Erfahrung CoPilot Navigation im Wohnmobil

Erfahrung CoPilot Navigation im Wohnmobil

31. März 2016 11 Von Mikesch

Überarbeitet am 26.04.2016 nach > 2.000 km:
Praxistest -> Navi deinstalliert

Wie unter Truck-LKW Navi fürs Wohnmobil zu lesen, hatte mich bisher kein Navi fürs Wohnmobil oder Truck überzeugt. Alte Datenbestände und bei einem Marktführer teils völlig (w)irre Routenführungen im Truck- oder Wohnmobil-Modus ließen mich diesen Navigationssystemen eher skeptisch gegenüber stehen.

CoPilot

CoPilot für Wohnmobile

Nun hat die die Firma ALK Technologies inc. mit der CoPilot Navigations App für Wohnmobile eine neue App auf den Markt gebracht. Diese ist wohl der kleine Bruder der mehr als doppelt so teuren CoPilot Truck-Version.
Erhältlich ist sie für Android und iOS, Windows-Nutzer bleiben (erst mal) außen vor.
Nun bin ich wieder einmal neugierig geworden, was die App so kann, Hintergrund ist einfach der, dass ich selber ein 5,3 T Wohnmobil fahre und manchmal vor einer Hürde stand 😉
Ebenso ist ALK Technologies inc. im Kerngeschäft auf Software-Lösungen für den Güterverkehr spezialisiert, das lies hoffen.

CoPilot Wohnmobil Navigations App

Die Ausstattung / Features

  • Mehrere Kartendarstellungen
  • Karten für Europa inklusive, es sind auch nur einzelne Karten installierbar
  • ACTIVETRAFFIC™ zur Berechnung der optimalen Route nach dem Verkehrsaufkommen (12 Monate Gratis)
  • Radarfallen-Warner
  • Millionen POIs für Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Sehenswürdigkeiten, Tankstellen, Anbindung an Wikipedia u.s.w., dabei eine grafische Darstellung
  • Bis zu 50 Zwischenziele programmierbar
  • 2 Alternativrouten
  • Spurassistent
  • Realistische Straßenschilder
  • Automatische Vervollständigung von Adresseingaben
  • Anweisungsansicht
  • Google Local Search
  • Lokales Wetter
  • Aktuellen Standort speichern, auch nützlich um sein Womo wieder zu finden 😉
  • Berechnen von Treibstoffkosten
  • Vorschauoptionen für die Route mit Demo
  • Warnung bei Tempoüberschreitung
  • Anlegen mehrerer Profile mit Fahrzeugdaten und Prioritäten von Straßenarten sowie Geschwindigkeiten
  • Online-Dienste frei wählbar und einzeln zu- oder abschaltbar
  • Umgehung von Straßensperrungen

…nun noch so einige Dinge mehr. Einzelheiten und Details findet ihr unter https://copilotgps.com/

Handling / Menüführung

Sogleich fällt die klare übersichtliche, sehr gut auflösende Kartendarstellung auf. Als positiv empfinde ich auch die Darstellung von Schildern oder POIs mit den entsprechenden Symbolen.
Die Menüführung mit all den Funktionen ist intuitiv, das habe sogar ich ohne Lesen einer Anleitung verstanden.

Navigation – der Praxistest

Alles hübsch mit vielen Features ist ja eine Sache, aber ein Navi soll einen auch optimal ans Ziel bringen, was bringt der Praxistest?
Bei der Erstinstallation wird man zunächst einmal zur Eingabe der Fahrzeugdaten aufgefordert. Nun war ich gespannt, klappt das mit den Beschränkungen?

