Reisebericht Kanada Yukon Territory

Reisebericht Kanada Yukon Territory

19. Juli 2017 9 Von Mikesch

Vorheriger Bericht: Kanada British Columbia Nordosten

04.07.2017 – Morley River Yukon – 234 km

In Watson Lake wurde erst mal wieder eingekauft und getankt.
Wie bereits geschrieben, Watson Lake ist mit rund 600 Einwohnern die drittgrößte Stadt im Yukon, ein Verkehrsknotenpunkt und somit ein Ort der Entscheidung. Hier entscheidet sich, ob man den Hwy. 37 wieder Richtung Süden oder weiter nach Alaska fährt.
Wir hatten uns nun endgültig für die Weiterfahrt entschieden, man kommt nur einmal nach Alaska und so viele Leute hatten uns den Mund wässrig gemacht 🙂

Logischerweise hatten wir uns auch wie zuvor schon 86.000 Andere im Signpost Forest verewigt. Leider hatten wir kein so schönes Schild, manche hatten sich richtig Mühe gegeben.
Dieses Feeling kommt auch in der Stadt selbst rüber, man spürt das Tor in die Wildnis.

Signpost Forest

Signpost Forest

Watson Lake

Watson Lake

Dann ging es wieder den Alaska Hwy. weiter. Bis auf wenige Abschnitte mit Blick auf die fernen schneebedeckten Berge und auch den Rancheria Falls bietet dieser Abschnitt kaum Besonderes.

Rancheria Falls

Rancheria Falls

Kommt man an einen malerischen Abschnitt vorbei, hat man keine Gelegenheit, auf der hochgelegten Trasse des Hwy anzuhalten.

Der Verkehr wird langsam weniger, interessant die vielen Motorradfahrer, die gefühlt deutlich mehr sind als die Autofahrer.
Bis auf ein Bimobil aus der Schweiz, was an uns vorbei gefahren ist und ein entgegengekommendes Ex-Mobil sahen wir noch keine europäischen Touristen. Wo sind die denn alle?

Genächtigt hatten wir am Morley River, auf einem nicht all zu hübschen kostenlosen Territorial Park.
Ich hatte auch keine Lust mehr zu fahren, den ganzen Tag hat das bei 7 Grad nur gepladdert.
Entsprechend wurde das Essen angepasst, es gab Schweinekrustenbraten in Biersoße mit Kartoffeln und Blumenkohl. Hmmm, war das lecker 🙂

05.07.2017 – Whitehorse – 283 km

Weiter ging es im Grau, aber trocken mit einem Zwischenstopp beim Johnson`s Corner, wo wir eine geniale Zimtschnecke erstanden, in bekannter mittlerweile langweiligen Landschaft nach Whitehorse.

Johnsons Corner

Johnsons Corner

Whithorse ist ebenfalls wie Watson Lake ein Tor in den Yukon, bzw. Alaska. Langsam trifft man auch die Fernreisenden 😉
Allerdings ist Whitehorse eine richtige Stadt zu nennen, wo einfach vom Walmart bis McDoof einfach alles zu finden ist. Das Wetter wurde richtig schön und mir ca. 24 Grad richtig warm. So sind wir noch glatt rund 7 km durch die Downtown gelaufen.

Whitehorse

Whitehorse

Genächstigt hatten wir wieder am Walmart, hier war die Hölle los, so viele Wohnmobile auf einem Fleck. Wohl dadurch hatten wir das schlimmste Internet bisher.

06.07.2017 – Pelly Crossing – 284 km

Gestern fanden wir nicht den Weg ins Bett, kein Wunder, wenn die Sonne um 23:30 unter geht. So sind wir erst spät weg, zuvor hatten wir wieder eine Kleinigkeit Proviant gebunkert.

Kurz hinter Whitehorse sind wir auf den Klondike Hwy. Richtung Norden abgebogen. Das erste Stück war bis auf ein paar kleine Seen schon recht langweilig, U. fragte schon, warum wir all die Kilometer gefressen hatten.
Ab Carmacks wurde es interessant, dort stößt der Hwy. auf den Yukon. Der Fluss ist mit seinen Windungen und Inseln schon imposant.

