Trenntoilette-Trockentoilette im Wohnmobil

Trenntoilette-Trockentoilette im Wohnmobil

16. August 2016 9 Von Mikesch
Trockentoilette

Trockentoilette 😉

Immer mehr Wohnmobil-Fahrer suchen nach einer Alternative zum Festtank oder einer Kassetten-Toilette um ein wenig mehr an Autarkie zu erreichen. Hatte ich ja schon den HRZ Aqualizer und die Cinderella-Toilette vorgestellt, die ich persönlich nicht für brauchbare Lösungen halte, folgt nun die Trenntoilette bzw. Trockentoilette.
Eine Komposttoilette (auch Trockentoilette) ist eine Toilette ohne Wasserspülung, bei der die Fäkalien direkt in einen mit Rindenmulch oder Stroh gefüllten Behälter geleitet und dort kompostiert werden. Bei dieser Toilette, die für Wohnmobile entwickelt worden ist, werden Kokosfaser, Rindenmulch oder Hobelspäne zugesetzt. Wichtig ist hier die Trennung von Urin und festen Bestandteilen. Die Trennung ist insbesondere wichtig, da gerade das Ammoniak zu den üblen Gerüchen führt. Die durchgegorene Sch… stinkt nahezu gar nicht. Die wird vergoren und kann überall leicht entsorgt werden.
Der unbedingte Vorteil dieser Trenntoilette bzw. Trockentoilette ist die lange Autarkie bis die Toilette entsorgt werden muss. Das geht hin bis zu vielen Wochen!
Was öfter entsorgt werden muss, dass ist der Urin. Einige lösen das damit, ihn in den Grauwassertank abzuleiten. Das Problem, das fängt an zu stinken und dieses Grauwasser wie das normale Grauwasser zu entsorgen empfinde ich als Sauerei! Und sollte einmal der Grauwasser-Geruch aus irgendwelchen Gründen wie mir passiert (Geruch aus dem Abwassertank) in den Innenraum gelangen, dann Halleluja… 😉
Sinnvoll ist hier ein separater Tank, über den man dann entsorgt. Da nicht gespült wird, fällt da auch nicht so viel an Flüssigkeit an. In der Regel sind das ca. 1,5 – 2 Liter/Pers./Tag. Was rein kommt, muss ja wieder raus… 😉
Bei zwei Personen wären das in 10 Tagen ca. 40 Liter.
Für mich ist dies das erste System, welches wirklich eine Alternative zu den gängigen Systemen dar stellt, insbesondere, wenn man lange Zeit autark unterwegs sein will.

Was taugt die Trenntoilette-Trockentoilette in der Praxis?

Harriet hat mir einen informativen und teils unterhaltsamen Erfahrungsbericht zur Verfügung gestellt. Selbstverständlich gibt es einige Besonderheiten zu beachten die sie unterhaltend dar stellt 🙂
Wer mit diesen Besonderheiten keine Probleme hat, für den ist eine Trenntoilette-Trockentoilette wirklich eine Alternative.
Anmerkung: Aus urheberrechtlichen Gründen leider keine Bilder, eine Verlinkung erfolgt nach Fertigstellung ihrer Homepage.

Harriets Erfahrungen:

So, vielleicht sollte ich mal was dazu schreiben, als Nutzer und inzwischen auch mit Erfahrung…
…da scheint mir viel Vermutung und Halbwissen unterwegs zu sein.

  • Auf keinen (!) Fall eine Trenntoilette an den Grauwassertank anschliessen! Der fiese stechende Geruch nach Ammoniak entsteht beim Kontakt von Urin mit Wasser, ich kenne Trenntoilettennutzer, die haben sich das wieder umbauen lassen.

Was jetzt kommt, bezieht sich auf unser Modell, die Nature’s Head. Also eine Variante mit Urintank und Feststoffbehälter.

