Trinkwasser-Brunnen. Köstlich, dieses Wasser!
Mit einem Eimer schöpften wir das kostbare Nass und befüllten unsere drei 5L-Trinkwasser Kanister.
Dann fuhren wir die rund 6 km nach Altja, einem alten Fischerdorf. Ein schöner Rundweg führt durch den Wald, an der Ostsse entlang und durch das Dorf. Leider fing es dermaßen an zu schütten, dass wir unsere Wanderung abgebrochen hatten.

Um dem Regen zu entgehen, fuhren wir rund 15 km zum Örtchen Käsmu. Hier haben wohl die Städter ihre Wochenendhäuser oder es wohnen hier die nicht so armen Menschen. Der Ort hat mit den gepflegten Holzhäusern fast etwas amerikanisches.
Vom Ort aus führt ein 6 km Wanderweg durch einen märchenhaften Nadelwald zur Spitze Vana-Jüri kivid. Diese kleine Wanderung ist schlicht wunderschön. Mehr davon seht ihr im Video…

Ein paar Kilometer zurück liegt Võsu, wo wir uns auf dem Strandparkplatz niedergelassen hatten. Vor zwei Jahren hatten wir uns in der Nähe an einem schöneren Platz nieder gelassen, aber wir wollten am Strand die Wunderbare Abendsonne genießen.
Hier trafen wir, die Welt ist ja so klein, ein nettes Bimobil-Pärchen (diewelterleben.de), die über unseren Blog zu ihrem Wohnmobil gekommen sind und jetzt in einem Sabbat-Jahr Europa erkunden.

Võsu Abendstimmung

21.08.2021 – Purekkari, der nördlichste Punkt Estlands – 20 km

Auf der kleinen Halbinsel Purekkari befindet sich der nördlichste Punkt Estlands. Dieser Ort ist einfach nur traumhaft schön. Die Halbinsel zieht sich mit murmeligen Steinen und Felsen ein paar hundert Meter in die Ostsee.
Bis zu dem letzten Zipfel kommt man mittlerweile nur mit nassen Füssen. Vor zwei Jahren kamen wir noch trocken hinüber.
Hier befindet sich auch ein mit allem ausgestatteter RMK-Campingplatz. Vor zwei Jahren hatte ich mich noch aufgeregt, dass die Wohnmobil-Fahrer den Campern mit Zelt die Ressourcen und den Einheimischen die Parkplätze weg nahmen.
Standen wir Mittags noch alleine, waren es Abends etliche Wohnmobile auf dem kleinen Platz. Ist ja auch kein Wunder, solch ein toller Platz und dann ist der dummerweise in P4N aufgeführt. Mal sehen, wann der Platz für Wohnmobile gesperrt wird…

Vom Parkplatz aus sollte man auch die kleine 1,5 km Wanderung zur Halbinsel Mähu ots unternehmen, von der man eine tolle Aussicht auf die Nachbarbucht hat. Auf den Felsen ruhen sich zig Kraniche aus.

22.08.2021 – Juminda / Tsitre – 30 km

Zwischenstopp war die Halbinsel Juminda an deren Kap sich ein 2. Weltkrieg Monument befindet. Hier hatten 1941 die Deutschen auf ihren Weg nach Stalingrad mit ihren „Heldentaten“ zig zivile Schiffe mit estnischen Flüchtlingen versenkt. 15.000 Menschen, auch Frauen und Kinder verloren ihr Leben.
Wie so oft bei solch deutschen „Heldentaten“, findet man darüber weder im Reiseführer, noch in der deutschen Wikipedia darüber eine Zeile.
Hier befindet sich auch ein RMK-Campinplatz. Dadurch, dass die Zufahrt sehr eng und holprig ist, verirrt sich kaum ein Wohnmobil hierhin.

Im östlichen Teil der Halbinsel befindet sich an der 272 ein sehr schöner, ca. 6 km langer Wanderweg. Der Pfad, teils auf Bohlen, führt durch einen märchenhaften Feuchtwald, Feuchtwiesen, Dünen und an großen Findlingen vorbei.

Ein paar Kilometer weiter westlich befindet sich der tolle Tsitre RMK-Campingplatz. Ich verlinke, weil der mittlerweile eh in P4N drinne steht. Bitte beherzigt die Tipps unten!
Vom Campingplatz aus kann man eine sehr hübsche kleine 3 km Wanderung unternehmen.

