Reisebericht Alaska USA Tok Chicken Denali

Reisebericht Alaska USA Tok Chicken Denali

18. August 2017 1 Von Mikesch

Vorheriger Bericht: Kanada Yukon Territory

10.07.2017 – Tok – 194 km

Der Top of the World Hwy heißt nun auf amerikanischer Seite Taylor Hwy.
Der sehr interessante Straßenverlauf liegt nun etwas tiefer und man hat tolle Aussichten auf Täler mit Flüsse und manchmal auch Fernsicht. 20 km hinter der Grenze sind von feinstem Asphalt, dann Schotter, etwas schlechter als in Kanada. Es gibt z.Zt. etliche Baustellen, da geht es holpriger zu.
Natürlich zieht auch hier eine Karwane an Dickschiffen und Trailern lang…

Der Hwy. führt durch Chicken, eine alte Goldgräberstadt aus fünf Häusern. Heute ein Rummelplatz mit etlichen RV-Parks und Wohnstätte mit Trailern für Bauarbeiter. Recht unaufgeräumt, aber hat was.

Chicken

Chicken

In Tok hatten wir ein paar Lebensmittel eingekauft, Junge, das nenne ich mal Preise, ich sollte hier einen Lebensmittelladen aufmachen… 😉

Tok

Tok

Dann hatten wir versucht, das Bimo von dem schlimmsten Modder zu befreien, das Zeugs geht wirklich nicht ab, selbst wenn man den Hochdruckstrahler unmittelbar drauf hält. Die Felgen sind nicht im Ansatz von dem Schmank zu befreien, da hilft nur eine harte Bürste. Aber man ist jetzt nicht mehr so eingesaut wenn man das Bimo mal anfasst, obwohl es immer noch nicht sauber ist.

Drecksbimo

Drecksbimo

Tok ist auch nur eine nicht gerade ansehnliche Ansammlung von Häusern, aber man kann sich hier mit dem Notwendigsten versorgen.

Ca. 30km auf der AK2 Richtung Fairbanks hinter Tok hatten wir uns dann in die Büsche geschlagen und es pladdert mal wieder in Stömen.

11.07.2017 – Delta Junction – 147 km

Grau, grau grau, es war so dunkel wie an einem grauen Wintertag um 15:00 Uhr in Oldenburg, vom Pladder die ganze Nacht durch mal abgesehen. So sind wir nach Delta Junction, was ja auf dem Weg lag und verdaddelten den Tag mit schlechtem I-Net und Wäsche waschen in einer Laundry.
In Delta Junktion endet auch nach 2.288 km (Dawson Creek) der Alaska Hwy.

Ende Alaska Hwy

Ende Alaska Hwy

Ansatzweise war zu erkennen, wie großartig die Landschaft eigentlich ist, nur zu sehen war davon nichts. Nur die Flußüberfahrten wie der Johnson River waren richtig imposant.

Johnson River

Johnson River

Alaska Hwy

Alaska Hwy

Mit Glück konnten wir einen Platz von 7 verfügbaren Plätzen auf dem Campground für Zelte im Denali buchen, also der ganz am Schluß des Parkways. Gut, dass wir unser Zelt und die Schlafsäcke eingepackt hatten. Ebenso konnten wir einen Platz auf der Fähre von Whittier nach Valdez buchen 🙂
Irgendwann hatten wir uns dann ein Plätzchen mit toller theoretischer Aussicht auf die Gletscherberge kurz hinter Delta Junction gesucht.

Auffällig ist, dass hier kaum mehr Touris anzutreffen sind. Die Meisten fahren wohl eher unten rum direkt nach Anchorage oder in den Denali.

12.07.2017 – Denali Hwy. – 179 km

Das Grau klärte sich langsam auf und bis denn die Sonne wirklich heraus kommt, sind wir zu Rikas Roadhouse nördlich von Delta Junction gefahren. Diese Häuser standen damals entlang des Richardson Hwy. von Anchorage nach Eagle. Rikas Roadhouse wurde gänzlich restauriert und man erfährt etwas über ihre interessante Geschichte. Dort befindet sich u.A. ein Campground mit Dump-Station!

Rikas Roadhouse

Rikas Roadhouse

Anschließend sind wir wieder den Richardson Hwy. Richtung Süden zum Denali Hwy. Der Richardson Hwy führt durch die Alaska Range und man hat einen Ausblick auf die Gletscher der 4.000er. Sah das so schon geil aus, bei richtig klarem Wetter muss das nur imposant aussehen.