  • Der Urintank hat gute 8,3 l Inhalt und muss bei uns (2 Erwachsene, 1 Teenie) bei Dauer- und Ausschliesslichbenutzung alle 2 – 3 Tage entleert werden. Dies erledigen wir meistens auf Toiletten an der Strecke, auch mal auf CP am Chemiekloentsorgungsteil oder, wenn es gar nicht anders geht, in der Natur. Wir haben noch eine Ersatzflasche, haben sie bislang aber noch nicht gebraucht. Die Flasche hat einen Deckel, d.h. ich kann sie verschlossen in einem Einkaufsbeutel oder einer Tasche transportieren, dezenter geht es kaum, wenn einem das wichtig ist.
  • Dadurch, dass kein Wasser mit dem Urin in Berührung kommt, riecht es nicht nach Ammoniak. Eher etwas würzig, aber nicht unangenehm. Und das auch nur beim Entleeren des Behälters, nicht an der Toilette selbst.
  • Man sollte zwar, muss aber als Mann beim urinieren nicht sitzen, da die “Feststoffklappe” im geschlossenen Zustand eine Ableitung der Flüssigkeit in den Urintank hat.
  • Nach Benutzung wird das frische “Feste” mit Hilfe des Rührwerks manuell (ich nehme den Fuß zum Betätigen des Rührers) unter den bisherigen Inhalt gemischt, vor der ersten Benutzung werden ca. 9-12 l Kokosfaser als Vorlage eingefüllt. Die Kokosfaser gibt es trocken gepresst als Ziegel für wenig Geld, ein Müllbeutel wird während der Nutzung nicht benötigt.
  • Das Feste wird tatsächlich getrocknet. Und zwar über einen 12V-Lüfter (extrem leise), der 24/7 läuft. Hat man Angst wegen des Stromverbrauches, kann man z.B. einen Pilzlüfter mit Solarzelle und Pufferakku anschliessen. Bei uns haben wir nur ein kleines Kiemenblech mit Fliegengitter installiert.
  • Durchfall und Erbrechen sind tatsächlich kein Problem. Sollte die Masse im Behälter zu nass werden, kann man etwas weitere Kokosfaser zum Binden zugeben. Auch Blut steckt die Masse geruchlos weg. Wir haben eher das Problem, dass das “Feste” zu trocken und damit schwerer zu Rühren wird. Dann kann man ein bisschen Wasser zugeben.
  • Der Geruch des Feststoffbehälters ist nicht fäkalisch, eher nach Erde. Und ja, ich habe meine Nase schon direkt reingehalten.
  • Wir haben die Toilette seit Ende Mai 2016 im Betrieb – jedes Wochenende und jetzt gerade 3,5 Wochen Dauernutzung im Urlaub – und haben bislang nicht entleeren müssen. Gerade gestern habe ich mal wieder reingelinst, der Behälter ist knapp unter halbvoll. Ich schätze die Entleerunghäufigkeit bei 2 Personen und Dauernutzung auf ca. 2-3 Monate, je nachdem, ob man das Toilettenpapier mit reinwirft oder dafür einen Extrabeutel hat (machen wir so).
  • Beim Entleeren wird der Feststoffbehälter vom Boden abgeschraubt und in einen Müllbeutel umgekippt, den kann man wie Restmüll entsorgen. Die Masse ist trocken, krümelig, sieht aus wie Erde und riecht nicht.
  • Wir verbrauchen keinerlei Frischwasser zum Spülen der Toilette, das verlängert unsere Autarkie immens. Und nein, wir möchten auch mal mehrere Wochen ohne V/E auskommen.
  • Zum Reinigen der Toilette kann man die Schüssel mit etwas verdünntem Essig aussprühen und mit einem Zewa oder Toilettenpapier auswischen / abtrocknen. Bislang hat es noch keiner von uns geschafft das Loch nicht zu treffen…
    Der Feststoffbehälter soll nach der Entleerung / vor der Neubefüllung nicht gereinigt werden, da die verbliebenen Bakterien als Kompoststarter dienen!
  • Die Installation ist einfach, sie wird mit 2 Schrauben am WoMo-Boden befestigt, lediglich eine Abluftmöglichkeit nach draußen muss geschaffen werden und ein 12V Anschluss. Da der Abuftschlauch flexibel ist, würde das sogar bei drehbaren Toiletten funktionieren. Man kann die Nature’s Head auch problemlos nachrüsten, da 12V und Öffnung in der WoMo-Wand aufgrund der vorher installierten Thetford o.ä. sowieso schon da sind. Zusätzlich spart man sich den Platz für die Kassette, erhält also unter Umständen ein zusätzliches Staufach.

Unser Fazit:

Die Trenntoilette ist für uns perfekt!

VG Harriet

Anm. der Redaktion: Besucht mal ihre Homepage, da könnt ihr auch die Toilette erwerben: TomTur.de