Yukon

Yukon

An den Five Finger Rapids hatten wir einen Stopp eingelegt, hier hat man vom Hwy. aus eine großartige Aussicht auf die Stromschnellen. Den 2km Walk mit dem Abstieg hatten wir uns erspart, das konnte kaum toller aussehen, als von oben.

Five Finger Rapids

Five Finger Rapids

Kurz vor Pelly Crossing hatten wir uns in die Büsche geschlagen und Schnitzel gebraten.
Eigentlich pervers, bei ca. 26 Grad und strahlendem Sonnenschein nach 22:00 Uhr.
Überhaupt das Wetter, vorgestern noch 7 Grad am Tag, nun 29 Grad und das hier hoch im Norden. Sonnenuntergang ist hier heute um 00:24, wie soll man da schlafen können. Wir hatten beschlossen, dass uns eine Uhr oder die Tageszeit nicht mehr interessiert. Bis 1:30 saßen wir draußen, da es nicht mehr dunkel wird.

07.07.2017 – Dempster Hwy. – 357 km

Um 10:00 Uhr aufgestanden und weiter ca. 200km den eher langweiligen Klondike Hwy. hoch. Ca. 50km vor Dawson City sind wir in den Dempster Hwy. abgebogen. Gott sei Dank gibt es an den Abzweig eine Tankstelle, sonst wäre es nichts mit unserem Vorhaben.

Klondike Hwy Impressionen

Klondike Hwy Impressionen

Wir wollen nicht bis zum Ende durchfahren, 1.600 km endlosen Schotter (hin und zurück), da hatten wir keine Lust drauf, auch müssen wir nicht unbedingt an den Artic Circle. Der schönste Abschnitt liegt eh auf den ersten 200 km.
Wir sind bis zu dem Ende des Tombstone Mountain Territorial Park gefahren, Eagle Plains mussten wir fallen lassen, da vorher ein Waldbrand tobte und nicht sicher war, dass wir die Tankstelle erreichen würden.

Dempster Hwy

Dempster Hwy

Das war es, wofür sich hunderte Kilometer fahren gelohnt hatten!
Zunächst ging es flach an einem Fluss entlang, dann begann der Aufstieg über die Baumgrenze durch die Tombstone Mountain.
Dahinter öffnet sich eine Alpin-Tundra Hochebene mit grandiosen Blicken auf die grünen Berge und dem East-Blackstone-River, teils noch mit Eis.
Hier lief uns auch ein Elch über den Weg und U. konnte Aufnahmen wie aus einem Tierfilm machen.

Elch

Elch

Campgrounds gibt es wie die Tankstellen so gut wie keine. Auf den Tombstone-Campground wollten wir nicht, da er uns zu tief im Tal lag. Die nächten Campgrounds sind dann ca. 200 und 360km entfernt.
So hatten wir unser Glück so versucht. Den ersten Platz hatten wir nach dem Duschen und Essen geräumt und sind um 22:00 Uhr gut 20 km zurück wahrlich getuckert um die Schönheit der Landschaft in diesem sanften Licht zu genießen. Einem Blaufuchs, der seine Beute direkt neben der Straße vertilgte und sich durch uns nicht stören ließ, konnten wir beim Mahl zusehen.
Irgendwo hatten wir dann ein Plätzchen gefunden.

Vom Dempster war ich bezüglich der Beschaffenheit echt überrascht, das hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Ab und an ein Waschbrett und Schlaglöcher, meist aber gut befahrbar.
Freies Campen ist schwieriger, zumindest auf dem von uns befahrenen Abschnitt, dort sind nur einige wenige Plätze. Auf dem losen Gravel zu den wenigen richtig netten Plätzen benötigt man bei den Gefällen einen Allrad und viel Bodenfreiheit sowie großen Böschungswinkel wegen der Absätze.
Unser Bimo ist da nicht gerade das richtige Gefährt, aber so einige gibt es ja.