23.08.2021 – Tallin – 50 km

Das letzte Mal blieb uns nur die Flucht, so voll war die Stadt und der Verkehr war gruselig. Jetzt wollten wir es doch wagen, zu viel liest und hört man davon, dass Tallinn so toll sein soll.
Für Besucher mit einem Wohnmobil gibt es etliche Parkplätze als Übernachtungsmöglichkeit. Wir hatten uns für einen Parkplatz in der Nähe des ehemaligen Olympiaaustragungsortes entschieden, da die Altstadt fußläufig rasch zu erreichen und der Platz relativ ruhig ist.
Zu Tallinn: Außen herum kann man die Stadt nur häßlich nennen. Plattenbauten wechseln sich mit riesigen Einkaufszentren und Industrie ab.
Von der Oberstadt hatten wir uns mehr versprochen. Das Zentrum war dann schon interessanter.
Auffällig die schönen alten restaurierten Häuser mit den Verzierungen und kleinen Kunstwerken, kleine Perlen.
Was uns aber übel aufgestoßen ist, die ganze Werbung und die Gastronomie die die wunderschönen Fronten der Häuser verschandeln und verbauen. Dazu der immense Autoverkehr auch im letzten Winkel. Warum kann man nicht wenigstens die schönsten Ecken autofrei gestalten?
Obwohl 4 Kreuzfahrer angekommen waren, hielten sich die Besucherströme in Grenzen, das muss sonst anders sein. Man hat sie vielleicht noch nicht von Bord gelassen 😉
Ok, jedenfalls hat uns die Stadt, zumindest der innere Kern, nicht so vom Hocker gehauen. Das kann natürlich auch daran liegen, dass wir bereits zu viele tolle Städte auf der Welt gesehen haben, da legt man die Messlatte wohl höher an. Verglichen mit z.B. Danzig wo sich die Stadtplaner viel Mühe gegeben haben und es diese Unarten nicht gibt, besteht hier noch viel Luft nach oben.

Positiv überrascht waren wir vom Stadtteil Rotermannviertel östlich der Altstadt mit den alten restaurierten Industriebauten in Kombination mit der Modernen wo sich viele Cafés niedergelassen haben wo sich gefühlt eher die Einheimischen treffen.

Ebenso der Stadtteil Kadriorg 2 km weiter östlich in der Nähe vom Schloss Katharinental, der fast vollständig von den alten Holzhäusern geprägt ist.

Auch der Stadtteil Kalamaja ist ein Besuch wert, sofern man nicht unter Zeitdruck steht. Ein ehemaliges Armenviertel aus den alten Holzhäusern bestehend, welches vor allem Künstler für sich entdeckt haben und es zu renovieren versuchen. Leider wirkt alles ein wenig unorganisiert, aber ich denke, in Zukunft wird das schon was.

Ein Besuch des Tallinner Wasserflugzeughafen, heute ein Marine-Museum lohnt auf jeden Fall. Leider waren die schönen Hallen wegen Renovierung verpackt.

Auf dem Weg dort hin, bzw. in der Nachbarschaft befindet sich aus Sowjetzeiten ein altes Gefängnis. Schon von außen ist es gruselig.

Ich denke, ein guter Eindruck über Tallinn vermittelt auch mein kleines Video, ca. 9:15 min.

24.08.2021 – Türisalu Kliff / Keila Wasserfall – 35 km

Waschtag war wieder angesagt und in Tallinn befindet sich einer der wenigen Waschsalons in Estland, die Gelegenheit darf man sich einfach nicht entgehen lassen. Wider erwarten ist der sogar sehr gut! Günstig und die Wäsche wurde sauber.
Anschließend wollten wir nur noch weg, wir hatten genug von Stadt mit all dem Trubel und dem Verkehr. 20 km nur Getümmel und jede zweite Ampel rot, das nervt gewaltig.
Wir sind zum Entspannen zum Keila Wasserfall gefahren, der in einer parkähnlichen Landschaft liegt. Herrlich, diese Ruhe bei einem Spaziergang zu genießen.