Richardson Hwy

Richardson Hwy

Alaska Range

Alaska Range

Noch auf dem asphaltierten Stück des Denali Hwy hatten wir wieder mal ein tolles Plätzchen erwischt, mit blick auf einen See und die Alaska Range. Schade, dass es nicht wirklich klar war, der Ausblick war umwerfend.

Denali Hwy Boondocking

Denali Hwy Boondocking

13.07.2017 – Denali Hwy. – 80 km

Der Denali Hwy. führt als größtenteils Schotterpiste auf ca. 850 und dem McLaren-Pass auf ca. 1.250m Höhe ca. 185 km gen Westen durch eine alpine Tundralandschaft zum Denali Parkway. Touristisch ist er komischerweise nicht so besucht, so hatte man wirklich mal das Gefühl, durch die Einsamkeit zu fahren.

McLaren Pass

McLaren Pass

Denali Hwy

Denali Hwy

Es gibt zwei Campgrounds ohne Service auf der Strecke, aber es gibt so viele traumhafte Übernachtungsplätze am Rande, dass es keinen Sinn macht, diese aufzusuchen.
Man kann die Strecke auch an einem Stück fahren, allerdings geht einem da viel verloren, zwei Tage sollten es schon sein.

Clearwater Creek

Clearwater Creek

Die Sonne drückte sich allmählich durch, aber es war nicht wirklich klar. Trotzdem war die Landschaft schlicht beeindruckend, das war wie eine Fahrt durch eine Fantasy-Landschaft. Wie muss das erst bei bei klarem Wetter sein?
Wir sind nur ganz langsam genussvoll getuckert und hatten beim Clearwater-Creek unser Lager aufgeschlagen.

Am Abend wurde es noch einen Tacken klarer und wir durften gegen Mitternacht einen grandiosen Sonnenuntergang in relativ klarer Luft erleben, wo sich die Bergketten imposant hervorhoben. Die Weite mit der davorliegenden Ebene ist auf Bilder gar nicht darzustellen.

Mitternachtssonne

Mitternachtssonne

Nur diese gottverdammten Mücken! So aggressive Viecher hab ich noch nie erlebt! Auch ins Bimo finden die immer einen Weg. Die Mücken-Rollos hindern sie nur bedingt, die krabbeln durch jede Ritze. Wer Fenster öffnen möchte, sollte die Schlitze in den Rahmen abkleben.
Größter Schwachpunkt sind die Hekis, egal, ob klein oder groß, die Mücken-Rollos hier sind für eine halbwegs intelligente und zielorientierte Mücke leicht zu umgehen.
Wichtig ist, sich die zusätzlichen Dichtgummis zu besorgen, nur dann hält man die Plagegeister fern. In den Dämmerungszeiten sollten die Hekis besser geschlossen bleiben.

14.07.2017 – Denali Hwy. – 112 km

Der Tag begann mit Sonne und wir absolvierten die zweite Hälfte des Denali Hwy bis ca. 20km vor dem Park Hwy, wo wir uns in der Nähe eines Sees in die Büsche geschlagen hatten.
Die Fantasy-Landschaft setzte sich mit Hochmooren, Seen und Flüssen fort. Immer begleitet einem der Blick auf die Alaska-Range. Auch war die Sicht heute leider nicht so dolle, trotzdem, beeindruckend.

Denali Hwy

Denali Hwy

Weihnachtsbaum am Denali-Hwy

Weihnachtsbaum am Denali-Hwy

Spät Abend hörten wir unter dem Auto immer so ein Ratsch-Ratsch, Ratsch-Ratsch…
Was war denn das? Zu muffig, raus zu gehen, öffneten wir die Zwischentüre und plötzlich lief es davon, das Stachelschwein.
Irgendwann Nacht wurden wir wach und wieder das Geräusch und ich direkt raus, wusste nun ja was es ist. Da saß es, das Stachelschwein und schaute langsam, dass es von dannen kam.
Aber wie entstanden die Geräusche?

Der Clip bis hierher, ca. 8:50 min

15.07.2017 – Denali National Park – 70km

Ich wollte den Motor starten und hatte zwei Fehlermeldungen im Display: Die Bremsbeläge wären runter und irgendwas mit dem Motor! Sofort hatte ich das Stachelschwein im Verdacht. Ein erster Augenschein ließ nichts erkennen, was soll das Stachelschwein auch gemacht haben?
Beunruhigend war die Motor-Kontrollleuchte, das konnte alles bedeuten.
Egal, man muss Prioritäten setzen, wir hatten im Denali schließlich den Campground am Wonderland Lake gebucht, so sind wir erst mal Richtung Norden in den Park und ich verdrängte das Motor-Problem, kann man ja eh nicht ändern.
Hier hatten wir sogar das Glück, einen Platz im Riley Creek CG zu bekommen. Praktisch, da wir von hier keinen langen Weg zur Bushaltestelle hatten und auf dem Parkplatz davor für den Folgetag das Wohnmobil abstellen konnten.