Heute war es noch heller, unser nördlichster Punkt und nur schlappe 200km vom Artic Circle entfernt.
Es ist 01:00 und immer noch hell. U. hielt einen “Mittagsschlaf” und ich musste noch mal zu einem Walk raus, um die Landschaft mit der untergangenen Sonne und dem aufgehenden Vollmond förmlich aufzusaugen. Anschließende schrieb ich beim Biere noch diese Zeilen, Zeit spielt einfach keine Rolle.

08.07.2017 – Dawson City – 157 km

Zum Frühstück sind wir noch ein paar Kilometer zurück zum “Two Moose Lake”, der seinem Namen alle Ehre macht. Nachdem der Kaff fertig war, erschienen zwei Elchbullen die im See ebenfalls ihr Frühstück genossen.

Two Moose Lake

Two Moose Lake

Noch weitere 20 km zurück, nahe beim Viewpoint des Passes fanden wir ein grandioses Plätzchen mit unglaublichem Fernblick auf die Berge. Ich beschloss, hier bleib ich, hier geh ich nicht mehr weg…
Plötzlich wurde es diesig, es war nichts mehr zu sehen, die Berge fast weg. Die Farben, weg…
Dann roch ich es, es war kein Dunst, sondern Rauch. Wie wir später erfuhren, wurde der Dempster vor unserem vorher anvisierten Ziel wegen der Waldbrände gesperrt. Gut, dass wir das haben fallen lassen, wir hätten sonst echt die A.-Karte gehabt.
Die, die durchgekommen sind, wurden durch die Feuerwehr durch die Flammen gelotst.

Wir sind dann zum Visitorcenter und hatten von dort einen Walk zu den Eisfeldern gemacht im Tombstone gemacht. Unglaublich, dass dort noch gletscherartig so viel Eis im Fluss herum liegt.

Tombstonde River

Tombstonde River

Mittlerweile zog sich das noch mehr zu, mir taten die Leute leid, die sich auf den Dempster gefreut hatten und nun nichts mehr sahen.

Die Fahrt nach Dawson wurde immer unheimlicher, immer mehr Rauch.
Das Licht war wie bei einer Sonnenfinsternis, völlig in gespenstischem undurchdringlichem Blau getaucht. Es war nicht heller als letze “Nacht” um 1:30!

In Dawson hatten wir es nicht mehr ausgehalten, wir bekamen ein Kratzen im Hals und langsam Kopfweh.
Wir sind dann gut 500m den “Midnight Dome” hinauf mit einer grandiosen Aussicht auf den Yukon und Dawson. Hier oben war die Luft deutlich besser. Schade, dass das Wetter nicht mitgespielt hatte, wie sieht das bei gutem Wetter aus und mit der Mitternachtssonne! Ok, man kann nicht alles haben…

Was müssen das für Waldbrände sein, dass hunderte Quadratkilometer völlig eingeraucht werden?

Dawson

Dawson

Das Bimo sieht mittlerweile aus wie Sau 😉
Ab und zu werden die Straßen nass gemacht, damit es nicht so staubt. Damit das Wasser nicht so schnell verdunstet und sich der Lehm verhärtet, wird Salz beigefügt. Das hat zur Folge, dass der Schmodder nicht mehr ab zu bekommen ist.
Ok, irgendwann ist Waschtag…

09.07.2017 – Dawson City -> Top of the World Hwy -> Alaska – 147 km

Der Rauch hat sich verzogen und das Wetter ist richtig schön geworden. So konnte ich die Aussicht vom Dom noch einmal aufnehmen und genießen.

Zunächst machten wir einen Bummel durch Dawson City. Klar, der Tourismus spielt eine Rolle, entsprechend sind viele Geschäfte. Aber man ist bemüht, den Wild-West Charakter zu erhalten. Selbst neue Gebäude müssen im alten Stil erbaut werden. Doch, das muss ich sagen, richtig toll gemacht, anders als in Deadwood oder manch anderen Orten kommt hier noch das Wild-West Flair rüber und der Ort wirkt fast authentisch.

Dawson City

Dawson City

Mit der kleinen Fähre kamen wir nach langer Wartezeit dann auf den Top of the World Hwy.