Niedergelassen hatten wir uns 2km zurück oben auf dem Türisalu Kliff mit einer herrlichen Aussicht. Zum Sonnenuntergang war der Parkplatz gerammelt voll. Ich glaube, halb Türisalu war hier versammelt 🙂

25.08.2021 – Rummu -> Peraküla RMK Ostssee – 70 km

Nur ca. 30 km weiter befindet sich Rummu mit einem alten Gefängniskomplex aus Sowjetzeiten. Nebenan wurde Kalkstein abgebaut und die Arbeiter rekrutierte man aus dem Gefängnis.
Nach der Befreiung Estlands wurde der Abbau in den 90igern eingestellt und die Pumpen abgestellt. Das Loch füllte sich mit Wasser und es bildete sich ein See mit glasklarem Wasser der auch einige Gebäude flutete.
Heute erodiert der Abraumberg, der ein wenig an den Südwesten der USA erinnert. Am See befindet sich ein Tauchbasis und ein Strand Wasserhüpfburg. Der Eintritt kostet z.Zt. 4€/Person und der Strand nochmals 8€ für eine Stunde.
Ich finde das recht überzogen, aber egal, trotz schmuddeligstem Wetter opferte ich den Eintritt und erkundete, soweit möglich, das Gelände. Ich wäre gerne geflogen, aber das ließ das Wetter einfach nicht zu.
Auch bei diesem Mistwetter war das schon recht interessant und vielleicht deshalb auch besonders bedrückend.

Anschließend sind wir an die Ostsee weiter gefahren und fanden den tollen RMK-Platz Peraküla mit einem endlos langen Sandstrand. In der Saison braucht man mit einem Wohnmobil wahrscheinlich erst gar keinen Versuch starten, denn für Wohnmobile ist auf dem an sich riesigen Gelände nur ein ganz kleiner Teil zum Parken/Übernachten erlaubt. Allerdings ist ab dem 1.9. das gesamte Areal nutzbar. Schon jetzt waren wir ganz alleine…
Der ganze Küstenstreifen ist voll von diesen Plätzen, mal mehr oder weniger gut erreichbar.

26.08.2021 – Hiiumaa – 50 km

Hiiumaa-Heltermaa

Von Norden kommend bietet sich, um die Insel Saaremaa zu besuchen, der kleine Umweg über die Insel Hiiumaa an.
Hiiumaa, die Insel der besonderen historischen Leuchtürme, ist abseits des Tourismus ein Juwel für Menschen, die die Ruhe und Einsamkeit in unberührter Natur suchen. Hier ist nichts und davon ganz viel. Viel Wald und einsame Strände und doch mit einigen Sehenswürdigkeiten.
Die Fähren sind nicht teuer und kann sie leicht über z.B. pramid.ee buchen. Man erhält einen QR-Code per Mail, aber das Beste ist, das Kennzeichen wird schon am Hafen erkannt, bekommt eine Spur zugewiesen und kann dann einfach auf die Fähre fahren.
Die Insel ist voll von den tollen RMK-Campingplätzen, meist in Meernähe, die man leicht über die RMK-App, GoogleMaps, PocketEarth und all den Stellplatz-Apps und Navis finden kann.
Die Fahrt zur Fähre war teils auch spannend, vorbei an verlassenen uralten Häusern und dann der Bahnhof in Haapsalu, einst mit 216m der längste überdachte Bahnhof Europas, ein Juwel!

Da wir nach der Fährfahrt nicht mehr so weit fahren wollten, hatten wir uns auf dem tollen RMK Sarve südlich von Heltermaa nieder gelassen.

RMK Salve

Die nächsten Tage drehten wir eine rund 150 km Runde um die Insel und erkundeten die Sehenswürdigkeiten, die wir so über PocketEarth und im Internet gefunden hatten.

Helmerseni – Steinfeld bei Hausma

Von der Ortschaft Kärdla aus zieht sich entlang der Ostsee ein Gebiet mit Felsen und Findlingen (Helmerseni), eine Besonderheit des Baltikums.

Quelle in Kärdla

Kärdla ist ein Ort ohne Besonderheiten, bist auf, ja, etwas ganz Wichtiges: Trinkwasserquellen! Wie schon erwähnt, trinkbares Wasser ist im Baltikum rar, hier befindet sich eine Trinkwasserquelle mit bestem leckeren Wasser. Also, wir sprudeln das Wasser und haben es überlebt 😉
Hier hatten wir alles an Flaschen und unseren Tank befüllt.