  • Richtig gut finde ich, dass grundsätzlich eine Übersichtskarte angezeigt wird. Erst wenn man sich einem Abzweig nähert, wird hinein gezoomt.
  • Schlicht genial finde ich, dass man bei der Planung über den Touch-Screen ähnlich wie bei GoogleMaps einfach die Route ändern kann.
  • Positiv auffällig war, dass alle nur für mein Wohnmobil relevanten Beschränkungen schon auf der Karte angezeigt wurden!
  • Ebenso wichtig, dass die Software stabil und sicher läuft und genau das tat sie auch auf meinem alten SAMSUNG Tablet. Ebenso reichte die Rechenleistung für ein schnelles Rerouting aus, auch die Routenberechnung insgesamt auch für weite Ziele werden sehr schnell berechnet.
  • Das ist nun nicht ganz so relevant, erwarte ich heute aber von einem Navi:
    Ich vermisse beim Hineinzoomen umfangreiche POI wie Geschäfte, Sehenswürdigkeiten, Wohnmobil-Stellplätze, Banken, Tankstellen, Post etc., als vorbildliches Beispiel das kostenlose Navi Scout.
    Wenn schon eine Wikipedia-Anbindung, dann nicht nur online nutzbar als Link zur Wikipedia zu eher für mich Belanglosigkeiten, sondern auch offline mit Informationen zu den Städten und Sehenswürdigkeiten. Ebenso vorbildlich, Apples PocketEarth.
  • In der Standard-Konfiguration der Straßenprioritäten und Geschwindigkeiten wurden trotz Eingabe meiner Fahrzeugdaten völlig absurde Routen berechnet, da führte mich CoPilot quer durch Oldenburg durch engste 30er-Zonen in Wohngebiete. Nachdem ich die Prioritäten der Straßen mit Geschwindigkeiten festgelegt hatte, waren die Routen bis auf die unten genannten Bugs in Ordnung.
  • Ich hatte etliche Ziele mit Beschränkungen auf dem Weg in Städte, Ortschaften und Landstraßen auf über 2.000 km in Deutschland mit dem Navi verglichen, bzw. die Routenführungen an Hand der tatsächlichen Beschränkungen abgeglichen. Viele Beschränkungen für Fahrzeuge über 3,5 T sind in der CoPilot-App nicht integriert. Da durfte ich eine Straße nicht befahren weil die angeblich für Kfz > 3,5 T gesperrt ist, richtig ist aber ein LKW-Verbot ab 7,5 T.
    Den Ort Dörpen im Emsland hätte ich über die Landstraße aufsuchen dürfen, obwohl die aber ab 3,5 T gesperrt ist. In Nordenham darf ich laut Navi gar nicht rein, obwohl die Beschränkung nur für 12 T gilt. Diese Beschränkungen gelten schon seit vielen Jahren!! Ich traf auf viele Gewichtsbeschränkungen für Straßen, die nicht in der App vorhanden sind.
    Immer wieder in ganz Deutschland traf ich auf meinen Reisen auf Beschränkungen, die im Navi falsch oder nicht vorhanden sind! Rechnet man die Fehler hoch, dürfte die Fehlerquote erschreckend hoch sein, vermute ich mal.
    Was jetzt nach einigen tausend Kilometern auffiel, dass die Höhenangaben für die Brücken durchweg zu stimmen scheinen. Jedenfalls hatte ich hier keine Fehler gefunden.Hinweis: Wissen sollte man meines gegenwärtigen Kenntnisstandes, dass die Daten nur für Deutschland, Schweiz, Frankreich, Spanien, Niederlande, Belgien, Großbritannien und Dänemark für alle Straßen berücksichtigt werden, für andere Länder nur für die Hauptstraßen. Für Länder wie Griechenland liegen gar keine Daten vor. Auch wichtig zu wissen, dass, als Beispiel Frankreich, die Beschränkungen recht großzügig sind. Beispiel: Ich dürfte mit meinen Maßen den Georges du Tarn befahren (ich kenne die Beschränkungen und Situation dort), aber das wäre wirklich kein Vergnügen 🙂
    Hieraus ist ersichtlich, dass bei den Hauptstraßen-Ländern augenscheinlich gar kein Verlass auf das Navi ist.
  • Trotz der Straßenpräferenz für Nebenstraßen “meiden” wurde ich mit der Einstellung “schnellste” mehrfach durch enge 30er-Zonen oder kleinste Nebenstraßen geleitet, obwohl ein Umweg von teils nur 100m über eine Haupstraße deutlich schneller, schweißfreier und damit angenehmer zum Ziel geführt hätte!
  • Die Einstellungen der Geschwindigkeiten für die jeweiligen Straßen scheinen bei der Zeitberechnung gar keine Rolle zu spielen, sie sind selbst mit einem PKW nur mit recht forscher Fahrweise, auf Autobahnen vielleicht mit einem Motorrad einzuhalten 😉
    Dies geht ja noch, da weniger relevant, aber scheinbar stimmt die Zuordnung auch nicht, wie sonst ist es möglich, dass ich laufend durch Innenstädte mit engen 30er-Zonen oder Feldwege geführt werde und das mit einem 2,35 m breiten 5 Tonner?

 

Fazit

CoPilot für Wohnmobile ist eine App, bzw. Navigations-Software, die jedes herkömmliche Navi überflüssig macht. CoPilot bietet fast alles, was man von  einer modernen Navigations-Software erwartet, m.E. allerdings nur für PKW oder Wohnmobile < 3,5 T, wenn man mit dem Nebenstraßen-Bug leben kann.

Jetzt, nach > 2.000 km Nutzung mit Vergleichen Realität -> Navi-Angaben und Navigation kann ich nur sagen, CoPilot ist für mich als Wohnmobil-Navigation gerade > 3,5 T völlig untauglich!
Die oben beschriebenen, für mich Bugs, bzw. das nicht an die Realität heran reichende Datenmaterial der Beschränkungen sind für mich einfach nicht zu tolerieren!

Ich habe die App wieder deinstalliert…