Top of the World

Top of the World

Die Meinungen hierüber sind recht geteilt, ob sich das lohnt.
Die teils endlos erscheinende und interessant geführte Hochstraße führt nahe an der Baumgrenze entlang. Der Wald ist sehr licht und manchmal hat die Landschaft Hochgebirgscharakter. Vor allem hat man nahezu immer ein grandioses Panorama auf die entfernten Hochgebirge. Durch die Schotterpiste bekommt die Straße einen zusätzlichen Reiz. Schotter ist eigentlich nicht der richtige Ausdruck, eher sehr harter Lehm und meist schon komfortabel. Die Straßen in der Wesermarsch sind deutlich schlimmer 😉
Nur nach längerem Regen ist Vorsicht angesagt. Zu befahren ist die Sraße mit jedem Fahrzeug.
Nur für mich: Ich fand den Top of the World Hwy. einfach nur grandios, sogar meine skeptische U. war begeistert. Für uns hat sich der Abstecher unbedingt gelohnt, das Wetter passte aber auch. Ohne Fernsicht macht es in der tat kaum Sinn, den Top of the World zu befahren.

Nachmittags erreichten wir die US-Grenze zu Alaska, die Abfertigung war wieder äußerst nett und freundlich.
Ich glaube, die “Customerin” wunderte sich über unsere Aufenhaltserlaubnis von einem Jahr 🙂

Irgendwo so um 20 km hinter der Grenze hatten wir an einem Bach unser Lager aufgeschlagen wo uns ein völlig blödes Kaninchen besuchte.

Etwas zur Abgeschiedenheit:
Städte und Käffer liegen seit rund 3.000 km hunderte Kilometer auseinander. Von Watson Lake (2.700 Einw.) bis Whithorse (27.000) sind es über 500 km, dazwischen ist so gut wie nichts. Bis Dawson noch mal 500 km. Rechts und Links davon nur Wildnis.
Es kommen im Yukon nur 3 Einwohner auf den Quadratkilometer, in British Columbia und Alaska nur wenig mehr.
Die ganze Zeit hofften wir deshalb mal auf wirkliche Abgeschiedenheit, Ruhe und Einsamkeit.
Aber was ist, egal ob auf dem Alaska Hwy. Dempster oder Top of the World sowie den Spots herrscht teils ein Betrieb wie auf der Düsseldorfer Kö und das teilweise bis spät in die Nacht hinein. In Alaska wird das noch schlimmer werden…
Campgrounds und Fähren müssen teils Monate vorher gebucht werden.
Sicherlich hat man riesige Flächen und nur pure Wildnis, aber dann muss man auf Schusters Rappen los und den langen Trails folgen oder mit einem richtigen 4×4 den wenigen teils obskuren Wegen folgen.
Durch die endlose Wildnis führen halt nur wenige Straßen auf die sich alle, Einheimische und Touristen tummeln.
Hwy`s, von denen ich früher Abenteuer und Horrorstories gelesen hatte sind trotz Schotter sehr gut von jedem Fahrzeug zu befahren, auf den busähnliche Dickschiffe mit PKW hinten dran und 20m-Trailer lang rauschen.

Neulich fragte mich jemand, ob ich etwas an Ausrüstung vergessen hätte…
Ein Moskitozelt! Im Moment behelfen wir uns mit einem Moskitonetz, welches wir am Bimo befestigen. Ohne geht teils gar nicht.
Hier gekauft haben wir eine Gasflasche für den Grill, Moskitonetz für den Kopf, Wasserfilter, Mückenmittel (Off) und Bärenspray, Dinge, die man eh besser hier ersteht.
Bis auf die Schneeketten und Anfahrhilfen für den Modder oder Sand haben wir alles gebraucht, was in unserer Vorbereitungsliste stand, insbesondere den Kompressor, die Beile und die Säge für das Firewood 🙂

Schon wieder eine Stunde zurück, Alaska-Time MEZ -10

Der Clip bis hierher, ca. 10:30 min

Gefahrene km: 12.577
Gelaufene km: 326

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