Hügel der Kreuze – Ristimägi

Ristimägi ist als Mahnmal an die Deportation der Schweden von Reigi im August 1781. Katharina die Große von Russland unterzeichnete einen Erlass, nach dem sich die Schweden in einem Gebiet im Süden der Ukraine neu niederlassen sollten. Vor ihrer Deportation versammelten sich die Schweden am 20. August 1781 alle noch einmal für einen letzten Gottesdienst an dem Platz, der heute als Ristimägi bekannt ist. Wurde einst das Setzen eines Kreuzes zum Abschied gesetzt, setzt heute jeder Besucher der Insel Hiiumaa dort ein Kreuz.
Mittlerweile stehen dort aberhunderte wenn nicht tausende Kreuze der unterschiedlichsten Art. Keine aufwändigen Kreuze, nein, aus natürlichen Stoffen, Ästen etc. einfachster Art, klein, groß, frei nach Fantasie.

Tahkuna Leuchturm und Bunker

Der Tahkuna Leuchturm befindet sich an der Spitze der gleichnamigen Halbinsel. Die russische Regierung hatte ihn 1871 bei der Weltausstellung in Paris erworben. Mit 42,7 m über dem Meeresspiegel ist er der höchste Turm der estnischen Küstenlinie.
Unmittelbar an der Spitze des Kaps befindet sich ein Mahnmal zum Gedenken an die Opfer des Untergangs der Estonia.
Beklemmend, wenn man bedenkt, dass der Untergang nie aufgeklärt wurde und viele Fragen offen geblieben sind.

Das gesamte Gebiet war im 2. Weltkrieg sehr umkämpft und die Sowjets hatten hier etliche Befestigungsanlagen und Bunker errichtet. Viele Bunker findet man unmittelbar von der Zufahrtsstraße aus und kann sie betreten. Innen sind sie zwar nicht so groß, aber man sollte unbedingt eine Lampe mitnehmen! Es reicht, wenn man in einen hinein geht, denn sie sind alle gleich aufgebaut (s. Video).
Auf der Strecke befindet sich ebenso noch eine wunderschöne alte Holzkirche.

Bei Kõrgessaare hatten wir dann wieder einen Traum von RMK-Übernachtungsplatz gefunden. In der Saison braucht man den Campingplatz kaum anfahren, ein Platz zu bekommen dürfte einer Lotterie gleich kommen.

Kõpu Tuletorn und Ristna tuletorn

Für mich der interessanteste Leuchtturm ist auf Grund seiner Architektur der der Kõpu Tuletorn. Ein Stück weiter findet sich der Ristna tuletorn, der mich eher an Steampunk erinnert.
Die Leuchttürme sind in einer tollen Landaschaft aus Dünen und Kiefernwälder eingebettet. Nur einen Kilometer südlich vom Ristna befinden sich auf der Halbinsel wieder Bunkeranlagen aus der Sowjetzeit und ein traumhafter Übernachtungsplatz, allerdings eher für Kästen geignet oder es gibt Schrammen.

Nur wenige Kilometer weiter befindet sich der RMK Kaleste telkimisala, ein traumhafter Platz am Meer mit Feuerstellen.
Von hier führt auch ein ca. 2 km study trail durch einen schier unglaublichen Märchenwald. Auch hier, es können Kratzer am Wohnmobil entstehen, nicht für jedes Mobil geeignet…

Vanajögi

Der Vanajögi schlängelt sich mäandernd durch den märchenhaften Wald. Das Besondere ist, dass er mit Mineralien angereichert ist und in der Sonne blutrot erscheint.

Kassari

Kassari ist die 5. größte Insel Estlands, wobei, man bemerkt es nicht, dass man auf eine Insel gefahren ist.
Interessant ist der südliche Zipfel mit der Halbinsel, die sich weit in die Ostsee hinein zieht.

30.08.2021 – Saaremaa

Das letzte Mal mit vLadi hatten wir Saaremaa ausgelassen, jetzt wollten wir die Insel doch einmal für ein paar Tage erkunden.
Die Fähre nach Saaremaa hatten wir frühzeitig über praamid.ee gleich bei Ankunft auf Hiiumaa gebucht, da auf der kleinen Fähre nicht all zu viel Platz ist. Selbst jetzt in der Nebensaison war das Angebot recht knapp.
Da wir nach der Ankunft am frühen Abend nicht mehr so weit fahren wollten, hatten wir uns auf dem RMK Meiuste nieder gelassen.