Nach einem Walk um den CG hatten wir dann unser Campinggerödel mit Schlafsack, Zelt u.s.w. herausgekramt und gepackt.
Zuvor hatten wir uns in dem Nest vor dem Eingang mit Milch, Instant-Nudeln und einer Gaskartusche eingedeckt.
Hier war die Hölle los und dann die Preise! 2 Liter Milch für umgerechnet knapp 6 Euro.

16.07.2017 – Wonderland Lake

Der Wonderland Lake Campground liegt 85 Meilen am Ende der Park Road und ist nur für Zelte. Die Park Road darf mit eigenem Fahrzeug nicht befahren werden, dafür wurde ein Shuttle-System eingerichtet.
Das ist richtig gut gemacht und organisiert, man kann auch einen Bus verlassen, laufen und dann mit einem anderen Bus zurück oder auch weiter fahren.
Morgens um 7 ging die Fahrt los und dauerte mit kurzen Pausen an den Spots knapp 6 Stunden.

Wonderlake

Wonderlake

Wonderlake Camp

Wonderlake Camp

Ich war ja gespannt und hatte nicht so große Erwartungen, erst recht nicht bei dem grauen Wetter mit den tief hängenden Wolken.
Aber das war so was von geil! Waldlandschaften wechselten mit Tundra oder farbige Vulkanlandschaften wie beim Polychrome, dazu die Flussläufe der Gletscher. Landschaften, kaum zu beschreiben die einem mit LSD vollgepumpten Hirn eines Künstlers entsprungen sein könnten.
Dazu die Tiere wir Grizzly und jede Menge Caribous.
Das graue Wetter verlieh den Landschaften einen besonderen, gespenstischen Reiz, wie sich heraus stellte, gerade der Polychrome deutlich farbiger, als bei schönem Wetter.

Polychrome

Polychrome

Der Wonderland Lake CG liegt an einem Hang am Ende der Park Road mit grandiosem Blick auf die Range mit den Gletschern und dem Denali / Mt. McKinley. Also theoretisch…
In dem Grau war natürlich nichts zu sehen, nur ein paar flachere Berge, aber mit tollem Blick auf die Ebene davor.
Wenn man die Gletscher und den Denali nicht sieht, sollte man sich nicht ärgern, angeblich sollen nur knapp 30% der Besucher den Denali sehen können, weil die Range meist wolkenverhangen ist.

Um Mitternacht klarte es etwas auf und man konnte die Gletscher und deren Gewaltigkeit erahnen.
Wolkenlücken ließen das Licht der untergehenden Sonne durch und tauchten die Landschaft partiell in ein Rot, die sie schlicht surrealistisch erscheinen ließ. Als dann auch noch ein Regenbogen dazu kam, war der landschaftliche Wahnwitz perfekt.

Wonderlake Mitternacht

Wonderlake Mitternacht

 

17.07.2017 – Georges Park Hwy – 179 km

Ich hatte es gehofft, es hatte den Anschein, es hatte sich aufgeklart und wir gehörten zu den 30%, die den Denali zu sehen bekamen.
So etwas von Gewaltigkeit, nicht zu beschreiben! Obwohl noch ca. 50km entfernt, ist das so was von einem das Bild beherrschendem Klotz. Der Mt. Everest ist zwar 8km hoch, vom Boden bis zur Spitze sind es aber “nur” knapp 2.000 m. Beim Denali sind es jedoch ca. 5.000m! Das Massiv wirkt einfach nur gewaltig, komisch, je weiter man weg ist, desto größer ist dieser Eindruck.
Nicht nur, dass wir den Denali in seiner Schönheit sehen konnten, ich konnte sogar das Kitschbild schlechthin machen: Blauer Himmel, den Denali und davor ein Elch im See, irre.

Denali mit Elch

Denali mit Elch

Die Rückfahrt dauerte wieder ebenso lang und bei diesem schönen und klaren Wetter kamen die Landschaften mit den Flussläufen und dem Denali im Hintergrund richtig zur Geltung.