Mühlenberg von Angla

Auf dem Weg dorthin schauten wir uns den Mühlenberg von Angla an, wo bei einem Museum 5 historische Mühlen aufgebaut sind. Für eine Besichtigung war es uns dann doch zu spät.

Tuhkana

Der RMK Campingplatz Tuhkana liegt am angeblich schönsten Strand Saaremaas. Der vorgelagerte Waldstreifen ist schon schön und der ewig lange Sandstrand hat was. Die Campsites sind schön in den Dünen angelegt.
Leider zum Zelten etwas weit vom Parkplatz erntfernt. Kein Platz für Wohnmobile, parken ist mal ok, aber dunkel und schief.

Panga Cliff

Das Panga Cliff ragt ca. 21 m aus dem Meer und besteht aus einem Kalkstein, in dem man mit Glück noch versteinerte Meerestiere finden kann.
Ich hatte mir das Cliff imposanter vorgestellt. Eigentlich nur ein riesengroßer Touri-Parkplatz wo man eigentlich nicht viel vom Cliff sieht.
Ca. 1 km südwärts, auf einem Pfad gut zu erreichen befindet sich der Punkt Köieronmine, eine Kerbe im Cliff. Hier kann man sich an einem Seil die Wand herunter hangeln und einen schönen Blick auf das Cliff erhaschen.

Abula telkimisalaga

Weiter südwestlich an der Tagalath-Bucht befindet sich der RMK Abula-telkimisalaga, einer der drei Campsites an dem ewig langen traumhaft schönen Kiesstrand.
Die letzten 10 km führten zunächst über eine steinige Piste und flache Ebene, die uns an Alaska erinnerte. Danach wurde der Weg sehr eng und Pampig. Wir wünschten uns wieder einmal ein kleineres, vor allem nicht so hohes Fahrzeug. Ich glaube, Bimo hat wieder ein paar Kratzer mehr. Nach Regentagen läuft der Weg mit Wasser voll, aber gut, Bimo darf ja 40 cm waten. Auch bei trockenem Wetter sind die Plätze für größere Fronttriebler nicht unbedingt geeignet.

Vilsandi rahvuspark

Der Vilsandi rahvuspark befindet sich auf der Halbinsel Kiipsaare. Die Besonderheit ist der schiefe Leuchtturm. Vom Parkplatz aus liegt der ca. 4 km entfernt. Die Wanderung über den breiten Weg, vorbei an dem Laialepa laht und durch den künstlichen Kiefernwald ist nicht wirklich erotisch.
Das Kap mit dem Leuchtturm ist schon interessant, ebenso, folgt man dem Wanderweg südlich an der Ostsee entlang.

Kuressaare / Arensburg

Wenn man schon auf Saaremaa fährt, sollte man die Hauptstadt Kuressaare nicht auslassen. Die kleine Innenstadt ist mit den gepflegten alten Holzhäusern echt niedlich. Ebenso sollte man auch einmal einen Blick in die vielen Seitengassen werfen. Auch das Schloss Arensburg (nach dem alten Namen der Stadt), das ein Museum beinhaltet, sieht sehr sehenswert und imposant aus.
Nahe dabei befindet sich ein großer Parkplatz, wo wir auch genächtigt hatten. Zu dieser Zeit völlig leer.
In Kuressaare kann man auch gleich die Gelegenheit nutzen, seine Vorräte aufzufüllen. Außerhalb befinden sich etliche große Supermärkte.

Kaali Krater

In das Gebiet um Kaali ist vor ca. 4.000 Jahren ein Meteorid nieder gegangen. Er zerbrach in mehrere Teile und das größte Stück hat einen ca. 100 m Krater hinterlassen. In der Nachbarschaft kann man noch die kleineren Einschläge bewundern. Nicht spektakulär, aber es ist selten, einmal wirklich einen Meteoriten-Krater bewundern zu können.

Kaali Krater

Moor von Koigi

Das Moor von Koigi ist das einzige Moor auf Saaremaa. Ein ca. 5 km langer abenteuerlicher Wander- und Bohlenweg führt durch das eindrucksvolle Moor.

Nachts klarte es auf, die Luftfeuchtigkeit ging in den Keller, beste Voraussetzungen, einen Blick auf die Milchstraße zu erhaschen. Nur im September und März hat man solch einen Blick auf das Zentrum der Milchstraße. Im Sommer ist es zu hell und im Winter ist das Zentrum nicht richtig zu sehen. Wenn dann auch noch auf Kilometer kein störendes Licht die Aufnahme stören kann, welch ein Glück…
Sony A7r – f2,8 – 14mm – 30” – ISO 1.000

Galaktisches Zentrum

Maasilinn / Soneburg

Maasilinn (Soneburg) war eine alte Ordensburg. Damit sie nicht noch mehr verfällt, ist sie heute überdacht. Auf eigene Gefahr kann im Innern auf Entdeckungsreise gehen. Der Abstecher mit dem kurzen Gang durch das Gemäuer lohnt sich.

Üügu Cliff

Das Üügu Cliff befindet sich im Norden auf der kleinen Nachbarinsel Muhu. Auch dieser Abstecher lohnt sich für einen kurzen Besuch. Das Üügu Cliff ist eine ca. 5m hohe Kaarst Abruchkante. Die Wacholderlandschaft mit der Aussicht und der Felsigen Kante sind echt sehenswert.
Genau so interessant war bei unserem Besuch auch das Wetter…

05.09.2021 – Matsalu -> Matsi – 100 km

Nördlich vom Ort Lihula befindet sich das Naturschutzgebiet Matsalu, von wo wir vom Parkplatz aus eine Moor-Wanderung unternommen hatten. Die Bucht von Matsalu ist die größte Zwischenstation und Rastplatz für die Zugvögel Europas. Leider war es für uns die falsche Zeit und es war nichts zu sehen. Im tollen Visitor Center bekommt man viele Informationen und es ist fast ein kleines Museum.

In Deutschland hätten wir uns über solch einen Übernachtungsplatz gefreut, aber es war uns einfach noch zu früh.
So sind wir ein Stück zurück und dann Richtung Süden an der Ostsee entlang zum schlicht nur traumhaft schönen RMK Matsi telkimisala gefahren. Über einen Kilometer an der Ostsee entlang zieht sich in einem Kiefernwald der Campground. Hier standen wir bereits 2019 mit vLadi mit Dachzelt. Jetzt, zu dieser Jahreszeit fanden wir auch mit Bimo einen Übernachtungsplatz.
Dieser Platz ist definitiv für Standard-Wohnmobile mit Frontantrieb in dem sandigen Waldboden, den Steigungen und der Absätze ungeeignet!
Größere Fahrzeuge sollten über Bodenfreiheit und Heckanrieb verfügen, um wenigstens an einen der wenigen Plätze zu gelangen. Dieser Platz ist eigentlich nur für PKW, besser noch für 4×4 geeignet.

06.09.2021 – Pärnu – 60 km

Ulrike wollte unbedingt noch einmal in das Seebad Pärnu. Verständlich, das ist auch mit den alten Häusern einfach zu schön. Wobei, der Ort sah vor 2 Jahren noch hübscher aus. Mittlerweile sind einige der besonders schönen Häuser verlassen und die Fenster mit Spanplatten verrammelt. Aber egal, er ist immer noch sehenswert.
Außerdem mussten wir wieder waschen. Auch hier gibt es einen der wenigen Waschsalons in Estland.

Hier endet dann auch unser Reisebericht Estland. Wieviel sich in zwei Jahren doch ändern kann. Mittlerweile sind die meisten, auch die Nebenstraßen asphaltiert, wo wir mit Lada noch über Pisten gefahren sind. Leider ging damit etwas abenteuerliche Ursprünglichkeit verloren. Aber gut, die Bevölkerung wird froh darüber sein!
Es war bemerkenswert ruhig und es waren kaum Wohnmobile unterwegs. Keine Ahnung, ob Corona etwas damit zu tun hatte. Zumindest gab es als ungeimpfter Mensch so manche Einschränkung bei der Einreise.

Wer möchte, kann sich auch unser Video anschauen, Bewegtbilder wirken doch immer etwas anders.
Länge, ca. 26 min.