Madow

Madow

Alaska Range

Alaska Range

Tal am Polychrome

Tal am Polychrome

Polychrome

Polychrome

Am Parkeingang fiel mir dann wieder das Stachelschwein ein, bzw. die Fehlermeldungen und meine Sorgen steigerten sich in deutliches Unbehagen.
Jetzt kam mein OBD-Gerät zum Einsatz und konnte zumindest einige Fehlermeldungen auslesen. Bezüglich der Bremsen war lediglich der Kontakt zu den Sensoren weg, also nicht schlimm.
Bezüglich des Motors konnte das Gerät nicht alle Fehlermeldungen beschreiben, aber so viel, dass das Abgasreinigungssystem nicht mehr funktionierte.
Das hat irgendwann zu Folge, dass der Motor in den Notlauf geht und man nur noch ca. 50km hat, dann bleibt er stehen!
Das OBD Diagnose-Gerät kann ich nur empfehlen, steht ja auch in meiner Vorbereitungs-Liste. Zumindest hat man dann einen Anhaltspunkt, wo man suchen muss, alleine mit den Kontrollleuchten kommt man nicht weiter.

Ich wollte nur noch weg Richtung Anchorage zur Mercedes-Werkstatt, das sind immerhin gut 350km.

Nach 150 km machten wir eine Pause und ich legte mich mit Taschenlampe unter das Bimo, ich wurde immer nervöser und rappeliger. Da sah ich dann erst richtig die Bescherung.
Das Stachelschwein hat sich wohl geschubbert, unglaublich, wie hart die Stacheln sein müssen und wo die überall hin gekommen sind!
Unterbodenschutz und Farbe waren teils bis zum Metall abgerubbelt. Etliche Kabelstränge waren durchbohrt. Hierbei hatten wir noch richtig Glück gehabt, dass die Achsmanschetten und die Hydraulik für die Servo nichts abbekommen hatten.

Stachelschwein Kabelschaden

Stachelschwein Kabelschaden

Einen Fehler, also durchbohrtes Kabel für die Bremsen hatte ich gefunden und repariert, hatte aber nichts genutz.
Die durchtrennten Kabel für die Abgasreinigung hatte ich zusammengefriemelt, zumindest war dann die Fehlermeldung bei laufenden Motor verschwunden. Das hätte ganz übel enden können, denn wenn der DPF einmal voll ist und nicht ausgebrannt werden kann, ist die Fahrt zu Ende.

18.07.2017 – Anchorage – 287 km

Das Bimo schnurrte ohne Mucken und wir sind gleich zu TrailerCraft, einer Mercedes/Sprinter-Vertretung in Anchorage.
Nach freundlichem Empfang bekamen wir sogar gleich einen Termin für den Folgetag.

Abends sind wir noch ein wenig herum gefahren und hatten uns den Flughafen für die Wasserflugzeuge angesehen. Übernachtet beim Cabelas, Junge, was stand da eine Horde Wohnmobile herum.

Landung

Landung

Wasserflugzeug

Wasserflugzeug

19.07.2017 – Turnagain Arm Fjord – 50 km

Frühes Aufstehen war angesagt und zu TrailerCraft, die Gott sei Dank nicht weit weg waren.

Reparatur bei TrailerCraft

Reparatur bei TrailerCraft

Zum frühen Nachmittag war das Bimo fertig. Dauerte natürlich etwas, da wir so dazwischen geschoben wurden und immer mal wieder jemand dran gearbeitet hatte.
Das Kabel für die AddBlue-Steuerung wurde gewechselt, meine Frickeleien proffessionell ersetzt. Es wurden zwei weitere Schäden an den Kabeln entdeckt, die für die noch vorhandene Fehlermeldung gesorgt hatten und zusätzlich noch die Achsmanschetten und die der Lenkung überprüft. Der Spaß kostete dann um 400,- Euro, geht eigentlich.
Ich sage mal danke an TrailerCraft für die unkomplizierte und hilfsbereite Abwicklung!

Nach dem Einkauf von Unterbodenschutz und Kleinkram sind wir dann am Turnagain Arm Fjord den Seward Hwy runter Richtung Süden und hatten uns einfach irgendwo auf einen Parkplatz mit herrlicher Aussicht gestellt.
Die Landschaft mit den schneebedeckten Bergen ist schon grandios. Leider hatten wir mal wieder Sauwetter und die Schönheit war nur zu erahnen. Obwohl, auch so hatte das was, iwie gespenstisch.

Turnagain Arm

Turnagain Arm

Der Clip bis hierher, ca. 6:40 min

Der Clip bis hierher, ca. min

Gefahrene km: 13.858
Gelaufene km:       357

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