Die Reise führte uns dann relativ zügig wieder zurück Richtung Deutschland, weil wir in Polen bist zum 30.09. unsere Mautbox abgeben mussten. Das Mautsystem hatte sich geändert und wir wollten kein neues Prozedere anleiern.

Der nächste Reisebericht also: vom Baltikum zurück nach Deutschland->

Baltikum Tipps:

Entsorgung:
Eine Ent- und Versorgung ist im gesamten Baltikum grundsätzlich recht schwierig. Eine Kassette kann man vielleicht noch auf einem Campingplatz oftmals mehr schlecht als recht entsorgen, mit einem Fäkaltank wird es aber schon schwierig. Es gibt nur ganz wenige Campingplätze, wo hier eine Entsorgung, wenn überhaupt, möglich wäre.
Da der Reiz des Baltikums aber gerade darin besteht, frei oder auf den unzähligen Picknick-Plätzen (erlaubt) zu übernachten, sollte man ausreichend autark in Punkto Entsorgung sein, möchte man die wenn auch meist sauberen Plumps-Klos nicht nutzen wollen. Das gilt auch für die Campingplätze, die sanitären Anlagen entsprechen oft nicht unseren gewohnten Standards. Eine Trockentrenntoilette ist hier dann keine schlechte Idee, will man auch für Tage die Natur genießen können und eben nicht nur auf Campingplätze mit deren Sanitäreinrichtungen angewiesen sein.
Und noch ein Punkt für eine Trockentrenntoilette: Es geht nun mal gar nicht, dass Kassetten in Dixies oder den Plumpsklos entleert werden! Wenn das jeder machen würde, sind die Toiletten ruck zuck voll und stehen nicht mehr zur Verfügung!

Campen:
Das sog. wilde Campen ist grundsätzlich erlaubt, sofern einige Regeln eingehalten werden:
Die Plätze sauber verlassen, nicht in Städte, nicht auf Privatgrund und in Naturschutzgebiete, bzw. Nationalparks nur auf den ausgewiesenen Plätzen. Diese findet man zuhauf, in Estland findet man sie unter “RMK“, wofür es sogar eine App gibt.
Wenn ihr schon die App P4N nutzt, beachtet bitte eine Nettiquette damit uns das Baltikum so in dieser Form mit dem freien Stehen bzw. Nutzung der RMK oder anderer Picknick-Plätze erhalten bleibt.
Entleert keine Kassetten in den Plumpsklos! Okkupiert nicht die Feuerstellen und Hütten, denn diese Plätze sind eigentlich für Camper mit Zelt gedacht. Es sei denn, es ist z.B. in der Nebensaison völlig leer auf dem Platz.
Stehen auf kleinen Plätzen schon zwei Wohnmobile, fahrt bitte weiter und sucht euch einen anderen Platz, nehmt den Einheimischen nicht die Camp- und Parkplätze weg!
Nur wenn wir uns entsprechend verhalten, wird uns dieses Paradies erhalten bleiben können, ansonsten werden wie so oft Verbote und Beschränkungen folgen.

Trinkwasser:
Das Trinkwasser verdient meist den Namen nicht, jedenfalls geruchstechnisch. Einmal stank das als Trinkwasser deklarierte Wasser wie aus einem Güllefass. Moorig, oder in Städten chlorig riecht es fast immer.
Man sollte sich in den Supermärkten ausreichend mit 5 L-Flaschen eindecken. Eine Tankreinigung kann bei Rückkehr durchaus möglich sein. An manchen Ecken befinden sich Quellen oder Brunnen, die in manchen Apps wie PocketEarth verzeichnet sind. Das Wasser ist dort einfach nur köstlich!

Straßen:
Noch 2019 war der größte Teil der Straßen, auch viele Hauptstraßen, nicht asphaltiert. Oft waren es nur schlechte, steinige und humpelige (Waschbrett-)Pisten.
In 2021 war es genau umgekehrt! Selbst kleine Nebenstraßen waren größtenteils asphaltiert.

Achtung:
Wer dicht an der russischen Grenze vorbei fährt, sollte sein Handy in den Flugmodus stellen!
Nur ein kurzes Einloggen in das russische Netz kostet ein kleines Vermögen, wenn man nicht aufpasst.
Ulrike hatte nur ein paar Sekunden nicht aufgepasst, schwupps waren 7 Euro futsch!